Podcast-Interview
"Wenn man sich den Wahlkampf anschaut, das ist wirklich arm"
Josef Kalina begleitete zwei Kanzler durch Wahlkämpfe. Was er dabei erlebte, wie er die aktuellen Duelle sieht. Und wen er wählt.
Josef Kalina kennt die Politik aus allen Perspektiven. Er war SPÖ-Geschäftsführer, Kanzlersprecher, Journalist, Bundesrat, heute ist er PR-Berater. Im Podcast-Interview erklärt er, warum er den aktuellen Wahlkampf "arm" findet, wie Politiker inszeniert werden müssen und warum er trotz allem am 29. September trotz allem wieder SPÖ wählt. Und: Wie das damals wirklich war mit Kanzler Viktor Klima im Hochwassergebiet in Gummistiefeln: erfolgreich, auch wenn kein Hubschrauber dabei war.
Josef Kalina über:
Wahlkämpfe "Es geht darum, und das verstehen viele Politiker nicht: Der Köder muss dem Fisch schmecken und die Fische sind die Wählerinnen und Wähler. Der Wahlkampf, sprich die Zeit vor einer Wahl, das ist keine Zeit für Überzeugungsarbeit, sondern das ist eine Zeit für Mobilisierung und auf einen Tag hinarbeiten."
Was dabei wichtig ist "Bildlich gesprochen ist es, wie wenn der Billa nur einmal offen hat und einmal verkaufen darf. Um das geht es bei der Wahl. Man muss verstehen, dass das eine Dramaturgie braucht, eine Inszenierung, eine Mischung aus Programmatik und Marketing. Das ist nicht so leicht, das merkt man jetzt, wenn man sich den Wahlkampf anschaut. Das ist wirklich arm."
Den Auftritt des Kanzlers in Gummistiefeln "Wäre Viktor Klima Kanzler geblieben, wäre dieses Bild als eines der Erfolgsmodelle dieser super inszenierenden Spindoktoren, wie wir uns damals überheblicherweise genannt haben, bezeichnet worden."
Die Rolle von Plakaten im Wahlkampf "Es ist ein Zusammenspiel all dieser Instrumente, die man als Partei hat, Medienarbeit, Mobilisierungsarbeit mit der eigenen Partei, die Leute auf die Straße schicken. Das Plakat hat die Signalwirkung, die Leute immer daran zu erinnern, an der Wahl teilzunehmen."
Wen er wählt "Ich bin Stammwähler, Sozialdemokrat. Ich da möchte dir was Ernstes dazu sagen. Ich bin ein Kind aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater war Straßenbahner. Ich war der Erste in der ganzen großen Familie, der Matura machen durfte. Der Vater hat immer gesagt, wenn er nicht lernt, dann macht er eine Lehre. Das war ein Ansporn. Ich habe dieses Gefühl in meiner Familie miterlebt, wir sind wer, durch Kreisky und die Politik der Sozialdemokratie. Ich bin mit dem sehr verbunden."