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Alles neu! Das ändert sich jetzt wirklich für Ihre Kreditkarte
Card Complete wurde verkauft. Deshalb brauchen bis zu 400.000 Österreicher bis Ende Dezember eine neue Kreditkarte, obwohl die alte noch gültig ist. Wer betroffen ist, worauf man achten muss, was mit Sonderkonditionen passiert, ob Spezialkarten verfallen.

Sie sind die Eintrittskarte ins digitale Geschäfte, wer online Geld loswerden möchte, kommt an Kreditkarten nicht vorbei. Denn sie sind simpel in der Handhabung, werden von jedem seriösen Onlineshop akzeptiert und begleichen gleichzeitig auch in der analogen Welt die allermeisten Rechnungen, egal ob beim Supermarkt ums Eck oder in einem Restaurant am anderen Ende der Erde.
Immer mehr Funktionen Neben der Bezahl-Funktion verfügen die meisten Kreditkarten inzwischen über unzählige Zusatz-Features: Versicherungen, Bonusprogramme für Waren und Dienstleistungen, Sicherheitsleistungen, Ermäßigungen oder Services wie Concierge- und Assistenz-Dienste. Kurzum: Ohne Kreditkarte kommt man heute nicht mehr weit, weder online noch offline.

Die Kreditkarten werden neu gemischt Dass nun die Nachricht vom Verkauf eines der größten Kreditkarten-Dienstes in Österreich für Verwirrung bei vielen Kunden sorgt, ist angesichts dessen nur logisch. Was der Eigentümerwechsel für Kartenbesitzer bedeutet, auf welche Änderungen sich diese einstellen müssen und ob Kreditkarten dadurch künftig teurer werden. Hier alle relevanten Infos:
Was ist passiert, das nun für Verwirrung sorgt?
Am Montag, dem 17. Februar, wurde bekannt, dass die Mehrheit der Firma Card Complete verkauft wird, und zwar an ein Unternehmen im Besitz des gebürtigen Kasachen und nunmehrigen britischen Staatsbürgers Arif Babayev, der in Großbritannien einen eigenen Zahlungsdienstleister namens DNA Payments mitbegründet hat und mit diesem in den deutschsprachigen Raum expandieren möchte.
Okay, und in China ist zur selben Zeit ein Sack Reis umgefallen …
Nein, so einfach kann man das nicht abtun. Denn einerseits ist Card Complete einer der größten Kreditkarten-Dienstleister Österreichs, der etwa 1 Million Kreditkarten für seine Kunden betreut. Und andererseits waren an dem Unternehmen bislang vor allem zwei der größten heimischen Banken beteiligt, nämlich die Bank Austria und die Raiffeisen Bank International (RBI).
Und das heißt was?
RBI und Bank Austria verkaufen eben nun ihre Card Complete-Anteile (50,1 Prozent hielt die Bank Austria, 25 Prozent die RBI) und wollen bei ihrem Ausstieg "ihre" Leute mitnehmen. Also jene Bankkunden, die ihre Kreditkarte über Card Complete erhalten haben.

Um wie viele Kunden geht es da?
Card Complete macht dazu keine Angaben. Bei der Bank Austria ist von 330.000 Kunden die Rede, die ihre Kreditkarte bisher über Card Complete bezogen haben. Von der RBI gibt es ebenfalls keine Zahl, man kann aber davon ausgehen, dass insgesamt bis zu 400.000 Österreicher betroffen sind.
Mit anderen Worten – was heißt das konkret?
Dass bis zu 400.000 Österreicher in den nächsten Monaten außertourlich eine neue Kreditkarte benötigen werden.
Weshalb ist das so?
Vorbehaltlich der Genehmigung des Verkaufs durch die zuständige Aufsichtsbehörde, endet die Kooperation zwischen den beiden Banken und Card Complete Ende dieses Jahres. Das heißt, dass alle Kreditkarten, die von Card Complete an Kunden von Bank Austria und RBI ausgegeben worden sind, ihre Gültigkeit am 31. Dezember 2025 verlieren.
Auch wenn die Karten eine längere Laufzeit hätten?
Ja, auch dann. Am 31. Dezember ist Schluss, wer bis dahin keine neue Kreditkarte hat, steht am 1. Jänner mit leeren Händen da.
Was soll man als betroffener Kunde also tun?
Im Moment ist es nicht nötig, irgend etwas zu unternehmen. Die beteiligten Unternehmen, also Card Complete und die beiden Banken, wollen alle von diesem Schritt betroffenen Kunden in den nächsten Wochen darüber im Detail informieren und ihnen gleichzeitig Angebote für neue Kreditkarten offerieren.
Moment: Man sperrt den Kunden ihre Kreditkarten per Ende des Jahres und bietet ihnen gleichzeitig neue an?
Genau so ist es. Im Grunde geht es für die Banken darum, ein größeres Stück vom Kuchen zu bekommen. Also mehr von den Gebühren, die von den Kreditkartenkunden bezahlt werden, zu behalten.

Zwischenfrage: Wie funktioniert das Kreditkartengeschäft eigentlich?
Auf den ersten Blick erscheint es relativ komplex, ist aber im Grunde ziemlich einfach. Der Inhaber einer Kreditkarte benutzt diese, um einen Kauf zu tätigen. Von der Summe, mit der er seine Karte belastet, zwackt sich in der Folge jeder, der an der Abwicklung dieses Geschäftes beteiligt ist, ein bisschen was ab.
Ganz konkret: Wer bekommt was, wenn ich mit Kreditkarte bezahle?
- Der Reihe nach: Der Kunde hat eine Kreditkarte und bezahlt damit ein Produkt oder eine Leistung.
- Der Händler, bei dem der Kunde einkauft, reicht den offenen Betrag an einen Zahlungsabwickler wie z.B. Card Complete oder Paylife (die beiden größten Zahlungsabwickler in Österreich) weiter.
- Der Zahlungsabwickler (z.B. Card Complete) reicht diese Forderung an die Bank des Kunden weiter, die diesem die Kreditkarte ausgegeben hat.
- Die Bank bezahlt die offene Summe, abzüglich einer Gebühr für ihren Administrationsaufwand, an den Zahlungsabwickler.
- Der Zahlungsabwickler überweist eine weitere Gebühr an den Anbieter der Kreditkarte, da dieser das Zahlungsnetzwerk zu Verfügung stellt, über das diese Transaktionen laufen. Die bekanntesten Anbieter sind Visa, Mastercard, American Express und Diners Club.
- Schließlich behält der Zahlungsdienstleister auch für seinen eigenen Aufwand eine Gebühr ein und reicht das verbliebene Geld an den Händler weiter, bei dem der Kunde eingekauft hat.
- Der Händler erhält am Ende dieser Zahlungskette den von ihm in Rechnung gestellten Betrag, abzüglich der diversen Bearbeitungsgebühren, die für gewöhnlich maximal 3 Prozent der Verkaufssumme ausmachen. Das erklärt auch, warum viele Händler Kreditkartenzahlungen erst ab einer bestimmten Umsatzhöhe akzeptieren.
- Die Bank stellt die von ihr bereitgestellte Gesamtsumme (also inklusive sämtlicher Gebühren) ihrem Kunden zum vereinbarten Zeitpunkt in Rechnung – üblicherweise im Folgemonat. Begleicht der Kunde die offene Summe nicht sofort, fallen zusätzlich Zinsen (üblicherweise 10 bis 20 Prozent der offenen Summe) an.
- Zudem verrechnet die Bank eine jährliche Kreditkarten-Gebühr für die Bereitstellung aller Dienstleistungen.
- Wird mit der Kreditkarte Bargeld behoben oder werden Käufe in anderen Währungen getätigt, fallen weitere Zusatz-Gebühren an.
- Auch die diversen Zusatzleistungen (Versicherungen, Bonus- bzw. Cashback-Programme) einer Karte sind keine Gratis-Leistung der Bank oder des Kreditkartenanbieters, sondern werden mit den Jahresgebühren bezahlt.

Was heißt das unter dem Strich?
Das heißt, dass das Geschäft mit Kreditkarten für alle Beteiligten, außer dem Kunden und dem Händler, ein sehr gutes Geschäft ist, mit dem sich in Summe viel verdienen lässt.
Und was haben Kunden und Händler von diesem System?
Der Kunde hat finanzielle Flexibilität. Und der Händler macht einem Kunden einen Kauf schmackhafter, wenn die finanzielle Abwicklung rasch und unkompliziert per Kartenzahlung vonstatten geht. Das ist schon ein paar Prozent an Gebühren wert.
Okay, alles klar. Was ist jetzt also der Plan von Bank Austria und RBI?
Sie möchten, wie gesagt, ein größeres Stück von diesem Kuchen für sich selbst haben. Also kicken sie den Zahlungsdienstleister, eben Card Complete, aus der Kette hinaus und werden alle diese Abwicklungen künftig selbst durchführen.
Das funktioniert aber nur, wenn die Kunden bei ihnen Kreditkarten haben, richtig?
Korrekt. Deshalb wurde bei den Verkaufsverhandlungen eben festgelegt, dass die Kreditkarten jener Kunden, die von RBI und Bank Austria an die Card Complete herangetragen wurden, Ende 2025 ablaufen. Und bis dahin möchten die Banken ihren Kunden gute Angebote für eigene Kreditkarten machen.
Wie wird das geschehen?
Vereinbart ist, dass diese Kunden von ihrer Bank und von Card Complete gemeinsam über die weiteren Schritte informiert werden.

Wann passiert das?
Damit soll möglichst bald, jedenfalls noch in der ersten Jahreshälfte, begonnen werden. Beide Banken wollen ihren Kunden Angebote für eigene Kreditkarten machen, die dann eben direkt von den Banken verwaltet werden. Card Complete als Zwischenhändler fällt weg. Es ist davon auszugehen, dass es zumindest das eine oder andere Zuckerl für diesen Wechsel geben wird. Unterm Strich wird dennoch mehr in der Kassa von RBI und Bank Austria bleiben als bisher.
Und das ist auch der Grund für diesen Verkauf?
Ja, auch wenn es im Unternehmens-Sprech blumiger klingt: "Die strategischen Ausrichtungen der Eigentümerbanken bezüglich der Ausgabe von Kreditkarten wurden angepasst. (…) Resultierend daraus wurde (…) der Verkauf der Card Complete beschlossen."
Weiß man bereits etwas über die neuen Kreditkarten von Bank Austria und RBI?
Die Bank Austria möchte ab 3. März ihre eigenen Kreditkarten anbieten. Bei der RBI ist man bereits ein wenig weiter, hier stehen die Angebote bereits jetzt online.
Weshalb ist hier eigentlich immer nur von der Raiffeisen Bank International die Rede? Ich bin Kunde bei einer Raiffeisen Regionalbank und habe auch eine Raiffeisen-Kreditkarte …
Das liegt an der genossenschaftlichen Struktur der Raiffeisen. Alle kleinen Regionalbanken der Raiffeisen besitzen die einzelnen Landesbanken. Und die Landesbanken wiederum besitzen die RBI (die früher übrigens Raiffeisen Zentralbank geheißen hat). Aber der Einfachheit halber, laufen alle Kreditkarten für alle Regionalbanken über die RBI.

Werden sich die neuen Angebote der beiden Banken von den bisherigen Kreditkarten unterscheiden?
Die Banken sind auf jeden Fall bemüht, bessere Angebote zu schnüren, als es sie bislang gab. Das kann etwa über den Preis sein, oder über weitere zusätzliche Services. Oder über ganz neue Features, wie es sie bislang noch gar nicht gab.
Wovon sprechen wir hier?
Die Bank Austria hat angekündigt, als erster Anbieter in Österreich sogenannte "Touch Cards" zu offerieren. Diese haben eine kleine, aber deutlich fühlbare Einkerbung an einer Seite, um blinden und sehbehinderten Menschen das Hantieren mit den Karten zu erleichtern. Es wird zwei Arten von Einkerbungen geben, eine runde, "weiche" für Debit-Karten und eine kantige, "harte" für Kreditkarten.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Kreditkarte und einer Debitkarte?
Kreditkarten werden für gewöhnlich nur einmal im Monat abgerechnet und bieten ihren Besitzern bis dahin eben einen kurzfristigen Kredit an. Zudem offerieren sie, wie oben beschrieben, oft viele weitere Features wie Versicherungen und Bonusprogramme. Debitkarten sind heute das, was früher "Bankomatkarte" geheißen hat. Hier erfolgt die Überweisung des bezahlten Betrages vom eigenen Konto unmittelbar oder spätestens am Tag nach einer Transaktion. Zudem sind damit Bargeldbehebungen an Geldautomaten möglich – ein Service, der bei Kreditkarten für gewöhnlich extra eingerichtet werden muss.
Welche Kreditkarten werden von den beiden Banken künftig angeboten werden?
Die RBI bietet Visa und Mastercard, Bank Austria nur Mastercard.

Wie unterscheiden sich diese beiden Kartenanbieter eigentlich?
Visa und Mastercard unterscheiden sich nur in Nuancen. Etwas anders sieht die Situation bei American Express oder Diners Club aus. Diese beiden Karten sind zwar in Nordamerika sehr stark, in Europa aber eher unterrepräsentiert im Vergleich mit Visa und Mastercard. Das wirkt sich vor allem bei der Anzahl der Unternehmen und Betriebe, die diese Karten akzeptieren, manchmal aus.
Wenn ich mich für eine neue Kreditkarte von RBI oder Bank Austria entscheide, wie geht es dann weiter?
Es wird ein neuer Vertrag abgeschlossen und ab dem Moment, wo die neue Karte aktiviert wird, ist die alte Kreditkarte ungültig.
Muss ich diese neue Karte dann auch neu hinterlegen, etwa bei Internet-Zahlungsdienstleistern wie PayPal?
Ja, jede neue Karte muss neu hinterlegt werden, daran führt kein Weg vorbei. Das ist genau so, wenn eine Karte abläuft und man eine neue bekommt – die Nummer bleibt zwar gleich, aber das Ablaufdatum muss erneuert werden.
Und kann man sich seinen PIN mitnehmen?
An sich wird meistens die Möglichkeit eines Wunsch-Pins angeboten. Aber im Einzelfall ist das mit dem jeweiligen Betreuer zu klären.
Ich hatte mir für meine Kreditkarte Sonderkonditionen ausgehandelt. Was muss ich tun, um diese jetzt wieder zu bekommen?
Am besten mit dem Bankberater sprechen, mit dem Sie schon bisher Ihre Kreditkarten-Themen besprochen haben. Jede Bank hat ihre eigene Kulanz-Politik. Aber automatisch werden Sonderkonditionen vermutlich nicht übernommen werden, man muss es ansprechen.

Habe ich als Kunde sonst noch irgendwelche Vorteile, wenn ich eine Bank Austria- oder RBI-Kreditkarte nehme?
Man wird dann künftig seine Kreditkarten-Umsätze in der jeweiligen Bank-App sehen können, das war bislang nicht möglich. Auch kann man alle Kreditkarten-Themen gleich direkt mit seinem Bankberater klären. Zudem wird es künftig möglich sein, Apple Pay oder Google Pay zu installieren.
Was sind Apple Pay bzw. Google Pay?
Mobile Zahlungssysteme, die es ermöglichen, kontaktlos mit dem Smartphone oder der Smartwatch zu bezahlen. Für beide Dienste muss eine Kredit- oder Debit-Karte in der jeweiligen Wallet-App (Apple Wallet oder Google Wallet) des Smartphones hinzufügt werden. Bislang ist dieser Service bei Card Complete nicht möglich gewesen.
Okay, ganz was anderes: Ich habe eine ÖAMTC-Clubkarte mit Kreditkartenfunktion – ändert sich für mich jetzt etwas durch den Verkauf von Card Complete?
Nein, für alle Besitzer von anderen Kreditkarten wie Diners Club oder auch von Kombi-Karten wie etwa die ÖAMTC-Karte oder die Miles & More-Karte der Austrian Airlines ändert sich durch den Verkauf von Card Complete rein gar nichts.
Und was ist mit all den anderen Karten, die bislang von Card Complete betreut wurden? American Express? JCB? UnionPay?
Auch hier ändert sich gar nichts und alle Services und Dienstleistungen werden auch weiter wie bisher von der Card Complete durchgeführt.

Aber eine Visa- oder Mastercard-Kreditkarte bekomme ich nur mehr bei der RBI oder der Bank Austria?
Nein! Selbstverständlich wird Card Complete auch künftig Karten von Visa oder Mastercard ausgeben. Auch andere Banken geben weiterhin Karten von Visa und Mastercard aus, etwa die Erste Bank, die bereits seit 2007 die meisten ihrer Kreditkarten in Eigenregie und ohne einen eigenen Zahlungsabwickler betreut. Die Erste war übrigens auch die Erste, die 2019 Apple Pay umgesetzt hat.
Muss ich eigentlich zu einer Bank gehen, um eine Kreditkarte zu erhalten?
Nein, man benötigt nicht unbedingt eine Bank als Vermittler, sondern kann sich auch selbst eine Kreditkarte organisieren, etwa direkt bei Card Complete. Auf der Homepage des Unternehmens ist die gesamte Angebotspalette zu sehen und man kann die Karte seiner Wahl auch gleich direkt online beantragen. Man benötigt nur eine Bankverbindung und ein Konto, von dem aus die offenen Kreditkarten-Rechnungen beglichen werden können.

Wie ist das eigentlich: Nimmt die Zahl der Kreditkarten weltweit zu oder ab?
Sie nimmt stark zu, da sich immer mehr Handel und Zahlungsverkehr ins Internet verlagert. Weltweit waren im Jahr 2019 mehr als 23 Milliarden (!) Kreditkarten im Einsatz. Inzwischen geht man bereits von etwa 31 Milliarden aktiven Kreditkarten aus – wobei der Schwerpunkt der Verbreitung vor allem in Nordamerika liegt.
Und wie ist die Situation in Österreich?
Vergleichsweise moderater, aber ebenso ansteigend. Bei uns wuchs die Zahl der im Umlauf befindlichen Kreditkarten von etwa 2,8 Millionen im Jahr 2013 auf gut 3,4 Millionen 10 Jahre später. Und parallel mit der Anzahl hat sich auch die Nutzung von Kreditkarten deutlich erhöht. Das Zahlungsvolumen in Österreich hat sich in den vergangenen 10 Jahren vervierfacht, was nahezu ausschließlich auf die Zunahme des Online-Handels zurückgeführt werden kann.