Trauerfeier in rom
Haucht der Tod des Papstes dem Frieden neues Leben ein?
Inszenierung? Spontane Weltpolitik? Am Rande der Begräbnisfeierlichkeiten in Rom kam es zu einem Treffen zwischen US-Präsident Trump und Ukraine-Staatschef Selenskyj. Es könnte der erste echte Schritt zu einem Friedensabkommen gewesen sein.

Ob es am Anlass der Zusammenkunft lag. An der allgemeinen Erschöpfung nach einer am Ende schon sehr langen "kurzen" Woche. Oder einfach daran, dass die Sonne schien und alle froh waren, dass der nächste Tag ein Sonntag ist. Im Grunde ist das ganz egal.
Denn die Trauerzeremonie für den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus (ja, das ist erst 6 Tage her) wurde zu einem Fest der Zuversicht. Und das lag vor allem an 2 Menschen: US-Präsident Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine. Die beiden führten vor Beginn der Feierlichkeiten ein Gespräch, das erstmals Hoffnung auf ein Ende des Ukraine-Krieges aufkeimen ließ.



Worüber – und wo! – die beiden Staatsmänner miteinander sprachen (mitten im Petersdom), wer bei der Trauerfeier außerdem für Aufsehen sorgte (u.a. Prinz William) und wie überraschend schnell die ganze Veranstaltung zu Ende war (nach nur dreieinhalb Stunden) – alle Infos über den letzten Weg des Heiligen Vaters, wie es jetzt für die katholische Kirche – und die Welt – weiter geht im Überblick:
Was lässt sich über die Trauerzeremonie für Papst Franziskus sagen?
Es lief alles wie geplant – und schneller als erwartet. Die für die Planung und Abwicklung verantwortlichen Kurienkardinäle haben trotz der Zeitknappheit – zwischen der Nachricht vom Tod des Heiligen Vaters und seiner Grablegung vergingen 5 Tage und 6 Stunden – ganze Arbeit geleistet. Andererseits hat man in Rom knapp 2.000 Jahre Erfahrung in diesen Dingen, das sorgt für eine gewisse Souveränität.
Wie lässt sich der Samstagvormittag zusammenfassen?
Bereits ab etwa 8 Uhr trafen die ersten offiziellen Gäste ein, vor allem lokale Polit-Prominenz. Die ersten internationalen Gäste kamen ab etwa 8.30 Uhr, etwa Ex-US-Präsident Joe Biden und seine Ehefrau Jill. Kurz vor 10 Uhr trugen insgesamt 14 Männer den schlichten Holzsarg von Franziskus aus dem Petersdom und stellten ihn direkt vor den Sitzreihen der Ehrengäste auf.
Wie ging es weiter?
Der emeritierte Kardinal Giovanni Battista Re, bereits 91 Jahre alt, zelebrierte die Trauermesse für den Heiligen Vater, diese war nach etwa 2 Stunden, kurz vor 12 Uhr, zu Ende. Danach wurde der Sarg wieder zurück in den Petersdom gebracht und schließlich auf ein umgebautes Papamobil verladen, also eines jeder Autos, mit denen die Päpste für gewöhnlich bei offiziellen Anlässen gefahren werden.




Dann wurde der Sarg zur Basilika Santa Maria Maggiore gebracht?
Genau, jene Kirche, die sich der Heilige Vater als Ort für seine letzte Ruhe ausgesucht hatte. Die Fahrt vom Petersdom dorthin ging über etwa 6 Kilometer durch die Altstadt von Rom und dauerte keine 30 Minuten, das umgebaute Papamobil legte ein ordentliches Tempo vor.
Wie ging es weiter?
Vor der Basilika wurde der Sarg von einer Menschenmenge empfangen, darunter eine Abordnung von etwa 40 Armen, Obdachlosen, Häftlingen, Migranten und Transgender-Menschen. Sie alle trugen eine weiße Rose als Zeichen dafür, dass sie zu jenen Menschen am Rande der Gesellschaft gehören, denen Franziskus Zeit seines geistlichen Lebens besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

Wann erfolgte die Grablegung?
Unmittelbar danach und im kleinen Kreis, also unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es waren nur hochrangige Geistliche, einige Familienmitglieder von Franziskus, der mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio hieß und aus Buenos Aires stammte, sowie enge Freunde des Heiligen Vaters anwesend. Tausende Gläubige musste vor der Kirche warten. Um 13.30 Uhr war bereits alles vorbei.
Wie viele Menschen kamen insgesamt, um den Feierlichkeiten beizuwohnen?
Alles in allem waren es etwa 400.000 Menschen, die den verschiedenen Phasen der Trauerzeremonie folgten. Vor dem Petersdom bzw. in den umliegenden Straßen waren es etwa 250.000, auf der Strecke zur Beerdigungskirche noch einmal etwa 150.000, schätzt der Vatikan. Also zum Glück weit weg von jenen bis zu 2 Millionen Menschen, von denen im Vorfeld gesprochen worden war.




Wann fand das Gespräch zwischen Trump und Selenskyj statt?
Unmittelbar vor Beginn der Trauerfeier. Ob es überhaupt ein Gespräch zwischen den beiden Staatschefs geben würde, war lange unklar. Einerseits weil das erste Treffen der beiden Männer Ende Jänner im Weißen Haus vollkommen aus dem Ruder gelaufen war und Trump Selenskyj vor der gesamten Welt demütigte. und andererseits, weil bis zuletzt unklar war, ob der ukrainische Präsident überhaupt nach Rom kommen würde.
Wer initiierte das Treffen?
Selenskyj hatte bereits im Vorfeld der Trauerfeier um ein Gespräch mit Trump gebeten. Aber es wurde nicht bestätigt, dass es eines geben würde. Offenbar gab Trump vor Beginn der Zeremonie spontan sein OK zu dem Meeting, denn dessen Form und Ablauf wirkten extrem improvisiert. Eilig wurden im Petersdom Sessel organisiert, auf denen sich die beiden Männer dann inmitten der jahrhundertealten barocken Baukunst gegenübersaßen. Am Ende stießen auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer kurz zu den beiden, dann ging schon die Trauerfeier los und alle mussten auf ihre Plätze gehen.


Wie wurde das Treffen danach bewertet?
Selenskyj nannte es ein "gutes Treffen", das das Potenzial habe, "historisch zu werden". Das Weiße Haus bestätigte nur, dass es ein Gespräch gegeben hat. Und Trump selbst postete nur Bilder des Treffens, äußerte aber erstmals öffentlich Zweifel daran, ob der russische Präsident Putin überhaupt an einem Waffenstillstand interessiert sei.
Wie geht es jetzt weiter?
Das wird sich zeigen. Bei einem anschließenden Termin zwischen Slenskyj und Starmer in der britischen Residenz in Rom erklärte der britische Premier, dass jetzt "das Momentum genutzt" werden sollte. Ob es aber tatsächlich dazu kommt und Trump den Druck auf Putin für einen Waffenstillstand erhöht, oder der US-Präsident, einmal zurück in Washington, wieder "umkippt", steht in den Sternen.
Gab es noch weitere politische Gespräche?
Wahrscheinlich unzählige vor allem bilaterale, schließlich waren Staatschefs aus mehr als 50 Ländern zu den Feierlichkeiten angereist. Von Relevanz könnte eine kurze Begegnung zwischen Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewesen sein. Die beiden vereinbarten dabei ein baldiges Treffen, wie eine Sprecherin der EU-Kommissionspräsidentin am Samstagnachmittag bestätigte.



Heißt Donald Trump war der Star des Tages?
Er war auf jeden Fall das häufigste Gesprächsthema. Sogar Kurienkardinal Giovanni Battista Re, der die Messe für Franziskus leitete, bezog sich einmal direkt tadelnd auf Trump, als er den Konflikt zwischen Papst Franziskus und dem US-Präsidenten während dessen erster Amtszeit bezüglich der Mauer zu Mexiko ansprach, berichtete das US-Portal Daily Beast. Franziskus hatte Trump seinerzeit öfters ausgerichtet, wer Mauern baut anstelle von Brücken, der habe – sinngemäß – nichts verstanden.


Gab es noch weitere Aufreger?
Es gab Diskussionen, was die Kleiderordnung einiger der männlichen Trauergäste betraf. Mehrere der Herren – etwa der US-Präsident sowie der britische Thronfolger Prinz William, waren nicht im traditionellen Schwarzen Anzug, sondern in Dunkelblau erschienen. Trump trug nicht einmal eine schwarze Krawatte. Auch Brasiliens Präsident Luis Inácio Lula da Silva irritierte in seinem grauen Zweiteiler.
Eventuell ein modisches Missverständnis?
Eher ein Fall von "andere Länder, andere Sitten". So sei etwa in Großbritannien ein dunkelblauer Anzug bei trauer-Anlässen durchaus adäquat, erfuhr man hinterher. Der Thronfolger hatte sich seine Kleiderahl sogar vorab von seinem Vater, König Charles III., absegnen lassen – immerhin vertrat er diesen auch offiziell bei den Feiern in Rom.



Was taten die Staatschefs nach dem Ende des offiziellen Programms?
Die meisten machten sich recht rasch wieder auf den Heimweg. Der US-Präsident und Ehefrau Melania bestiegen etwa gegen 13.30 bereits wieder die Air Force One und flogen zurück nach Washington. Dort hab es dann Glückwünsche für die First Lady, denn Melania feierte am Samstag ihren 55. Geburtstag.
Und die hunderttausenden Pilger, die eigens für das papst-Begräbnis nach Rom gekommen sind?
Viele von ihnen werden wohl zumindest noch an einer der insgesamt 8 Gedenkmessen, die für den Heiligen Vater in den nächsten 8 Tagen auf dem Petersplatz gelesen werden, teilnehmen. Die erste dieser Gedenkmessen fand am Sonntag ab 10.20 Uhr statt. Bereits ab 7 Uhr geöffnet war am Sonntag die Basilika Santa Maria Maggiore, in den ab Sonntag das Grab von Franziskus besucht werden kann.



Und wann bekommen wir einen neuen Papst?
Die Wahl des neuen Papstes erfolgt im Rahmen eines sogenannten Konklaves, das ist die Zusammenkunft aller wahlberechtigten Kardinäle im Vatikan. Das Konklave wird frühestens am 5. und spätestens am 10. Mai beginnen – so ist es in den Regularien festgeschrieben. Erwartungsgemäß sollte der neue Papst spätestens am 2. Tag nach Beginn des Konklave feststehen, so war es zumindest bei den letzten Wahlen. Aber natürlich könnte es auch eine Überraschung geben, mit der keiner rechnet. Man wird sehen.