Alle Neustarts

Die Kinofilme der Woche haben einen ziemlichen Vogel

Ein ungleiches Brüderpaar greift in den USA zu den Waffen, ein britischer Lehrer erkennt den Charme antarktischen Federviehs und ein Australier marschiert quer durch Spanien zu sich selbst: Die Kino-Starts der Woche sind nicht nur geografisch äußerst vielfältig.

Rettet einem Pinguin das Leben – und fühlt sich fortan für den kleinen Gefährten verantwortlich: Lehrer Tom Michell (Steve Coogan) in "Der Pinguin meines Lebens"
Rettet einem Pinguin das Leben – und fühlt sich fortan für den kleinen Gefährten verantwortlich: Lehrer Tom Michell (Steve Coogan) in "Der Pinguin meines Lebens"
Tobis Film
Christian Klosz
Akt. Uhr
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Darauf haben Action-Fans lange gewartet: In dieser Kino-Woche startet die Fortsetzung eines Überraschungshits aus dem Jahr 2016, in dem Oscar-Preisträger Ben Affleck einen wehrhaften Autisten verkörpert. Dass es nicht immer vier Beine und ein weiches Fell benötigt, um der beste Freund des Menschen zu werden, erzählt eine rührende Tragik-Komödie, die ins Argentinien der 1970er-Jahre zurückführt.

Um sehr unterschiedliche Formen von Freundschaft geht es auch in zwei Road Movies, die ungleicher nicht sein könnten – und in ihren jeweiligen Entstehungsländern zu absoluten Kassenschlagern wurden. Und schließlich kehrt TV-Serienstar Marianne Jean-Baptiste (bekannt aus "Without A Trace") mit einer grandiosen Vorstellung als grimmig-grantelnde Londonerin auf die Leinwand zurück.
Was Sie über die wichtigsten Filmstarts der Woche in den heimischen Kinos wissen müssen – hier alle Infos. Viel Vergnügen!

"The Accountant 2": Die ungleichen Brüder Braxton (Jon Bernthal, l.) und Christian (Ben Affleck) machen jetzt gemeinsame Sache
"The Accountant 2": Die ungleichen Brüder Braxton (Jon Bernthal, l.) und Christian (Ben Affleck) machen jetzt gemeinsame Sache
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Film der Woche: "The Accountant 2"

Worum es geht Christian Wolff (Ben Affleck) ist hochbegabter Autist – und eine tödliche Kampfmaschine, zu der ihn sein Vater in der Jugend trainierte, um ihn gegen Mobbing und Unverständnis "abzuhärten". Jahrelang nutze Wolff seine Talente als Buchhalter und Geldwäscher für Verbrechersyndikate, sein Privatleben verbrachte er zurückgezogen in einem technisch aufgerüsteten Wohnwagen.

Als der ehemalige Chef der Bundesagentin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson) unter dubiosen Umständen ums Leben kommt, kontaktiert sie Wolff, auf den sie schon zuvor (in Teil 1) Jagd gemacht hatte. Der ruft seinen Bruder Braxton (Jon Bernthal), einen Auftragskiller, zu Hilfe, um gemeinsam Jagd auf die Hintermänner zu machen, die offenbar auch in Menschenhandel verstrickt sind.

Weshalb es sich lohnt "The Accountant" aus 2016, ebenso wie Teil 2 von Gavin O'Connor inszeniert, war ein Überraschungserfolg: Die Kombi "hochintelligenter Autist als Actionheld" war so ungewöhnlich und neu wie attraktiv und konnte das Publikum überzeugen. So war schnell klar, dass daraus eine ganze Filmreihe (O'Connor plant eine Trilogie) entstehen soll, da die Figur des Buchhalters Potential hat.

In "The Accountant 2" liegt der Fokus der Story über weite Strecken weniger auf der Action und eher auf der Annäherung zwischen Christian und Braxton und ihrer Brüder-Beziehung, die sich am Ende von Teil 1 im Kugelhagel nach vielen Jahren wiedergefunden hatten. Humorvolle Momente werden eingestreut und der Film ist im Kern als "Buddy Action-Comedy" konstruiert. Zu seinen besten Momenten zählen daher auch jene, in denen das ungleiche Paar sich gegenseitig auf die Nerven geht. Während Affleck sehr zurückhaltend spielt, ist es vor allem Bernthal, der schauspielerisch überzeugt.

Da der Film aber auch Detektivgeschichte und Actionfilm sein will, fühlt er sich in seiner Gesamtheit manchmal etwas unrund an, nicht immer passen die Komponenten einwandfrei zueinander. Doch das Zusammenspiel zwischen Affleck und Bernthal und die doch durch und durch solide Story sorgen am Ende dafür, dass "The Accountant 2" den ersten Teil qualitativ noch übertrifft. Und für 2 Stunden gute Mainstream-Kinounterhaltung sorgt.

"The Accountant 2", Action-Thriller. USA 2025, 124 Minuten, Ab 25. April im Kino

"Der Pinguin meines Lebens": Englischlehrer Tom Michell (Steve Coogan) kommt der Arbeit wegen nach Argentinien – und wird vom Schicksal mit einem Pinguin zusammengeführt
"Der Pinguin meines Lebens": Englischlehrer Tom Michell (Steve Coogan) kommt der Arbeit wegen nach Argentinien – und wird vom Schicksal mit einem Pinguin zusammengeführt
Tobis Film

"Der Pinguin meines Lebens"

Worum es geht 1976 nimmt der britische Lehrer Tom Michell (Steve Coogan) in Argentinien eine neue Arbeitsstelle an. Der zynische Lebemann soll in einer elitären Privatschule Englisch unterrichten, in die gut situierte Familien ihre Sprösslinge schicken, während zur gleichen Zeit der Militärputsch, Terror und Gegenterror das Land in Atem hält.

Als die Schule aufgrund der Unruhen eine Woche geschlossen bleibt, reist Michell nach Uruguay, auf der Suche nach Parties, Amüsement und Frauen. Doch dort findet er am Strand einen verwaisten und ölverschmutzten Magellan-Pinguin. Um sein Date zu beeindrucken, nimmt er das Tier mit ins Hotel und rettet ihm so das Leben. Da er den kleinen Pinguin aber nicht mehr los wird und dieser immer wieder zu ihm zurückkommt, nimmt er ihn schließlich nach Argentinien und ins Internat mit. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Tier und Mensch, die Michells Herz auftauen lässt – und ihm zeigt, worauf es ankommt im Leben.

Weshalb es sich lohnt Der Film von Regisseur Peter Cattaneo nach einem Drehbuch von Jeff Pope basiert auf einer Buchvorlage, die wiederum wahre Erlebnisse des echten Tom Michell wiedergibt. Cattaneo und Pope konzentrieren sich bei ihrer Umsetzung auf die humorvollen, leichten Aspekte der Geschichte, auf die Freundschaft zwischen Michell und seinem süßen Pinguin, die eine persönliche Entwicklung beim alten Zyniker anstößt, während die schwereren Themen (politische Gewalt etc.) eher im Hintergrund bleiben. Eine solide Umsetzung einer schönen, wahren Geschichte, die zum Schmunzeln anregt.

"Der Pinguin meines Lebens, Tragik-Komödie. Spanien / Großbritannien 2024, 110 Minuten, ab 24. April im Kino

"Mein Weg – 780 km zu mir": Bill Bennett (Chris Haywood) wandert einmal durch Spanien – und zu sich selbst
"Mein Weg – 780 km zu mir": Bill Bennett (Chris Haywood) wandert einmal durch Spanien – und zu sich selbst
Happy Entertainment

"Mein Weg – 780 km zu mir"

Worum es geht Bill Bennett (Chris Haywood) trifft bei einem Spanienurlaub auf eine Pilgergruppe, eine Erfahrung, die ihn nicht mehr los lässt. Und so entschließt er sich 2013 dazu, selbst den Jakobsweg zu gehen. Er beginnt seine Reise, auf dem Weg Richtung Santiago de Compostela trifft er unterschiedlichste Menschen, die ihn für Momente an ihrem Leben und ihrer Pilgerreise teilhaben lassen. Trotz seines kaputten Knies wird Bennett klar, dass er diese 780 Kilometer schaffen muss - denn sie werden eine Reise zu ihm selbst.

Weshalb es sich lohnt "Mein Weg" war 2024 der Überraschungshit in den australischen Kinos. Das hatte auch mit seiner ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte zu tun: Der echte Bill Bennett ist erfolgreicher Filmemacher – und erzählt nun seine eigene Geschichte filmisch nach. Eher durch Zufall geriet er auf den Jakobsweg. Diese prägende Erfahrung, die sein Leben für immer verändern sollte, verarbeitete er erst als Buch und nun als Film. Motto: Der Weg ist das Ziel.

"Mein Weg – 780 km zu mir", Drama, Biopic. Australien 2024, 98 Minuten, ab 25. April im Kino

"Eine Letzte Reise": Filip und sein 80-jähriger Vater Lars beim gemeinsamen Abhängen in Frankreich
"Eine Letzte Reise": Filip und sein 80-jähriger Vater Lars beim gemeinsamen Abhängen in Frankreich
UPI

"Eine letzte Reise"

Worum es geht 40 Jahre als Französisch-Lehrer in der schwedischen Stadt Köping - da hat man sich den Ruhestand redlich verdient. Doch für den 80-jährigen Lars Hammar entwickelt sich dieser Lebensabschnitt unerwartet düster: Er weiß nichts mit sich anzufangen und fällt in eine tiefe Depression. Um ihn aus seiner Lethargie zu reißen und die Lebensgeister wieder anzufachen, wollen ihn sein Sohn Filip, ein Journalist, und dessen Kumpel Fredrik, mit auf einen Roadtrip nach Frankreich nehmen - und alles auf Kamera festhalten.

Weshalb es sich lohnt "Eine letzte Reise" begeisterte das schwedische Publikum und wurde in seiner Heimat mit über 400.000 Zuschauern zum erfolgreichsten Dokumentarfilm aller Zeiten. Gefeiert wurde der Film für seinen Humanismus und seine Authentizität, mit der diese ungewöhnliche Vater-Sohn-Geschichte erzählt wird. Ein zutiefst lebensbejahender Film über die kleinen Wunder des Lebens und die Kraft schöner Erinnerungen.

"Eine letzte Reise", Dokumentarfilm. Schweden 2024, 95 Minuten, ab 24. April im Kino

"Hard Truths": Pansy (Marianne Jean-Baptiste) ist kein netter Mensch, und das lässt sie auch jeden spüren
"Hard Truths": Pansy (Marianne Jean-Baptiste) ist kein netter Mensch, und das lässt sie auch jeden spüren
Studiocanal

"Hard Truths"

Worum es geht Pansy Deacon (Marianne Jean-Baptiste), eine Frau mittleren Alters aus der schwarzen britischen Arbeiterklasse, ist eine eher unangenehme Zeitgenossin: An ihrem Sohn Moses hat sie immer etwas zu kritisieren, sie unterstellt ihm täglich mangelnde Ambition und Faulheit. Und auch die Ehe mit ihrem Mann Curtley, einem Klempner, lässt sich kaum als liebevoll bezeichnen.

Pansy ist ständig unfreundlich, gereizt und aggressiv, fängt Streits mit wildfremden Menschen in Geschäften oder auf der Straße an, hasst die ganze Welt, so wirkt es. Als der Muttertag ansteht, besuchen sie und ihre Schwester das Grab ihrer Mutter, die vor 5 Jahren verstorben ist – ein Trauma, von dem sie sich nie gänzlich erholen konnte.

Weshalb es sich lohnt Das Highlight dieses preisgekrönten Films des englischen Regie-Evergreens Mike Leigh (auch Drehbuch) ist eindeutig Hauptdarstellerin Marianne Jean-Baptiste, die ihrer Figur – obwohl in ihrer Art zutiefst abstoßend – sympathische Seiten abringt. "Hard Truths" ist das Porträt einer verzweifelten Frau, die ihre Wut und Überforderung mit einer unerträglichen Wirklichkeit auf ihrer Umwelt ablädt. Eine ungewöhnliche Tragik-Komödie mit Hang zum Skurrilen, durchsetzt von absurdem Humor.

"Hard Truths", Tragikomödie. Großbritannien / Spanien 2024, 97 Minuten, ab 25. April im Kino

Außerdem neu im Kino:

"Until Dawn" Videospiel-Verfilmung des gleichnamigen Horror-Games über einen Überlebenskampf in Endlosschleife. ab 25. April

"Ernest Cole: Lost and Found" Dokumentarfilm über den südafrikanischen Fotografen Ernest Cole, in Cannes 2024 als bester Film seiner Gattung prämiert. ab 25. April

"Was Marielle weiß" Film über eine Tochter, die eines Tages telepathische Fähigkeiten entwickelt und plötzlich alles sehen und hören kann, was ihre Eltern tun. ab 25. April

"Der Soldat Monika" Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm über die Transgender-Soldatin Monika Donner, die sich für rechtsextreme Anliegen stark macht. ab 25. April

"La Cocina – Der Geschmack des Lebens": Mikrokosmos Restaurantküche
"La Cocina – Der Geschmack des Lebens": Mikrokosmos Restaurantküche
SquareOne Entertainment

Heimkino-Tipps: "La Cocina - Der Geschmack des Lebens"

Worum es geht Schauplatz "The Grill" am Times Square in New York: Während sich im beliebten Lokal Touristen und Einheimische bewirten lassen, schuftet – für die Gäste unsichtbar, in den engen Küchengängen der multikulturelle Staff. Viele von ihnen sind Illegale aus Lateinamerika, manche wollen sich "den Weg nach oben" kochen, andere einfach nur überleben. Zwischen Arbeitsstress, persönlichen Konflikten, Beziehungsgeschichten und Albernheiten verschwinden plötzlich 800 Dollar aus der Buchhaltung. Das Management will die ganze Belegschaft befragen, um den Dieb zu finden ...

Weshalb es sich lohnt "La Cocina" lief 2024 im Berlinale-Wettbewerb und basiert auf dem britischen Bühnenstück "The Kitchen", das der mexikanische Regisseur Alonso Ruizparacios als in schwarz-weiß gedrehtes, dichtes Kammerspiel umsetzt. Es ist eine Parabel über die Verheißungen der USA, eine Hommage an die "Unsichtbaren", die den Laden Amerika am Laufen halten (vielleicht bald schon hielten). Und nicht zuletzt ein vibrierendes Porträt des Mikrokosmos Küche, in dem ganz eigene Regeln und Gesetze gelten.

"La Cocina - Der Geschmack des Lebens", Tragikomödie, Arthouse. Mexiko / USA 2024, 139 Minuten, als Video-on-Demand und auf DVD/Blu-ray

"Take Cover": Scharfschütze in Bedrängnis
"Take Cover": Scharfschütze in Bedrängnis
SqareOne Entertainment

"Take Cover"

Worum es geht Das Scharfschützen-Duo Sam (Scott Adkins) und Ken (Jack Parr) ist ein unschlagbares Gespann: Von Regierungen bekommen sie Aufträge zugeschanzt, um "Bad Guys" zur Strecke zu bringen. Als bei einem Einsatz etwas schief läuft und Sam eine Unschuldige trifft, will er seiner Profession den Rücken kehren. Ihre Auftraggeberin Tamara (Alice Eve) ruft die beiden zu einem letzten Treffen nach Frankfurt, wo sie in einem Luxus-Hotel einquartiert werden. Doch die Einladung stellt sich als Hinterhalt heraus: Sam und Ken müssen nun ihrerseits gegen einen Scharfschützen, der in einem gegenüberliegenden Gebäude lauert, ums Überleben kämpfen.

Weshalb es sich lohnt Wer es gerne etwas anspruchsloser und Action-lastiger hat, findet mit "Take Cover" eine grundsolide Option, die zwar das Rad nicht neu erfindet, aber ihren Zweck erfüllt. Die Kampfszenen sind temporeich gestaltet und durchaus beeindruckend choreografiert und das minimalistische Setting – der Innenraum eines Hotelzimmers - hat seinen Reiz. Ein klassischer 90-Minuten-Film als Geheimtipp für Genre-Fans.

"Take Cover", Action. Großbritannien 2024, 90 Minuten, als Video-on-Demand und auf DVD/Blu-ray

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