KriminalRätsel

Drei Babys in London ausgesetzt: Aber wo sind die Eltern?

Harry, Roman und Elsa haben dieselben Eltern, alle drei Kinder wurden innerhalb von sieben Jahren in London ausgesetzt, ein Mädchen eine Stunde nach der Geburt. Was dahinter steckt.

Baby Roman wurde im Jänner 2019 ausgesetzt
Baby Roman wurde im Jänner 2019 ausgesetzt
Metropolitan Police
Newsflix Redaktion
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Es war die kälteste Nacht des Jahres, in London hatte es am 18. Jänner 2024 unter null Grad. Eine Frau führte an diesem Dienstag ihren Hund äußerln. An der Kreuzung Greenway und High Street South stieß sie um 21.13 Uhr auf eine Einkaufstasche und als sie die Tasche öffnete, fand sie darin ein Baby, eingewickelt in ein Handtuch, etwas unterkühlt, aber quietschfidel. Die Nabelschnur war noch vorhanden, Ärzte schätzten später, dass die Geburt nicht länger als eine Stunde davor stattgefunden hatte.

Die wahre Überraschung offenbarte sich allerdings zweieinhalb Monate später. Eine DNA-Abgleich ergab im April, dass "Elsa", so wurde das Findelbaby nach der Heldin im Kinohit "Frozen" genannt, zwei Geschwister hat und beide waren ebenfalls ausgesetzt worden. Das Rätsel um die drei Babys, zwei Mädchen, ein Bub, alle drei schwarz, beschäftigt seither die britische Öffentlichkeit. Was man über den rätselhaften Fall weiß:

Wann wurde das erste Baby ausgesetzt?
Am 17. September 2017, ein Sonntag. Der Bub, später Harry genannt, wurde um 8.20 Uhr in der Früh in einem Park in der Nähe der Balaam Street in Newsham gefunden.

Wie lange dauerte es, bis Baby Nr. 2 gefunden wurde?
16 Monate. Am 31. Jänner 2019 entdeckte ein Mann, der mit seine Hund unterwegs ist, Baby Roman, ein Mädchen, in einem Kinderspielplatz in der Roman Road. Diesmal nicht in der Früh, sondern um 22.15 Uhr. Beide Findlinge wurden inzwischen adoptiert und tragen andere Vornamen.

Baby Harry wurde im September 2017 gefunden
Baby Harry wurde im September 2017 gefunden
Metropolitan Police

Wusste man, dass die Eltern ident sind?
Ja, ein DNA-Test übergab eine Übereinstimmung, aber die Nachforschungen brachten nichts. Polizisten klopften an viele Türen, die zahlreichen öffentlichen Kameras in beiden Gegenden wurden ausgewertet. Nichts! Die Auffindeorte liegen nicht in der Nähe, sondern über eine Stunde Fußmarsch voneinander entfernt.

Wie war das nun bei Baby Elsa?
Wieder wurde die Gegend abgeklappert, nun aber auch ein Aufruf in den Medien gestartet, es gab am Tatort sogar eine Pressekonferenz, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Eine Woche später wandte sich die Politei erneut an die Medien, diesmal mit der Beschreibung einer möglichen Zeugin, möglicherweise aber mehr. Eine Frau mit einem langen, dunklen Mantel, einem bunten Schal und einem Rucksack. Sie war kurz vor dem Auffinden von Elsa an der Kreuzung gesehen worden.

Was war diesmal anders?
Der Auffindeort der letzten beiden Babys liegt in unmittelbarer Nähe. Das nährt die Vermutung, dass zumindest die Mutter in der Gegend wohnt, da Elsa unmittelbar nach der Geburt abgelegt wurde.

Die Polizei zögerte, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen
Die Polizei zögerte, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen
Picturedesk

Was vermutet die Polizei?
Sie glaubt, dass die Mutter In der Nähe blieb bis die Ambulanz mit Elsa Richtung Spital wegfuhr. Es dürfte sich um eine "verdeckte Schwangerschaft" handeln, die unmittelbare Umgebung dürfte davon nichts mitbekommen haben.

Warum sorgt der Fall in Großbritannien für Debatten?
Weil sich die Zuständigen uneins waren, ob man ihn öffentlich machen sollte. Die örtlichen Behörden und das "Children and Family Court Advisory and Support Service" (Cafcass) stellten sich dagegen, man wolle Mütter in Notsituation nicht "unabsichtlich dazu ermutigen, ungewollte Babys an öffentlichen Orten auszusetzen“. Die Metropolitan Police verhielt sich neutral.

Wie kam es dann an die Öffentlichkeit?
In Großbritannien erlaubt das Medienrecht bei Erwachsenen so ziemlich alles, bei Minderjährigen ist es dafür umso strenger. Allerdings läuft derzeit ein Transparenz-Pilotprojekt, an dem mehrere Familiengerichte teilnehmen, auch jenes in East London. Die ranghöchste Richterin am Familiengericht East London stimmte der Veröffentlichung zu. "Das Aussetzen eines Babys ist in diesem Land ein sehr, sehr ungewöhnliches Ereignis", sagte sie und fügte hinzu, dass aus diesem Grund ein erhebliches öffentliches Interesse an solchen Fällen bestehe.

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