Jagdszenen

Schickt uns Botswana jetzt auch 20.000 Elefanten?

Präsident Masisi droht Deutschland mit einer "Törööö-Zwangslieferung". Grund: Ein Importverbot für Jagdtrophäen. Haben wir auch bald eine dicke Haut?

Babyelefant in Afrika zwischen den Beinen der Mutter
Babyelefant in Afrika zwischen den Beinen der Mutter
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Christian Nusser
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Es gibt Anfragen an Ministerien, bei denen weniger der Inhalt im Fokus steht, sondern mehr das Datum. Wenn man also wissen will, ob auch Österreich jetzt 20.000 Elefanten geschenkt bekommt und wo die dann eventuell leben könnten, ist der 1. April kein gutes Datum fürs Abschicken. Der 2. April ist besser, der macht seriös – und so kam es dann auch.

"Herablassend" Am 23. März benahm sich Mokgweetsi Masisi wie ein Elefant im Porzellanladen. Der Präsident von Botswana gab dem britischen TV-Sender "Sky News" ein Interview. Darin beklagte er sich über ein neues Gesetz, das im Parlament in London eingebracht worden war. Es soll den Import von Jagdtrophäen aus Botswana stark einschränken. "Herablassend", und das "Wiederaufleben einer kolonialen Eroberung", nannte Masisi den Vorgang.

10.000 wilde Elefanten im Hyde Park Der Präsident wollte es nicht bei Worten bewenden lassen, sondern avisierte den Briten gleich auch ein Lieferung von 10.000 wilden Elefanten, wie wild sie tatsächlich sind, wird sich wohl erst vor Ort zeigen. Die Tiere sollten jedenfalls auf den Hyde Park losgelassen werden, "damit die Briten wissen, wie es ist, mit ihnen zu leben". Später schwächte Botswanas Umwelt- und Tourismusminister die Grollerei etwas ab, sie sei nur "rhetorisch" gewesen, sagte Dumezweni Mthimkhulu. Ob er seine Rhetorik meinte oder die der Elefanten, verriet er nicht.

Nach den Wölfe nun Luchse? Nach dem Osterwochenende rückte die Bedrohung durch Elefantenherden aus Afrika auch Österreich merkbar näher. Vielleicht werden die heimischen Bauern einmal mit Verklärung an die Zeiten zurückdenken, an denen sie sich nur mit Wölfen, Luchsen und gelegentlich mit einem Bären herumschlagen mussten. Kritisch wird es erst, werden sie dann wissen, wenn der Elefant im Raum ist.

Am Dienstag meldete sich nämlich Mokgweetsi Masisi erneut zu Wort, diesmal in der leserstarken deutschen "Bild", und konkretisierte sein Anerbieten. Er wolle 20.000 Elefanten nach Deutschland bringen lassen, sagte er. Natürlich als Geschenk. Aber ein "Nein" werde er nicht akzeptieren.

"Grüne Fundamentalisten" Der – durchaus ernste – Hintergrund der botswanischen Geschenk-Androhung: Nicht nur Großbritannien, sondern auch Deutschland überlegt eine Gesetzesverschärfung. Die grüne Umweltministerin Steffi Lemke hat den Import von Jagdtrophäen ins Visier genommen, und das schon seit zwei Jahren. Es fügte sich, dass Botswanas Umweltminister Dumezdweni Mthimkhulu in der vergangenen Woche in Berlin weilte und ein Gespräch mit Lemke nicht elefantös harmonisch verlaufen sein dürfte: "Die Grünen schauen auf uns mit Verachtung", sagte er und nannte sie "Fundamentalisten, die aus Ideologie handeln".

Tatsächlich ist Deutschland der mit Abstand größte Importeur von Jagdtrophäen international geschützter Tierarten in der EU, berichtet der "Tagesspiegel". Nach vorläufigen Angaben des Bundesamts für Naturschutz gab es im vergangenen Jahr 650 Einfuhrvorgänge, davon entfielen 26 auf Afrikanische Elefanten. 

130.000 Elefanten lungern herum Auf der anderen Seiten steht Botswana (2,6 Millionen Einwohner). Das Land hat sich beim Aufpäppeln der Elefanten-Population positiv hervorgetan, laut Eigenangabe habe sich die Zahl der Dickhäuter von 50.000 im Jahr 1984 auf 130.000 im Jahr 2024 fast "verdreifacht". Das verursache "viel Chaos", weil die Tiere in "ständigem Konflikt mit Menschen" stehen, sagt man jetzt. 50.000 sei die richtige Anzahl an Tieren für die Region hätten Wissenschaftler erklärt.

Keine Jagd, keine Schulen Die Bevölkerung in Botswana lebt stark vom Tourismus, der nicht nur, aber auch mit der Jagd verknüpft ist. Kommen keine Jäger, fließt kein Geld ins Land, so die Argumentation. Der Verkauf von Trophäen sei eine wichtige Einkommensquelle, sagt Umweltminister Dumizweni Mthimkhulu. Etwa 50 Gemeinden würden pro Jahr mit umgerechnet rund zwei Millionen Euro von der Jagd profitieren. Mit dem Geld werde auch der Schulbesuch von Kindern finanziert.

Deutsches Wetter ist schlimm genug für Elefanten "Keinen Scherz", nannte Präsident Masisi seine Ankündigung, 20.000 Elefanten zu Deutschen machen zu wollen. Botswana stelle 40 Prozent Landesfläche für Wildtiere bereit, habe Tiere schon an Angola und Mosambik verschenkt. Deutschland stellte er nur eine Bedingung: "Wir möchten, dass unsere Elefanten frei herumlaufen. Das deutsche Wetter ist schlimm genug für sie". Wie gesagt, am 1. April wäre so eine Geschichte keine gute Idee gewesen.

Und Österreich? Bekommen wir jetzt auch 20.000 Elefanten oder ein paar weniger? Das ist nicht so einfach zu klären. Auch nicht, wie viel Großwildjäger pro Jahr Trophäen ins Land bringen wollen. Das zuständige Finanzministerium fand die Anfrage lustig, schaffte dann aber die Beantwortung innerhalb eines Tages nicht, ohne jetzt aus einer Mücke einen Elefanten machen zu wollen.

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