Ihr weekend-Guide
Streaming-Woche: Diese Serien sind jetzt am Drücker
Die 2. Staffel eines Überraschungserfolgs aus 2023, zwei Serien-Remakes mit phantastischer Besetzung sowie eine schrille, freche Miniserie über die Zeit des Kalten Krieges aus Schweden – diese Streaming-Woche unterhält mit einem bunten Programm!
Das neue Streaming-Jahr fängt ja gut an: Netflix gab bekannt, dass man zuletzt 18,9 Millionen neue Abonnenten gewonnen hätte. Verantwortlich für diesen Hype: die Fortsetzung des südkoreanischen Blockbusters "Squid Game". Und: Staffel 2 der Serie ist drauf und dran, dem ersten "Squid Game"-Durchgang den Rang als erfolgreichste Streaming-Show ever abzulaufen. So kann's weiter gehen.
Jetzt jede Woche neu: Der Newsflix-Streaming-Guide
Auch diese Woche bringt Netflix die 2. Staffel eines Überraschungs-Erfolges, nämlich des 2023 gestarteten Geheimdienst-Thrillers "The Night Agent". Aber auch sonst ist allerhand los am Streaming-Markt. Und damit Sie nicht den Überblick über das aktuelle Angebot verlieren, bietet Newsflix regelmäßig jede Woche eine Übersicht, welche neu veröffentlichten Streaming-Filme und -Serien sich wirklich lohnen. Also im Grunde einen "Streaming-Fahrplan" für Ihr Wochenende. Viel Vergnügen beim Schauen!
"The Night Agent", Staffel 2 / Netflix
Worum geht's Nachdem der FBI-Frischling Peter Sutherland (Gabriel Basso) in der 1. Staffel der Erfolgsserie seinen Schreibtischjob gegen eine bleihaltige Achterbahnfahrt tauschen musste, um die junge Programmiererin Rose Larkin (Luciana Buchanan) zu retten und eine Verschwörung innerhalb des Weißen Hauses aufzudecken, stolpert er in Staffel 2 gleich wieder in eine scheinbar ausweglose Situation. In Bangkok soll er einen Maulwurf aufspüren, der Geheimnisse der USA verrät, doch der Einsatz läuft schief und Sutherland muss untertauchen. Gemeinsam mit Rose, die inzwischen im Silicon Valley arbeitet, gelingt es ihm, ein Komplott aufzudecken.
Weshalb es sich lohnt "The Night Agent" ist nichts, was man nicht bereits in dieser oder ähnlicher Form gesehen oder gelesen hätte. Was die Serie so sympathisch (und erfolgreich) macht, ist die unaufgeregte Inszenierung, die trotz aller Action und Schießereien immer eine gewisse Distanz zu wahren scheint. Und die unbestreitbare Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern.
Die auf einem Buch des US-Autors Matthew Quirk basierende Serie ist in sich schlüssig und rasant aufgebaut, das Spiel mit Plot-Twists wird zwar gespielt, aber dabei nicht übertrieben. Kein Wunder, dass "The Night Agent" höchst erfolgreich ist. Staffel 1 aus dem Jahr 2023 hält derzeit bei knapp 100 Millionen Abrufen auf Netflix (Platz 7 in der ewigen Bestenliste des Streaming-Anbieters), an Staffel 3 wird bereits gebastelt. Bis dahin sind die 10 Folgen der 2. Staffel eine absolut unterhaltsame und kurzweilige Alternative vielen anderen Serien mit ähnlich ambitionierter Ausgangslage, aber vergleichsweise wesentlich weniger Charme.
"The Night Agent" Staffel 2, USA 2025, 10 Episoden à ca. 50 Minuten, Netflix
"High Potential" / Disney+
Worum geht's Morgan Gillroy (Kaitlin Olson) ist alleinerziehende Mutter und kommt aufgrund diverser obsessiver Spleens an den meisten Arbeitsplätzen nicht gut zurecht. Daher putzt sie des Nachts in den Büroräumen des LAPD. Da Morgan aber nicht nur obsessiv, sondern auch hyperintelligent ist, erkennt sie oft Zusammenhänge, die den meisten verborgen bleiben. Als sie sich eines Nachts auf das Whiteboard der Ermittler in einem Fall eine mögliche Täterin zum Opfer umkehrt, werden die Polizisten auf sie aufmerksam …
Weshalb es sich lohnt Auch hier wird das Rad nicht neu erfunden, sondern nur zeitgemäß aufgehübscht. Zumal die Serie auch auf dem französischen Vorbild "HIP: Ermittlerin mit Mord-IQ" basiert. Aber wie hier nichts Neues erfunden wurde, muss man den Serien-Schöpfern erst einmal nachmachen. Kaitlin Olson als Intelligenzbestie mit Ecken und Kanten ist ebenso liebenswert wie großartig, auf Seiten der Polizei sticht Judy Reyes, die Schwester Carla aus "Scrubs", hervor. Die Fälle sind oft so an den Haaren herbeigezogen wie in "Monk", an dan die Serie generell oft erinnert – egal. Hier geht es um die Ermittler, die Täter sind meist Beiwerk. Gelungen!
"High Potential", USA 2025, 13 Episoden à ca. 40 Minuten, Episoden 1 & 2 sind online, jeden Donnerstag wird eine weitere veröffentlicht, Disney+
"Ich – Einfach unverbesserlich 4" / Sky X
Worum geht's Der ehemalige Superschurke Gru lebt inzwischen beschaulich mit seiner Liebsten, den drei adoptierten Mädchen und seinem kleinen Sohn Gru Junior das Leben eines braven Bürgers, als seine Patchworkfamilie plötzlich von Schatten aus der Vergangenheit bedroht werden. Die Familie muss untertauchen, doch Gru Junior wird entführt. Also begibt sich Gru mit 5 seiner gelben Minion-Kumpels auf die Suche nach seinem kleinen Wonneproppen …
Weshalb es sich lohnt Das "Ich – Einfach unverbesserlich"-Universum mag man (die meisten jedenfalls) oder mag man nicht (kaum jemand). Entsprechend sind die bislang 6 Kinofilme (4 x "Ich …" und 2 Minions-Filme) auch top erfolgreich und spielten bisher weit über 5 Milliarden Dollar weltweit ein. Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, die Storys sind nach wie vor liebevoll ausgearbeitet, die Animations-Umsetzung ist einwandfrei. Teil 4 der Serie läuft nun auf Sky X an – diese Chance sollte man unbedingt nützen!
"Ich – Einfach unverbesserlich 4", USA 2024, 94 Minuten, Sky X
"Whiskey on the Rocks" / Disney+
Worum geht's Im Oktober 1981 läuft das sowjetische U-Boot S-363 auf Grund – nur einen Steinwurf von der schwedischen Küste sowie einer geheimen Marinebasis des damals noch neutralen Staates entfernt. Die Besatzung hatte einen Jung-Papa unter sich gefeiert und dabei zu tief in die Wodkaflasche geschaut. Allerdings: In Moskau sitzt der "hier als Säufer dargestellte) Leonid Breschnjew im Kreml, im Weißen Haus ist gerade erst der als "Cowboy" geltende Ronald Reagan neu im Amt. Und während sich die diplomatische Krise zu einer Konfrontation der beiden Supermächte auszuwachsen droht, behält nur der schwedische Ministerpräsident (Rolf Lassgård) die Nerven.
Weshalb es sich lohnt Die in dieser 6-teiligen schwedischen Miniserie (die erst zu Weihnachten 2024 in Schweden Premiere hatte) erzählte Episode hat sich (so ähnlich) seinerzeit tatsächlich zugetragen. Die nun gewählte Form der Nacherzählung macht aus den damaligen Ereignissen und deren möglichen Konsequenzen – der Kalte Krieg war zu diesem Zeitpunkt in einer seiner heißesten Phasen, ein Atomkrieg wurde für jederzeit möglich erachtet – eine grelle Polit-Farce.
Das wirkt einerseits manchmal etwas derb, zeigt aber andererseits, wie absurd die Situation (und eigentlich das generelle Wettrüsten zwischen den Blöcken) damals war. Es sieht allerdings nicht so aus, als hätte irgendjemand aus den damaligen Erfahrungen etwas gelernt. Wir machen heute genau die selben Dummheiten wie seinerzeit – bloß die Qualität der Mittel hat sich weiter entwickelt.
"Whiskey on the Rocks", Schweden 2024, 6 Episoden à ca. 30 Minuten, Disney+
"Super Mâles – Ziemlich verblendet" / Netflix
Worum geht's Vier miteinander befreundete Pariser in ihren Vierzigern (Manu Payet, Guillaume Labbé, Vincent Heneine und Antoine Gouy) werden mit diversen Umwälzungen in ihrem Gefühls- und Berufsleben konfrontiert. Weder die Berufs-, noch die Damenwelt lassen sich heute noch mit Werkzeugen und Kniffen von vor 20 Jahren beeindrucken, also heißt es umlernen und sich weiter entwickeln. Doch das fällt dem Quartett zunächst alles andere als leicht.
Weshalb es sich lohnt "Super Mâles" – die Supermänner – ist ein Remake der spanischen Serie "Macho Alfas", die es mit der selben Story-Idee auf bereits 4 Staffeln bringt. Alleine das zeigt, wie universell das hier besprochene Thema ist und wie tiefgrfeifend die Veränderungen sind, mit denen sich Männer in der ganzen westlichen Welt auseinanderzusetzen haben.
Die französische Variante ist charmant, ein bisschen albern, häufig ein wenig zu aufgeregt (der Typus "aufgeregter Franzose" ist in der künstlerischen Tradition der Grande Nation ebenso verwurzelt wie der "grantige Wiener" in der österreichischen). Dabei aber ungleich weniger offen machohaft als das spanische Vorbild. Es wäre im Grunde durchaus interessant, den selben Stoff in weiteren "nationalen" Umsetzungen zu sehen, alleine schon, um die Varienten-Vielfalt an Männlichkeitsbildern in unserer westlichen Welt zu überblicken.
"Super Mâles – Ziemlich verblendet", Frankreich 2025, 6 Episoden à ca. 22 Minuten, Netflix
"Nightbitch" / Disney+
Worum geht's Eine junge, namenlose Frau lebt mit ihrem Neugeborenen und ihrem (meist abwesenden) Mann in einer typischen US-Vorstadt. Mit den anderen jungen Müttern der Gegend versteht sie sich leidlich, dass sie zwischen vollen Windeln, frustrierten Frauen und desinteressierten Männern festsitzt, anstatt selbst wieder als Künstlerin tätig sein zu können, geht ihr gehörig gegen den Strich.
Als ihr Frust immer größer wird und sie fast zwanghaft nach Wegen sucht, um aus ihrer Situation zumindest kurzfristig auszubrechen, stellt sie an sich merkwürdige Veränderungen fest: Sie kann plötzlich viel besser riechen und schneller laufen als früher, auch beginnen ihr an seltsamen Stellen Haare zu wachsen. Die junge Mutter beginnt, sich in einen Hund zu verwandeln.
Weshalb es sich lohnt Horrorstorys, Entwicklungs- und Emanzipationsgeschichten, Allegorien – dass sich Menschen allmählich in Tiere verwandeln, ist einer der beliebtesten und ältesten Kunstgriffe der (gehobenen) Literatur. Auch "Nightbitch" basiert auf dem gleichnamigen Buch von Rachel Yoder, das 2021 erschienen ist. Doch Regisseurin Marielle Heller hat den Stoff als Komödie umgesetzt, die ihre Lacher aus der Metamorphose der Hauptdarstellerin bezieht. Dass das ganze dennoch funktioniert, liegt primär an Hautdarstellerin Amy Adams, die ihre porzellanartige, zerbrechliche Zartheit hier gegen körperliche wie verbale Robustheit eingetauscht hat. Der Film hat seine Lacher, ist gekonnt inszeniert und bietet einen relativ neuen und frischen Blick auf die an sich uralte Thematik.
"Nightbitch", USA 2024, 98 Minuten, Disney+