Stefan Verra

Bablers Körpersprache: "Viele Bewegungen gehen nach unten"

Nach der Pressestunde: Körpersprachen Experte Stefan Verra analysiert SPÖ-Chef Andreas Babler.

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Am Sonntag war Andreas Babler Gast in der ORF-Pressestunde, es war sein erst zweiter Auftritt in diesem Format. Er wolle "kein Messias sein", sagte er als Reaktion auf Doris Bures. Die Zweite Nationalratspräsidentin hatte in einem "Presse"-Interview gemeint, es sei kein gutes Rezept, "einem falschen Messias nachzulaufen". Das wurde als Spitze gegen den aktuellen Parteivorsitzenden interpretiert. Ich bin ein Gegenmodell eines Messias", sagte Babler, es sei gut, wenn man vom Personenkult wegkomme. Die Kommunikation in der SPÖ aber "wäre noch professioneller ausbaubar".

Platz 1 bei der Nationalratswahl im September hält er für "erreichbar", das Nein zu einer Koalition mit der FPÖ  sei "unverrückbar", bei allen anderen Parteien sei man "offen", auch bei der ÖVP – ein Meinungswandel. Er stellte sich gegen eine Herabsetzung der Strafmündigkeit, Kinder einzusperren hätte nur die Folge, dass diese "auf der schiefen Bahn bleiben".

Babler wünscht sich weiter eine Arbeitszeitverküzung, einen Mietpreisdeckel, eine Gaspreisbremse und ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Bei der Migration sieht er "Fehler und Aufgabenstellungen", es gebe "Problemzonen", "Parallelgesellschaften" und "Ghettoisierung". In den vergangenen Jahren sei aber fast durchgehend die ÖVP für den Bereich verantwortlich gewesen.

Babler redete merkbar langsamer, bemühte sich um Verständlichkeit. Körpersprache-Experte Stefan Verra beobachtete Auftritte des SPÖ-Chefs über Monate. Was er gut kann, was weniger, hier die Analyse:

Wie Körpersprache Begeisterung ausdrückt
Es gibt einfache Regeln in der Körpersprache. Eine ist: Begeisterung geht immer nach oben, das heißt die Arme gehen nach oben, Augenbrauen, Mundwinkeln gehen nach oben, wenn eine Fußballmannschaft das Tor geschossen hat, reißen sie die Hände in die Höhe. Deswegen gehen auch so wenig Begeisterungsprünge nach unten.

Was Babler da falsch macht
Er hat sehr viele Bewegungen, die nach unten gehen. Die Mundwinkel gehen oft nach unten, der Kopf geht nach unten, alles geht nach unten. Bei seinen Reden macht er es zwar rhetorisch großartig, aber es ist immer ein Bemühen, wenn er plötzlich nach oben geht.

SPÖ-Chef Andreas Babler mit dem designierten Bürgermeister in Salzburg, Bernhard Auinger (SPÖ), nach dem Wahlsieg am 24. März 2024
SPÖ-Chef Andreas Babler mit dem designierten Bürgermeister in Salzburg, Bernhard Auinger (SPÖ), nach dem Wahlsieg am 24. März 2024
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Was an Bablers Körpersprache auffällt
Er hätte ein riesengroßes Potenzial und er macht jetzt schon etwas klug. Seine Körpersprache, wenn man das jetzt so klischeehaft sagt, ist ja nicht die Körpersprache der ersten Reihe, sondern es ist genau die Körpersprache, die der traditionelle sozialdemokratische Wähler, die Wählerin auch hat. Das sind die, von denen er so viel redet, vom Semperitwerk, von den Leuten, die am Band stehen. Und genau das Gleiche macht er auch. Es ist jetzt nicht so, dass er der Strahlemann wäre, die Rampensau, er profitiert einfach, dass er sich sehr stark assimiliert mit seiner Wählerschicht.

Was dabei das Problem ist
Er schließt damit alle anderen aus und jetzt kommt noch was dazu, etwas auf einer Metaebene. Früher hat man gesagt, die Sozialdemokratie ermöglicht es dir, nach oben zu kommen. Er zementiert aber die Sozialdemokratie auch mit seiner Körpersprache da unten ein. Ein Mensch, der es geschafft hat, der geht mit einer leicht erhobenen Körpersprache nach außen.

Was an seinem Redestil auffällt
Er nutzt rhetorisch sehr geschickt eine Technik, das ist die griechische Form der Anapher. Er beginnt sehr oft mit dem gleichen Satz, sehr leise und wird dann am Ende dieser kurzen Aussagen immer lauter. Das heiß, man nimmt die Leute immer mehr mit und je mehr ich das mache, desto mehr Begeisterung entsteht während so einer 15- bis 20-minütigen Rede in einem großen Saal. Also da muss man wirklich neidlos sagen, rein technisch macht er das ausnehmend gut.

Stefan Verra ist einer der gefragtesten Körpersprache-Experten in Europa, Bestsellerautor (aktuell "Warum Frauen oft nicht ernst genommen werden und Männer unfreiwillig Single sind") und Gastdozent an Unis. Er spricht jährlich vor über 100.000 Menschen.

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