Seuche rückt näher

Maul- und Klauenseuche: Darf ich Fleisch essen, reisen, ist das ansteckend?

In Ungarn und der Slowakei kam es bisher zu 9 Ausbrüchen der Tierseuche, die meisten davon in unmittelbarer Nähe zu Österreichs Grenze. Wie groß die Gefahr ist, was dagegen getan wird – und warum die EU die Impfung verboten hat (es geht ums Geld).

Soldaten des österreichischen Bundesheeres bei der Seuchenbekämpfung an der slowakisch-ungarischen Grenze bei Rajka
Soldaten des österreichischen Bundesheeres bei der Seuchenbekämpfung an der slowakisch-ungarischen Grenze bei Rajka
Bundesheer / OTS
Martin Kubesch
Akt. Uhr
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Wer diese Bilder einmal gesehen hat, dem gehen sie nicht mehr aus dem Kopf. Dutzende, manchmal hunderte tote Tiere, aufgetürmt zu riesigen Haufen, aus denen Flammen lodern. Die üblichen Maßnahmen zur Eindämmung eines Maul- und Klauenseuchen-Ausbruchs – und gleichzeitig verstörende Szenen wie aus einem Horrorfilm.

Gut möglich, dass uns so etwas bald wieder bevorsteht. Denn in der Slowakei und in Ungarn, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Österreich, sind in den letzten Tagen mehrere Fälle der Tierseuche aufgetreten. Die Behörden bemühen sich, zu beruhigen – und verschärfen gleichzeitig die Maßnahmen, die ein Übergreifen der Krankheit auf österreichische Bestände verhindern sollen. Wie groß die Gefahr eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Österreich ist, was derzeit dagegen getan wird – der Überblick:

In Nordengland wurden bei den letzten Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche hunderte getötete Rinder und Schafe auf freiem Feld verbrannt
In Nordengland wurden bei den letzten Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche hunderte getötete Rinder und Schafe auf freiem Feld verbrannt
ASHLEY COOPER / Science Photo Library / picturedesk.com

Wovon sprechen wir?
Einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Ungarn und der Slowakei. In Ungarn wurde der erste Fall bereits am 7. März verzeichnet, drei weitere folgten. In der Slowakei wurden seit dem 21. März insgesamt 5 Fälle in Rinderzuchtbetrieben bekannt. Und alle betroffenen Betriebe liegen in unmittelbarer Nähe zu Österreich, maximal 50 Kilometer von der Staatsgrenze entfernt.

Welche Maßnahmen wurden in Ungarn ergriffen?
Es gibt für solche Fälle von der EU festgelegte Protokolle, wie vorgegangen werden muss, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Jene mehr als 1.300 Tiere in einem Milchbetrieb bei Györ, in dem der erste Ausbruch stattfand, wurden mittlerweile alle getötet. Der Betrieb wurde umfangreich gesäubert und desinfiziert. Betriebe, aus denen die weiteren Fälle gemeldet worden sind, liegen wesentlich näher an der Grenze zu Österreich. Hier sind die Eindämmungsmaßnahmen (Tötung sämtlicher Tiere, Desinfektionsmaßnahmen im Betrieb) noch im Gange. Insgesamt müssen mehrere tausend Rinder gekeult werden.

Wie sieht die Situation in der Slowakei aus?
Hier wurden ab dem 21. März in insgesamt 5 Betrieben Fälle bei Rindern bekannt. Alle Betriebe liegen in der Nähe zur ungarischen oder zur österreichischen Grenze. Auch hier müssen insgesamt mehrere tausend Tiere getötet werden, die Arbeiten sind noch im Gang.

An der Grenze zwischen der Slowakei und Tschechien werden Lkw komplett mit Desinfektionsmittel eingeschäumt
An der Grenze zwischen der Slowakei und Tschechien werden Lkw komplett mit Desinfektionsmittel eingeschäumt
Vaclav Salek / CTK / picturedesk.com

Zwischenfrage: Weshalb sind die Reaktionen auf einen Maul- und Klauenseuche-Ausbruch eigentlich so vehement?
Weil es sich dabei um eine der ansteckendsten Viruserkrankungen bei Nutztieren handelt. Wenn sie nicht sofort ein gedämmt wird, richtet sie vor allem auch großen wirtschaftlichen Schaden an. Denn MKS befällt nahezu sämtliche Tiere eines Bestandes. Das Virus ist extrem widerstandsfähig und verbreitet sich auf unterschiedlichsten Wegen, sogar durch die Luft (in bis zu 60 Kilometer Entfernung).

Welche Tiere können davon befallen werden?
Alle Paarhufer, also Rinder, Büffel, Schweine, Schafe, Ziegen, aber auch Wildtiere wie Hirsche und Wildschweine, Antilopen, Giraffen oder Kamele können sich infizieren.

Verläuft die Krankheit grundsätzlich immer tödlich?
Nein, es gibt verschiedene Arten, die sehr unterschiedlich verlaufen. Viele Tiere würden sich nach durchlebter Krankheit auch wieder erholen. Allerdings sind die Vorgaben in Europa diesbezüglich sehr klar und rigoros: Alles, was MKS haben könnte, wird getötet.

Das müssen Sie über die Maul- und Klauenseuche wissen
Das müssen Sie über die Maul- und Klauenseuche wissen
APA-Grafik / picturedesk.com

Alles klar. Was passiert noch, um eine aktuelle Ausbreitung zu verhindern?
Es wurden Schutz-, Überwachungs- und Sperrzonen rund um die betroffenen Betriebe eingerichtet. In diesen gelten, je nach Entfernung zum Ausbruchsherd der Krankheit, unterschiedlich strenge Regeln.

Was sind Schutzzonen?
Eine Schutzzone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 3 Kilometern um den Ausbruchsherd. Hier werden bestimmte Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern, u.a. müssen alle Tiere, die an Maul- und Klauenseuche (MKS) erkranken könnten, ebenfalls getötet werden. Derzeit reicht keine der Schutzzonen um die MKS-Herde auf österreichisches Gebiet.

Was ist eine Überwachungszone?
Eine Überwachungszone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 10 Kilometern um den Ausbruchsherd. Auch hier werden bestimmte, allerdings mildere Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern. Unter anderem werden alle Tiere in Betrieben, die an MKS erkranken könnten, regelmäßig behördlich kontrolliert und stichprobenartig auf MKS-Erreger hin getestet.

Die Maul- und Klauenseuchen-Situation im Osten Österreichs: In Ungarn und der Slowakei kam es zu insgesamt 9 Ausbrüchen, die Überwachungszone reicht bis auf österreichisches Gebiet
Die Maul- und Klauenseuchen-Situation im Osten Österreichs: In Ungarn und der Slowakei kam es zu insgesamt 9 Ausbrüchen, die Überwachungszone reicht bis auf österreichisches Gebiet
APA-Grafik / Quelle: AGES/BMI

Welche Maßnahmen gelten außerdem in Überwachungszonen?

  • Betriebe mit MKS-empfänglichen Tieren müssen Vorkehrungen treffen, um den Kontakt mit Wildtieren zu verhindern, Krankheitsfälle und Leistungsrückgänge bei den Tieren umgehend der Veterinärbehörde melden, strenge Hygienemaßnahmen einhalten, den Zugang zu ihren Betrieben einschränken und alle Personen, die den Betrieb besuchen, registrieren.
  • Für den Handel gilt, dass keine lebenden Tiere aus der oder in die Überwachungszone verbracht werden dürfen. Transporte von MKS-empfänglichen Tieren sind untersagt.
  • Tierkörper, Fleisch, Fleischerzeugnisse, Schlachtnebenerzeugnisse, tierische Nebenprodukte, Rohmilch und Milcherzeugnisse empfänglicher Tiere dürfen nur nach behördlicher Genehmigung aus der Zone gebracht werden.
  • Darüber hinaus sind Messen, Märkte und Tierschauen mit MKS-empfänglichen Tieren untersagt.
  • Und es besteht ein generelles Jagdverbot für alle Tiere.
In diesem slowakischen Milchbetrieb in Plavecky Stvrtok in unmittelbarer Nähe zu Österreich wurde Ende März ein MKS-Ausbruch bekannt
In diesem slowakischen Milchbetrieb in Plavecky Stvrtok in unmittelbarer Nähe zu Österreich wurde Ende März ein MKS-Ausbruch bekannt
Vaclav Salek / CTK / picturedesk.com

Und was sind Sperrzonen?
Um das Übertragungsrisiko weiter zu minimieren, wurde in einigen Grenzbezirken in Niederösterreich und im gesamten Nordburgenland eine temporäre Sperrzone (auch Beobachtungszone genannt) eingerichtet, in der ebenfalls für alle Betriebe mit MKS-empfänglichen Tieren die Regeln für die Überwachungszonen gelten (siehe oben). Zudem sind auch hier für den entsprechenden Zeitraum Messen, Märkte und Tierschauen mit MKS-empfänglichen Tieren untersagt.

Wie lange gelten die Einschränkungen in den diversen Zonen?
Vorläufig einmal bis zum 17. Mai. Eine Verlängerung oder aber auch eine räumliche Ausweitung sind allerdings je nach Verlauf der Seuche jederzeit möglich.

Die örtliche Feuerwehr von Plavecky Stvrtok hat rund um den betroffenen Betrieb Seuchenteppiche ausgelegt, über die sämtliche Fahrzeuge duerchfahren müssen
Die örtliche Feuerwehr von Plavecky Stvrtok hat rund um den betroffenen Betrieb Seuchenteppiche ausgelegt, über die sämtliche Fahrzeuge duerchfahren müssen
Vaclav Salek / CTK / picturedesk.com

Gibt es noch weitere Schutzmaßnahmen?
Ja, natürlich. Bis auf Weiteres ist die Einfuhr von lebenden Tieren, die an MKS erkranken könnten, aus Ungarn und der Slowakei verboten. Auch die Einfuhr von frischem Fleisch von gehaltenen oder auch wild lebenden MKS-empfänglichen Tieren (etwa Hirsche oder Wildschweine), von Rohmilch, Schlachtnebenprodukten, aber auch die Einfuhr von Gülle und Mist MKS-empfänglicher Tiere sowie die Einfuhr von Jagdtrophäen und erlegtem Wild MKS-empfänglicher Arten aus Ungarn und der Slowakei ist verboten.

Das wird auch überprüft?
Laut Innenministerium werden bereits seit Ende vergangener Woche im Rahmen der ohnehin bestehenden Kontrollen an den Grenzen zu Ungarn und der Slowakei (um die illegale Einreise Asylsuchender zu unterbinden) diesbezüglich "polizeiliche Maßnahmen gesetzt". Konkret ist damit gemeint, dass die Exekutive - wenn vor Ort – einreisende Fahrzeuge daraufhin überprüft, ob sie sich auch an die Einfuhrbeschränkungen halten.

Und werden die Betriebe in Österreich auch behördlich kontrolliert?
Ja, für alle Betriebe in der Sperr- oder Beobachtungszone wurde vom Gesundheitsministerium gemeinsam mit den Veterinärdirektionen ein Überwachungsprogramm ausgearbeitet. Alle darin befindlichen Betriebe (insgesamt 660) sollen von Tierärzten regelmäßig überprüft werden. Jene Betriebe in der Überwachungszone müssen ja ohnedies regelmäßig gecheckt werden. Bislang sind sämtliche gezogenen Proben negativ gewesen.

Lebendtiertransporte aus der Slowakei und Ungarn nach Österreich sind derzeit streng verboten. Einzige Ausnahme: Die Lkw dürfen Österreich für den Transit durchfahren
Lebendtiertransporte aus der Slowakei und Ungarn nach Österreich sind derzeit streng verboten. Einzige Ausnahme: Die Lkw dürfen Österreich für den Transit durchfahren
Vaclav Salek / CTK / picturedesk.com

Es werden auch Grenzübergänge gesperrt, oder?
Ja, am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass ab Samstag, dem 5. April, 3 kleinere Grenzübergänge zur Slowakei sowie 21 kleinere Grenzübergänge nach Ungarn komplett geschlossen werden sollen. Damit soll Exekutivpersonal freigespielt werden, dass sich dann verstärkt den Kontrollen an den großen, weiterhin offenen Übergängen widmen soll.

Um welche Grenzübergänge handelt es sich?
Die komplette Liste hat das Ministerium am Donnerstag veröffentlicht. Diese sei in Abstimmung mit den lokalen Gesundheitsbehörden, der Landwirtschaftskammer sowie dem Landwirtschaftsministerium erfolgt. Die allermeisten der Grenzübergänge würden primär von Wanderern, Radfahrern oder gegebenenfalls Reitern passiert, so Ortkundige.

Und weshalb beginnt die Sperre erst am Samstag? Was war am Freitag?
Das ist eine sehr gute Frage, die sich derzeit viele Menschen stellen. Mancherorts wird argumentiert, dass die Exekutive den Freitag benötigt, um sich auf die geänderten Verhältnisse einzustellen. Das ist aber nicht offiziell bestätigt.

Insgesamt 23 Grenzübergänge Richtung Osten werden ab Samstag geschlossen, die großen – etwa jener in Nickelsdorf – bleiben jedoch geöffnet
Insgesamt 23 Grenzübergänge Richtung Osten werden ab Samstag geschlossen, die großen – etwa jener in Nickelsdorf – bleiben jedoch geöffnet
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Ist auch daran gedacht, Seuchenteppiche auszulegen, um die Verbreitung der Viren zu verhindern?
Ja, Freitagabend wurde bekannt, dass das Bundesheer auch bei den Autobahn-Grenzübergängen Nickelsdorf und Kittsee ab sofort im Rahmen eines Assistenzeinsatzes tätig sein wird und durch Desinfektionsmaßnahmen an den Fahrzeugen das Verbreitungsrisiko der Seuche minimieren soll.

Wieso auch? Ist das Heer bereits in Sachen Seuchenbekämpfung im Einsatz?
Es war im Einsatz, und zwar bereits seit dem 26. März am slowakisch-ungarischen Grenzübergang Rajka im Dreiländereck Österreich – Ungarn – Slowakei. Insgesamt 53 Soldaten desinfizierten die Räder von mehr als 6.000 Lkw, die die Grenze passierten. Seit Montag, dem 7. April, ist der Einsatz in der Slowakei zu Ende. Ob die Soldaten zusätzlich an den österreichischen Grenzübergängen zum Einsatz kommen werden, stand zunächst noch nicht fest.

Karte Grenzübergang Rajka
Karte Grenzübergang Rajka
Google Maps

Wie läuft die Desinfektion der Fahrzeuge konkret?
Die Räder und weitere Teile der Lastwägen werden mit einem Gemisch aus Wasser und dem antiviralen Wirkstoff Viroxide Super des Herstellers Neogen besprüht, um alle potenziell daran haftenden Viren abzutöten.

Weshalb desinfizierte das Heer nur die Lkw?
Weil dafür größeres Equipment benötigt wird, über das unser Heer verfügt. Die Pkw wurden von der örtlichen Feuerwehr desinfiziert.

Sind auch Tierparks betroffen?
Es wurden Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Der Tiergarten Schönbrunn hat den Streichelzoo sowie den Tirolerhof geschlossen, auch im steirischen Tierpark Herberstein wurde der Streichelzoo geschlossen. Im burgenländischen Pamhagen wurde der Steppentierpark komplett gesperrt, auch auf Schloss Hof gibt es Sperren. Auch mehrere Rinderschauen in Niederösterreich und Salzburg wurden prophylaktisch abgesagt, um das Risiko zu minimieren

50 Soldaten der AFDRU-Einheit – das Kürzel steht für "Austrian Forces Disaster Relief Unit", also etwa "Katastrophenhilfeeinheit des Bundesheeres", sind derzeit bei der Seuchenbekämpfung am Grenzübergang Rajka im Einsatz
50 Soldaten der AFDRU-Einheit – das Kürzel steht für "Austrian Forces Disaster Relief Unit", also etwa "Katastrophenhilfeeinheit des Bundesheeres", sind derzeit bei der Seuchenbekämpfung am Grenzübergang Rajka im Einsatz
Horst Dauerböck/Bundesheer / OTS

Sind eigentlich noch weitere Maßnahmen geplant? Etwa umfangreichere Grenzsperren?
Aktuell nicht – nicht zuletzt, da man davon ausgeht, dass sich die Krankheit nicht nach Österreich ausbreiten wird. Aber man tut gut daran, für alles gerüstet zu sein, sollte das Virus wider erwarten doch auch in Österreich auftreten.

Also kurz gesagt: Wie groß ist die Gefahr, dass die Maul- und Klauenseuche auch in Österreich ausbricht?
Das ist nicht seriös zu beantworten. Es werden derzeit große Anstrengungen von vielen Ländern unternommen, um eine weitere Verbreitung der Seuche zu verhindern. Ob diese wirklich ausreichen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Und wenn sie nicht ausreichen?
Dann könnte die Krankheit auch in einem heimischen Betrieb ausbrechen. Wenn das passiert, würden die selben Mechanismen zur Anwendung kommen wie derzeit in Ungarn und der Slowakei: Sperre des betroffenen Betriebes, Tötung aller Tiere im Seuchenbetrieb, die MKS bekommen könnten, Beseitigung der Tierkadaver sowie Reinigung und Desinfektion des Betriebes, Etablierung einer Schutzzone und einer Überwachungszone (siehe oben) und strenge Untersuchung aller Betriebe mit MKS-empfänglichen Tieren in diesen Zonen.

Die Bundesheer-Soldaten bei ihrem Seuchen-Einsatz am ungarisch-slowakischen Grenzübergang Rajka
Die Bundesheer-Soldaten bei ihrem Seuchen-Einsatz am ungarisch-slowakischen Grenzübergang Rajka
Bundesheer / OTS

Was macht die Krankheit eigentlich bei den Tieren?
Wie der Name schon sagt, befällt sie primär das Maul, die Euter sowie die Füße (Klauen) der infizierten Tiere mit schmerzhaften Blasen, wobei der Verlauf je nach Tierart anders verläuft. Am schwersten und augenfälligsten sind die Verläufe bei Rindern. Schweine, Schafe und Ziegen sind verhältnismäßig weniger stark beeinträchtigt.

Was sind die Symptome?
Fieber, Abgeschlagenheit, Schmerzen, Apathie, Appetitlosigkeit und ein Rückgang der Milchleistung. Je nach Virusart können bis zu 80 Prozent der infizierten Tiere sterben, an sich ist die Todesrate bei erwachsenen Tieren aber mit 5 Prozent eher gering. Sprich die meisten Tiere würden sich wieder erholen.

Können auch Menschen MKS bekommen?
Menschen können sich in sehr seltenen Fällen mit der Krankheit infizieren, diese ist für uns allerdings nicht gefährlich. Wir bilden dann milde Symptome aus, die jenen der befallenen Tiere ähneln und nach einigen Tagen wieder rückstandslos abklingen.

Die Maul- und Klauenseuche befällt Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen vor allem am Maul mit schmerzhaften Blasen
Die Maul- und Klauenseuche befällt Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen vor allem am Maul mit schmerzhaften Blasen
FERENC ISZA / AFP / picturedesk.com

Wie kann man sich infizieren?
Eine Infektion bei Menschen kann selten beim unmittelbaren und intensiven Kontakt mit erkrankten Tieren erfolgen. Auch durch den Verzehr von Rohmilch von infizierten Tieren kann man sich anstecken. Über den Konsum von anderen Lebensmitteln infizierter Tiere oder auch von pasteurisierter Milch sind hingegen keine Infektionen bekannt. Auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist noch nicht vorgekommen. Und: Selbst wenn eine Infektion auftritt, führt diese in der Regel nicht zu einer Erkrankung.

Wie sieht es mit Hunden oder Katzen aus?
Diese können das Virus weitertragen, aber selbst nicht erkranken.

Und Pferde bzw. Esel?
Können es ebenfalls verbreiten, aber erkranken nicht daran.

Pferde können die Krankheit zwar verbreiten, erkranken aber selbst nicht daran
Pferde können die Krankheit zwar verbreiten, erkranken aber selbst nicht daran
Vaclav Salek / CTK / picturedesk.com

Das heißt, über den Verzehr von Lebensmitteln von infizierten Tieren kann man sich nicht anstecken?
Man kann sich theoretisch durch den Verzehr von Rohmilch betroffener Kühe infizieren. Aber weder Rohmilch noch frisches Fleisch dürfen derzeit aus den betroffenen Ländern eingeführt werden. Und alle anderen tierischen Lebensmittel können ohne Gefahr gegessen werden, hier besteht keinerlei Infektionsrisiko.

Man kann also auch jetzt ohne weiteres nach Ungarn oder in die Slowakei reisen?
Ja, hier besteht erstens keine Gefahr und zweitens gibt es keine Einschränkungen. Allerdings appelliert die Landwirtschaftskammer, nicht notwendige Reisen in von der Seuche betroffene Gebiete in der Slowakei und Ungarn zu unterlassen. Außerdem sollten keine fremden Ställe betreten und die Nähe zu Klauentieren wie Rindern generell gemieden werden. Und um die Sperrzonen rund um die betroffenen Betriebe sollte man sowieso einen Bogen machen. Aber hier ist der Zutritt ohnedies streng verboten.

Wie schaut es mit Schiffsreisen auf der Donau aus?
Auch da gibt es keinerlei Einschränkungen, sowohl die DDSG, als auch der Twin City Liner zwischen Wien und Bratislava können ohne Einschränkungen benutzt werden.

Der Zutritt zu betroffenen Betrieben ist streng untersagt, sonst bestehen allerdings keinerlei Restriktionen für Reisende nach Ungarn oder in die Slowakei
Der Zutritt zu betroffenen Betrieben ist streng untersagt, sonst bestehen allerdings keinerlei Restriktionen für Reisende nach Ungarn oder in die Slowakei
Michael Bihlmayer / ChromOrange / picturedesk.com

Noch einmal kurz zu den betroffenen Tieren: Gibt es eigentlich eine Schutzimpfung gegen MKS?
Ja, die gibt es. Allerdings besteht in der ganzen EU ein Impfverbot, man darf Tiere weder prophylaktisch, noch im Infektionsfall impfen. Einzige Ausnahme: Wenn die Tötung von Tieren in einem Betrieb mit einem MKS-Herd nicht unmittelbar erfolgen kann, dann werden die Tiere zunächst gegen die Krankheit geimpft, damit sie diese nicht bekommen bzw. verbreiten, bis sie gekeult werden können.

Aber weshalb darf nicht geimpft werden?
Aus rein wirtschaftlichen Gründen. Die EU verfolgt eine "Nichtimpfungsstrategie" mit dem Ziel, MKS-freie Regionen zu erhalten. Im Seuchenfall werden deshalb infizierte sowie verdächtige Tiere schnellstmöglich getötet und "unschädlich beseitigt" (= üblicherweise verbrannt). Dadurch soll die Krankheit effizient ausgerottet werden. So möchte man den Markt für Fleisch schützen und ertragreichere Exportbedingungen ermöglichen.

Das Tierwohl hat da wohl Nachrang?
Tierwohl ist vor allem ein schönes Marketing-Schlagwort wenn es darum geht, dem Konsumenten Fleisch schmackhaft zu machen. Wenn es zu einer MKS-Infektion kommt, dann geht es hart auf hart, das Tierwohl tritt hier klar hinter das Menschenwohl zurück – also dem Wohl jener, die von der Tierhaltung leben.

Kadaver von gekeulten Rindern werden zur Verbrennung vorbereitet: Die EU fährt seit mehr als 30 Jahren einen strikten Kurs, um Europa so weit wie möglich MKS-frei zu halten
Kadaver von gekeulten Rindern werden zur Verbrennung vorbereitet: Die EU fährt seit mehr als 30 Jahren einen strikten Kurs, um Europa so weit wie möglich MKS-frei zu halten
Gerry Penny / EPA / picturedesk.com

Was geschieht eigentlich, wenn ein Betrieb seine Tiere, seien es jetzt Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen, durch MKS verliert?
In Österreich werden sämtliche Verluste eines Betriebes vom Staat ersetzt. Verantwortlich für die Abwicklung ist hier interessanterweise das Gesundheits- und nicht das Landwirtschaftsministerium, da diese Zahlungen unter "Tierschutz" fallen.

Und wie wird berechnet, wie viel ein Tier wert gewesen ist?
Dafür wird ein durchschnittlicher Marktpreis bestimmt, wie er regelmäßig von den Marktteilnehmern festgelegt wird. Dabei geht es vor allem um Alter, Rasse und Nutzung der betroffenen Tiere. Auf individuelle Besonderheiten wird dabei keine Rücksicht genommen, was sich für manche engagierteren Landwirte durchaus sehr negativ auswirken kann.

Was heißt das konkret?
Wenn etwa jemand Angusrinder oder Wagyu-Rinder züchtet und diese im Zuge einer MKS-Welle verliert, erhält er dennoch nur den Durchschnittspreis eines gewöhnlichen Fleischrindes ersetzt, ganz egal, wieviel seine Tiere erlöst hätten. Oder wenn Bauern besonders viel Wert auf gute Haltungsbedingungen für ihre Milchkühe gelegt haben, um den Preis eines geringeren Ertrags, dann bekommen sie dennoch nur den durchschnittlichen Preis einer Milchkuh, wenn ihre Tiere im Zuge einer MKS-Keulungswelle getötet wurden.

Der letzte schwere Maul- und Klauenseuchen-Ausbruch in Österreich fand 1973 statt – hier sieht man Feuerwehrmänner, die am Flughafen Schwechat einen Seuchenteppich errichten
Der letzte schwere Maul- und Klauenseuchen-Ausbruch in Österreich fand 1973 statt – hier sieht man Feuerwehrmänner, die am Flughafen Schwechat einen Seuchenteppich errichten
Votava / brandstaetter images / picturedesk.com

Wie sieht es eigentlich mit der Jagd aus? Gibt es hier Einschränkungen?
Ja, gibt es. In den Schutz- und Überwachungszonen ist die Jagd ja ohnedies komplett verboten. Darüber hinaus gibt es allerdings eine ganze Reihe strenger Regeln für Jäger, um zu verhindern, dass durch die Jagd das Virus weiter verbreitet werden kann.

Wann hatten wir eigentlich zum letzten Mal die Maul- und Klauenseuche in Österreich?
Der letzte Ausbruch war 1981, damals waren allerdings nur wenige Tiere in Niederösterreich betroffen und der Ausbruch konnte rasch gestoppt werden. Wesentlich schlimmer war die Situation 1973. Damals mussten mehr als 80.000 Tiere getötet werden, ehe die Verbreitung des Virus unterbunden werden konnte.

Gibt es eigentlich Länder oder Regionen, in denen die Seuche komplett ausgerottet ist?
In Neuseeland wurden bis heute keine MKS-Ausbrüche registriert, in Australien war der letzte Ausbruch 1872. Aber diese beiden Länder genießen den Luxus des Insel-Daseins. Aber auch die USA, Kanada und Mexiko gelten als MKS-frei. In Europa blieben in den vergangenen Jahrzehnten nur die skandinavischen Länder verschont. Die meisten und schlimmsten Ausbrüche gab es in Großbritannien, zuletzt 2007.

Aktualisiert am 7. April um 12 Uhr

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