Eklat im Weissen Haus
Im Wortlaut: Wie Trump den Ukraine-Präsidenten demütigte
„Haben Sie heute schon einmal Danke gesagt? Die ganze Welt schaute zu, wie US-Präsident Donald Trump am Freitag auf Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj losging. Es wurde geschrieen, gedroht, der Rohstoff-Deal platzte (vorerst?). Die Eskalation.

Es waren Szenen, wie man sie in der Weltpolitik lange nicht gesehen hat, vielleicht noch nie. Vor laufenden TV-Kameras kanzelte US-Präsident Donald Trump am Freitag Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj wie einen Schulbuben ab. Assistiert von Vizepräsident J.D. Vance wurde Selenskyj in die Ecke getrieben, gedemütigt.
Die Welt schaute mit offenem Mund zu. Nach dem Eklat glühten die Telefone zwischen Staatschefs und Präsidenten. Wie mit der neuen Situation umgehen? Die Grenzen zwischen Realität und TV-Show vermischen sich. Das muss man dazu wissen:
Worum ging es eigentlich?
Am Freitag sollte im East Room des Weißen Hauses das Rohstoff-Abkommen zwischen den USA und der Ukraine unterschrieben werden. Tagelang hatte es zwischen den Staaten Verstimmungen und offenen Streit gegeben, nun schien man eine Einigung erzielt zu haben. Aber es kam anders.
Was ging vor sich?
Das Meeting zwischen Trump und Selenskyj war für 11 Uhr Ortszeit angesetzt, 17 Uhr europäischer Zeit. Es sollte ein Treffen mit Reportern im Oval Office geben, danach einen gemeinsamen Lunch, die Unterschrift und schließlich um 13 Uhr Ortszeit eine Pressekonferenz. Nur der Termin im Oval Office fand statt.
Was passierte zunächst?
Alles lief nach Plan. Selenskyj fuhr vor, Trump holte ihn bei der Tür vor dem Westflügel ab, wie nach Protokoll. Senatoren kamen ins Weiße Haus, weil sie der Unterzeichnung des Rohstoff-Abkommens zwischen der Ukraine und den USA beiwohnen wollten.
Wie kam es zur Eskalation?
Es gab Vorzeichen. Selenskyj erschien nicht in einem Anzug, sondern in eher salopper Kleidung. Als ihn Trump mit einem Händedruck begrüßte, sagte er sarkastisch: "Wow, Sie sind haben sich aber schick angezogen!"
Brach der Streit sofort aus?
Nein, lange lief alles ordentlich. Gelächter, Hand auf den Arm legen und so. Er habe Selenskyj einen Diktator genannt, wurde Trump von einem Reporter angesprochen. "Habe ich das wirklich gesagt", wiegelte Trump ab. 35 Minuten ging das so, dann brachen 10 wilde Minuten an.

Was löste den Streit aus?
Das ist nicht ganz klar und eigentlich war J.D. Vance der Treiber. Der Vizepräsident war auf Krawall gebürstet, Trump schaltete sich dazu.
Wie darf man sich den Streit vorstellen?
Hier ein paar Passagen im Wortlaut zum Verständnis, einiges war schwer zu verstehen, weil alle durcheinander reden oder brüllten:
Trump (antwortet einem Reporter): Ich stehe nicht auf Putins Seite. Ich stehe auf niemandes Seite. Ich stehe auf der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika. Und zum Wohle der Welt ... Ich kann härter sein als jeder andere Mensch, den Sie je gesehen haben.
Vance (schaltet sich ein): Wir hatten in den Vereinigten Staaten vier Jahre lang einen Präsidenten, der auf Pressekonferenzen aufstand und hart über Wladimir Putin sprach. Und dann marschierte Putin in die Ukraine ein und zerstörte einen großen Teil des Landes ... Wir haben es mit Joe Biden versucht, indem wir uns auf die Brust klopften und so taten, als seien die Worte des Präsidenten der USA wichtiger als die Taten des Präsidenten der USA. Was Amerika zu einem guten Land macht, ist seine Diplomatie. Und genau das tut Präsident Trump.

Selenskyj Ja. Okay. Er hat unsere Teile besetzt. Große Teile der Ukraine. Teile des Ostens und der Krim. Er hat sie also 2014 besetzt. Viele Jahre lang, ich spreche nicht nur von Biden. Aber damals gab es Obama, dann Präsident Trump, dann Präsident Biden, jetzt Präsident Trump. Und Gott segne ihn: Jetzt wird Präsident Trump ihn aufhalten. Aber 2014 hat ihn niemand aufgehalten. Er hat einfach besetzt und genommen. Er hat Menschen getötet.
Trump 2015.
Selenskyj 2014.
Vance 2014 und 2015.
Trump 2014. Ich war nicht hier.
Selenskyj Aber von 2014 bis 2022 hat ihn niemand aufgehalten. Wir haben viele Gespräche mit ihm geführt, das wissen Sie ... Wir haben einen Waffenstillstand unterzeichnet ... Aber danach hat er den Waffenstillstand gebrochen ... Von welcher Art Diplomatie sprechen Sie, JD?
Vance Ich spreche von der Art Diplomatie, die der Zerstörung Ihres Landes ein Ende setzen wird. Herr Präsident, bei allem Respekt. Ich finde es respektlos von Ihnen, ins Oval Office zu kommen und zu versuchen, dies vor den amerikanischen Medien zu verhandeln ... Glauben Sie, dass es respektvoll ist, ins Oval Office der Vereinigten Staaten von Amerika zu kommen und die Regierung anzugreifen, die versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?
Selenskyj Das sind viele Fragen. Fangen wir von vorne an.
Vance Sicher.
Selenskyj Erstens hat während des Krieges jeder Probleme, auch Sie. Aber Sie haben ein schönes Meer und spüren es jetzt nicht, aber in Zukunft werden Sie es spüren.
Trump Das wissen Sie nicht.
Selenskyj Gott segne Sie, es wird keinen Krieg geben.
Trump Sagen Sie uns nicht, was wir fühlen werden. Wir versuchen ein Problem zu lösen. Sagen Sie uns nicht, was wir fühlen werden.
Selenskyj Das sage ich Ihnen nicht.
Trump Weil Sie nicht in der Position sind, uns das vorzuschreiben.
Selenskyj Sie werden den Einfluss spüren. Das sage ich Ihnen.
Trump Wir werden uns sehr gut und sehr stark fühlen.
Selenskyj Sie werden den Einfluss spüren.
Trump Sie sind im Moment nicht in einer sehr guten Position. Sie haben sich in eine sehr schlechte Lage gebracht ... Sie haben im Moment nicht die Karten in der Hand. Bei uns haben Sie jetzt Karten in der Hand.
Selenskyj Ich spiele keine Karten. Ich meine es sehr ernst, Herr Präsident. Ich bin der Präsident in einem Krieg
Trump Sie spielen Karten. Sie spielen mit dem Leben von Millionen Menschen. Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg. Und was Sie tun, ist sehr respektlos gegenüber dem Land, diesem Land, das Sie weitaus stärker unterstützt hat, als viele Leute sagten, dass es das hätte tun sollen.
Vance Haben Sie während des gesamten Treffens auch nur einmal "Danke" gesagt? Nein ... Sagen Sie ein paar Worte der Anerkennung für die Vereinigten Staaten von Amerika und den Präsidenten, der versucht, Ihr Land zu retten.
Selenskyj Darf ich antworten?
Trump Nein. Nein. Sie haben viel geredet. Ihr Land steckt in großen Schwierigkeiten.
Selenskyj Ich weiß. Ich weiß.
Trump Sie werden das hier nicht gewinnen. Dank uns haben Sie eine verdammt gute Chance, heil rauszukommen.

Selenskyj Herr Präsident, wir bleiben in unserem Land, wir bleiben stark. Seit Beginn des Krieges waren wir allein, und wir sind dankbar.
Trump Sie waren nicht allein. Wir haben Ihnen durch diesen dummen Präsidenten 350 Milliarden Dollar gegeben ... Wenn Sie unsere Militärausrüstung nicht gehabt hätten …
Selenskyj Sie haben mich eingeladen –
Trump Ohne unsere militärische Ausrüstung wäre dieser Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen.
Selenskyj In drei Tagen. Ich habe es von Putin gehört: in drei Tagen.
Trump Es wird sehr schwierig werden, auf diese Weise Geschäfte zu machen. Das sage ich Ihnen.
Vance Sag einfach Danke.
Selenskyj Ich habe es schon oft gesagt, vielen Dank an das amerikanische Volk.
Trump Sehen Sie, ich denke, es ist gut für das amerikanische Volk, zu sehen, was hier vor sich geht. Deshalb habe ich das so lange durchgehalten. Man muss dankbar sein.
Selenskyj Ich bin dankbar.
Trump Sie haben nicht die Karten in der Hand. Sie liegen begraben, Ihre Leute sterben. Ihnen gehen die Soldaten aus.
Selenskyj Bitte nicht, Herr Präsident.

Trump Hören Sie. Ihnen gehen die Soldaten aus ... Dann sagen Sie uns: "Ich will keinen Waffenstillstand ... Sehen Sie, wenn Sie jetzt einen Waffenstillstand erreichen könnten, würde ich Ihnen sagen: Nehmen Sie ihn an. Dann hören die Kugeln auf zu fliegen und Ihre Männer werden nicht mehr getötet.
Selenskyj Natürlich wollen wir den Krieg beenden.
Trump Aber Sie sagen, Sie wollen keinen Waffenstillstand.
Selenskyj Aber ich habe Ihnen gesagt: mit Garantien.
Trump Das wird ein schwieriger Deal, denn die Einstellungen müssen sich ändern.
Reporterin Was passiert, wenn Russland den Waffenstillstand bricht?
Trump Was, wenn Ihnen jetzt eine Bombe auf den Kopf fällt? OK? ... Lassen Sie mich Ihnen sagen, Putin hat verdammt viel mit mir durchgemacht. Er hat eine falsche Hexenjagd durchgemacht ... Er hat vielleicht die Vereinbarungen mit Obama und Bush gebrochen, und vielleicht hat er sie auch mit Biden gebrochen ... Aber mit mir hat er sie nicht gebrochen. Er will einen Deal machen ... Das Problem ist, dass ich Sie zu einem harten Kerl gemacht habe, und ich glaube nicht, dass Sie ohne die Vereinigten Staaten ein harter Kerl wären. Und Ihr Volk ist sehr mutig.
Selenskyj Danke.
Trump Aber entweder Sie machen einen Deal oder wir sind raus. Und wenn wir raus sind, werden Sie es auskämpfen. Ich glaube nicht, dass es schön werden wird, aber Sie werden es auskämpfen.
Wie geht das Gespräch zu Ende?
Skurril. "Ich denke, wir haben genug gesehen", sagt Trump. Was meinen Sie, hm? Das wird großartiges Fernsehen." Selenskyj verließ das Weiße Haus.
Worum geht es in dem Streit eigentlich?
Die USA wollen an die Rohstoffe der Ukraine heran. Ihr Argument: Wir haben viel Geld und viele Waffen für den Kampf gegen Russland zur Verfügung gestellt, nun wollen wir eine Gegenleistung dafür.
Und, wird das klappen?
Am Dienstag dieser Woche sah es danach aus. Die USA und die Ukraine einigten sich auf einen Pakt. Der Financial Times liegt das Abkommen vor, eine offizielle Bestätigung fehlte aber.

Was soll vereinbart worden sein?
Es wird ein Fonds errichtet, in den die Ukraine 50 Prozent der Einnahmen der staatlichen Bodenschätze einbringt, darunter Öl und Gas. Trump bekommt also ziemlich genau das, was er wollte. Kiew konnte ein paar günstigere Bedingungen für sich herausschlagen. Die Einnahmen aus Rohstoffverkäufen, die schon jetzt in den Staatshaushalt fließen, sind ausgenommen, auch die Exporte in die EU.
Was hat die Ukraine davon?
Das Geld aus dem Fonds soll Projekte in der Ukraine finanzieren. Und, wichtig: Sie hat weiterhin die Schutzmacht USA an ihrer Seite.
Wurde die Schutzfunktion festgeschrieben?
Nein, die Financial Times fand nichts davon im Papier. Selenskyj hatte davor gefordert, dass die USA schriftlich Sicherheitsgarantien abgibt. Jetzt müsste er sich auf höchstens mündliche Zusicherungen verlassen.
Was gibt es in der Ukraine zu holen?
Viel! Das Land ist enorm reich an Bodenschätzen. Der Ukrainische Geologische Dienst (State Service of Geology and Mineral Resources of Ukraine, SSGSU) ist für das Management der Ressourcen zuständig. Die Behörde schätzt, dass sich etwa 5 Prozent der "kritischen Rohstoffe" der Welt in der Ukraine befinden.

Was ist da alles dabei?
Die Ukraine verfügt über die sechsgrößten Graphit-Reserven der Erde. Das Mineral wird nicht nur in Bleistiften verwendet, sondern auch für Halbleiter, in der Metallindustrie, für Batterien von E-Autos, Bremsen, Dichtungen, Schmierstoffe, Feuerschutz oder in Atomreaktoren. Die Ukraine besitzt 19 Millionen Tonnen davon. Viele Bleistifte also.
Aber da gibt es noch mehr, oder?
Ja, über ein Drittel aller europäischen Lithiumvorkommen, dem Schlüsselbestandteil moderner Batterien. Der weltweite Anteil der Ukraine an der Produktion von Titan, das beim Bau von Flugzeugen oder Kraftwerken verwendet wird, betrug vor dem Krieg 7 Prozent.
Was listet der Geologische Dienst noch auf?
Die Zahlen stammen aus 2020. Da lag die Ukraine bei der Produktion von Rutil (Titan-Industrie, Schmuck) weltweit auf Platz 3, bei Titanschwamm (Autos, Luftfahrt) und Brom (Medikamente, Treibstoffzusatz) auf Platz 5, bei Ilmenit (Flugzeuge, künstliche Körperteile, Sportgeräte) auf Platz 6. Dazu noch im Spitzenbereich bei Kaolin (Porzellan, Kosemetik, Puder), Manganerz, Roheisen, Rohstahl, Aluminiumoxid, Torf, Bentonit, Kalk, Stickstoff, Salz und Silikon. Das Land hat auch bedeutende Kohle- und Uranvorkommen.
Und da wäre noch die Seltenen Erden, oder?
Ja! Dabei handelt es sich um eine Gruppe von 17 Elementen, die in der Industrie bei der Herstellung etwa von LEDs, E-Motoren, Smartphones, Drohnen, Windrädern nicht mehr wegzudenken sind. Die Ukraine verfügt über bedeutende Vorkommen.
Seltenen Erden und ihre Verwendung
- Scandium (Sc) Hochleistungslampen (Stadion), Laserkristalle, russische Kampffugzeuge, Fahrrad-Komponenten
- Samarium (Sm) Laser, Magnete, Quarzuhren, Kopfhörer, Krebstherapie
- Holmium (Ho) Magnetfelder, Feststofflaser, Microwellenbauteile, gelbes Glas
- Lanthan (La) Kameralinsen, Brennstoffzellen, chirurgische Instrumente, Glas und Glasuren (statt Blei), Glaspoliermittel, Dialyse
- Europium (Eu) Leuchtmittel, roter Leuchtstoff in Farbbildröhren, Energiesparlampen, Kernreaktoren
- Erbium (Er) Knochenersatz, Zahnschmelz, Gasspeicher, Laser, Leuchtstoffe
- Cer (Ce) UV-Filter Windschutzscheiben, Katalysatoren, Poliermittel Glasindustrie, Leuchtdioden, Keramik in Zahntechnik
- Ytrium (Y) Reaktoren, Zündkerzen, LEDs, Plasmaschirme, Heizdrähte, Brennstoffzellen, Energiesparlampen
- Thulium (Tm) E-Motoren, Turbinen, Mikrofone, Handy-Lautsprecher, Generatoren Windkraftanlagen
- Praseodym (Pr) färbt Kristallglas grün, Flugzeugmotoren Schutzgläser
- Gadolinium (Gd) Mikrowellen, MRT, Kontrastmittel Kernspintomographie, CDs, Datenspeicherung
- Ytterbium (Yb) Zahnfüllungen, Kontrastmittel Röntgen, Nuklearmedizin, Stahlproduktion, Haushaltsgeräte, Fernseher, Glas, Energiesparlampen
- Neodym (Nd) Magnete, Batterien und Motoren für Autos, Glasfärbung, Festplatten, Lautsprecher, Kopfhörer, Kernspintomographie, Laser, Sonnenschutzglas
- Terbium (Tb) Bildröhren, Halbleiter, Brennstoffzellen, Leuchtstoffe
- Luteium (Lu) Tomographie, Bestrahlung Tumore, Katalysator
- Promethium (Pm) Leuchtziffern Uhren, Kaltlichtquellen von Signalanlagen, Radionuklidbatterien Raumfahrt
- Dysprosium (Dy) Energiesparlampen, Halogenlampen, CDs, Kernreaktoren, Magnete Windkraftanlagen, E-Autos

Wie lässt sich der Wert der Bodenschätze darstellen?
Abseits der Milliarden? Die in der Ukraine entdeckten Lithium- und Graphitreserven reichen aus, um Kathoden- und Anodenmaterialien für Lithiumbatterien mit einer Gesamtkapazität von 1.000 GWh herzustellen. Damit könnten rund 20 Millionen Elektrofahrzeuge produziert werden.
Was ist das Problem dabei?
Einige der Hauptvorkommen liegen im Kriegsgebiet. Russland hat bis zu 70 Prozent der Bodenschätze der Ukraine unter seine Kontrolle gebracht. Die größten Vorkommen liegen in den Regionen Donezk, Dnipropetrowsk und Luhansk.
Wie hoch ist der Wert?
Die ukrainischen Wirtschaftsministerin Julia Sweriddenko schätzt den Wert der Mineralvorkommen in den besetzten Regionen auf 350 Milliarden US-Dollar. Laut Forbes Ukraine haben die Vorkommen sogar einen Wert von etwa 15 Billionen US-Dollar.
Sind die Seltenen Erde eigentlich selten?
Nicht wirklich. Das United States Geological Survey (USGS) schätzt die weltweiten Vorkommen auf mindestens 110 Millionen Tonnen, davon 44 Millionen in China, dem bei weitem größten Produzenten der Welt.

Warum sind sie dann so begehrt?
Der Bedarf weltweit ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Es werden immer mehr Anwendungsgebiete entdeckt. Seltene Erden finden mittlerweile in beinahe allen modernen Produkten Verwendung.
Sind Seltene Erden teuer?
Ja! Ein Kilo Terbium aus China kostete etwa im vergangenen Jahr im Schnitt fast 1.000 US-Dollar. Seltene Erden kann man auch nicht einfach so schürfen wie etwa Gold. Sie sind Bestandteil von Mineralen aus den Gruppen der Silikate, Oxide, Karbonate oder Phosphate, ihre Gewinnung ist aufwändig und ein komplexer chemischer Prozess.
Warum interessiert sich Trump so dafür?
Weil die US-Industrie Seltene Erden wie einen Bissen Brot braucht. Daraus erklärt sich unter anderem auch sein jüngstes Interesse für Grönland. Die Insel verfügt über einige der größten Rohstoffvorkommen der Welt und vieles davon wurde noch nicht einmal erschlossen. Als Alternative zum Weltmarktführer China ist das autonome Territoriums Dänemarks sehr attraktiv.
Warum kauft er nicht in China ein?
China kontrolliert etwa 75 Prozent des Weltmarkts der Seltenen Erden. Das macht erpressbar, vor allem in einer Zeit, in der es im globalen Handel häufig um Sonderzölle geht.

Kommen die USA nun an die Bodenschätze der Ukraine ran?
Bis Freitag schaute es aus, der Theaterdonner von Trump hatte Wirkung entfacht. Olga Stefanishyna, stellvertretende Ministerpräsidentin für europäische und euro-atlantische Integration, sagte schon am Montag auf X , dass "die Verhandlungen sehr konstruktiv verlaufen seien und fast alle wichtigen Details finalisiert" werden konnten.
Warum lenkte die Ukraine ein?
Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj war in einer miserablen Verhandlungsposition und Trump wusste das. Russland erobert immer weitere Gebiete, der Ukraine geht militärisch die Puste aus. Die zauderhafte EU ist keine Hilfe. Blieb Trump, aber der wollte für seine weitere Unterstützung Gegenleistungen.
Kam der Vorschlag zu einem Deal von Trump?
Nein, Selenskyj selbst warf die Bodeschätze in die Waagschale. Im September 2024 legte er einen "Siegesplan" vor. Darin unterbreitete er erstmals das Angebot mit den Bodenschätzen.
Was war der Sinn?
Die USA als dauerhaften Partner an Bord zu bekommen. Ein Abkommen sei "der große Preis", weil es "das Engagement der Vereinigten Staaten unter Donald Trump für eine freie, souveräne und sichere Ukraine" sicherstellen würde, sagte der frühere britische Premierminister Boris Johnson bei einem Besuch in Kiew der BBC.

Warum dauerte es mit dem Abschluss?
In der vergangenen Woche verlangten die USA einen Anteil von 50 Prozent an den Bodenschätzen. Selenskyj lehnte ab. "Ich kann mein Land nicht verkaufen", sagte er.
Wie reagierte Trump auf die erste Ablehnung?
Mit der bekannten Schimpftirade und einem Gegenvorschlag. Die USA wollten danach nicht mehr die Hälfte der Vorkommen, sondern mehr oder weniger alles. Sie rechneten ihr Investment in die Kriegs-Ukraine auf 500 Milliarden US-Dollar hoch, das sollte nun mit Seltenen Erden abgegolten werden. Selenskyj sprach von 100 Milliarden aus den USA und er habe das als Hilfe verstanden, nicht als Kredit.
Was jetzt?
Nach dem Pakt wollte Trump Selenskyj treffen. Ukrainische Beamte sagten zur Financial Times, der Deal sei von den Justiz-, Wirtschafts- und Außenministern genehmigt worden, und stellten in Aussicht, dass Selenskyj bald zu einer Unterzeichnungszeremonie mit Trump ins Weiße Haus reisen würde. Dazu kam es, wenn auch mit einem anderen Ergebnis.
Und Putin?
Schaut nicht nur interessiert zu, sondern mischt voll mit, schließlich hat er momentan die Hand auf einem guten Teil der Rohstoffe. In einem Fernsehinterview mit dem russischen Staatssender Rossija 1 unterbreitete er am Dienstag einen Vorschlag. Er sei bereit, den Amerikanern den Zugang zu den Bodenschätzen in den eroberten Gebieten zu ermöglichen, aber nicht nur das.

Was heißt das aber?
Putin beschränkte sein Angebot nicht allein auf die ukrainischen Gebiete. Er stehe auch für Partnerschaften auf russischem Gebiet offen. "Wir verfügen zweifelsohne, und das möchte ich betonen, über wesentlich mehr Ressourcen dieser Art als die Ukraine", sagte er.
Klingt nach Tauwetter?
Ja, aber man darf das nicht überbewerten, Weltmächte sind üblicherweise nur aus wirtschaftlichen oder geostrategischen Gründen nett zueinander.
Was bedeutet das?
Zunächst einmal hat das Auswirkungen auf den möglichen Friedensvertrag für die Ukraine. Dort sollen die Rohstoffe in den Verhandlungen breiten Raum einnehmen. Die USA und Russland werden versuchen, einen Deal miteinander auszuhandeln und sich möglichst viel der Bodenschätze zu sichern.
Und die EU?
Ist wieder einmal nur Zuschauer.
Ist das nicht gefährlich?
Ja, und peinlich auch. Wien und Bregenz liegen von der Luftlinie her weiter auseinander als Wien und die Staatsgrenze der Ukraine. Über die Köpfe der 27 EU-Länder hinweg, für die Kiew quasi vor der Haustür liegt, machen sich die Amerikaner mit den Russen unter Beiziehung der Ukrainer die Zukunft aus – und die Europäische Union sieht's im Fernsehen.