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Fuck! Warum es Taylor Swifts Album auch "clean" gibt

Die erfolgreichste Musikerin der Welt hat alle überrascht: Ihr neues Album hat doppelt so viele Nummern wie angekündigt. Das sagt die internationale Musikkritik dazu.

Volles Programm: Taylor Swifts neues Album "The Tortured Poets Department – The Anthology" ist ein Doppelalbum und beinhaltet 31 statt, wie lange angenommen, 16 neue Titel
Volles Programm: Taylor Swifts neues Album "The Tortured Poets Department – The Anthology" ist ein Doppelalbum und beinhaltet 31 statt, wie lange angenommen, 16 neue Titel
Universal Music
Newsflix Redaktion
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Sollte Taylor Swift tatsächlich noch irgendetwas davon lesen, was über sie und ihre Musik geschrieben wird, dann hat sie in den vergangenen Wochen vermutlich einiges zu Lachen gehabt. Die internationalen Medien haben sich gegenseitig überboten mit Spekulationen darüber, worum es in ihrem neuen Album "The Tortured Poets Department" gehen, was der sperrige Titel bedeuten und in welche Richtung die Singer-Songwriterin sich musikalisch bewegen wird. Sie selbst hat nur die Diskussionen ein wenig angeheizt, mit kurzen Statements und Info-Happen – Snippets genannt – auf Social Media. Und dann kam letztlich doch (fast) alles ganz anders.

Überraschung Nr. 1: Taylor Swift hat (nahezu) doppelt so viele neue Tracks veröffentlich wie angekündigt. 16 Nummern hatte sie auf Instagram kommuniziert, plus vier Bonus-Tracks (aufgeteilt auf vier verschiedene CD-Editionen), geworden sind es letztlich 31 Tracks. Sie selbst bezeichnet "The Tortured Poets Department" dementsprechend auch als Doppelalbum.

Überraschung Nr. 2: Das Doppelalbum ist auch musikalisch zweigeteilt. Die ersten 16 Tracks sind eher im Elektropop daheim, die restlichen 15 klingen eher folkig und haben mehrheitlich akustische Musikuntermalung. Und: Bei allen Tracks stehen die Texte im Mittelpunkt des Interesses der Sängerin, die Musik hält sich deutlich zurück.

Überraschung Nr. 3: Es geht auf der Album nicht ausschließlich um ihre gescheiterte Beziehung mit dem britischen Schauspieler Joe Alwyn, wie zuvor vielfach angenommen worden war. Vielmehr finden sich auch auf andere Männer, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben oder spielen, textliche Hinweise oder Querverbindungen. Eindeutig zuordenbar sind etwa Textstellen, die den Sänger der Band "The 1975", Matty Healy, meinen, mit dem Taylor Swift nach der Trennung von Joe Alwyn einige Monate lang ausgegangen ist (sie bezeichnet ihn u.a. als "tätowierten Golden Retriever". Und auch ihr aktueller Partner, der American-Football-Crack Travis Kelce, kommt in einem Song vor (Zitat: "Du kannst mit Bällen umgehen, ich mit Aristoteles"). Weitere Querverbindungen (etwa zu einem weiteren Ex, dem Sänger und Schauspieler Harry Styles) werden vermutet, sind aber bislang nicht eindeutig festgemacht.

Überraschung Nr. 4: Der Titel des Albums, "The Tortured Poets Department" (kurz "TTPD", zu Deutsch etwa "Fakultät der gequälten Poeten") bezieht sich offenbar nicht, wie zuvor allgemein angenommen, auf jene Chatgruppe ihres Ex Joe Alwyn namens "The Tortured Men's Club", die dieser mit zwei Kumpels ins Leben gerufen hatte, während er mit Taylor zusammen gewesen ist. Vielmehr scheint die Sängerin sich selbst als jene gequälte Poetin zu sehen, die sie in den Mittelpunkt ihres mittlerweile elften Albums gestellt hat.

Von der Singer-Songwriterin zur gequälten Poetin Taylor Swift ist seit jeher bekannt dafür, ihr (Liebes-)Leben als Inspirationsquelle für ihre Musik zu nutzen, aber so ausführlich und umfangreich wie dieses Mal hat sie davon bislang noch nicht Gebrauch gemacht. Und sie gibt sich allergrößte Mühe, ihr Emotionen möglichst künstlerisch klingen zu lassen: "Rinnsale strömen an meinem künstlichen Lächeln herab" singt sie etwa in "My Boy Only Breaks His Favorite Toys".

Auf Instagram teilte sie zum Release der neuen CD folgenden Satz mit ihren Millionen Fans: "Diese Autorin ist der festen Überzeugung, dass unsere Tränen in Form von Tinte auf einem Blatt heilig werden. Wenn wir unsere traurigste Geschichte ausgesprochen haben, können wir uns von ihr befreien. Und dann bleibt nur noch die gequälte Poesie zurück." Und wer das Album physisch kauft – als CD, Vinyl oder Kassette (ja, das gibt es noch!) – , erhält auch den Druck eines handschriftlich verfassten Gedichts von Taylor dazu.

Die Album-Versionen Apropos kaufen. Den Swifties, wie sich die Hardcore-Fans der Sängerin selbst gerne nennen, stehen verschiedene Versionen des Albums zur Auswahl: Es gibt eine Standard-CD mit den ersten 16 Titeln (jene, die immer angekündigt gewesen sind), es gibt vier CD-Versionen mit den ersten 16 Titeln und jeweils einem von insgesamt vier Bonus-Tracks, es gibt zwei Vinyl-Versionen mit jeweils einem Bonus-Track und es gibt eine Musikkassette mit einem Bonustrack. Die Anthology-Version mit den insgesamt 31 Tracks (hier sind auch die vier Bonus-Tracks inkludiert) gibt es vorerst nicht physisch zu bestellen, weder in Taylors eigenem Onlineshop (shop.taylorswift.com), noch bei der österreichischen Plattenfirma (shop.universalmusic.at). Wer das Anthology-Album haben will, kann es derzeit nur elektronisch kaufen, oder er streamt die ganze Platte (u.a. bei Amazon, Apple, Spotify, YouTube oder iTunes).

Merchandising-Overkill Zusätzlich haben die Marketing-Experten rund um Taylor verschiedenste Merchandising-Produkte rund um die Idee der "Toutured Poets" entworfen. Da gibt es verschiedenste Bekleidung und Caps, Schallplattenalben oder auch diverse Schmuckstücke. Wer in die "Tortured Poets"-Welt eintauchen möchte, dem stehen alle Möglichkeiten offen.

Marketing, the Taylor-Way: Einen Tag vor der Veröffentlichung von "The Tortured Poets Department" konnten Fans etwa an dieser HAusmauer in Chicago einen QR-Code scannen, der sie zu einem Clip über das bevorstehende Ereignis führte
Marketing, the Taylor-Way: Einen Tag vor der Veröffentlichung von "The Tortured Poets Department" konnten Fans etwa an dieser HAusmauer in Chicago einen QR-Code scannen, der sie zu einem Clip über das bevorstehende Ereignis führte
SCOTT OLSON / AFP Getty / picturedesk.com

"Explicit" vs. "Clean Version" Nicht neu ist für Swifties auch die Tatsache, dass es von "TTPD" auch zwei leicht unterschiedliche Textversionen gibt, eine mit "explicit Lyrics" und eine "cleane" – diesen Move hat die Sängerin bereits bei einigen Vorgängeralben gemacht. Der Unterschied ist allerdings jedes Mal marginal – wer die Explicit"-Version wählt, bekommt einige "Fucks" und "fucking", die in der "Clean"-Version durch ähnlich klingende Worte ersetzt werden, that's it. Jedes zweite YouTube-Video hat da schimpfworttechnisch "mehr" zu bieten.

So gut ist "Tortured Poets" Bleibt eigentlich nur mehr eine – entscheidende – Frage: Wie gut ist "The Tortured Poets Department" eigentlich? Nun, wenn man der geballten Elite der Popmusikkritiker relevanter Medien Glauben schenkt, dann ist das Album nichts weniger als phänomenal (siehe auch Kritiken unten). Die großen Tageszeitungen im angelsächsischen Raum überschlugen sich förmlich mit Lob und Aufmerksamkeit für die Neuerscheinung – die Londoner "Times" widmete "TTPD" gar eine Rezension mit 24.000 Zeichen, so viel Platz erhalten für gewöhnlich nur Ereignisse wie ein Kriegsausbruch oder ein politisches Erdbeben. Aber auch im deutschsprachigen Raum sind sich die Rezensenten einig wie selten darin, dass Album Nummer Elf ein großer Wurf ist. Und vor allem die Poesie ihrer Texte wird überall hervorgehoben, die "Süddeutsche Zeitung" aus München sieht darin sogar bereits den Grundstein einer zweiten großen Karriere als Erzählerin.

Sollte Taylor Swift tatsächlich noch irgendetwas davon lesen, was über sie und ihre Musik geschrieben wird, dann wird sie sich über diese Einschätzungen in den nächsten Tagen vermutlich ziemlich freuen.

Die Kritiken zu Taylor Swifts "The Tortured Poets Department" - das sagt die Presse

orf.at: "Taylor Swift breitet mit ihrem neuen Album einen lieblichen Teppich aus vielen romantischen Versen, eingebettet in einen sanften 80er-Jahre-Elektronik-Sound, der sich mit Indie-Klängen mischt. Und trampelt dann mit ebenso lieblich gesungenen Lyrics ganz schön darauf herum. Denn das Liebehigh ist kein Dauerzustand, der Fall danach tief: 'Fuck you' und 'Ich will deine Frau töten' wird da gehaucht. (…) Es sind oft nur Nuancen, die Swift bei der Gratwanderung entlang der grenzen zu billigem Kitsch, Naivität, andienendem Kommerz und Sexismus auf der richtigen Seite halten, und sei es ein resigniertes 'Fuck it' nach der 'kosmischen Liebe'. Dazu braucht es vieles, aber vor allem eines: Intelligenz. Swift ist mit Sicherheit keine der außergewöhnlichsten Musikschaffenden aller Zeiten, aber genauso sicher eine der Intelligentesten."

Swift ist keine der außergewöhnlichsten Musikschaffenden aller Zeiten, aber eine der Intelligentesten
orf.at

"Die Zeit": "Seit bald 20 Jahren schreibt sie Songs über die Kipp- und Schlusspunkte von Beziehungen, aus denen zumindest ihre Ich-Erzählerinnen in der Regel gebeutelt, aber doch mit blendender Zukunft herauskommen. Einmal kurz sammeln, einmal schnell den Staub von den Kleidern schütteln und dann rein ins nächste Unglück. Swift ist mit dieser Formel zum größten Popstar der Gegenwart, vielleicht auch der Geschichte geworden. (…) 'The Tortured Poets Department' klingt zunächst einmal vertraut, nach den Popsongs ihres letzten Albums 'Midnights' (2022), mit denen man morgens um fünf die Disco leer kehren konnte, sowie nach den Folksongs von 'Folklore' und 'Evermore' (beide 2020), die Swift in besonders gedankenverlorener Stimmung zeigten. Es ist aber nicht an Perfektion interessiert.

Erst gegen Ende der Platte erklingen jene weltenumarmenden und bestenfalls verbindenden Refrains, die Swift natürlich weiterhin beherrscht. (…) In vielen Stücken bleibt der von Synthesizern, Drumcomputern und kleineren elektronischen Verzierungen bestimmte Sound auffallend unaufdringlich – die Musik stört nicht beim Weinen. Verweise auf ihre Vergangenheit als Countrystar verstecken sich tief im Mix der Songs, Streichereinsatz und andere Großgesten wägt sie ebenso sorgfältig ab wie jedes Wort in ihren Texten."

In vielen Stücken bleibt der Sound auffallend unaufdringlich – die Musik stört nicht beim Weinen
"Die Zeit"

"Süddeutsche Zeitung": "Im titelgebenden Track 'The Tortured Poets Department' singt die Erzählerin von einem Ex-Lover, mit dem sie eine kurze intensive Phase durchlebt hat. Sie beschreibt ihn als 'tätowierten Golden Retriever', der raucht - darin erkannten Fans Matty Healy, den Sänger der Band 'The 1975'. (…) Healy hat öffentlich über seine Drogen-Sucht und Heroin-Konsum gesprochen. In 'The Alchemy' singt Swift über eine neue, starke Verliebtheit mit einem Wortspiel, das mit nur einem Buchstaben mehr im Englischen aus 'Heldin' 'Heroin' macht: 'He jokes that 'It's heroin, but this time with an E'. Gleichzeitig benutzt Swift in dem Song Sprachbilder aus dem Sport, die an ihren aktuellen Partner, den American-Football-Spieler Travis Kelce, erinnern. Insgesamt ist 'The Tortured Poets Department'" gespickt mit interessanten, metaphernreichen Wortspielen.

Der letzte Song 'The Manuscript' liest sich wie ein Entwurf zu einer Autobiografie von Swifts Leben. Und so ist 'The Tortured Poets Department' am Ende wohl zu verstehen: Weniger als musikalischer Wurf, sondern als Grundstein für die Karriere einer großen Erzählerin."

Das Album ist weniger als musikalischer Wurf zu verstehen, sondern als Grundstein für die Karriere einer großen Erzählerin
"Süddeutsche Zeitung"

"Stern": "Den Herzschmerz macht sie nach wie vor zum zentralen Element ihrer Texte. Und obwohl ihre Kunst mit vielen ihrer Hörer erwachsen geworden ist, kommt 'Tortured Poets' daher als das Geständnis einer Frau, die das Leben und die Liebe entschlüsselt zu haben glaubte, am Ende aber feststellen muss, dass sie ebenso unbeholfen durch die Emotionen taumelt wie alle, bei denen ihre Metaphern Anklang finden. (…) Swift ist nicht mehr darauf aus, nur mit Ohrwürmern die Charts zu erobern, sie stellt ihre Texte in den Vordergrund.

So ernst sie in vielen der neuen Songs ist, so locker und spielerisch geraten andere. Sie beweist Stärke und Zerbrechlichkeit, Witz und Ironie ziehen sich durch ihre Sprache. Wo sie sich selbst in ihren frühen Alben noch oft in die Opferrolle geschrieben hat, scheint ihr mittlerweile klar, dass vieles nicht derartig schwarz und weiß ist – und viele Wunden gar selbstverschuldet waren. (…) Das Album wirkt wie die melodische Verwirklichung eines Gedichtbandes, und genau da liegt auch der Fokus: Auf der Tinte, die die Worte aus der imaginären Feder des Poetik-Popstars Taylor Swift formt. Das macht zeitlos – und scheint doch einer vergangenen Zeit entsprungen. Es steht im Gegensatz zum Kommerz der Charts, ein Schritt, den sich nicht viele Künstler leisten können. Aber Taylor Swift bewegt sich längst auf ihrem eigenen Level."

Taylor Swift bewegt sich längst auf ihrem eigenen Level
"Stern"

"The Times": "Eines der Dinge, die das Album am stärksten vermittelt, ist, dass Swift sich selbst als ein Mitglied der titelgebenden Abteilung sieht. Ja, es gibt Songs, die sicherlich von ihrer Beziehung zu Joe Alwyn handeln. Aber durch ihr gekonntes Songwriting (und ich bin mir nicht sicher, ob es jemals besser war), bewegt sich Swift über das Tagebuchhafte hinaus zu etwas Impressionistischem und, ja, Poetischem.

Immer wieder treffen die Songs ins Schwarze, so reichhaltig und prägnant wie eine große Kurzgeschichtensammlung und, wie immer bei Swift, im Handumdrehen eine Szene beschwörend. Das Album befindet sich in der Mitte zwischen 'Red' und '1989' einerseits und 'Folklore' und 'Evermore' andererseits. Nachdem sie längst aus ihrer Country-Haut geschlüpft ist, ist die Genre-Fluidität in ihrer Musik nun eine Selbstverständlichkeit. Es gibt sumpfigen, vampirhaften Rock ('Florida!!!'), Lana del Rey-ähnlichen Pop-Noir ('Fresh Out The Slammer'), gedämpften Soft-Pop (das verzweifelt-traurige und tief berührende 'Down Bad'), Klanglandschaften, die wie eine Flamme flackern ('Fortnight', eine Geschichte über Untreue in der Vorstadt), A-Capella-Chorgesang und schnatternde Synthies ('So Long, London'), pulsierenden Elektro ('My Boy Only Breaks His Favourite Toys') und schrillen, brüllenden Trotz ('But Daddy I Love Him').

Immer wieder treffen die Songs ins Schwarze, so reichhaltig und prägnant wie eine große Kurzgeschichtensammlung
"The Times"

"New York Times": "Als das neunte Album, das Taylor Swift in den vergangenen fünf Jahren herausgebracht hat, ist 'Tortured Poets' der neueste Beitrag zu einer bemerkenswerten kreativen Phase. (…) Jack Antonoff und Aaron Dessner, die als Produzenten und Songwriter Swifts bevorzugte Partner in den letzten Jahren gewesen sind, haben an 'Tortured Poets' mitgearbeitet und ihren speziellen Mix aus pulsierenden Electronic-Nummern und feinen Akustik-Momenten, etwa ein einzelnes Piano auf 'loml', beigetragen."

Taylor Swift, "The Tortured Poets Department - The Anthology", aktuell nur als digitales Album zum Download erhältlich auf store-taylorswift.com um 14,99 Dollar, oder auf diversen Streamingplattformen

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