anschlag bei berlin

"Dumm": Warum Öko-Aktivisten Tesla den Strom abfackelten

Die linksextreme "Vulkangruppe" legte mit einem Brandanschlag das Werk von Elon Musk in Deutschland lahm. Die Hintergründe und welche Folgen das haben kann.

Kampf gegen die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide, Brandenburg: Die ehemalige Seenotretterin Carola Rackete im Protestcamp
Kampf gegen die Erweiterung des Tesla-Werks in Grünheide, Brandenburg: Die ehemalige Seenotretterin Carola Rackete im Protestcamp
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Newsflix Redaktion
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Dienstagmorgen, 4.50 Uhr: ein lauter Knall erschreckt Fuchs und Hase in freier Wildbahn. Das Umspannwerk Steinfurt fängt Feuer, die Flammen greifen auf einen Hochspannungsmast über. Um 5.15 Uhr ist die Feuerwehr da, eine Weile später kommt die Polizei und das mit dem vollen Programm: Hubschrauber, Drohnenstaffel, über hundert Beamte, Diensthunde. Der brennende Hochspannungsmast steht frei im Feld, ist nicht umzäunt, ein "weiches Ziel", ein einfaches also, heißt das in Fachkreisen. Berlin liegt 40 Kilometer westlich, 10 Kilometer ist das Tesla-Werk in Grünheide, Brandenburg, entfernt. Die Fabrik von X-Milliardär Elon Musk ist der eigentliche Tatort. Den hatten die Brandstifter im Visier.

"Vulkangruppe" meldet sich Es dauert ein paar Stunden, dann taucht im Internet ein Bekennerschreiben auf. Eine Gruppierung, die sich "Vulkangruppe" nennt, brüstet sich mit dem Anschlag. "Wir haben heute Tesla sabotiert", heißt es in dem Papier. Das Unternehmen fresse "Erde, Ressourcen, Menschen, Arbeitskraft und spuckt dafür 6.000 SUVs, Killermaschinen und Monstertrucks pro Woche aus". Die Gruppe warf Tesla "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und fordert die "komplette Zerstörung der Gigafactory".

Nachtaufnahme der Tesla "Gigafactory" in Grünheide, Brandenburg: Das Werk steht nun still
Nachtaufnahme der Tesla "Gigafactory" in Grünheide, Brandenburg: Das Werk steht nun still
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Bürger mit Mehrheit dagegen Die "Gigafactory", also das Teslawerk, gibt es in Brandenburg seit 2022, umstritten war es immer. Nun will der US-Autohersteller ausbauen. Das Werksgelände soll von 300 Hektar auf 470 Hektar vergrößert werden. Ein neuer Güterbahnhof soll dazustoßen, eine Lagerhalle, ein Betriebskindergarten. Die Anwohner wollen das nicht. Sie stimmten bei einer Bürgerbefragung am 22. Februar mit 3.499 Stimmen gegen den Ausbau, 1.882 waren dafür. Rechtlich ist das irrelevant, aber es war ein Fingerzeig, vor allem offenbar für die "Vulkangruppe". Sie fühlt sich auf einer Mission.

Keine Räumung Am Donnerstag der vergangenen Woche hatten an die 100 Aktivisten der Initiative "Tesla Stoppen" den Wald in der Nähe des Tesla-Geländes besetzt, darunter Carola Rackete, bekannt als  Seenotretterin von Flüchtlingen. Die Umweltschützer bauten Zelte auf, errichteten zehn Baumhäuser, schnitten Holz, richteten sich offenbar für einen längeren Aufenthalt ein. Die Polizei ließ sie gewähren, erst Mitte März wäre die Räumung geplant, hört man.

Zwei Aktivisten-Gruppen Im Lager der Aktivisten sind viele Plakate zu sehen. "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge", ist auf einem zu lesen. Die Gruppe hat allerlei an Tesla zu kritisieren: Neben der Waldrodung vor allem den Lithiumabbau im Globalen Süden. Tesla braucht den Rohstoff für seine Batterien. MIt der "Vulkangruppe" will "Tesla Stoppen" nichts zu tun haben. Die initiative distanzierte sich von dem Anschlag. Ziel sei, die Erweiterung der Fabrik zu verhindern. "Dabei gefährden wir keine Menschenleben."

Nicht der erste Anschlag Die "Vulkangruppe" allerdings gilt als linksextrem, die Gruppe soll schon 2021 einen Brandanschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Baustelle verübt haben. Der Verfassungsschutz glaubt auch, das die "Vulkangruppe" hinter mehreren Brandanschlägen in den letzten Jahren in Berlin steckt.

Elon Musk, Tesla-Gründer und Eigentümer von X (früher Twitter), bei einer Veranstaltung der rechten Partei "Fratelli d'Italia" am 16. Dezember 2023 in Rom
Elon Musk, Tesla-Gründer und Eigentümer von X (früher Twitter), bei einer Veranstaltung der rechten Partei "Fratelli d'Italia" am 16. Dezember 2023 in Rom
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Produktionsstopp, hoher Millionenschaden Der Schaden im Tesla-Werk ist massiv. Die Bänder und Roboter werden nun eine Zeitlang stillstehen, pro Tag kann das Unternehmen mehr als 1.000 Fahrzeuge nicht produzieren. Der geschätzte Schaden ist enorm. Tesla spricht von einem "hohen neunstelligen Betrag", also von mehreren hundert Millionen Euro. Elon Musk wütete am Dienstag auf seinem Portal X, vormals Twitter: "Das sind entweder die dümmsten Öko-Terroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben." Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, sei "extrem dumm".

Ob das die Anwohner auch so sehen? Der Ausbau des Werkes ist nun jedenfalls in Schwebe. Die offizielle Bundespolitik fand am Dienstag deutliche Worte. "Ein solcher Anschlag auf unsere Strominfrastruktur ist eine schwere Straftat, die durch nichts zu rechtfertigen ist“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Ob das die lokale Politik auch so sieht? Die Karten für den Ausbau werden nach dem Anschlag neu gemischt. In Deutschland und in den USA.

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