Acht Schätze
Weihnachten im Streaming: Filme und Serien zum Salutieren
Der wöchentliche Streaming-Guide, diesmal die Weihnachts-Edition. Was Netflix, Sky X, Disney+ und Co. aktuell Neues und Spannendes zu bieten haben. Die besten Serien- und Film-Starts für die Feiertage.
Schauen wann man will, was man will und wo man will – Streaming ist das bessere Fernsehen. Aber: Das Angebot der Streaming-Anbieter ist längst so vielfältig geworden, dass es nahezu unmöglich geworden ist, dabei noch den Überblick zu bewahren.
Jetzt jede Woche neu: Der Newsflix-Streaming-Guide
Deshalb bietet Newsflix ab sofort jede Woche eine Übersicht, welche ganz neu veröffentlichten Streaming-Filme und -Serien sich wirklich lohnen. Einen "Streaming-Fahrplan" fürs Wochenende, sozusagen. Viel Vergnügen beim Gustieren und Bingen! Diesmal sagen wir Ihnen, was Sie sich zu Weihnachten anschauen könnten.
"The Six Triple Eight" / Netflix
Worum geht's 1945, in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs, kämpften mehrere Millionen US-Amerikaner auf europäischem Boden. Doch als Nazi-Deutschland bereits kurz vor der Niederlage stand, registrierten die Verantwortlichen im Pentagon einen deutlichen Verfall der Moral bei der kämpfenden Truppe. Verantwortlich dafür machten sie die Tatsache, dass die Postzustellung für die Soldaten nicht funktionierte – sie bekamen keine Nachrichten mehr aus der Heimat. Mehr als 17 Millionen Briefe und Pakete warteten Anfang 1945 in Baracken darauf, an der Front verteilt zu werden. Doch der bis dahin verantwortlichen Einheit, eine aus weißen Soldatinnen, war es nicht gelungen, Ordnung in das Chaos zu bringen.
In dieser Situation entschließt man sich in Washington, das 6888. Bataillon des Women's Army Corps mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Einheit unter der Leitung von Major Charity Adams (Kerry Washington) besteht aus mehr als 850 schwarzen Soldatinnen und bekommt sechs Monate Zeit, um eine reibungslose Postzustellung für die GIs sicherzustellen.
Weshalb es sich lohnt Die Geschichte, die in "The Six Triple Eight" erzählt wird, basiert auf Tatsachen – und ist dennoch nahezu unbekannt. Es ist dem Produzenten und Regisseur Tyler Perry hoch anzurechnen, dass er diese Episode des 2. Weltkriegs aus der Versenkung des Vergessens geholt hat. Sein Film präsentiert sich als handwerklich saubere, inhaltlich oft beschönigende Darstellung des Kriegs-Alltags. Wirklich hässliche Szenen werden ausgespart, was "The Six Triple Eight" auch Weihnachts-tauglich macht.
Was der Film jedoch ganz hervorragend vorexerziert ist aufzuzeigen, welch wertvolle Beiträge auch hinter der Front geleistet wurden. Und dass es auch auf so scheinbar lächerliche Nebensächlichkeiten wie ein funktionierendes Postwesen ankommt, um die Kampfmoral und letztlich den Willen zum Sieg nicht zu verlieren. "The Six Triple Eight" ist kein großer, aber ein sehr solider Film über den Krieg. Und er beleuchtet ein Kapitel, das beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Alleine das ist schon eine wichtige Leistung.
"The Six Triple Eight", USA 2024, 127 Min., Netflix
"English Teacher" / Disney+
Worum geht's Evan Marquez (Brian Jordan Alvarez) ist Lehrer für Englische Sprache und Literatur an einer Highschool in einem Vorort von Austin, Texas – und er ist offen schwul. Die meisten Schüler haben damit kein Problem, einige Eltern aber schon. Und so kommt es zu einer Beschwerde einer Mutter, nachdem Evan seinem Ex in der Schule ein Küsschen gegeben hat, und der Lehrer erhält ein Disziplinarverfahren. Weil "English Teacher" aber ins Comedy-Fach gehört, kommt alles halb so schlimm. Evan darf bleiben – allerdings ist es ihm fortan verboten, Kollegen zu daten. Dabei hat sich der Herr Lehrer gerade in einen neuen Lehrer in der Schule verschaut …
Weshalb es sich lohnt Hauptdarsteller Brian Jordan Alvarez, der selber offen schwul lebt, hat die Serie geschrieben und auch bei einigen Episoden Regie geführt. Herausgekommen ist dabei ein durchwegs gelungener, witziger, kurzweiliger und warmherziger Blick auf die queere Welt von heute. Die einzelnen Typen sind nicht übertrieben gezeichnet, die Handlung hält gut die Balance zwischen Humor und gebotener Ernsthaftigkeit. Eine neue neue Comedy-Serie, ob es eine Staffel 2 geben wird, ist allerdings noch unklar.
"English Teacher", USA 2024, 8 Episoden à ca. 30 Minuten, Episoden 1 und 2 sind online, ab 25. Dezember jede Woche eine weitere Episode, Disney+
"What Happens Later" / Sky X
Worum geht's Bill (David Duchovny, der Agent Mulder aus "Akte X") und Willa (die frühere RomCom-Queen Meg Ryan) hatten vor Jahrzehnten eine Beziehung, gingen dann aber auseinander und haben sich aus den Augen verloren. Ausgerechnet auf einem Privinzflughafen treffen sie sich zufällig wieder – und können wegen eines Schneesturms nicht weiterfliegen. Also verbringen sie die Nacht gemeinsam – auf Bänken, in einsamen Terminals – und reden. Über früher, ihre jetzigen Leben, wie es ihnen dazwischen ergangen ist. Und beide spüren, dass die alte Vertrautheit sich rasch wieder einstellt. Aber wer sich über 20 Jahre nicht gesehen hat, trägt auch das eine oder andere unangenehme Thema mit sich herum …
Weshalb es sich lohnt Meg Ryan, die mit "Harry und Sally", "Schlaflos in Seattle" und "French Kiss" in drei der schönsten Romantic Comedies der Hollywood-Vergangenheit mitgewirkt hat, spielt in "What Happens Later" nicht nur ihre Paraderolle von einst, sondern versucht sich auch als Drehbuchautorin und Regisseurin. Dass sie sich seinerzeit ausgerechnet in den von David Duchovny gespielten Bill verliebt hat, ist dabei jedoch nicht so einfach zu verstehen. Der Schauspieler trägt seine Paraderollen als FBI-Agent Fox Mulder ("Akte X") und Autor Hank Moody ("Californication") so sehr mit sich herum, dass es schwierig ist, ihn sich als Romantiker vorzustellen.
Die Geschichten, die sich die beiden in ihrer Nacht auf dem Airport zu erzählen haben, wirken dabei lebensnah – was den Romantik-Faktor aber nicht gerade erhöht. Und so bleibt der Film eine zwiespältige Angelegenheit: Einerseits wünscht man sich, dass aus den beiden doch wieder etwas werden könnte, andererseits fragt man sich nicht nur einmal: "Und wozu?" Nichts desto trotz: Es ist schön zu sehen, dass Meg Ryan auch mit 63 noch nicht verlernt hat, mädchenhaft-süß zu kichern. Das ist mehr, als vielen Stars von heute gelingt.
"What Happens Later", USA 2023, 104 Minuten, Sky X
"The Offer" / Canal+
Worum geht's Der Programmierer Albert Ruddy steigt Mitte der 1960er ins Filmgeschäft ein und entwickelt zunächst die erfolgreiche Kriegs-Sitcom "Ein Käfig voller Helden". Daraufhin wird er von Paramount-Vizepräsident Robert "Bob" Evans als Filmproduzent für die Verfilmung des Buch-Bestsellers "Der Pate" engagiert. Doch die Produktion des Films steht lange unter keinem guten Stern. Zahlreiche Italo-Amerikaner fühlen sich von dem Buch verunglimpft, sogar ein New Yorker Mafia-Clan macht gegen die Film-Pläne mobil. Und auch im Studio selbst gibt es massive Differenzen darüber, wie der Film aussehen soll.
Weshalb es sich lohnt Die ursprünglich von Paramount für seinen Streaming-Dienst Paramount+ produzierte Serie, wurde bereits 2022 veröffentlicht, fand damals aber nur wenige Zuseher. Nun kommt sie beim Konkurrenten Canal+ ins Programm – und wird hoffentlich größere Aufmerksamkeit erhalten. Denn der Zehnteiler bietet ein pralles Panoptikum der US-Gesellschaft in den späten 1960ern, das ebenso gut recherchiert wie umgesetzt wurde. Und die Volten und Ränke, die sich im Vorfeld der Produktion eines der großartigsten Filme aller Zeiten abgespielt haben, sind alleine schon sehenswert.
"The Offer", USA 2022, 10 Episoden à ca. 45-65 Minuten, Canal+
"A Quiet Place, Tag Eins" / Sky X
Worum geht's Nach den beiden "A Quiet Place"-Filmen, in denen das Schicksal der Familie Abbott in einem von mörderischen Aliens überrannten Amerika erzählt wird, blendet "A Quiet Place, Tag Eins" – wie der Name schon sagt – an den Anfang der Alien-Invasion zurück. Während New York von den ebenso mörderischen wie lärmempfindlichen Außerirdischen überrannt wird, kämpfen sich in dem Prequel die krebskranke Sam (Lupita Nyong'o), der Student Eric (Joseph Quinn) und Sams Katze Frodo möglichst geräuschlos durch die Stadt. Denn Sam, die aufgrund ihrer Krankheit bereits jeden Lebenswillen verloren hat, möchte noch einmal ihre Lieblings-Pizza essen …
Weshalb es sich lohnt Die Filme der "A Quiet Place"-Reihe sind Science-Fiction-Horror vom Feinsten, und "Tag Eins" macht da keine Ausnahme. Die Geschichte ist packend erzählt und Sams Wandlung von der Krebspatientin, die sich bereits aufgegeben hat, zur Kämpferin, ist sehenswert. Und wie sich Kater Frodo den ganzen Film lang in Szene setzt, ist ebenfalls top! Sehenswert!
"A Quiet Place, Tag Eins", USA 2024, 99 Minuten, Sky X
"Das Phantom – Auf der Jagd nach Norman Franz" / Sky X
Worum geht's Der 1970 geborene Norman Franz gehörte einer Kriminellenbande an und ermordete in deren Auftrag zwei polnische Konkurrenten, da war er gerade 25 Jahre alt. Er floh mit seiner Freundin, wurde jedoch gefasst und verurteilt. Im Gefängnis heiratete er seine Freundin Sandra, sie half ihm auszubrechen und die beiden flohen wieder, wurde aber wieder geschnappt. Doch es gelang ihm noch ein zweites Mal, aus dem Gefängnis zu fliehen und drei weitere Menschen zu ermorden. seit 1999 ist Norman Franz mittlerweile wie vom Erdboden verschluckt und gehört zu den meist gesuchten Straftätern Europas.
Weshalb es sich lohnt True Crime-Geschichten erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit. Mit dieser Eigenproduktion wirft der Streaming-Anbieter Sky ein Licht auf einen der skrupellosesten Verbrecher der deutschen Nachkriegsgeschichte. Alleine die Tatsache, dass Norman Franz, mittlerweile 54 Jahre alt, seit 25 Jahren nicht gefasst werden konnte, ist bemerkenswert. In der Sokumentation kommen Fahnder ebenso zu Wort wie Franz' Ex-Frau Sandra, die ihm bei seinem ersten Ausbruchsversuch noch geholfen hat. Und auch sein Sohn, der den Vater nie gesehen hat, wird interviewt. Geht ziemlich unter die Haut.
"Das Phantom – Auf der Jagd nach Norman Franz", Deutschland 2024, 98 Minuten, Sky X
"Vienna Blood – Mephisto" / ORF ON
Worum geht's Der Kriminalbeamte Oskar Rheinhardt (Juergen Maurer) nimmt den lange gesuchten Waffenschieber Franz Burgstaller (Murathan Muslu) fest, der behauptet, die Identität des berüchtigten "Mephisto" zu kennen, eines Maulwurfs im Geheimdienst der Monarchie. Kurz darauf ist Burgstaller tot. Gemeinsam mit seinem Partner, dem Psychiater Max Liebermann (Matthew Beard), versucht Rheinhardt, dem geheimnisvollen Mephisto auf die Spur zu kommen, als weitere Morde geschehen. Auch Liebermann wird verletzt und Rheinhart steht auf einmal unter Mordverdacht. Auf sich alleine gestellt, kommt er einer Verschwörung auf die Spur, die die Monarchie in ihren Grundfesten erschüttern könnte.
Weshalb es sich lohnt Die vierte und gleichzeitig letzte Staffel der britisch-österreichischen Co-Produktion nach den Büchern des englischen Psychologen Frank Tallis kommt als Zweiteiler mit insgesamt drei Stunden Spielzeit auf die Bildschirme. Die Story ist angemessen unübersichtlich, das Lokal- und Zeitkolorit mit viel Aufwand umgesetzt.
"Vienna Blood – Mephisto", Großbritannien/Österreich 2024, 2 Episoden à 90 Minuten, ORF ON
"Civil War" / Netflix
Worum geht's In einem Amerika der nahen Zukunft herrscht Bürgerkrieg, die staatliche Exekutive ist nicht mehr Herr der Lage, verschiedene Milizen haben weite Teile des Landes in ihrer Gewalt und rücken auf Washington vor, wo sich der Präsident im Weißen Haus verbarrikadiert hat. In diesem Szenario reisen die Reporterin Lee (Kirsten Dunst) und ihre Kollegen durch das Land, um zu dokumentieren, was mit ihrer Heimat geschieht. Und sie werden Zeugen von Szenen und Ereignissen, wie man sie bislang nur aus Endzeitfilmen kannte.
Weshalb es sich lohnt Als "Civil War" im Frühjahr 2024 in die Kinos kam, wurde der Film von Regisseur Alex Garland vielfach als Warnung auch im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahlen im November verstanden. Motto: Werden die falschen Menschen gewählt, könnte die Zukunft des Landes so aussehen. Nun sind die Wahlen geschlagen, am 20. Jänner sitzt wieder Donald Trump im Weißen Haus. Ob das die zersetzenden Kräfte im Land befriedet oder erst recht aufstachelt, bleibt abzuwarten. Wie es aussehen könnte, wenn ein paar falsche Entscheidungen getroffen werden, führt "Civil War" erschreckend realistisch vor Augen.
"Civil War", USA 2024, 109 Minuten, Netflix