"Opernsommer wien"
Große Oper vor dem Belvedere: Wien bekommt neues Festival
Für Opernfreunde war in Wien im Sommer bisher tote Hose. Ein Festival vor Schloss Belvedere ändert das jetzt. Los geht's am 1. Juli mit "Don Giovanni".
Die Situation ist schon einigermaßen skurril: Wien, das sich selbst gerne als "Welthauptstadt der Musik" sieht und zahlreiche Musiktheater beherbergt, von der imperialen Staatsoper bis zur intimen Kammeroper, ist just im Juli und August opernlos. Sämtliche Bühnen machen Sommerpause, die Mehrheit der Musiker und Darsteller hat Sommer-Engagements, von Salzburg und Bregenz über Niederösterreich bis zu Festivals wie etwa jenes in St. Margarethen im Burgenland.
Und die tausenden Touristen, die (auch) der Musik wegen im Sommer nach Wien kommen? Müssen sich mit Touristenkonzerten zufriedengeben, für die Verkäufer in Barock-Kostümen vor der Staatsoper oder dem Stephansdom die Karten verkaufen - oder Opern beim Filmfestival am Rathausplatz aus der Konserve genießen.
"Wiener Opernsommer Belvedere" Diesem für eine Weltstadt unhaltbaren Zustand macht nun eine Initiative ein Ende. Die "Freunde des Wiener Opernsommers" sind ein neugegründeter Verein, dem der Dirigent, Musiker und Unternehmer Joji Hattori vorsteht und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, der hochkulturellen Flaute eine frische Brise entgegenzusetzen. Und zwar in Form des "Wiener Opernsommers Belvedere", der ab 1. Juli vor dem Schloss des Prinzen Eugen über die Bühne gehen wird. Newsflix sagt, was Sie über das neue Opernevent im Hochsommer wissen müssen:
Was wird gespielt?
"Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart nach einem Libretto von Lorenzo da Ponte. Die Oper aus dem Jahr 1787 um den prototypischen Verführer, der seinem Eroberungsdrang alles unterordnet und dafür letztlich den höchsten Preis bezahlen muss, gilt nicht nur als Mozarts beste Oper, sondern generell als eine der bedeutendsten Opern aller Zeiten.
Wer spielt, wer singt?
Es spielt das Wiener Kammerorchester unter der Leitung des Intendanten, Joji Hattori. Regie führt der Deutsche Tenor und Regisseur Dominik Am Zehnhoff-Söns. Den Don Giovanni gibt Thomas Tatzl, ihm zur Seite stehen Andreas Hörl (Komtur), Nathalie Pena-Comas (Donna Anna), Johannes Bamberger (Don Ottavio), Martina Neubauer (Donna Elvira), Alexandre Beuchat bzw. Ejnar Colak (Leporello), Juliette Khalil bzw. Lisa Marie Leibitschnig (Zerlina) und Felix Pacher (Masetto). Intendant und Dirigent Joji Hattori: "Wir wollen eine Oper mit jungen Künstlern für junge Menschen inszenieren und dafür wollten wir die besten Sänger ihrer Generation."
Wie will man junge Zuseher ansprechen?
Die Oper wird gestrafft und etwas moderner inszeniert. Konkret werden sämtliche Rezitative, also der Sprechgesang zwischen den Arien, gestrichen, dafür werden neue Texte vorgetragen, die Zuschauer durch die Handlung führen und diverse Dinge erklären sollen. Es wird auf der Bühne auch einen Sprachen-Mix geben – die Arien werden italienisch gesungen, die Passagen dazwischen sind in Deutsch. Eine weitere Neuerung: Die Figur des Komtur, der – Achtung, Spoiler – bereits sehr früh in der Handlung getötet wird, wird danach weiterhin auf der Bühne bleiben und gleichsam aus dem Off die Suche nach seinem Mörder launig kommentieren.
Wie lange wird die Aufführung dauern?
Statt der üblichen drei, wird die Aufführung vor dem Belvedere zwei Stunden dauern. Die Oper besteht aus zwei Akten, nach etwa einer Stunde gibt es eine Pause.
Wo konkret wird gespielt?
Die Bühne wird an der Südseite des Oberen Belvederes errichtet, das ist jene Seite des Schlosses, die Richtung Gürtel und Hauptbahnhof liegt. Dabei wird die Bühne in die breite Stiege bzw. die Kutschenauffahrten integriert, rundherum werden bogenförmig etwa 20 Reihen an Sitzplätzen aufgestellt.
Wie viele Zuschauer werden Platz finden?
Insgesamt 1400 pro Vorstellung.
Wird das Orchester auch vor dem Schloss sitzen?
Nein, das ist aus Platzgründen nicht möglich. Das Orchester wird Indoor sitzen, im sogenannten Löwenzwinger. Von dort wird die Musik nach draußen übertragen, mit dem Gesang gemischt und über kleine Lautsprecher, so genannte Nahfeldlautsprecher, ausgestrahlt. Und damit die Sänger den Dirigenten sehen können, werden auf der Bühne mehrere Bildschirme stehen, auf die ein Livebild von Joji Hattori beim Dirigieren übertragen wird.
Wie viele Vorstellungen wird es geben?
Geplant sind zehn Vorstellungen. Die Premiere findet am 1. Juli statt, die weiteren geplanten Termine sind 4., 5. 6., 11., 12., 13. und 18., 19. und 20. Juli. Einlass ist jeweils um 18 Uhr, um 20 Uhr beginnt die Vorstellung, um 23 Uhr muss alles vorbei sein, nicht zuletzt aus Lärmschutzgründen.
Gibt es Verpflegung für die Gäste?
Ja, es werden verschiedene Foodtrucks bei den Vorstellungen zur Verfügung stehen.
Was ist mit Gästen, die kein Deutsch verstehen?
Es wird eine eigene App geben, über die fremdsprachige Gäste die Texte in ihrer Muttersprache verfolgen können.
Wird die Bühne das ganze Schloss verdecken?
Nein, es wird großer Wert darauf gelegt, dass das Belvedere auch weiterhin in all seiner Pracht für die tausenden Besucher pro Tag zu bewundern ist. Deshalb wird die Bühne, die von Manfred Waba gestaltet wird, auch nur sehr rudimentär sein und aus wenigen Requisiten und einem fixen Aufbau in der Mitte der Bühne bestehen, der so aussehen wird, als wäre es schon immer ein Teil des Schlosses gewesen. Nach Einbruch der Dunkelheit werden Projektionen auf die Schlossfassade geworfen und so wird die jeweils nötige Hintergrundstimmung erzeugt.
Was werden die Karten kosten?
Zwischen 69 und 149 Euro, für die ersten beiden Reihen gibt es VIP-Tickets um 249 Euro, hier ist auch ein Empfang mit einigen Künstlern in der Pause inkludiert.
Gibt es außerdem Ermäßigungen?
Es wird Ermäßigungen für Jugendliche, Studenten und Menschen mit Handicap geben. Außerdem werden pro Aufführung zehn Prozent der Tickets gratis an Sozialorganisationen vergeben, die diese an aus ihrer Sicht bedürftige Interessenten verteilen können.
Wann startet der Vorverkauf?
Er hat bereits begonnen, Karten können unter opernsommer.at erworben werden.
Wird der Park an der Südseite des Belvedere für die Dauer der Aufführungen gesperrt?
Nein, Parkbesucher können von den Gehwegen ebenfalls die Aufführung mitverfolgen, müssen allerdings den Park zur regulären Sperrstunde um 21 Uhr verlassen. Danach dürfen sich nur mehr die Opernzuschauer im Park des Belvedere aufhalten.
Wird es den "Wiener Opernsommer Belvedere" auch 2025 geben?
Wenn es nach dem Wunsch von Intendant Joji Hattori geht, dann wird der Opernsommer ein jährlicher Fixpunkt im Wiener Operngeschehen. Und da Bürgermeister Michael Ludwig den Ehrenschutz für die Veranstaltungsreihe übernommen hat, ist davon auszugehen, dass auch die Stadt großes Interesse an einer Fortführung der Idee hat.
"Wiener Opernsommer Belvedere", 1. bis 20. Juli 2024, insgesamt zehn Vorstellungen, Einlass 18 Uhr, Aufführungsbeginn 20 Uhr, Ende 23 Uhr, Tickets und Informationen unter opernsommer.at