Arbeiten starten

Beginnt hier die Demontage des Böhler-Krankenhauses?

Streit um Wiener Traditionsspital wird immer wilder. Die MedUni wehrt sich gegen eine Übersiedlung, die Ärztekammer will einen runden Tisch. Kommt die Schließung der Schließung?

Arbeiten am 4. März 2024 im Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus, das geschlossen werden soll
Arbeiten am 4. März 2024 im Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus, das geschlossen werden soll
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Christian Nusser
Akt. Uhr
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Montagabend, 22 Uhr: Plötzlich tauchen im früheren Lorenz Böhler Krankenhaus, dem heutigen "AUVA-Traumazentrum Wien", in der Brigittenau sechs Arbeiter auf. Sie tragen Leitern und halten Pläne des Hauses in der Hand. Die verblüfften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Spitals, die noch anwesend sind, staunen. Die Arbeiter klettern auf die Leitern und beginnen die Decke abzuhängen. Auf Nachfrage sagen sie, das erfolge im Auftrag von AUVA-Generaldirektor Alexander Bernart (überprüfen lässt sich das nicht). Jedenfalls sollen die Stahlträger des Gebäudes kontrolliert werden.

Das wirft neue Fragen auf: Beginnt hier bereits die Demontage des Gebäudes? Oder wird nach einem Ausweg gesucht, wie man doch eine Sanierung ohne Schließung zustande bringen könnte.

Ärger auf Info-Veranstaltung Höhepunkt des nächsten Chaostages im Wiener Unfallspital, mittlerweile ist der Streit um die Schließung zu einem Kampf jeder gegen jeden mutiert. Um 8.30 Uhr findet eine Informationsveranstaltung des AUVA-Managements für die Belegschaft statt. Erst am Mittwoch der vergangenen Woche hatte die Belegschaft erfahren, dass ihr Haus für zumindest ein Jahr geschlossen werden soll und dann – wenn überhaupt, was viele bezweifeln – als eine Art Unfall-Schmalspurklinik zurückkehren soll. Der offizielle Grund für die Schließung: Brandschutz. Seit zehn Jahren bekannt, nun brisant.

Mit diesen Plänen tauchten die Arbeiter am Montagabend im Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus auf
Mit diesen Plänen tauchten die Arbeiter am Montagabend im Wiener Lorenz Böhler Krankenhaus auf
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Das AUVA Traumazentrum Lorenz Böhler soll (vorübergehend?) zugesperrt werden
Das AUVA Traumazentrum Lorenz Böhler soll (vorübergehend?) zugesperrt werden
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"Bla Bla Bla" Die Informationen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben dürftig. Aber offenbar beginnt die Übersiedlung der "Böhler-Teams" ins AKH und ins Unfallspital Meidling zu wackeln. AUVA-Generaldirektor Bernart schiebt der Stadt Wien dafür den Schwarzen Peter zu. Zu den Übersiedelungen bekomme man immer wieder unterschiedliche Antworten. Die Wut der Mitarbeiter auf der Versammlung steigt. Nur "Bla Bla Bla" habe es gegeben, sagt einer danach, "wir werden verarscht", ein anderer. Fragen nach Kündigungen, garantierter Rückkehr an den Standort, Aufteilung der Teams bleiben unbeantwortet.

Keiner will schuld sein Der schwarze Peter wollte nicht der Schwarze Peter sein. Am Rande einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema wehrte sich der Wiener Gesundheitsstadt Peter Hacker (SPÖ) gegen die AUVA-Vorwürfe, wenn auch mit zarter Hand. In der Kommunikationsstrategie der AUVA sei noch "Luft nach oben", sagte er. Der ebenfalls anwesende Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) spricht ebenfalls von "suboptimaler Kommunikation, um es vorsichtig zu formulieren". 

Brief von Rektor der MedUni Und dann gibt es ja auch noch AKH und MedUni Wien. Die MedUni stellt das ärztliche Personal für die 30 Universitätskliniken im Allgemeinen Krankenhaus. Das AKH soll bekanntlich zum Quartiergeber für einige Teams aus dem Lorenz Böhler Krankenhaus werden. Markus Müller, Rektor der MedUni, wandte sich am Montag in einem Schreiben an die Belegschaft des Hauses. Man sei erst am 28. Februar nachmittags von den Plänen informiert worden. Auch darüber, dass eine permanente Schließung des "AUVA-Traumazentrum Wien" (TZLB) vulgo "Böhler" im Raum stehe. "Eine Integration", mutmaßt Müller, sei "nicht ohne weiteres möglich".

"Spannungsfeld" Und der MedUni-Rektor schreibt weiter:
- "Abgesehen von formalen Aspekten besteht an mehreren Kliniken derzeit ein lang bekannter und gut dokumentierter Mangel an Pflegekräften und OP-Kapazität, welcher einer dringenden Lösung bedarf und nicht durch Pläne im Zusammenhang mit dem TZLB weiter konterkariert werden darf."
- "Die formalisierte Zusammenarbeit der Stadt und des TZLB als 'Fakultätsklinikum' einer Privatuniversität stellt ein erhebliches Spannungsfeld dar." Gemeint ist die im Dezember beschlossene Zusammenarbeit des Wiener Gesundheitsverbundes mit der Sigmund Freud PrivatUniversität, die von der MedUni hochproblematisch gesehen wird.
"Weshalb die Stadt eine Lösung am Standort MedUni Wien-AKH sucht und nicht an anderen Wiener Spitälern ist derzeit noch unklar."

Wird alles gestoppt? Nun scheint alles möglich. Die Ärztekammer will, dass alle Pläne zunächst einmal auf Eis gelegt werden und fordert einen runden Tisch mit AUVA-Führung, Betriebsrat, Stadt und Ärztlicher Leitung des Standorts in der Brigittenau. Bis dahin solle von etwaigen Schließungs- und Übersiedlungsabsichten Abstand genommen werden.

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