Neu im Kino

Start von "Wicked": Wieso dieser Kult-Film alle verzaubert

Fans sind seit Monaten aus dem Häuschen: Am 12. Dezember startet in Österreich die Musical-Verfilmung "Wicked" in den Kinos. Warum die ganze Welt die Geschichte der Hexen von Oz sehen will, was das Musical so einzigartig macht, was der Film kann – der Überblick.

"Wicked", Teil 1: Glinda (Ariana Grande, l.), die "Gute HExe des Nordens", und Elphaba (Cynthia Erivo) als spätere "Böse Hexe des Westens"
"Wicked", Teil 1: Glinda (Ariana Grande, l.), die "Gute HExe des Nordens", und Elphaba (Cynthia Erivo) als spätere "Böse Hexe des Westens"
Universal Pictures
Martin Kubesch
Uhr
Teilen

"Wicked" ist Kult – und längst eines der erfolgreichsten Musicals der Welt. Das Stück läuft seit 2003 ununterbrochen am New Yorker Broadway (mehr als 8.100 Aufführungen), dazu in vielen weiteren Städten auf der Welt. Und es hat eine eingeschworene Fan-Gemeinde – die diesem Herbst seit einer gefühlten Ewigkeit entgegenfiebert. Denn am 12. Dezember startet nach jahrelangen Verzögerungen endlich der von Millionen Fans lange erwartete erste Teil der Musical-Verfilmung von "Wicked" in den österreichischen Kinos.

Was es mit dem Hype um das Musical und seine filmische Umsetzung auf sich hat, weshalb vor allem Millionen Frauen weltweit "Wicked" so sehr lieben und wie authentisch der Film die Geschichte einfängt – alles, was Sie über den Kino-Start des Jahres wissen müssen:

Worum geht es?
Um "Wicked", die Verfilmung des gleichnamigen Broadway-Musicals aus dem Jahr 2003. Erste Planungen dafür gab es bereits 2012, aber es kam immer wieder zu Verzögerungen. Nicht zuletzt aufgrund der Opulenz des Musicals. Um diese auch auf die Leinwand bringen zu können, entschloss man sich letztlich, "Wicked" in zwei Teilen umzusetzen. Teil 1, der 2 Stunden 40 Minuten lang ist und den 1. Akt des Musicals zeigt, startet am 12. Dezember in Österreich, nachdem es zuvor bereits eine Gala-Premiere sowie Fan-Previews gegeben hatte.

Welche Geschichte wird hier erzählt?
Das Musical basiert auf dem Roman "Wicked: The Life and Times of the Wicked Witch of the West" (auf Deutsch "Wicked - Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westens") aus dem Jahr 1995 des amerikanischen Autors Gregory Maguire. Und Maguire ließ sich für seine Geschichte wiederum von dem amerikanischen Kinderbuch-Klassiker "Der Zauberer von Oz" inspirieren, der in Europa vor allem durch die Hollywood-Verfilmung aus dem Jahr 1939 mit Judy Garland ein Begriff ist. "Wicked" ist allerdings alles andere als ein Kinderbuch.

Sondern?
Eine dunkle, politisch-philosophische Abhandlung über "Gut" und "Böse", über Themen wie Macht, Moral und Vorurteile. Das alles auf der Basis von Figuren aus "Der Zauberer von Oz", primär Elphaba, der "Bösen Hexe des Westens", und Glinda, der "Guten Hexe des Nordens".

Keine leichte Kindheit, nicht nur wegen ihrer grünen Haut: Cynthia Erivo als Elphaba in der Musical-Verfilmung "Wicked"
Keine leichte Kindheit, nicht nur wegen ihrer grünen Haut: Cynthia Erivo als Elphaba in der Musical-Verfilmung "Wicked"
Universal Pictures

Was passiert da?
Elphaba ist eine Außenseiterin und kommt aus unsteten, sozial eher problematischen Verhältnissen. Und als würde das nicht bereits genügen, ist ihre Haut noch dazu grün. Aber sie ist auch intelligent, warmherzig, hat einen starken Charakter und setzt sich für Unterdrückte ein. Glinda hingegen kommt aus der Oberschicht, ist schön, beliebt und oberflächlich. Das alles spielt vor dem Hintergrund einer Diktatur durch den Zauberer von Oz, in der Andersartige – hier dargestellt durch sprechende und empfindungsfähige Tiere – ausgegrenzt werden. Für sie setzt sich Elphaba ein, weshalb sie selbst zur Feindin des Systems hochstilisiert wird.

Und darum geht's auch im Film?
Musical wie auch Film erzählen eine sehr abgeschwächte, in vielen Punkten veränderte Version der Geschichte. Hier steht vor allem die Freundschaft zwischen Elphaba (Cynthia Erivo) und Glinda (Ariana Grande) im Mittelpunkt. Die beiden lernen sich auf der Zauberschule Glizz kennen, die stark an Hogwarts aus den Harry Potter-Filmen erinnert. Während Glinda Elphaba aber auch hier zunächst nur als störend empfindet, beginnt sie nach und nach, Respekt und Zuneigung für die kluge Außenseiterin mit der grünen Haut zu entwickeln.

Bei allen in Glizz beliebt: Ariana Granda als Glinda
Bei allen in Glizz beliebt: Ariana Granda als Glinda
Universal Pictures

Werden sie Freundinnen?
Ja, die beiden werden Freundinnen und Glinda, die nahezu ausschließlich Pink trägt, bemüht sich, dass Elphaba nicht mehr von allen als Außenseiterin gesehen wird. Doch dann werden die beiden Zauberschülerinnen zum großen Zauberer von Oz (Jeff Goldblum, zuletzt in der Streaming-Serie "Kaos" zu sehen) in die Smaragdstadt, die Hauptstadt von Oz, zitiert, da ihm die Dekanin von Glizz (Michelle Yeoh, Oscar-Gewinnerin für "Everything Everywhere All at Once") von den außerordentlichen Fähigkeiten von Elphaba berichtet hat.

Was passiert beim Zauberer?
Elphaba möchte sich bei ihm für die sprechenden und intelligenten Tiere in Oz einsetzen, die zunehmender Unterdrückung ausgesetzt sind. Doch der Zauberer, der sich als Betrüger herausstellt, hat überhaupt kein Interesse daran, den Tieren zu helfen, sondern möchte vielmehr die Zauberkraft Elphabas für eine noch stärkere Unterdrückung der Tiere ausnützen. Als sie das erkennt, flieht sie auf ihrem Besen aus der Stadt Richtung Westen, nachdem sie sich zuvor sehr emotional von Glinda verabschiedet hat. Damit endet der 1. Akt.

Dr. Dillamond ist eine intelligente, sprechende Ziege, die in Glizz unterrichtet. Doch seine Tage als Lehrer scheinen gezählt, die Tiere werden immer weiter zurückgedrängt
Dr. Dillamond ist eine intelligente, sprechende Ziege, die in Glizz unterrichtet. Doch seine Tage als Lehrer scheinen gezählt, die Tiere werden immer weiter zurückgedrängt
Universal Pictures

Klingt immer noch düster
Ist aber wesentlich "bunter" und freundlicher als der Stoff aus der Buchvorlage. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt hier auf den Themen Freundlichkeit und Freundschaft, Selbst-Akzeptanz, Toleranz statt Ausgrenzung, Tier- und Minderheitenrechte, (weibliche) Selbstbestimmung und Selbstermächtigung. Alles sehr zeitaktuelle Schwerpunkte, die den Nerv der aufgeklärten Gesellschaft treffen.

Läuft der Film bereits irgendwo?
Ja, in Nordamerika und Australien wird er schon seit November gezeigt – und ist super erfolgreich. In den ersten beiden Wochen hat "Wicked", Teil 1, mehr als 457 Millionen Dollar eingespielt, bei Produktionskosten von etwa 150 Millionen.

Und was sagen die Kritiker?
Das relevante American Film Institute zählt "Wicked", Teil 1, bereits jetzt zu den "10 besten Filmen des Jahres 2024". Und er ist bereits in 4 Kategorien für einen Golden Globe nominiert. Die Oscar-Nominierungen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

Jeff Goldblum als betrügerischer Zauberer von Oz und Michelle Yeoh als Madam Morrible, die Dekanin von Glizz
Jeff Goldblum als betrügerischer Zauberer von Oz und Michelle Yeoh als Madam Morrible, die Dekanin von Glizz
Universal Pictures

Wird auch viel gesungen?
Natürlich, es ist ein Musical. Konkret kommen in Teil 1 ganze 13 Musiknummern vor, die das gesamte Musical-Spektrum durchnehmen. Vor allem die beiden Hauptdarstellerinnen Ariana Grande, die als Sängerin bekannt wurde und u.a. bereits zwei Grammys gewonnen hat, und die Britin Cynthia Erivo, die im Londoner Westend und am Broadway in Musicals spielt, beeindrucken mit ihrer gesanglichen Power.

Kann man da auch mitsingen?
Die Millionen Fans des Musicals lieben Stücke wie "What Is This Feeling?" oder "Defying Gravity" so sehr, dass eigens eine Film-Version zum Mitsingen im Kino entstanden ist. Diese sogenannte "Singalong"-Version wird am 25. Dezember in die US-Kinos kommen.

Weshalb ist "Wicked" eigentlich gar so erfolgreich?
"Wicked" hat bereits zwei Wochen nach dem US-Start den Titel als "Erfolgreichste Musical-Verfilmung aller Zeiten" sicher, so gut läuft der Kartenverkauf. Und zwar vor allem deshalb, weil er zeitgemäße Themen aufgreift und gleichzeitig eine schöne, emotional ergreifende Geschichte von Freundschaft und Toleranz erzählt. Regisseur Jon M. Chu ("Crazy Rich Asians") bringt es auf den Punkt: "Es geht um das Erwachen einer ganzen Generation."

Der Sonderzug, mit dem Elphaba und Glinda in die Smaragdstadt gebracht werden
Der Sonderzug, mit dem Elphaba und Glinda in die Smaragdstadt gebracht werden
Universal Pictures

Ist es eher ein "Frauen-" oder ein "Männerfilm"?
Die Produzenten würden sich gegen solche Zuschreibungen wohl wehren, aber es ist schon festzuhalten, dass "Wicked" über weite Strecken ein Film ist, der eher junge Frauen anspricht. Und er thematisiert auch viele Anliegen und Aspekte der LGBTQ+-Community.

Gibt es Überschneidungen mit den "Swifties"?
Auf jeden Fall, der Streifen spricht eine eine ähnliche Zielgruppe an wie Taylor Swift, und auch ihre "Swifties" sind zu einem großen Prozentsatz weiblich und jung. Recht anschaulich zeigt den Geschlechter-Unterschied in der Rezeption ein TikTok-Video aus den USA, wo eine junge Frau sich und ihren Partner beim Kino-Besuch gefilmt hat. Und während sie am Ende in Tränen aufgelöst ist, scheint er den ganzen Film über mit dem Geschehen auf der Leinwand eher wenig anfangen zu können.

Warum gab es im Vorfeld eigentlich so viele Sneak Previews?
Das gehört offenbar zur Strategie des Filmstudios. "Wicked" hatte rund um den Globus bereits zahlreiche Gala-Premieren, auch in Wien fand eine statt (siehe Video unten), und zwar eine gute Woche vor dem offiziellen Kino-Start. Dazu konnten Fans in vielen Ländern Kartern für Sneak Previews, also Vorab-Aufführungen gewinnen, auf die via Social Media aufmerksam gemacht wurde. Und in den USA kamen auch "Privatvorführungen" für Promis dazu, so etwa für die Familie Kardashian, bei der auch sämtliche Stars des Films anwesend waren. Oder in New York im Metropolitan Museum of Art, die Vogue-Legende Anna Wintour moderierte.

Und auch das Marketing war massiv, oder?
Es war gigantisch. Insgesamt schloss die Produktionsfirma Universal mit 450 Partnern Deals ab, der gesamte Medienwert dieser Kooperationen summierte sich auf etwa 350 Millionen Dollar. Begleitet wurde das Marketing-Getöse von einer Mega-Kampagne auf Social Media, die so gut wie keinen Aspekt der Filmproduktion ausließ. Dabei entstanden auch wirklich gute und witzige Clips und Reels.

Und das lief alles ohne Störungen ab?
Naja, es kam zu kleineren Misstönen. Den größten medialen Niederschlag fand ein Lapsus des Spielzeugherstellers Mattel. Der "Barbie"-Macher verkauft Puppen und Action-Figuren von "Wicked"-Charakteren und druckte einen Link auf die Puppen-Verpackungen. Allerdings kam es hier zu einem Irrtum, und statt zur Film-Landingpage wickedmovie.com leitete man die (meist minderjährigen) Käufer der Puppen zur Erotik-Seite wicked.com weiter. Das sorgte medial für Aufregung und eine Mutter verklagte vor kurzem das Unternehmen wegen "emotionalem Stress", den ihre Tochter angeblich erlitten hatte. Ob die Klage aber wirklich zugelassen wird, ist noch nicht absehbar.

Weshalb ist "Der Zauberer von Oz" in den USA eigentlich so ein großes Thema?
Weil das Kinderbuch aus dem Jahr 1900 dort einer der ganz großen Klassiker der Kinderliteratur gilt, vergleichbar mit den Märchen der Gebrüder Grimm oder von Hans Christian Andersen in Europa. Und in der Folge entwickelte sich eine regelrechte "Oz"-Kultur, bei der immer neue Autoren das "Oz-Universum" in Büchern beschrieben. Bereits der "Oz"-Erfinder Lyman Frank Baum schrieb noch 13 weitere Oz-Bücher, insgesamt gibt es heute mehr als 100 Bücher über Oz oder mit Querverbindungen zu Oz – sogar Horror-Autor Stephen King thematisierte Oz in einigen seiner Werke.

Das Cover der ersten Ausgabe von "Der Zauberer von Oz" aus dem Jahr 1900
Das Cover der ersten Ausgabe von "Der Zauberer von Oz" aus dem Jahr 1900
Everett Collection / picturedesk.com
Der Erfinder der zauberhaften Welt von Oz, der amerikanische Kinderbuchautor Frank Lyman Baum (1856-1919)
Der Erfinder der zauberhaften Welt von Oz, der amerikanische Kinderbuchautor Frank Lyman Baum (1856-1919)
Everett Collection / picturedesk.com

Wie geht es jetzt mit "Wicked" weiter?
Der 2. Teil der Musical-Verfilmung befindet sich gerade in der sogenannten Post Production. Im Internet finden sich bereits zahlreiche Clips, in denen darüber spekuliert wird, wie es mit den Protagonisten weitergehen könnte. Der offizielle Kino-Start von Teil 2 ist allerdings erst am 21. November 2025. Aber bis dahin können sich Fans ja Teil 1 so oft anschauen, wie sie möchten – eine 4K-Version des Films fürs Heimkino soll Ende März 2025 erscheinen.

Und sind weitere Filme geplant?
Es wird jedenfalls bereits darüber spekuliert. An Material mangelt es auf jeden Fall nicht. Der Autor der "Wicked"-Vorlage, Gregory Maguire, hat drei weitere "Wicked"-Bände geschrieben und arbeitet gerade an einem neuen Buch, in dem er die Vorgeschichte zu den Ereignissen aus "Wicked" erzählt. Auch diese Buch, das den Namen "Elphie: A Wicked Childhood" (also "Elphie: Eine böse Kindheit") trägt, wird 2025 erscheinen. Stoff gibt es also genügend.

Uhr
#Auszeit
Newsletter
Werden Sie ein BesserWisser!
Wissen, was ist: Der Newsletter von Newsflix mit allen relevanten Themen des Tages und den Hintergründen dazu.