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Welche Rolle ein "Kuhkaff" in Österreich in neuem Streaming-Hit spielt

Das gibt es in der Woche vom 4. bis 10. April zu sehen: Eine der besten Streaming-Serien überhaupt geht in die 10. Saison, in Washington klärt eine schwarze Miss Marple einen Mord im Weißen Haus auf und in "Holland" kommt Nicole Kidman einem Geheimnis auf die Spur.

Und wo ist jetzt die Leiche? Das fragt sich nicht nur Uza Aduba als Cordelia Cupp (vorne)
Und wo ist jetzt die Leiche? Das fragt sich nicht nur Uza Aduba als Cordelia Cupp (vorne)
ERIN SIMKIN/NETFLIX
Martin Kubesch
Akt. Uhr
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"Das hier ist schließlich kein Kuhkaff in Österreich im 19. Jahrhundert, wo man Glas bläst, Glühwein trinkt und nach Kamin riecht."
Aber Hallo, wie sprechen denn die im Weißen Haus da über Österreich? Aber keine Sorge, in der neuen, wirklich gelungenen Cozy-Crime-Serie "The Residence" sitzt kein Donald Trump im Weißen Haus und auch das übrige Personal ist wesentlich gelungener als in Echt.

Wem der Sinn eher nach richtiger Krimi-Spannung steht, dem sein die dritte Staffel der nach wie vor fabelhaften Serie "Bosch: Legacy" nach den Büchern des ehemaligen Polizeireporters Michael Connelly wärmstens empfohlen. Die Serie (sowie ihr Vorgänger "Bosch") gehört seit mittlerweile 10 Jahren mit zum Besten, was die Streaming-Welt zu bieten hat.

Außerdem sehenswert: Michelle Williams als unheilbar an Krebs Erkrankte, die endlich guten Sex erleben möchte, ehe es vorbei ist. Nicole Kidman als skeptische Lehrerin in einer spooky US-Kleinsradt nach holländischem Vorbild. Und Seth Rogan als gutmütig-tollpatschiger Neo-Studioboss in Hollywood. Ihnen eine herausragende Streaming-Woche mit diesen neuen Filmen und Serien:

Geht zum vorerst letzten Mal als Privatschnüffler auf Verbrecherjagd: Harry Bosch (Titus Welliver) in Staffel 3 von "Bosch: Legacy"
Geht zum vorerst letzten Mal als Privatschnüffler auf Verbrecherjagd: Harry Bosch (Titus Welliver) in Staffel 3 von "Bosch: Legacy"
Greg Gayne/Prime

"Bosch: Legacy" Staffel 3 / Amazon Prime

Worum geht's Hieronymus "Harry" Bosch (Titus Welliver) war früher Detective beim LAPD, ehe er den Job an den Nagel hängte und sich als Privatdetektiv selbständig machte. Da die Staffeln inhaltlich aufeinander aufbauen, soll jetzt nur weiterlesen, wer die 7 "Bosch"-Staffeln bereits kennt und auch die ersten beiden Staffeln von "Bosch: Legacy" gesehen hat.

Staffel 3 von "Legacy" schließt mehr oder weniger nahtlos an die Vorgänger-Staffel an. Serienvergewaltiger Dockweiler, der Boschs Tochter Maddie (Madison Lintz) entführt hat, von Harry gejagt und geschnappt wurde und schließlich im Gefängnis ums Leben kam, kehrt förmlich aus dem Grab zurück, als ein Gangster behauptet, den Vergewaltiger im Auftrag von Bosch getötet zu haben.

Maddie, die von den Ereignissen schwer traumatisiert ist, möchte dennoch ihre Ausbildung beim LAPD weiter absolvieren, während es die Strafverteidigerin Honey Chandler (Mimi Rogers) in die Politik zieht. Und Harry muss sich nicht nur mit den Mordauftrags-Anschuldigungen auseinandersetzen, sondern sich zudem auch den Geistern seiner eigenen Militärvergangenheit stellen.

Weshalb es sich lohnt Sämtliche bislang 10 Staffeln "Bosch" bzw. "Bosch: Legacy" basieren auf den hervorragenden Polizeiromanen des US-Schriftstellers Michael Connelly, der auch die Vorlagen zur Netflix-Serie "The Lincoln Lawyer" liefert. Die beiden "Bosch"-Serien folgen den Büchern Connellys dabei nicht sklavisch, sondern mischen immer Elemente mehrerer Bücher gekonnt zusammen.

Staffel 3 ist um keinen Deut schwächer als die Vorgänger, man merkt, dass hier seit 10 Jahren ein eingeschworenes Team mit ruhiger Hand sein Ding durchzieht. Ohne Zweifel nicht nur eine der langlebigsten, sondern auch eine der besten Streaming-Serien überhaupt.

Die 3. wird gleichzeitig auch die letzte Staffel des "Legacy"-Spin-Offs sein, doch für weiteren Nachschub ist gesorgt. Der nächste "Bosch"-Ableger wird sich auf die Polizistin Renée Ballard fokussieren, die eine eigene Buchreihe von Connelly gewidmet bekommen hat, dabei aber immer wieder auch mit Bosch zusammen arbeitet.

"Bosch: Legacy," Staffel 3, USA 2025, 10 Episoden à 45-50 Min., Ep. 1-6 online, Ep. 7+8 ab 10. April, Ep. 9+10 ab 17. April, Amazon Prime

Der Tote beim Staatsbankett: Uzo Aduba hat jede Menge heikle Verdächtige
Der Tote beim Staatsbankett: Uzo Aduba hat jede Menge heikle Verdächtige
JESSICA BROOKS/NETFLIX

"The Residence" / Netflix

Worum geht's Bei einem Staatsbankett im Weißen Haus kommt es zu einem Todesfall: A. B. Wynter (Giancarlo Esposito), der Chief Usher des Hauses, liegt plötzlich tot da – und so gut wie alle könnten es gewesen sein: Die Angestellten, die anwesenden Politiker, die 141 Gäste an diesem Abend. Da ist guter Rat teuer.

Doch glücklicherweise ist auch der Polizeichef von Washington unter den Gästen – und der setzt seine beste Ermittlerin auf den Fall an: Cordelia Cupp (Uzo Aduba), eine Art dunkelhäutige Miss Marple in exzentrischen Tweedklamotten. Vogelbeobachterin, Zynikerin – und schlicht genial im erkennen (falscher) Spuren und Hinweise.

Weshalb es sich lohnt "Wir könnten das Weiße Haus neu erfinden und seine heutige Bedeutung. Das hier ist schließlich kein Kuhkaff in Österreich im 19. Jahrhundert, wo man Glas bläst, Glühwein trinkt und nach Kamin riecht. Das ist Amerika." Dass sagt die "Sozialsekretärin" des Weißen Hauses, Lilly Schumacher (Molly Griggs) in der dritten Episode von "The Residence" – und dass sie damit unserem Land und dem Bild, das man in den USA davon hat, ein gutes Zeugnis ausstellt, kann man nicht behaupten.

Doch das Sprechtempo und die Gag-Dichte bei "The Residence" ist dermaßen hoch, dass man schon ausgeschlafen sein muss, um so viele Pointen wie möglich mitzubekommen. Das und die teils abenteuerlichen Kamerafahrten, dazu ein ebenso vergnüglicher wie verstrickter Plot machen diese frische Mischung aus Agatha Christie, "Knives Out" und "Only Murders In The Building" zu einer der unterhaltsamsten Krimi-Serien des Jahres. Nicht entgehen lassen!

"The Residence", USA 2025, 8 Episoden à ca. 45-90 Minuten, Netflix

Gehen fortan gemeinsam durch Leben: Molly (Michelle Williams, r.) und ihre beste Freundin Nikki (Jenny Slate) in "Dying for Sex"
Gehen fortan gemeinsam durch Leben: Molly (Michelle Williams, r.) und ihre beste Freundin Nikki (Jenny Slate) in "Dying for Sex"
Disney+

"Dying for Sex" / Disney+

Worum geht's Molly (Michelle Williams) hat Brustkrebs und die Ärzte machen ihr keine Hoffnungen, dass ihr mehr als ein paar Jahre bleiben. Doch anstatt sich nur auf die Therapie zu konzentrieren und sich von der Welt zurück zu ziehen, verlässt Molly ihren zwar lieben und aufopferungsvollen, aber unendlich langweiligen und sie bevormundenden Ehemann und zieht zu ihrer besten Freundin Nikki. Fortan kümmert die sich um Mollys Therapie-Koordination, während sich die Todkranke vor allem einer Sache verschreibt: Der Suche nach gutem, erfüllendem Sex. Denn den hat sie bislang noch nie erlebt – und das möchte sie nachholen, ehe sie für immer gehen muss.

Weshalb es sich lohnt Die Serie basiert auf der Lebensgeschichte der echten krebskranken Molly und ihrer ebenso echten besten Freundin Nikki, was die ganze Sache nicht nur extrem authentisch, sondern vor allem auch sehr kitschfrei und erfrischend offen macht. Die Chemie zwischen Michelle Williams und Jenny Slate ist großartig und bei aller Bedrücktheit, die sich automatisch immer wieder einstellt, macht es dennoch uneingeschränkt Freude, dieser Geschichte zu folgen. Berührend und sehr gut umgesetzt.

"Dying for Sex", USA 2025, 8 Episoden à ca. 30 Minuten, Disney+

"Wie macht man einen Film erfolgreich?" Seth Rogan und Catherine O'Hara ("Schitt'S Creek") in "The Studio"
"Wie macht man einen Film erfolgreich?" Seth Rogan und Catherine O'Hara ("Schitt'S Creek") in "The Studio"
Apple TV+

"The Studio" / Apple TV+

Worum geht's Die Continental Filmstudios haben schon bessere Zeiten gesehen. Um das Ruder herumzureißen und wieder Geld in die Kassa zu spülen, macht Studioboss Griffin Mill (Bryan Cranston, u. a. "Breaking Bad" und "Malcolm mittendrin") seinen Angestellten Matt Remick (Seth Rogen) zum Chef der Filmproduktion. Dieser versteht sich als Cineast und hat ganz klare Vorstellungen davon, wie ein guter Film auszusehen hat – doch leider lässt sich mit Idealismus nur bedingt viel Geld einspielen …

Weshalb es sich lohnt Wenn sich Hollywood über Hollywood lustig macht, dann ist das immer ein zweischneidiges Schwert. Es kann Großartiges dabei entstehen (etwa Robert Altmans "The Player"), Durchwachsenes (z. B. Frank Oz' Bowfingers große Nummer") oder echter Mist. "The Studio" reiht sich irgendwo im oberen Drittel ein. Nicht absolut fabelhaft, aber ganz weit weg von mistig – und vor allem wirklich ziemlich lustig , dafür sorgt schon Seth Rogen als idealistisch-tollpatschiger Chefproducer.

Was die Serie aber über viele andere Hollywood-Nabelschauen hinausragen lässt, sind die Auftritte echter Hollywood-Größen. Allein in den ersten Episoden sind Regielegende Martin Scorcese (u.a. "wie ein wilder Stier", "Taxi Driver", "Good Fellas") und Blockbuster-Regisseur Ron Howard (u.a. "Apollo 13", "Drive") als sie selbst im Einsatz. Mehr braucht es eigentlich gar nicht, um Filmfreunden die Tränen in die Augen zu treiben.

"The Studio", USA 2025, 10 Episoden à ca. 25-45 Minuten, Episoden 1-3 online, ab 9. April jede Woche eine weitere Episode, Apple TV+

"Verbirgt er etwas? Was verbirgt er vor mir?" Nancy (Nicole Kidman) und ihr Ehemann Harry (Matthew Macfadyen) bei der abendlichen Routine
"Verbirgt er etwas? Was verbirgt er vor mir?" Nancy (Nicole Kidman) und ihr Ehemann Harry (Matthew Macfadyen) bei der abendlichen Routine
Courtesy of Prime

"Holland" / Amazon Prime

Worum geht's In der von niederländischen Emigranten gegründeten Kleinstadt Holland in Michigan sieht es aus wie in einer Minimundus-Version der echten Niederlande. Tulpenfelder, Windmühlen, ein Tulpenfest und holländische Trachten. Hier arbeitet Nancy Vandergroot (Nicole Kidman) als Lehrerin und lebt ein beschauliches Leben mit Ehemann Harry (Matthew Macfadyen) und Sohn. Während ihre Burschen an einer Modellbahnanlage herumbasteln, kocht und bäckt Nancy und alles ist eitel Wonne.

Bis sie einen fremden Ohrring findet und beginnt, ihren Mann der Untreue zu verdächtigen. Gemeinsam mit ihrem feschen Kollegen Dave (Gael García Bernal) beginnt sie, ihrem Mann hinterher zu schnüffeln – und kommt einem wesentlich größeren Geheimnis auf die Spur, als sie selbst vermutet hätte …

Weshalb es sich lohnt "Holland" von Regisseurin Mimi Cave spielt gekonnt mit dem Schrecken allzu großer Biederkeit und arbeitet die Brüche in besonders glatten Fassaden heraus. Dass die Geschichte natürlich vollkommen abgedreht und unrealistisch ist, tut dabei nichts zur Sache, stilistisch ist das Ganze wirklich gut gelungen. Und auch wenn der letzte Twist des Films nicht wirklich zündet, bleibt eine unheilvolle Atmosphäre und eine ebenso spielfreudige wie ziemlich gespenstische Nicole Kidman, die hier auch produziert hat.

"Holland", USA 2025, 108 Minuten, Amazon Prime

Schnipseln nicht nur gemeinsam an Patienten herum: Xander (Colin Woodell) und Danny (Willa Fitzgerald) im größten Traumazentrum von Miami: "Pulse"
Schnipseln nicht nur gemeinsam an Patienten herum: Xander (Colin Woodell) und Danny (Willa Fitzgerald) im größten Traumazentrum von Miami: "Pulse"
Jeff Neumann/Netflix 2024

"Pulse" / Netflix

Worum geht's Danielle "Danny" Simms (Willa Fitzgerald) arbeitet als Assistenzärztin im größten Traumazentrum von Miami. Als ihr Boss Xander Phillips (Colin Woodell) suspendiert wird, befördert man Danny zur neuen Chefärztin. Dass die beiden heimlich ein Verhltnis miteinander haben, macht die ganze Sache nicht leichter. Da zieht draußen ein massiver Hurrikan auf, das Krankenhaus wird geschlossen und die beiden sitzen mit hunderten Patienten fest.

Weshalb es sich lohnt Arztserien funktionieren ohnehin so gut wie immer. Und diese zieht ihren Reiz aus der Chemie zwischen den Hauptdarstellern, den vielen Neben-Storys bei Patienten und Klinikpersonal sowie den schönen Bildern von Miami Beach. Keine große Serien-Kunst, aber sehr professionell und spannend umgesetzt – für Zwischendurch eine Empfehlung.

"Pulse", USA 2025, 10 Episoden à ca. 45 Min., Netflix

Akt. Uhr
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