troll-affäre

Hat wirklich der Kreml den Franzosen Bettwanzen geschickt?

Seit Herbst 2023 juckt Frankreich eine Invasion der Parasiten. Nun soll es stichhaltige Belege geben: Propaganda aus Russland steckt dahinter.

Nova, ein speziell trainierter, 15 Monate alter Working Cocker Spaniel, sucht in Magnac-Laval (Frankreich) nach Bettwanzen
Nova, ein speziell trainierter, 15 Monate alter Working Cocker Spaniel, sucht in Magnac-Laval (Frankreich) nach Bettwanzen
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Newsflix Redaktion
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Es juckte schon beim Lesen. Sie steckten in Hotelbetten, in den Sitzen der U-Bahn und der Busse, in den Sesseln im Kino. Wie aus dem Nichts heraus wurde Frankreich im September 2023 plötzlich von einer Bettwanzen-Plage befallen, die vermeintlich fast biblische Ausmaße annahm. Jetzt stellt sich heraus: Die Wanzen gab es tatsächlich, aber so arg viele, wie berichtet worden war, eventuell dann doch nicht. Trollfabriken aus Russland sollen aber der Phantasie auf die Sprünge geholfen haben.

Wanzen kamen mit Flüchtlingen Am 1. März trat der französische Europa-Staatssekretär Jean-Noël Barrot im TV-Sender TF 1 auf. Dabei wurde er auch auf Destabilisierungs-Versuche  aus Russland angesprochen. "Das Problem mit den Bettwanzen wurde in den sozialen Netzwerken künstlich verstärkt", sagte  Barrot. "Verantwortlich dafür waren Konten, bei denen festgestellt werden konnte, dass sie aus Russland stammen oder von Russland unterstützt werden. Das ging sogar so weit, dass eine Verbindung zwischen der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge und der Verbreitung von Bettwanzen hergestellt wurde."

Gefahr für Olympia Tatsächlich war das Netz von Herbst 2023 an "verwanzt" worden. Mit Videos, die Bettwanzen zeigten, privaten Aufnahmen, in unzähligen Postings und Tweets erzählten angebliche Privatpersonen von hässlichen Begegnungen mit den Parasiten. Für Frankreich entstand eine unangenehme Situation. Ab 26. Juli ist man Gastgeber der Olympischen Spiele mit Sportlerinnen, Sportlern und Gästen aus der ganzen Welt. Die Vorstellung, sie würden in den Unterkünften von Bettwanzen befallen, nährte nicht die Hoffnung, die Spiele über Jahre touristisch gut vermarkten zu können.

In Frankreich kam es ab September 2023 zu einer Explosion von Bettwanzen, die Hintergründe wurden nun neu erzählt
In Frankreich kam es ab September 2023 zu einer Explosion von Bettwanzen, die Hintergründe wurden nun neu erzählt
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Sogar sieben Schulen beziehungsweise Klassen wurden gesperrt, die Regierung bereitete einen "Aktionsplan" vor, vor allem die Hotellerie sollte in die Pflicht genommen werden. Der Wanzenbefall von Sesseln in Kinos oder Zügen konnte nie nachgewiesen werden, aber das machte nichts mehr. Die Plage juckte Frankreich, weil es alle juckte.

"Portal Kombat" als Drahtzieher Vor zwei Jahren, nach dem Überfall auf die Ukraine, habe Russland verstärkt mit seiner Desinformation begonnen, sagte Europa-Staatssekretär Jean-Noël Barrot. Laut einer Untersuchung der französischen "Beobachtungsstelle für digitale Einflussnahme aus dem Ausland" (Viginum) steckt ein prorussisches Propagandanetzwerk mit der Bezeichnung "Portal Kombat" hinter den Aktionen. In Paris gingen die Alarmlichter an, man befürchtet Übles für die bevorstehenden Europawahlen. Auch Wanzen, aber andere.

Von X bis TikTok Viginum bohrte weiter und stieß auf ein Unternehmen namens "Tiger Web", ansässig auf der Krim. Es soll "Portal Kombat" eingerichtet haben und es nun managen. Bei einem der Gründer dürfte es sich um Jewgeni Schewtschenko handeln. Es gibt Querverbindungen zum "Inforos"-Netzwerk, das seit Juli 2023 mit EU-Sanktionen belegt ist, und den begründeten Verdacht, "TigerWeb" stehe im Dienst der Russen-Propaganda. Benutzt wurde alles, von X bis TikTok.

Ein Wissenschafter zeigt im University Hospital Institute (IHU) in Marseille ein Gefäß mit Bettwanzen
Ein Wissenschafter zeigt im University Hospital Institute (IHU) in Marseille ein Gefäß mit Bettwanzen
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Es war nicht der einzige Versuch. Schon im Sommer 2023 war versucht worden, der Welt die Olympischen Spiele in Frankreich madig zu machen. Wie in einem Schwall wurden Ende Juli innerhalb von 48 Stunden auf X über 1.600 Tweets unter anderem mit dem Hashtag #boycottJO2024 veröffentlicht. Sie zeigten Katastrophenbilder, meist aus Paris, und trugen die Botschaft: Frankreich sei nicht in der Lage, ordentliche Spiele durchzuführen.

Quelle der Verunglimpfungen Laut der Zeitschrift "Le Point" sind die Quellen dieser Verunglimpfungen mehrere Trollfabriken in Aserbaidschan. Rund hundert Konten, die Tweets weitergeleitet hatten, haben ihren Sitz in Baku. Rechtschreibfehler belegen, dass die Texte aus dem Aserbaidschanischen übersetzt worden waren.

Präsident Wladimir Putin verstärkte die Arbeit der Trollfabriken. Bei einem Treffen mit Vertretern der Russischen Zentralbank witzelte er laut "Le Figaro" über die Sanktionen des Westens: "Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Bettwanzen aus europäischen Megastädten zu uns exportiert werden."

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