karikaturmuseum Krems
Gelbfieber: Mit diesen Bildern lernten die "Simpsons" laufen
Eine Folge besteht aus 24.000 Bildern. Die Schau "Hier kommt Bart!" zeigt Trickfilmzeichnungen aus den ersten Simpsons-Jahren und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der Serie.
35 Jahre, über 760 Episoden, Ausstrahlungen in mehr als 70 Ländern – "Die Simpsons" sind längst nicht mehr nur eine Trickfilmserie, sie sind ein eigenes Universum. Und rechtzeitig zum 35-Jahr-Jubiläum sind im Karikaturmuseum Krems ab dem 13. Juli erstmals seltene und filmhistorisch bedeutende Einzelzeichnungen aus den ersten Jahren der "Simpsons" öffentlich zu sehen.
"Hier kommt Bart!" Die Schau trägt den Titel "Hier kommt Bart!" und zeigt erstmals außerhalb der USA mehr als 150 originale Einzelbilder, sogenannte "Cels", also Zellen, aus den "Simpsons"-Jahren 1989 bis 2002. Außerdem sind Storyboards zu einzelnen Folgen zu sehen und Produktionsfolien. Insgesamt erhält man so einen spannenden Einblick in den ungeheuren Aufwand, die hinter der Produktion jeder einzelnen Folge steht.
Wie ein Trickfilm entsteht Es wird heute gerne unterschieden zwischen "Zeichentrickfilmen" und "Animationsfilmen". Erstere, so der allgemeine Tenor, sind tatsächlich gezeichnete Filme, während Animationsfilme direkt am Computer entstehen. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich sind alle Filme, in denen keine realen Menschen abgefilmt werden, so genannte Animationsfilme. Sie werden nur darin unterschieden, wie diese Animationen entstanden sind.
Walt Disney war der Pionier Seit den 1930er-Jahren werden Animationsfilme im sogenannten "Cel-Animation"-Verfahren hergestellt. Der Pionier dieser Trickfilmtechnik war Walt Disney. Dabei werden auf Glas- oder (später) Kunststofffolien mit der Hand Figuren gezeichnet und von Zelle zu Zelle bewegen sich diese Figuren jeweils ein Stückchen weiter. Diese durchsichtigen Folien werden vor den jeweils gleichen, vorgefertigten Hintergrund gelegt und gefilmt. Aus den so entstehenden Einzelbildern wird schließlich der Film hergestellt, der die Illusion von Bewegung erzeugt.
24.000 Einzelbilder pro "Simpsons"-Folge Exakt diese einzelnen Zellen oder "Cels" sind in der neuen Schau in Krems zu sehen. Insgesamt etwa 24.000 Einzelbilder sind notwendig, um daraus eine Folge der "Simpsons" mit einer Spiellänge von etwa 21 bis maximal 24 Minuten herzustellen. Oder besser gesagt waren notwendig. Denn dieses ebenso aufwändige wie handwerklich spannende Verfahren wurde bei der Produktion der Erfolgsserie nur bis zum Jahr 2002 verwendet. Seither wird jedes einzelne Bild digital am Computer produziert und zu einem Ganzen zusammengestellt.
So lange dauert es, eine Folge zu produzieren Von der Skriptidee bis zur fertigen Animation hat eine Folge der "Simpsons" für gewöhnlich einen Vorlauf von neun Monaten. Parallel wird von einem Heer an kreativen Köpfen an allen 20 bis 25 Episoden einer Staffel gearbeitet. Nachdem die Dialoge aufgenommen wurden, startet die visuelle Arbeit. Rund 25 Prozent des Materials wird verworfen und nur ein Teil der kreativen Ideen weiterverfolgt. Der Soundtrack wird für jede Folge extra von einem Orchester eingespielt. Eine "Simpsons"-Episode ist im Normalfall etwa vier Tage vor ihrer Ausstrahlung fertiggestellt.
Die Menschen hinter der Sammlung Entstanden ist die Ausstellung aus dem Enthusiasmus des amerikanischen Sammlers William Heeter und seiner Frau Kristi Correa. Heeter sammelt seit den 1980er-Jahren Einzelzeichnungen aus Trickfilmen und hat mittlerweile eine Kollektion von mehreren tausend Exemplaren aus unterschiedlichsten Trickfilmserien. Auf Anregung seiner Frau entstand die Idee, ausgewählte Zeichnungen im Rahmen einer Schau auszustellen und so weiteren Interessierten zugänglich zu machen. Die Schau "Hier kommt Bart!" war bislang nur in den USA zu sehen und wird in Krems erstmals in Europa gezeigt.
Homer Simpson und die Atomkraft In der TV-Serie arbeitet Homer Simpson im städtischen Atomkraftwerk von Springfield. Als besonderes Highlight der Schau in Krems werden in Kooperation mit der EVN spezielle Motive der "Simpsons" auch im AKW Zwentendorf ausgestellt. "Homers Radioactive Tour", ein geführter Rundgang durch das nie in Betrieb genommene Kernkraftwerk, erzählt die Geschichte des Werks. Vertiefend ergänzt wird die Ausstellung "Hier kommt Bart!" in Zwentendorf mit historischen Karikaturen von Manfred Deix, Ironimus, Erich Sokol oder Bruno Haberzettl übwer die Entstehung und den Widerstand gegen das AKW Zwentendorf in den 1970er-Jahren.
"Hier kommt Bart! Simpsons Cartoon Art aus der Sammlung William Heeter und Kristi Correa", von 13. 7. 2024 bis 29. 6. 2025, Karikaturmuseum Krems, karikaturmuseum.at