NASA-forschung
Astrophysiker sagt: Wir sind nicht allein im All (wahrscheinlich)
Für die NASA forscht Adam Frank seit 2019 nach außerirdischen Lebensformen. In seinem neuen Buch berichtet er, wie die Suche läuft.
Es sind die drei großen Fragen, die uns mehr beschäftigen als alles andere, seit sich die Menschheit den Urschlamm abgewaschen hat: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und sind wir ganz alleine, oder könnte irgendwo da draußen noch etwas sein?
Die erste Frage, das Woher, darf als geklärt gelten, die Genese des Menschen von einem Haufen Mikroben zum Status quo ist wissenschaftlich längst nachvollziehbar. Die Frage nach dem Wohin wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben – es gibt dazu wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso wie spirituelle Vorstellungen, und letztlich wird jeder selbst die Erfahrung machen, was geschieht, wenn die letzte Stunde geschlagen hat.
Ist da jemand? Bleibt die Frage, ob wir das Universum ganz für uns alleine haben, oder ob wir es am Ende doch mit anderen Lebensformen teilen müssen. Darauf eine Antwort zu finden, ist das Arbeitsgebiet von Adam Frank. Der Amerikaner, Jahrgang 1962, ist Astrophysiker an der Universität von Rochester und gilt als Kapazität auf dem Gebiet der Entstehung und des Sterbens von Sternen und Planeten. Und seit 2019 leitet Adam Frank eine Arbeitsgruppe der US-Weltraumbehörde NASA, die sogenannte "Technosignaturen" auf fremden Planeten auffangen und erkennen soll. Kurz gesagt: Der Astrophysiker sucht nach Beweisen für Leben in den unendlichen Weiten des Universums.
Ein Whirlpool im Ozean Die Suche nach Hinweisen auf außerirdisches Leben hat zwar bereits vor 60 Jahren begonnen, für Adam Frank steckt sie allerdings nach wie vor in den Kinderschuhen: "Das lag zum einen an den mangelhaften technischen Möglichkeiten, zum anderen auch an einer chronischen Unterfinanzierung – es gab einfach nie genügend Geld dafür", resümiert der Forscher. Dass man so nicht fündig werden kann, sei klar: "Wenn der Himmel, der nach Leben durchsucht werden muss, ein Ozean ist, dann haben die Forscher bisher in einem Whirlpool herumgeplanscht", sagt Adam Frank. "Wir haben einfach nicht wirklich danach gesucht."
Wann, wenn nicht jetzt? Gleichzeitig sieht er jetzt den idealen Zeitpunkt gekommen, die Suche zu intensivieren. Neue, immer größere und bessere Teleskope, spähen mit einer nie gekannten Präzision ins All. Künstliche Intelligenz ist in der Lage, unvorstellbar große Datenmengen in relativ kurzer Zeit nach Hinweisen auf mögliches Leben zu durchforsten. Und nicht zuletzt hat sich auch das Suchmuster der Forscher wesentlich verfeinert: Es wird heute nach anderen Hinweisen gesucht, als das bisher der Fall gewesen ist.
Zwischenbilanz In seinem neuen Buch "Leben im All" (der wesentlich originellere englische Titel lautet übrigens "Little Book Of Aliens"), das dieser Tage erscheint, zieht Adam Frank nach gut vier Jahren Arbeit für die NASA eine Zwischenbilanz, sagt wonach überhaupt gesucht wird und weshalb diese Frage für uns so wichtig ist. Adam Frank über …
Ob es außerirdisches Leben gibt
Es gibt ein einziges Beispiel dafür, dass sich Leben im Universum entwickelt hat, und das ist die Erde. Und es benötigt sehr spezielle Umstände, damit sich Leben entwickeln kann, jedenfalls soweit wir es bislang wissen: Die Oberflächentemperatur muss zwischen dem Gefrier- und dem Siedepunkt von Wasser liegen, es braucht zudem Energie in Form von Licht und Wärme, um mikrobiologische Prozesse anzustoßen – wir nennen das schmale Fenster, wo diese Faktoren zusammenkommen, die "Goldlöckchenzone". Und der Planet muss außerdem lange genug existieren, damit das Leben auch genügend Zeit hat, überhaupt zu entstehen. Auf der Erde hat es vier Milliarden Jahre gedauert, bis sich aus den ersten organischen Verbindungen jene Vielfalt entwickelt hat, wie wir sie heute kennen.
Weshalb nur auf bestimmten Planeten Leben entstehen kann
Sterne erzeugen ihr eigenes Licht und Wärme durch Kernfusion, deshalb leuchten sie auch. Planeten bewegen sich in Umlaufbahnen um Sterne und leuchten nicht, deshalb entdeckt man sie auch nicht so einfach. Nach heutigem Wissensstand kann sich nur auf Planeten theoretisch Leben entwickeln. In unserem Sonnensystem etwa sind nur auf der Erde sind die Bedingungen so, dass sich Leben entwickeln konnte. Auf der Venus beträgt die Durchschnittstemperatur auf der Oberfläche 450 Grad und den Planeten umhüllt eine 20 Kilometer dicke Wolkenschicht, wodurch nur zwei Prozent des Sonnenlichtes die Oberfläche treffen.
Wie groß die Chance ist, extra-terrestrisches Leben zu finden
Bis in die 1990er-Jahre wussten wir nicht einmal sicher, ob es außerhalb unseres Sonnensystems überhaupt Planeten gibt, der erste wurde 1995 entdeckt. Diese Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nennt man Exoplaneten. Mittlerweile sind mehr als 5000 dieser Exoplaneten entdeckt worden. Und wir gehen heute davon aus, dass so gut wieder jeder Stern da draußen auch Planeten um sich schart. Das würde bedeuten, dass es im gesamten Universum, soweit wir es bisher erblicken können, etwa zehn Milliarden Billionen Planeten gibt (das ist eine 1 mit 22 Nullen). Und wir wissen auch, dass sich etwa 20 bis 25 Prozent der Planeten am richtigen Ort für die Entstehung von Leben befinden. Die Chance, dass sich bei so vielen Möglichkeiten niemals irgendwo sonst Leben entwickelt hat, ist äußerst gering.
Wonach bei der Suche nach außerirdischem Leben konkret gesucht wird
Früher wurde primär versucht, irgendwelche Signale einzufangen, die möglicherweise intelligenten Ursprungs hätten sein können. Heute wissen wir schon relativ genau, welche Exoplaneten in "Goldlöckchenzonen" liegen, also auf welchen die Entstehung von Leben theoretisch möglich wäre. Da wird konkret nach sogenannten BioSignaturen gesucht, also Spuren die darauf hindeuten, dass es irgendwelches Leben auf dem Planeten gibt. Ein Astronom, der etwa aus einem anderen Sternensystem heraus die Erde erforscht, würde Sauerstoff und Methan in der Atmosphäre sehen und könnte daraus auf bestehendes Leben auf dem Planeten schließen. Solche Biosphären können wir mittlerweile mit unseren Weltraumteleskopen bei kleinen, erdähnlichen Exoplaneten erforschen.
Welchen Zweck die Arbeit bei der NASA hat
Seit einigen Jahren wird, zusätzlich zur Suche nach Bio-Signaturen, auch nach Techno-Signaturen auf Exoplaneten gefahndet. Damit ist alles gemeint, was nicht durch biologische Entwicklung entstanden ist, sondern von einer Zivilisation hergestellt worden ist. Das ist der konkrete Suchauftrag der NASA: Nach Techno-Signaturen suchen, die auf das Vorhandensein einer fortgeschrittenen Zivilisation schließen lassen. Ob diese Zivilisation jetzt noch da ist oder inzwischen untergegangen ist, ist dabei nebensächlich, denn anders als Bio-Signaturen bleiben die technischen Zeugnisse einer Zivilisation bestehen, auch wenn das Leben verschwunden sein sollte.
Ob es nun Aliens gibt
Man kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass es Aliens zumindest irgendwann gegeben hat. Unser Universum ist knapp 14 Milliarden Jahre alt, die Erde ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt. Setzt man diese Zeitspanne in ein Verhältnis zur Zahl an Planeten im Universum, auf denen zumindest theoretisch Leben entstehen kann bzw. konnte, dann ist es nahezu unmöglich, dass sich nicht bereits irgendwo Leben oder auch eine Zivilisation gebildet hat. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass im Laufe der kosmischen Geschichte bereits viele Milliarden wenn nicht sogar Billionen Zivilisationen entstanden sind.
Was von den Alien-Sichtungen auf der Erde zu halten ist
Das hat zuletzt wieder eine Dynamik bekommen, weil das US-Militär selbst an die Öffentlichkeit gegangen ist mit Sichtungen und Wahrnehmungen, für die man keine logischen Erklärungen gefunden hat. Aber wenn es eine intelligente außerirdische Spezies wirklich schaffen sollte, Lichtjahre zu überwinden, um die Erde zu besuchen, dann wäre es sehr ungewöhnlich, wenn sich diese Spezies nicht vor ein paar Flugzeugen der Air Force verbergen könnte. Viel wahrscheinlicher ist, dass das Flugobjekte von anderen Staaten sind, die quasi als Agent Provocateur die Piloten dazu verleiten sollen, ihre elektronischen Kapazitäten aufzudecken, um diese auszuspionieren. Die USA haben das in den Sechzigerjahren genauso gemacht, um die Empfindlichkeit sowjetischer Radarsysteme zu testen.
"Leben im All – Was wir wirklich über außerirdisches Leben wissen" von Adam Frank, Heyne Verlag 2024, € 18,50