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Meghan auf Netflix: "Verbrennen Sie sich lieber die Augen!"

Seit Dienstag ist "With Love, Meghan" auch in Österreich zu sehen. In 8 Episoden zeigt die Duchess of Sussex, Angetraute von Briten-Prinz Harry, ihr Leben her. Sie kocht, bäckt, gärtnert, alles zu schön, um wahr zu sein. Ist die Serie wirklich so übel?

Meghan, Duchess of Sussex, zeigt ihre bunte Welt her und nennt das Alltag von allen
Meghan, Duchess of Sussex, zeigt ihre bunte Welt her und nennt das Alltag von allen
JAKE ROSENBERG/NETFLIX
Newsflix Redaktion
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Man muss neidlos anerkennen, es wurde schon liebevoller mit einer Filmproduktion umgesprungen. "Wenn Sie dachten, dass die neue Lifestyle-Show ein selbstgefälliges, sirupartiges Dauerprogramm wäre und dass Sie sich lieber die Augen verbrennen würden, als sich das anzuschauen, dann habe ich Neuigkeiten für Sie. Es ist noch viel schlimmer."

Das schreibt nicht ein Reporter des britischen Boulevards, in deren Dienstverträgen Worte wie Zurückhaltung oder Feingefühl selten vorkommen, sondern die Londoner Times. Die zerlegt "With Love", Meghan" und ist damit beileibe nicht allein. Warum sich jetzt alle an der Duchess abarbeiten:

Worum geht es eigentlich?
Ab Dienstag in der Früh konnten Abonnenten von Netflix die mit einigem Interesse erwartete Serie von Meghan Markle abrufen. Sie trägt den Titel "With Love", Meghan", es handelt sich um acht Episoden, jede ist ungefähr 35 Minuten lang. Also eine Art Emily in Paris ohne Paris und ohne Emily, die Liebe gilt in diesem Fall nicht Köchen und anderen hübschen Männern, sondern der Hausarbeit.

Aber was ist der Inhalt?
Gute Frage. Genau genommen tut Meghan (43) irgendwas im Haus, in der Küche oder im Garten. Aus einem puren Zufall heraus kommen immer wieder Promis vorbei und verwickeln sie in ein Gespräch. Die Unterhaltungen haben den Tiefgang von Instagram, aber die teuer gebleichten Zähne kommen gut zur Geltung, denn es wird viel gelacht. Manchmal auch zu passenden Momenten.

Das ist alles?
Natürlich nicht. Es wird getanzt, viel Champagner getrunken, Meghan betätigt sich gleich zu Beginn als Imkerin. Es ist so eine "das Leben ist schön"-Geschichte, nicht mehr, nicht weniger. Von "unerbittlichem Lächeln und "verzweifelter Fröhlichkeit" schreibt die Times.

Hat die Serie Humor?
Wenn dann eher unfreiwillig. Meghan erzählt etwa, dass sie ihren Kindern das Obst in der Früh immer in der Reihenfolge der Regenbogenfarben auflegt. Nicht alle Tipps lassen sich gut in einen herkömmlichen Alltag einbauen, etwa wenn sie um 6 Uhr früh raus müssen, um den Bus zu bekommen. Da wird der Regenbogen schnell einfärbig.

Gleich zu Beginn versucht sich die Ex-Adelige in der Veredelung von Honig
Gleich zu Beginn versucht sich die Ex-Adelige in der Veredelung von Honig
COURTESY OF NETFLIX

Was lernt man?
Welche Pastasorten es gibt, wie man gebackenen Fisch zubereitet, Blumen arrangiert oder selbst Badesalz herstellt. Was man halt so braucht im Leben.

Welche Geheimnis verrät Meghan?
Wie sie Harry austrickst. Er gehört zur Sorte Mensch, die Essen immer sofort salzen, ohne vorher zu kosten. Daran sind schon Beziehungen gescheitert. Also kocht Meghan salzloser, kommt dann auf dasselbe raus. Und er mag gern Speck. Wissen wir das jetzt auch.

Prinz Harry taucht in der letzten Folge eher beiläufig auf und niemand weiß warum
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COURTESY OF NETFLIX

Welche Promis schauen vorbei?
Schauspielerin Mindy Kaling, vielleicht bekannt aus "The Office", sie hat auf Fox auch eine Comedy-Serie namens The Mindy Project.  "Suits"-Star Abigail Spencer, Koch Roy Choi, Mitbegründer der Gourmet-Food-Truck-Bewegung, Designerin Tracy Robbins und Victoria Jackson, sie nennt sich "Kosmetikpionierin".

Und was macht Meghan mit den Promis?
Machen ist vielleicht übertrieben. Die meiste Zeit über werden hübsche, bunte Bilder produziert, die Landschaft von Kalifornien ist zu sehen, viel Deko und Klimbim. Mit Mindy Kaling scherzt sie über das Gewicht der Le Creuset-Kochtöpfe. Sie merken schon, ihr Wissen wird durch die Serie nicht explosionsartig vermehrt.

Spielt die Serie tatsächlich bei ihr daheim?
Nein, großteils nicht. Gefilmt wurde in einem 8 Millionen Dollar teuren Bauernhaus in Santa Barbara, ein paar Kilometer vom eigentlichen Wohnsitz der Sussexes entfernt. Das Anwesen gehört Tom und Sherrie Cipolla, zwei lokalen Philanthropen, es liegt auf einem fünf Hektar großen Anwesen. Ein paar Szenen wurde auch bei Meghan daheim gedreht, zu sehen sind der Hinterhof und der Garten.

Was immer es über die Serie zu sagen gibt, die Landschaft ist hübsch
Was immer es über die Serie zu sagen gibt, die Landschaft ist hübsch
COURTESY OF NETFLIX

Warum stehen in der Küche immer wieder Produkte herum?
Weil Meghan damit ein Geschäfte machen will. Zum Beispiel mit Himbeermarmelade. Zeitgleich mit dem Start der Netflix-Serie öffnete ihr Online-Laden "As Ever". Zu kaufen gibt es dort noch nichts, sondern erst "ab Frühjahr 2025". Aber erste Produkte sind zu sehen.

Von welchen Produkten ist die Rede?
Himbeeraufstrich, Limitierter Wildblumenhonig mit Honigwabe, Blumenstreusel, Kräuter-Hibiskus-Tee, Shortbread-Kekse mit Blumenstreuseln, solche Sachen halt. Auch hier steht der Lifestyle im Vordergrund. "As ever ist mehr als eine Marke – es ist eine Liebessprache", steht auf der Webseite. Kitsch as Kitsch can.

Warum startet der Shop verspätet?
Es gab Probleme. Da waren einmal die Waldbrände. Serie (und wohl auch Shop) sollten am 15. Jänner starten. Dann traten Probleme mit den Namensrechten auf. Die Produktlinie sollte "American Riviera Orchard" heißen, aber das US-Patentamt legte sich quer. Den Shop betreibt Meghan nun gemeinsam mit Amazon, das macht einiges leichter.

Inhalt der Serie: Menschen, die Spaß am Leben haben und darauf trinken, dass es so bleibt
Inhalt der Serie: Menschen, die Spaß am Leben haben und darauf trinken, dass es so bleibt
COURTESY OF NETFLIX

Aber das Marketing läuft schon?
Und ob. Promis bekamen nummerierte Marmeladegläser zugeschickt, um Mundpropaganda zu machen. Das wirkte. Mindy Kaling war hin und weg, dass sie Marmeladenglas Nummer 50 bekam.

Wie kommt die Serie an?
In den USA gemischt, in Harrys Heimat Großbritannien ist das Echo verheerend. "Hier präsentiert eine Herzogin ihren extremen Reichtum und ihren unfassbar exklusiven Lebensstil, als stünde dieser jedem zur Verfügung, der sich genug dafür interessiert, ein kitschiges persönliches Etikett auf eine selbstgemachte Bienenwachskerze zu kleben oder einen Zweig frischen Lavendels auf ein Handtuch zu legen", schreibt die Times.

Und die anderen?
Der Guardian nennt die Serie ein "grässliches Artefakt einer bestimmten kulturellen Ära, die vor kurzem ihre Apokalypse erlebt hat". Man befinde sich "in einer Zone ständig strahlenden Lächelns in polierten Küchen, während ein Soundtrack positiver Musik pulsiert" urteilt die BBC. Die Sun zitiert erste Publikum-Reaktionen. "Das ist das unechteste Zeug aller Zeiten", ist zu lesen. Der Telegraph meint: "Es ist, um es freundlich auszudrücken, verrückt."

Es wird ziemlich viel gekocht, immer natürlich in der perfekten Bekleidung
Es wird ziemlich viel gekocht, immer natürlich in der perfekten Bekleidung
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Wie fällt das internationale Urteil aus?
Im deutschsprachigen Raum etwas milder. Die "Welt" nennt das Epos auch "künstlich", honoriert aber den Versuch Meghans, dem Hass ihr gegenüber "mit Liebe zu kontern".

Was stört die Kritiker?
Vor allem, dass eine Reiche so tut, als würde sie Alltagstipps für Normalos geben. Wenn Meghan, wie die Times schreibt, Beeren um 70 Euro auf einen Teller gibt und sagt, dass sich Magie auch "mit einem kleinen Budget" erzeugen lasse. Beim Kochen trägt die Sussex einen 1.000 Dollar teuren Kaschmirpullover von Loro Piana um die Schulter geschwungen oder eine weiße Bluse mit Puffärmeln. Sie bleibt natürlich fleckenlos.

Wenn es schön ist, geht man nach draußen, und es ist eigentlich immer schön
Wenn es schön ist, geht man nach draußen, und es ist eigentlich immer schön
JAKE ROSENBERG/NETFLIX

Wie viel bekam Meghan für die Serie?
Die Rede ist von 100 Millionen Dollar.

Kommt Harry in der Serie vor?
Jein. Er taucht nur kurz auf, in der letzten Folge, vier Minuten vor dem Ende und auch da man weiß eigentlich nicht warum. Bei einem Gartenparty-Brunch steht Harry (40) plötzlich da, hat ein Glas Mimosa in der Hand, ein Cocktail-Mix aus Champagner und Orangensaft, und stößt mit seiner Frau an. dann drückt sie an seine Brust. "Du hast einen tollen Job gemacht", sagt er. "Ich liebe dich!"

Und die Kinder?
Die fehlen komplett. Archie (5) und Lilibet (3) kommen nicht vor, auch das frühere Leben am britischen Königshof fällt unter den Tisch. Braucht sich die Queen nicht schon wieder im Grab umdrehen.

Jedes Detail stimmt, von der Instagram-tauglichen Torte bis zur Tisch-Deko
Jedes Detail stimmt, von der Instagram-tauglichen Torte bis zur Tisch-Deko
COURTESY OF NETFLIX

Fazit?
Wer schöne Bilder mag, Meghan toll findet, heile Welt erleben will, spechteln möchte, wie das bei den Reichen so ist, der ist hier perfekt aufgehoben. Für alle anderen gilt, was der Guardian schreibt: "Verabschieden Sie sich vom Netflix-Deal! 'With Love, Meghan' ist so sinnlos, dass es die letzte TV-Show der Sussexes sein könnte."

"With Love, Meghan", USA 2025, 8 Episoden à ca. 35 Minuten, ab 4. März, Netflix

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