Kopfnüsse
2. Corona-Tagebuch, Kapitel 4: Fremdeln mit der Freiheit
Die neue Folge zum Anhören: Promis als Impf-Vordrängler, Rechen-Probleme auch ohne Excel und Wut, die hochkocht.
Es gibt immer noch zu wenig Impfstoff, also finden Politiker und Promis Mittel und Wege, um sich vorzuschwindeln. Natürlich nur zu einem guten Zweck. Die Regierung und die Landeshauptleute treffen sich jetzt öfters und kommen drauf, dass sie gar nicht so genau wissen, wie viel Impfstoff sie haben und wie viel schon verimpft wurde. Das macht aber nichts, denn eine neue Form der Pandemie-Bekämpfung wurde erfunden – die lokale Maskenpflicht. Und ein neues Wort kommt in Verwendung: Normadressaten. Also wir.
Das Corona-Tagebuch diesmal über:
Die Impflust "Vor wenigen Wochen fürchteten viele im Land noch, dass sich niemand impfen lässt. Jetzt stellen wir fest: Es gibt vor allem viele Impf-Warter, also Menschen, die sich grundsätzlich vorstellen könnten, geimpft zu werden, aber nicht sofort. Sie wollen etwas Zeit ins Land ziehen lassen und beobachten, ob andere merkwürdige Ausbuchtungen an der Körperoberfläche bekommen, durch die Kärntner Straße laufen und dabei seltsame Laute von sich geben, oder anderwärtig komisch werden, und dann entscheiden, was sie tun möchten."
Der aufsteigende Zorn der Menschen "Grant ist sowieso das neue Zahlungsmittel, überall im Alltag. Vor einem Jahr hing das Fastentuch von Erwin Wurm schon einmal im Wiener Stephansdom, keinen kratzte das. Nun häufen sich negative Kommentare am Facebook-Account von Kardinal Christoph Schönborn. "Verschandelung". "Der Dom ist kein Kleiderschrank", sogar die rosarote Pullifarbe sorgt für Aufregung. Die Wut wird noch einmal zu einem größeren Feind für uns als Corona, sie werden sehen."
Das neue Reisen "Am Flughafen Frankfurt wurde zunächst penibel auf Abstände geachtet. In der Maschine saßen dann alle wie die Ölsardinen. Sämtliche Plätze waren besetzt, nix da mit "dazwischen muss ein Sitz frei bleiben". Nach der Landung sprangen alle sofort auf, ein bisschen Normalität ist uns ja doch geblieben, dann warteten sämtliche Insassen am Gang dicht an dicht aufs Aussteigen. Sobald sie die Maschine verlassen hatten, schauten Ordner darauf, dass sich keiner zu nahe kam. Corona hat viel mit uns angestellt, klüger hat uns das Virus nur bedingt gemacht."
Viele Rätsel "Am Abend war der Gesundheitsminister in der ZiB 2 zu Gast. Auf den Einwand von Armin Wolf, warum Gastgärten öffnen dürfen, Tennisplätze aber nicht, antwortete Rudolf Anschober: "Ja, man stellt sich diese Fragen."