Das startet
Neue Streaming-Woche: Diese Serien haben wir ganz lieb
In der Woche vom 7. bis 13. 2. neu: Boris Becker bindet uns in Costa Rica einen Bären auf, eine Serie, die Donald Trump in jedem Fall verabscheut und Neues von Joanne K. Rowling und den Kardadshians. Ihr Streaming-Guide von Newsflix!

Wer Boris Becker wieder einmal schwitzen sehen will, ohne dass er dabei vor Gericht steht, hat diese Woche gute Karten. Dazu gibt es vier sehr unterschiedliche neue Serien bzw. Staffeln, die sich allesamt auszahlen, sowie einen weiteren Reality-Aufguss aus dem Kardashian-Universum. Diese neue Streaming-Shows sind jetzt sehenswert:
"Bear Hunt – Die Promi-Jagd", Staffel 1 / Netflix

Worum geht's 12 Promis – einige davon weltbekannt wie Ex-Tennisstar Boris Becker oder Ex-Spice Girl Mel B., andere eher nur auf den britischen Inseln eine große Nummer – werden von Survival-Experte und Ex-SAS-Elitesoldat Bear Grylls durch den Dschungel von Costa Rica gehetzt. Dabei müssen sie tagsüber zahlreiche Prüfungen bestehen und am Abend am Lagerfeuer darüber sprechen. Nach und nach werden die Herrschaften – 6 Damen und 6 Herren – von Meister Bear geschnappt und scheiden aus, wer übrig bleibt, ist Sieger.
Weshalb es sich lohnt Es ist, was es ist. Und entweder man mag derartige Shows, oder bekommt Schüttelfrost, sobald die Stars und Sternchen von anno dazumal in exotischer Kulisse auftauchen. Wer auf diese Art Show steht, bekommt hier First-Class-Unterhaltung, die nicht unter ein gewisses Niveau sinkt. Dafür garantiert alleine schon der "Jäger", Edward Michael "Bear" Grylls, Politiker-Sohn, Elite-College, Soldat bei der britischen Elitetruppe SAS, danach als Abenteurer und Survival-Experte weltbekannt geworden.
Dass die Mehrheit der 12 Promis nur im angelsächsischen Raum bekannt ist, tut dabei nichts zur Sache – wer kennt schon die Menschen, die im RTL-Dschungelcamp zum Gaudium der deutschen TV-Seher gerade wieder Ekeliges wie Känguru-Penisse oder Vogelspinnenbeine essen müssen? Derartige Grauslichkeiten bleiben den Protagonisten der Netflix-Show übrigens erspart. Auch was wert.
"Bear Hunt – Die Promi-Jagd" Staffel 1, Großbritannien 2025, 8 Episoden à ca. 50 Minuten, Netflix
"C. B. Strike: The Ink Black Heart" / Sky X

Worum geht's Die Künstlerin Edie Ledwell, Co-Schöpferin eines erfolgreichen Cartoons namens "The Ink Black Heart", wird von einem Online-Stalker mit dem Pseudonym Anomie verfolgt und wendet sich deshalb an Privatdetektiv Cormoran Strike (Tom Burke) – wird jedoch von seiner Mitarbeiterin Robin (Holliday Grainger) abgelehnt. Wenig später ist Edie tot und das Detektiv-Duo muss sich auf die Suche nach ihrem Online-Verfolger machen …
Weshalb es sich lohnt Die mittlerweile 6 Bücher über den Kriegsveteranen und Privatdetektiv Cormoran Strike stammen von Harry Potter-Schöpferin Joanne K. Rowling, die sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith schreibt. Nicht dass die Autorin Geld benötigen würde – sie ist dank Harry Potter längst Milliardärin –, aber das Schreiben scheint ihr nach wie vor Spaß zu machen und die Bücher bersten geradezu vor Detailverliebtheit und sind entsprechend umfangreich. Was – wie manche Kritiker meinen – darüber hinwegtäuscht, dass Rowlings Krimi-Plots jetzt nicht gerade von allergrößter Originalität geprägt sind.
Was die Serie – und damit auch die bereits 6. Staffel – sehenswert macht, ist vor allem das Zusammenspiel zwischen "Strike" Tom Burke und "Robin" Holliday Grainger. Die beiden sind sich längst nicht nur beruflich verbunden, finden aber auch nicht so recht zueinander, obwohl sie viel füreinander empfinden. Dieses Spiel der feinen Nuancen geht den beiden perfekt von der Hand. Außerdem gehen die 4 Episoden der 6. Staffel wesentlich leichter runter als Rowlings gleichnamiges Buch, das in der deutschen Übersetzung 1.360 Seiten hat.
"C. B. Strike: The Ink Black Heart", Großbritannien 2024, 4 Episoden à ca. 50 Minuten, ab 8. Februar auf Sky X
"Clean Slate" Staffel 1 / Amazon Prime

Worum geht's Desiree (Laverne Cox) kommt nach 23 Jahren zurück in jene Kleinstadt in Alabama, in der sie aufgewachsen ist, um sich mit ihrem Vater Harry (George Wallace) zu versöhnen. Allerdings: Als Desiree seinerzeit die Kleinstadt verlies, war sie noch ein Mann …
Weshalb es sich lohnt Serien, die sich mit dem Thema Geschlechtsumwandlung beschäftigen, sind in der US-Streaming-Landschaft längst keine Seltenheit mehr – man denke an "Transparent" oder "Pose". Was hier neu ist, ist einerseits der Sitcom-Ansatz und andererseits die Tatsache, das "Clean Slate" (die Redewendung bedeutet übrigens so viel wie "unbeschriebenes Blatt" und steht für einen Neuanfang) in einer afroamerikanischen Community in Alabama, im tiefsten Süden der USA, spielt.
Laverne Cox, die die Serie auch, gemeinsam mit George Wallace, der ihren Vater spielt, erdacht und geschrieben hat, gehört seit vielen Jahren zu den bekanntesten Transgender-Personen der USA. Für ihre Rolle in "Orange Is The New Black" wurde sie als erste Transgender-Schauspielerin für einen Emmy nominiert.
Sehenswert macht die Serie vor allem, dass der Süden der USA hier ausnahmsweise nicht als hinterwäldlerisches Brachland porträtiert wird, in dem alles, was von der Norm abweicht, sofort auf den Scheiterhaufen geschickt wird. Der Umgang der Menschen mit einem der Ihren, der auszog, um als Sie zurückzukehren, ist angenehm unaufgeregt und entspannt. Und setzt sich alle dadurch schon gewaltig vom neuen Ton ab, der derzeit von Washington aus zunehmend das ganze Land mit inhumanen Parolen beschallt.
"Clean Slate" Staffel 1, USA 2025, 8 Episoden à ca. 25 Minuten, Amazon Prime
"Cassandra" / Netflix

Worum geht's Samira (Mina Tander) und David (Michael Klammer) ziehen mit ihren Kindern Fynn und Juno in ein stylishes Retro-Haus aus den 1970ern, um sich von einem familiären Verlust zu erholen. Im Keller des Hauses entdeckt Sohn Fynn (Joshua Kantara) einen alten Haushaltsroboter und es gelingt ihm, dessen Computer wieder hochzufahren. Doch der Roboter, der auf den Namen Cassandra (Lavinia Wilson) hört und eine voll entwickelte Persönlichkeit zu haben scheint, beginnt schon bald, ein verstörendes Eigenleben zu entwickeln.
Weshalb es sich lohnt Die deutsche Netflix-Produktion von Regisseur Benjamin Gutsche mixt geschickt Versatzstücke aus dem Horror-Genre mit dystopischen und Science-Fiction-Thriller-Elementen. Dazu kommen Rückblenden in die 1970er-Jahre, als es tatsächlich eine Frau namens Cassandra gab, die in dem Haus kein sehr glückliches Leben führte …
Das Seventies-Dekor ist anfangs ein wenig anstrengend in seiner Bemühtheit, aber schon bald entwickelt diese Version von der Geschichte der Künstlichen Intelligenz, die ein mörderisches Eigenleben entwickelt, einen ganz speziellen Sog, dem man sich nur schwer zu entziehen vermag. Und der Twist, dass heute die größten Bedrohungen nicht aus dem Übernatürlichen oder Fremden kommen, sondern aus der von uns selbst entwickelten Technik, ist absolut nicht neu, aber deshalb um kein bisschen weniger aktuell.
"Cassandra", Deutschland 2025, 6 Folgen à ca. 50 Minuten, Netflix
"Apple Cider Vinegar" / Netflix

Worum geht's In den frühen 2010er-Jahren erlebt Social Media seinen ersten Höhenflug, bei dem Blogger und Influencer zu Stars einer neuen Generation werden – und zu Millionären, wenn sie es denn richtig anpacken und ihren Followern nur genügend Zeug andrehen können. Milla (Alycia Debnam-Carey) ist eine von ihnen und verdient mit chicen Lifestyle-Produkten ein Vermögen.
Da möchte die junge Wellness-Bloggerin Belle (Kaitlyn Dever) nicht nachstehen und erfindet kurzerhand eine Geschichte, um ihre eigenen Produkte und Bücher besser vermarkten zu können. Sie behauptet, dass sie dank ihrer gesunden Lebensweise und ihrer speziellen Ernährungs- und Wellnessprodukte von einem bösartigen Hirntumor geheilt wurde. Blöd nur: Nichts davon ist wahr. Doch die Menschen hören Belles Botschaft nur zu gerne. Und bald geraten Menschen, die wirklich schwer krank sind, in Lebensgefahr.
Weshalb es sich lohnt Die australische Mini-Serie, die auf dem Sachbuch "The Woman Who Fooled The World" basiert, ist ein hübsch umgesetztes Lehrstück über die Gefahren von blinder Social Media-Gläubigkeit und den hinterhältigen Fallstricken, die Lauern, sobald ein irrealer Wunsch Vater eines Gedankens ist. "Apple Cider Vinegar" – auf deutsch schlicht Apfelessig, wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist – und dennoch so wirkt, als wären seither viele Jahrzehnte vergangen.
"Apple Cider Vinegar", Australien 2025, 6 Episoden à ca. 60 Minuten, Netflix
"The Kardashians" Staffel 6 / Disney+

Worum geht's Ein weiteres Jahr im Leben des offenherzigsten Clans der USA. Wer wissen möchte, was Kim, Khloé und Kourtney, ihre Halbschwestern Kylie und Kendall Jenner sowie ihre Mutter Kris in letzter Zeit so getrieben haben, ist hier richtig. Die mehrfach ausgezeichnete Reality-TV-Serie spart auch in der 6. Staffel nicht mit Einblicken in eine Welt, die auch beim wiederholten Ansehen nur schwerlich als real wahrgenommen werden kann.
Weshalb es sich lohnt Es ist, was es ist, Teil 2. "The Kardashians" ist schlicht perfekt in all seinem Wahnsinn. Mehr Eskapismus geht nicht. Und die Schwestern wissen zudem immer, was sie ihrem Publikum schuldig sind und bieten das volle Programm. Wenn schon Reality-TV, dann mit den Meisterinnen. Weiter so, Ladys!
"The Kardashians" Staffel 6, USA 2025, 10 Episoden à ca. 50 Minuten, Episode 1 online, ab 13. Februar jede Woche eine weitere Episode, Disney+