Neue Serie "Zero Day"
Warum Trump-Kritiker De Niro selbst Präsident spielt
In der neuen Netflix-Miniserie "Zero Day" soll Hollywood-Gott Robert De Niro als Ex-Präsident einen Cyber-Angriff auf die USA aufklären, verstrickt sich dabei aber zunehmend in Widersprüchen. Spannend und erschreckend realitätsnah. Ab sofort auf Netflix.

Ein ehemaliger US-Präsident wird aus dem Ruhestand zurückgeholt, um seinem Land, das in einer tiefen Krise steckt, aus dem Schlamassel zu helfen. Er erhält von oberster Stelle sehr weitgehende Befugnisse und alle nur mögliche staatliche Unterstützung bei der Durchsetzung seiner Mission. Nämlich die USA wieder sicher zu machen und die Gefahrenquellen, die das Land bedrohen, auszuschalten.
Land am Abgrund In den Medien wird er dafür ebenso auf ein Podest gestellt wie angefeindet und die Bevölkerung droht, angesichts eines undurchsichtigen Gefahrenszenarios, in mehrere Lager zu zerfallen, die sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Und während sich die Situation immer weiter aufschaukelt, dämmert es einigen der Beteiligten, dass sie eventuell gar nicht selbst das Geschehen bestimmen, sondern nur Figuren sind in einem größeren Spiel, das eigentlich aus einem ganz anderen Grund veranstaltet wird.
Neue Serie "Zero Day" So lässt sich, vereinfacht gesagt, die Handlung der neuen, sechsteiligen Netflix-Miniserie "Zero Day" beschreiben, die ab dem 20. Februar abrufbar ist. Und wer angesichts der aktuellen Ereignisse in den Vereinigten Staaten meint, Parallelen zu realen Entwicklungen zu erkennen, wird damit nicht so falsch liegen.
Worum geht es? In "Zero Day" werden die USA von einer Cyber-Attacke getroffen, deren Auswirkungen noch verheerender sind als es die Attentate vom 11. September 2001 waren. 3.402 Todesopfer sind zu beklagen, die Menschen kamen bei verschiedensten Un- und Zwischenfällen, die durch das Cyber-K.o. entstanden sind, ums Leben. Und schlimmer noch: Auf den Smartphones aller Amerikaner erscheint kurz darauf eine mysteriöse Nachricht: "Es wird wieder geschehen." Die Stimmung im Land droht zu kippen.

Mrs. President wird aktiv In dieser verfahrenen Situation ruft die amtierende Präsidentin Evelyn Mitchell (Angela Bassett) ihren Amtsvorgänger George Mullen (Robert De Niro) zurück nach Washington. Der aufrechte Staatsdiener soll tun, wozu sie selbst aufgrund der Beschränkungen, die ihr das Amt auferlegt, nicht in der Lage ist: Die Bürgerrechte dermaßen zu verbiegen und wo nötig zu brechen, um die unbekannten Cyber-Terroristen aufzuspüren und eine Wiederholung der Ereignisse zu verhindern.
Geister die ich rief Ex-Präsident Mullen lässt sich auf die Sache ein – aber schon bald drohen ihm die Dinge zu entgleiten. Ehemalige Weggefährten zweifeln an der Legitimität seiner Handlungen und Motive, Teile der Medien stilisieren Mullen zum Buh-Mann und er selbst verliert angesichts der Bedrohung, die er zu erkennen glaubt, seinen moralischen Kompass nicht nur einmal aus dem Blick.

Was bedeutet "Zero Day"? In der Sprache der Computerprogrammierer wird mit "Zero Day" eine ungewollte Lücke in einem System bezeichnet, durch die unmittelbarer Schaden droht. Denn anders, als es der Programmierer-Etikette eigentlich entspricht, werden die Schöpfer des Systems von denen, die die Lücke entdeckt haben, nicht darauf aufmerksam gemacht, um so das Loch durch Updates zu stopfen. Vielmehr wird die Lücke belassen und für unlautere Machenschaften genutzt – etwa einen System-Kollaps in der Zukunft.
Die "Lücken im System" Dass die Macher von "Zero Day" mit ihrer Serie nicht nur die – angesichts des Anschlags offensichtliche – Lücke in der Cyber-Infrastruktur der USA im Sinn hatten, darf angenommen werden. Ihnen geht es vielmehr um die Lücken im politischen und gesellschaftlichen System ihres Landes, die sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend "eingeschlichen" haben. Und die, von den Schöpfern unentdeckt, zunehmend genutzt werden, um den Zerfall der Werteordnung voranzutreiben.

Trump-Gegner De Niro Aus diesem Blickwinkel kann auch das Engagement von Robert De Niro gesehen werden. Der bald 82-jährige Mime (u.a. Oscars für "Der Pate – Teil 2" und "Wie ein wilder Stier") und Polit-Aktivist fiel zuletzt vor allem durch seine rigide Anti-Trump-Haltung auf. Er bezeichnete den zum zweiten Mal gewählten Präsidenten als "verrückt", "Clown" und "Tyrannen". Dass De Niro für seine erste Serien-Hauptrolle da ein "Leuchtturm-Projekt" mit einer politischen Aussage wählt, darf als sicher angenommen werden.
Top-Cast Ihm zur Seite stehen zahlreiche Größen Hollywoods: Jesse Plemons (u.a. "Killers of the Flower Moon", ebenfalls mit De Niro), Joan Allen (Jason-Bourne-Trilogie), Lizzy Caplan ("Masters of Sex"), Matthew Modine (u.a. "Stranger Things"), Connie Britton ("Chaos City") und, wie bereits genannt, Angela Bassett (u.a. "Black Panther").

Dystopie - mit großem Wahrheitsgehalt "Zero Day" ist eine erschreckend wahrscheinlich erscheinende Dystopie in 6 Teilen. Die Miniserie ist nicht nur spannend und hervorragend umgesetzt, sondern zeichnet vor allem ein scharfsinniges Bild von den USA als zutiefst gespaltene Nation, die zwischen Verantwortungsbewusstsein und völliger Egozentrik herum torkelt wie ein Betrunkener. Und wie jeder Führerscheinbesitzer weiß, sind Betrunkene vom Vertrauensgrundsatz ausgeschlossen. Keine tollen Zukunftsaussichten.
"Zero Day", USA 2025, Miniserie mit 6 Episoden, Netflix