Der neue Boom

Bitcoin durchbricht Schallmauer: Soll ich noch einsteigen?

Erstmals über 100.000 Dollar. Wie Donald Trump der Kryptowährung zu einem neuen Höhenflug verhalf, was sie über Bitcoins wissen müssen und ob sich damit noch Geld verdienen lässt. Börsen-Expertin Monika Rosen klärt auf.

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Die eingefleischte Fangemeinde hat schon länger darauf gewartet, Anfang Dezember ist Bitcoin dann tatsächlich über die Marke von 100.000 Dollar gesprungen. Damit reiht sich die Kryptowährung ein in die Liste der Anlageklassen, die seit dem Wahlsieg von Donald Trump scheinbar Party ohne Ende machen.

Aber abgesehen von dieser runden, sicherlich schlagzeilenträchtigen Zahl: Wie salonfähig wird Bitcoin in Zukunft sein? Werden wir irgendwann statt Dollarzeichen Bitcoins in den Pupillen haben? Und dann natürlich die Frage aller Fragen: wie hoch kann der Kurs noch klettern? Hier die (gar nicht kryptischen) Antworten:

Beginnen wir mit den Basics: was heißt Krypto?
Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet verbergen, auch schützen. Letztlich geht es im Fall von Bitcoin um eine Verschlüsselung, damit Sicherheit bzw. auch Anonymität im Internet gewährleistet ist.

sie war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig
sie war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig
Helmut Graf

Wie lautet eine genaue Definition von Kryptowährungen?
Kryptowährungen sind digital erzeugte Geldeinheiten. Sie basieren auf dezentralen Computernetzwerken, den sogenannten Blockchains. Diese Blockchains verwenden eine starke Verschlüsselungstechnik (siehe oben). Sie das System funktioniert, erfahren Sie hier.

Warum wurden Kryptowährungen überhaupt ins Leben gerufen?
Der Gedanke einer Kryptowährung entstand ursprünglich während der Finanzkrise des Jahres 2008. Man wollte ein Zahlungsmittel schaffen, das keinen Zwischenschritt über einen Finanzdienstleister braucht, sondern direkt zwischen den beiden Parteien (Zahler und Empfänger) funktioniert. Es handelt sich also von der Idee her um eine Art digitales Bargeld.

Man sagt, Kryptowährungen hätten etwas Anarchisches. Stimmt das?
Ursprünglich auf alle Fälle. Es ging darum, ein online Zahlungssystem zu schaffen, das abseits der klassischen "Bankenwelt" funktioniert. Und tatsächlich weiß bis heute niemand, wer Bitcoin wirklich erfunden hat.

Gleichzeitig gewinnt Bitcoin immer mehr an Akzeptanz, oder?
Ja, im Jänner 2024 wurden in den USA ETFs (Exchange Traded Funds) zugelassen, die in Bitcoin investieren. Damit wird die Kryptowährung auch für jene Einzelanleger zugänglich, die Bitcoin nicht direkt kaufen, sondern nur vom Kursanstieg profitieren wollen.

Die Bitcoin-Kursentwicklung seit 2016 (Wechselkurs Bitcoin – Dollar)
Die Bitcoin-Kursentwicklung seit 2016 (Wechselkurs Bitcoin – Dollar)
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Wie verträgt sich das mit der Idee des Anarchischen?
Das ist ein Widerspruch, den alle Rebellen irgendwann lösen müssen: je mehr Akzeptanz ihre Idee bekommt, umso mehr geht der anarchische Nimbus verloren ….

Kryptowährungen wollten ursprünglich digitale Zahlungsmittel sein. Inwieweit wurde dieses Ziel erreicht?
Nur sehr bedingt. Das hat mit den hohen Kursschwankungen zu tun. Die Deutsche Bundesbank liefert auf ihrer Homepage dazu ausführliche Erklärungen. Geld muss gut teilbar, wertbeständig und allgemein akzeptiert sein.

Gut teilbar wäre Bitcoin ja, aber es ist nicht wirklich wertbeständig und weit davon entfernt, allgemein akzeptiert zu sein. Und selbst wenn heute ein Unternehmen Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert, gibt es keine Garantie, dass das auch in Zukunft so sein wird. Diese Funktion erfüllt nur Geld, sprich eine echte Währung.

Wie könnte man Bitcoin, bzw. Kryptowährungen insgesamt, also stattdessen bezeichnen?
Als digitale Anlageform. Man kann in Kryptowährungen investieren, muss sich aber des sehr hohen Risikos bewusst sein. Die Schwankungen waren in der Vergangenheit enorm. Zu Jahresbeginn 2022 notierte Bitcoin bei knapp 50.000 Dollar, bis zum Sommer war der Kurs auf etwas über 16.000 Dollar eingebrochen. Das muss man als Anleger schon auch aushalten.

Trump will eine strategische Bitcoin Reserve anlegen, ähnlich der strategischen Ölreserve
Trump will eine strategische Bitcoin Reserve anlegen, ähnlich der strategischen Ölreserve
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Bitcoin ist also eine (risikoreiche) Investition, für die es zuletzt aber blendend lief, oder?
Ja, und das ist wieder einmal Donald Trump zu verdanken. Er hat sich schon im Wahlkampf für Bitcoin stark gemacht mit der Aussage, er wolle eine strategische Bitcoin Reserve anlegen, ähnlich der strategischen Ölreserve, die die USA ja ebenfalls haben. Außerdem soll die Regulierung rund um Kryptowährungen deutlich gelockert werden.

Gibt es dazu schon konkrete Hinweise, oder nur Ankündigungen?
Man kann den designierten Chef der US Wertpapieraufsicht (SEC, Securities and Exchange Commission) als positives Signal für die Krypto-Community sehen. Paul Atkins hat von 2002 bis 2008 bereits für die SEC gearbeitet, er hat einen lockeren Zugang zum Thema Regulierung und gilt als Verfechter von Kryptowährungen.

Bitcoin hat also heuer einen eindeutigen Lauf. Wie sieht der in Zahlen aus?
Die Kryptowährung hat seit Jahresbeginn 140 Prozent zugelegt, seit der US-Wahl vor einem Monat sind es immerhin allein fast 50 Prozent.

Eine Wechselstube für Bitcoins in Hongkong
Eine Wechselstube für Bitcoins in Hongkong
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Und wie hoch kann der Kurs noch steigen?
Da die Schwankungen bei Bitcoin enorm sind, sollte man sich hier eventuell auf die Charttechnik zurückziehen. Nach oben gilt ein Niveau um 130.000 als nächstes Kursziel. Die nächste Unterstützung nach unten sehen Chartisten bei etwas über 90.000.

Sollte Bitcoin also Teil eines diversifizierten Portfolios sein?
Das hängt ganz von der persönlichen Risikotoleranz ab. Bitcoin erlebte schon in der Vergangenheit starke Abstürze, aber auch Höhenflüge, so wie jetzt. Oft bewegt es sich parallel zu den ebenso risikoreichen Tech-Aktien.

Dabei sollte man aber eines nicht vergessen: bei einer Aktie, selbst bei der riskantesten, steht ein Unternehmen dahinter, das man analysieren kann. Das ist bei Kryptowährungen nicht der Fall. Fundamentale Aussagen sind hier nicht wirklich möglich, es ist eher eine Glaubensfrage.

Monika Rosen war mehr als 20 Jahre bei einer heimischen Großbank tätig, ist Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft und gefragte Spezialistin rund um alle Geldthemen

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