Teil 4 ist da!

Heldin von heute: Warum Bridget Jones noch immer berührt

Kompliziert, tollpatschig, unsicher: Bridget Jones ist das Gegenteil der modernen Erfolgsfrau. Und trotzdem – oder gerade deshalb – auch heute eine der beliebtesten Kino-Heldinnen. Weshalb das so ist – und worum es im neuen, bereits 4. Film der Reihe geht.

Das Leben muss weitergehen – und dazu gehört auch die Liebe: Bridget macht sich Ausgehfein
Das Leben muss weitergehen – und dazu gehört auch die Liebe: Bridget macht sich Ausgehfein
Universal Pictures
Martin Kubesch
Akt. Uhr
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Es ist nicht nur Donald Trump. Zu einem großen Teil, aber nicht nur. Auch in manch anderen Bereichen scheint zwischen Europa und den USA weit mehr als nur ein Ozean zu liegen.

Amis mögen Bridget Jones nicht Aktuellstes Beispiel: Bridget Jones. Die liebenswert-chaotische Filmheldin und ihre Suche nach "Mr. Right" war und ist in Europa und dem Rest der Welt ein Mega-Erfolg. 3 Filme, 3 mal top Einspielergebnisse. Und in den USA? Tote Hose.

US-Start nur im Streaming Was zur Folge hat, dass der 4. Teil der Filmreihe, der nun auch in Österreich anläuft, in den USA nicht einmal mehr in die Kinos kam, sondern direkt auf dem Streaming-Kanal Peacock veröffentlicht wurde. Dabei gilt "Bridget Jones – Verrückt nach ihm" bereits jetzt als bester Teil der Reihe seit dem 1. Film "Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück" aus 2001.

Die Liebe ihres Lebens: Mark Darcy (Colin Firth) hatte mit Bridget (Renée Zellweger) 2 Kinder und starb 4 Jahre, bevor der neue Film einsetzt
Die Liebe ihres Lebens: Mark Darcy (Colin Firth) hatte mit Bridget (Renée Zellweger) 2 Kinder und starb 4 Jahre, bevor der neue Film einsetzt
Universal Pictures

Worum es in Teil 4 geht, wie Bridget mit den neuen Zeiten zurechtkommt und weshalb uns diese Anti-Heldin und ihre Lebensgeschichte auch nach 25 Jahren noch so sehr berührt – alles über "Bridget Jones 4":

Worum geht es darin?
Wir erinnern uns: Am Ende von Teil 3, "Bridget Jones' Baby" aus dem Jahr 2016, war unsere Heldin (Renée Zellweger) hochschwanger und es klärte sich erst sehr spät, wer tatsächlich der Vater ihres ersten Kindes (mit 42) war, nämlich der fesche, aber spröde Mark Darcy (Colin Firth). Worauf sie schließlich mit ihm endgültig zusammenkam. Und der am Beginn von Teil 3 bereits tot geglaubte Schwerenöter Daniel Cleaver (Hugh Grant) überlebte den Flugzeugabsturz im Dschungel wie durch ein Wunder und wurde nach 1 Jahr in der Wildnis doch noch gefunden. Soweit die Ausgangslage.

Okay, und weiter?
In Teil 4 ist Bridget 52 (Zellweger selbst wird heuer 56), hat zwei Kinder, den 10-jährigen Billy und die 6-jährige Mabel, von Mark Darcy – und ist verwitwet. Denn Mark starb vor 4 Jahren bei einem humanitären Einsatz in Afrika. Sowohl Bridget, als auch die Kinder, vermissen ihn schrecklich, und so taucht Mark immer wieder in Bridgets Phantasie auf und begleitet sie in den verschiedensten Situationen. Doch nur trauern und leiden ist kein Lebenszweck, findet Bridgets Vater Colin (Jim Broadbent): "Es reicht nicht zu überleben. Du musst leben."

Und was macht Bridget?
Was die Zuschauerinnen von ihr erwarten: Sie lässt den Toten ruhen und stürzt sich wieder ins Leben – und zwar auch ins Liebesleben. Doch da das frühere Dauer-Gspusi Daniel (Hugh Grant) mittlerweile vom Angeschmachteten zum coolen Ersatz-Onkel für die Kids mutiert ist, muss Frischfleisch her. Und das findet Bridget – so wie es sich für eine romantische Komödie gehört – natürlich doppelt.

Bridget mit ihren Kindern Mabel (Mila Jankovic) und Billy (Casper Knopf) in ihrem Haus in Hampstead
Bridget mit ihren Kindern Mabel (Mila Jankovic) und Billy (Casper Knopf) in ihrem Haus in Hampstead
Universal Pictures

Wer sind ihre neuen Lover?
Da wäre einmal der fesche Roxster McDuff (Leo Woodall), Student, nebenbei Park Ranger im noblen Hampstead Heath im Norden der Metropole (wo Bridget jetzt ohne Geldsorgen wohnt, Mark hat offenbar gut vorgesorgt) – und gerade einmal 29 Jahre alt, also saloppe 23 Jahre jünger als Bridget. Ein Sahneschnittchen, sozusagen.

Und wer noch?
Der Physiklehrer von Billy, Scott Walliker (Chiwetel Ejiofor), altersmäßig und auch sonst viel eher in Bridgets Liga. Aber dass sie sich den halben Film mit dem Falschen abgibt, ehe sie erkennt, wer wirklich zu ihr passt, gehört ebenso zur Dramaturgie der Serie, wie einige weiterer Kleinigkeiten, die bei Fans der Reihe für feuchte Augen – ob vom Lachen oder aus Rührung sei dahingestellt – sorgen werden.

Schreibt noch immer Tagebuch: Bridget Jones (Renée Zellweger) in Teil 4 der Film-Reihe
Schreibt noch immer Tagebuch: Bridget Jones (Renée Zellweger) in Teil 4 der Film-Reihe
Universal Pictures

Nämlich welche Kleinigkeiten?
Etwa Bridgets Tollpatschigkeit. Gleich zu Beginn liefert Renée Zellweger eine Slapstickeinlage, als sie einen Topf Nudeln in Brand setzt. Oder ihr längst ausgeblichener Flanellpyjama, den sie nach wie vor trägt und in den unpassendsten Momenten zu wechseln vergisst, etwa wenn sie die Kids zur Schule fährt. Oder dass einer ihrer Galane durch widrige Umstände vollkommen durchnässt, also in einem Wet Shirt, vor ihr steht und seine geschwellte Brust präsentiert. Alles Bridget-Jones-Momente, die sich in jedem Teil der Reihe finden.

Geht der Film gut aus?
Das sei natürlich nicht verraten. Nur so viel: Auch Teil 4 besticht eher durch Verlässlichkeit, als durch erzählerische Überraschungen.

Heißer Flirt: Roxster (Leo Woodall) ist Student, Park Ranger und 23 Jahre jünger als Bridget
Heißer Flirt: Roxster (Leo Woodall) ist Student, Park Ranger und 23 Jahre jünger als Bridget
Universal Pictures

Basiert auch Teil 4 auf einem Buch?
Ja, und zwar auf dem 4. von insgesamt 5 Bridget Jones-Romanen der britischen Schriftstellerin Helen Fielding. Es erschien bereits 2013.

Weshalb wurde überhaupt noch ein weiterer Film gedreht?
Natürlich vor allem, weil die ersten 3 Teile überdurchschnittlich erfolgreich waren. Teil 1 spielte 210 Millionen Dollar ein (bei einem Budget von 25 Millionen), Teil 2 erwirtschaftete 224 Millionen (Budget 40 Mio.), Teil 3 immer noch 187 Millionen (Budget 35 Mio.). Bridget Jones war eigentlich weltweit ein Erfolg – interessanterweise nur nicht in den USA.

Scott Walliker (Chiwetel Ejiofor) ist Billys Physiklehrer und ebenfalls an Bridget interessiert
Scott Walliker (Chiwetel Ejiofor) ist Billys Physiklehrer und ebenfalls an Bridget interessiert
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Und weshalb das?
Schwer zu sagen. In den USA lief Teil 1 noch okay (71 Mio. Dollar Einspielergebnis), Teil 2 so lala (40 Mio. Dollar) und Teil 3 wirklich grottig (24 Mio. Dollar). Deshalb wurde entschieden, Teil 4 gar nicht erst in die Kinos zu bringen, sonder gleich im Streaming zu starten. Es wird angenommen, dass die Storys um die leicht verrückte Bridget den Amerikanern zu "europäisch" sind, was immer das bedeuten soll.

Nun, die Europäer lieben Bridget Jones aber, oder?
Und wie, vor allem die Engländer. Dort lief Teil 4 bereits am 13. Februar an, also einen Tag vor dem Valentinstag – und legte mit einem Einspielergebnis von über 14 Millionen Euro am ersten Wochenende einen Traumstart hin.

Vertrauensperson: Emma Thompson als Bridgets Gynäkologin Dr. Rawlings
Vertrauensperson: Emma Thompson als Bridgets Gynäkologin Dr. Rawlings
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Wer ist das Publikum für Bridget Jones?
Überwiegend Frauen, aber vom Alter her sehr durchmischt. Einerseits sind es jene, die bereits die ersten Teile als (junge) Erwachsene gesehen haben und mit ihrer schrägen Heldin mit gewachsen sind. Aber auch viele jüngere Frauen, die die 90er- und Nuller-Jahre – wenn überhaupt – als Kinder erlebt haben, lassen sich gerne auf die so sympathisch unperfekte Bridget ein.

Wie zeitgemäß ist der 4. Teil eigentlich?
Naja, in Maßen. Bridget muss etwa erst lernen, wie es funktioniert, sich per Dating-Apps wie Tinder zu verabreden. Sie muss auch erfahren, was es bedeutet, von einem Typen "geghostet" zu werden. Und einige Journalistinnen merken erfreut an, dass etwa das Thema Übergewicht – anders als in den ersten Teilen – in Nummer 4 keine Rolle mehr spielt. Es wird allerdings gemutmaßt, dass das auch daran liegen könnte, dass Renée Zellweger schlicht keine Lust mehr hatte, sich für ihre Rolle überflüssige Kilos anzuessen.

Kommt in jedem Bridget Jones-Film vor: Ein Wet-Shirt-Moment mit ihrem Schwarm
Kommt in jedem Bridget Jones-Film vor: Ein Wet-Shirt-Moment mit ihrem Schwarm
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Was macht eigentlich die Faszination von Bridget Jones aus?
Es ist eine Mischung diverser Faktoren und Eigenschaften, die als Erfolgsrezept der Figur und der gesamten Serie gelten.

Warum berührt uns Bridget Jones nach wie vor so sehr?

  • Da wäre einmal die realistische Darstellung von Bridgets Unsicherheiten – sie ist keine perfekte Heldin, sondern kämpft mit alltäglichen Problemen wie Selbstzweifeln, Dating-Chaos, ihrem Körperbild und Karriererückschritten. Das macht sie nahbar und menschlich.
  • Dann ihr Humor und ihre Selbstironie – Bridgets Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, macht sie liebenswert. Ihre Missgeschicke sind zwar oft übertrieben und slapstickhaft, aber dennoch im Grunde nachvollziehbar.
  • Ihre romantischen Sehnsüchte – sehr viele Zuschauerinnen können sich in Bridgets Suche nach Liebe und Glück wiederfinden, auch wenn gerade bei Teil 4 in Filmkritiken teilweise die Botschaft kritisiert wird, dass eine Frau nur mit einem Partner glücklich sein kann. Aber gerade diese Stärke, nämlich einzugestehen, dass man nicht alleine sein möchte, berührt bei vielen Menschen einen Punkt.
  • Sie ist "eine von uns" – die Figur der Bridget Jones – und wohl auch ihre Darstellung durch Renée Zellweger – lässt bei vielen Frauen dass Gefühl entstehen, dass die Protagonistin symbolhaft für die Durchschnitts-Frau generell steht. Und sie vermittelt gleichzeitig die Botschaft, dass es normal und vollkommen okay ist, nicht alles immer perfekt im Griff zu haben.
  • Sie ist eine Botschafterin aus einer anderen Zeit – nicht selten hört man, dass sich Frauen durch die Bridget Jones-Filme selbst in die Entstehungszeit der ersten Bücher und Filme, also die 90er- und Nuller-Jahre zurückversetzt fühlen. Und dass sie das Lebensgefühl von damals als einfacher, leichter und unkomplizierter in Erinnerung haben als die Gegenwart. Bridget Jones steht für viele Frauen für eine Epoche, in der gefühlt das Leben einfacher, unkomplizierter und auch weniger verkrampft war, als es heute empfunden wird.
Letztlich scheint sich die lustige Witwe dann aber doch für Mr. Walliker zu entscheiden … oder?
Letztlich scheint sich die lustige Witwe dann aber doch für Mr. Walliker zu entscheiden … oder?
Universal Pictures

Woher kommt dieses "Easy Going"-Gefühl eigentlich?
Das ist durch die Entstehungsgeschichte der Figur Bridget Jones begründet. Die Autorin Helen Fielding arbeitete zunächst als Journalistin u.a. für die BBC, ehe sie in den 1990er-Jahren bei diversen Tageszeitungen schrieb. Ab 1995 verfasste sie für den Independent eine Kolumne über die fiktive Figur Bridget Jones. Diese war so erfolgreich, dass daraus zunächst zwei Romane entstanden, die 2001 und 2004 höchst erfolgreich verfilmt wurden. Die Bücher und auch die ersten Filme sind ein Abbild ihrer Entstehungszeit.

Wird es noch weitere Filme geben?
Es gibt bislang keine offiziellen Pläne, auszuschließen ist es aber nicht. Es wird wohl einerseits davon abhängen, wie erfolgreich Teil 4 ist. Und andererseits, ob Autorin Helen Fielding, die auch an den Drehbüchern beteiligt ist, neue Ideen für eine Fortführung der Story findet.

"Bridget Jones – Verrückt nach ihm", Großbritannien / USA / Frankreich 2025, 125 Minuten, ab sofort im Kino

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