Rückblick, Teil 4

Kopfnüsse 2024: Drei Parteien auf Suche nach Erleuchtung

Der satirische Blick auf das abgelaufene Jahr. Was zwischen Oktober und Dezember passierte – und was nicht. Kickl wurde nicht Kanzler. Schorsch Dornauer erhielt seinen Waffenschein nicht zurück. Und die Steiermark bekommt kein Leitspital.

NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger hat Lampenfieber
NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger hat Lampenfieber
Picturedesk
Newsflix Kopfnüsse
Akt. Uhr
Teilen

2. Oktober Jetzt gibt Herbert Kickl den Ton an

Was tun mit diesem menschengemachten Wahlergebnis?

Am vergangenen Sonntag ging die FPÖ erstmals in der Zweiten Republik aus einer Wahl als Sieger hervor. In den Tagen danach ließ Herbert Kickl das alle spüren. Die meisten aber bekamen noch gar nicht richtig mit, dass sie nun nach einer fremden Pfeife tanzen. Dafür musste das Pfeiferl gar keinen Ton von sich geben.

Herbert Kickl saß da und lächelte. Er hatte die Journalisten "in die Zentrale der freiheitlichen Partei" einbestellt und sie waren weitaus zahlreicher erschienen als üblicherweise zu FPÖ-Medienterminen. "Es freut mich, dass sie sich an diesem Samstagvormittag die Zeit genommen haben", sagte der FPÖ-Chef und lächelte erneut.

Mit KI-Stimme: Kopfnüsse-Jahresrückblick, Teil 4

Er hätte den Termin auch einen Tag früher ansetzen können, aber es bereitete ihm sichtlich Vergnügen, Zeit und Ort diktieren zu können. Er hält das schon seit einer Woche so.

Kickl taucht auf, wenn er es für richtig hält. Kickl taucht unter, wenn es für ihn geboten erscheint. Wenn Kickl auftaucht, reden die anderen über ihn. Wenn Kickl untertaucht, dann reden sie umso mehr über ihn. Kickl ist da, aber nie weg. Auch wenn er weg ist.

Die Nebel lichten sich. Eine Woche nach der Wahl gibt es nur mehr zwei Regierungs-Optionen. Die ÖVP fällt im Liegen um, geht mit der FPÖ eine Koalition ein und akzeptiert Kickl als Kanzler. Oder die ÖVP behält den Kanzler und lacht sich SPÖ und NEOS als Partner an.

Herbert Kickl und die Frage: Wer mag der Mann auf dem Monitor wohl sein?
Herbert Kickl und die Frage: Wer mag der Mann auf dem Monitor wohl sein?
Helmut Graf

4. Oktober Die Hofburg hat nun eine Drehtür

Der Bundespräsident beginnt die Gespräche mit den Parteichefs. Als Erster ist am Freitag Herbert Kickl zu Gast, am Montag folgen Karl Nehammer und Andreas Babler, am Dienstag Beate Meinl-Reisinger und Werner Kogler.

Diese neue Fröhlichkeit des Bundespräsidenten ist fast ansteckend. Von Gehabe und Mimik her hatte Alexander van der Bellen die vergangenen Jahre über eher den Aszendenten Griesgram, um hier auch Astro-Influencer anzusprechen.

Momentan aber bekommt er viel Besuch in der Hofburg, das heitert offenbar auf. Hunde wie First Dog "Juli" mögen gute Wegbegleiter sein, aber im politischen Diskurs sind sie keine große Hilfe, selbst wenn es um die Wurscht geht.

Als Letzte schneiten am Dienstag Beate Meinl-Reisinger und Werner Kogler in die Hofburg hinein. Das Ritual schien schon ziemlich gut eingelernt. Ankunft im Maria-Theresien-Zimmer, kurz warten, möglichst schweigend, Tapetentür auf, Fotos mit der Frohnatur, hinein in den "grünen Salon", dem Arbeitszimmer des Präsidenten, Tapetentür zu.

Kopfnüsse-Rückblick auf 2024, alle vier Folgen

Die Tapetentür zu Van der Bellens Büro muss gut geölt sein, oder zumindest bestens geleimt
Die Tapetentür zu Van der Bellens Büro muss gut geölt sein, oder zumindest bestens geleimt
Helmut Graf

Viel kann im "grünen Salon“ nicht besprochen worden sein, denn es herrschte im Anschluss meist eine gewisse Wortkargheit. "Vertrauensvoll" oder "sehr vertrauensvoll" seien die Unterredungen gewesen, war zu hören, alles andere hätte auch überrascht. Also etwa, dass Karl Nehammer den Bundespräsidenten einen verschlagenen, hinterlistigen Kumpanen nennt, bei dem es angeraten sei, nach dem Handschlag die Finger zu zählen. Aber das passierte nicht.

Im Vergleich zum männlichen Mitbewerb erwies sich Meinl-Reisinger geradezu als Plaudertasche. Die NEOS-Vorsitzende erneuerte ihr Angebot, mit ÖVP und SPÖ in Gespräche über eine Koalition einzutreten. So weit sind die Roten und die Türkisen aber noch nicht. Karl Nehammer und Andreas Babler haben in den vergangenen Tagen festgestellt, dass sie sich gar nicht so gut kennen und wollen zunächst einmal diesen Makel aus der Welt schaffen.

Werner Kogler wiederum machte sich gestern zunächst Sorgen um seine Taille. "Bauch einziehen", schärfte er sich selbst ein, als die Fotografen zur Arbeit schritten. Den Bundespräsidenten kann er damit nicht gemeint haben, der ist nur ein halber Kogler.

Der ganze Kogler schilderte nach der Unterredung seine Eindrücke, um am Ende draufzukommen, dass er "in längeren Worten" das gesagt hat, "was die anderen in kürzeren Worten gesagt haben". Nämlich nichts. Aber "sehr vertrauensvoll" sei alles gewesen.

"Bauch einziehen", schärfte sich Werner Kogler selbst ein, der Erfolg fiel mittel aus
"Bauch einziehen", schärfte sich Werner Kogler selbst ein, der Erfolg fiel mittel aus
Helmut Graf

8. Oktober Ein seltsames Treffen an der Tankstelle

Ich fahre nicht viel Auto, aber alle heiligen Zeiten einmal muss ich tanken und am vergangenen Wochenende war es wieder soweit.

An der Tankstelle war recht viel los, ich stellte den Motor ab und wartete. Dann aber begann der Lenker des Wagens vor mir, den Luftdruck seiner Reifen zu überprüfen und das sehr sorgfältig. Also dachte ich um. Ein Fehler.

Ich fuhr um die Zapfsäule herum, um sie von der anderen Seite her zu nutzen, aber es tat sich Seltsames. Der Beifahrer des Vans hinter mir, sprang aus dem Fahrzeug, rannte zur Zapfsäule und besetzte sie. Das kannte ich bisher nur von Videos aus Urlaubsgebieten. Der guten Ordnung halber sei erwähnt, dass er kein Handtuch zur Besitzergreifung und Besitzsicherung mit sich führte. Das Handtuch war er selbst.

Ich verstand erst nicht, was da vor sich ging, aber langsam dämmerte es mir. Ich stieg halb aus dem Auto aus und fragte den Okkupanten, ob mit ihm weitgehend alles in Ordnung sei. Daraus ergab sich ein Dialog auf Augenhöhe, den ich mit fast britischer Zurückhaltung bestritt. Ich empfahl also nicht das Lutschen einschlägiger Körperregionen, sprach keine Ausscheidungsorgane an. Gut, ein paar Tiernamen fielen, aber nicht der Rede wert viele. Ich tankte dann andernorts, da waren die Handtücher zum Glück aus.

Andreas Babler bei Alexander Van der Bellen: Meine Hand hätte ich dann gern irgendwann zurück
Andreas Babler bei Alexander Van der Bellen: Meine Hand hätte ich dann gern irgendwann zurück
Helmut Graf

9. Oktober Der Bundespräsident zaudert

Kein Regierungsauftrag an Kickl, aber auch keiner an jemand anderen. FPÖ, ÖVP und SPÖ sollen noch einmal miteinander reden.

Van der Bellen trat einen Schritt zur Seite. Er erfand eine neue Rubrik im Suchspiel nach einer Regierung. Die Spitzen der drei stimmenstärksten Parteien sollen jetzt in persönlichen Gesprächen, die noch keinen Namen tragen, die jeweiligen Schmerzgrenzen austesten. Der Bundespräsident gab ihnen zehn Tage Zeit, um "verlässlich zu klären, ob und welche wechselseitige Zusammenarbeit grundsätzlich vorstellbar ist oder wäre".

Einen Regierungsauftrag für Herbert Kickl gab es nicht, das Gegenteil allerdings auch nicht. Man befinde sich in einer "klassischen Pattsituation". Keiner will mit Kickl, außer Kickl selbst. Mit der FPÖ will nur Nehammer, aber ohne Kickl. Kickl will aber auf Kickl nicht verzichten. Klassisches Patt.

Ich eule, Herr Bundespräsident. Später nimmt Van der Bellen den komischen Vogel in Empfang
Ich eule, Herr Bundespräsident. Später nimmt Van der Bellen den komischen Vogel in Empfang
Helmut Graf

22. Oktober Nicht jede Eule wird nach Athen getragen

Das ewige Reden hat nichts gebracht. Über drei Wochen nach der Wahl trifft der Bundespräsident endlich eine Entscheidung.

Ungewöhnlich war in der Tat, was hier vor sich ging. Van der Bellen wich von der Tradition ab, von einer Usance, wie man mittlerweile in Österreich auch abseits der Cottage-Viertel sagt. Er betraute nicht den Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei mit der Regierungsbildung, sondern den zweiten Sieger. Oder ersten Verlierer, das ist Ansichtssache.

Die neuen Zeiten brauchten nur 24 Stunden, um neue Zeiten zu werden. Sie wurden am Montag um 13 Uhr eingeläutet und das buchstäblich.

Die Hofburg ist ein recht voluminöses Gebäude. Wenn also Besuch zum Präsidenten kommt, dann nutzt es nicht viel, wenn er aus dem Fenster schaut, denn er sieht zwar allerlei, nur nicht den Besuch. Der steht gut 150 Meter weit entfernt und einen Stock tiefer am Tor und wartet auf Einlass.

Deshalb gibt es ein Meldesystem und das ist hierarchisch gegliedert. Man darf nicht vergessen: Wir befinden uns immer noch in Österreich und First Dog "Juli" mag ein Medium für Allerlei sein, ein Wachhund im klassischen Sinn wird aus ihr nicht mehr.

Erst anklopfen, sonst bellt Juli – außer die Hündin steht selbst vor der Tapetentür, dann geht das nicht
Erst anklopfen, sonst bellt Juli – außer die Hündin steht selbst vor der Tapetentür, dann geht das nicht
Helmut Graf

Damit der Bundespräsident weiß, wer kommt, wird vom Empfang geklingelt. Einmal für einen "normalen" Gast, zwei Mal für den Kanzler, drei Mal für den Bundespräsidenten.

Der läutet sich natürlich nicht selbst, wenn er unten ankommt, und freut sich dann, wenn er sich eigenhändig die Hände schütteln kann. Es ist nur ein Hinweis an seinen Mitarbeiterstab, dass der Hausherr zurück in der Hofburg ist. Also Füße runter vom Staatsvertrags-Tisch im Maria-Theresien-Zimmer! Wobei natürlich niemand die Füße oben hat, es arbeiten lauter noble Menschen dort.

Am Montag wurde schon recht zeitig geläutet. Kickl kam gut zehn Minuten zu früh. Er nutzte die Gelegenheit, um nach erfolgreicher Erstbesteigung des Treppenhauses nach rechts abzubiegen und die Dienste der Toilette in Anspruch zu nehmen, um sich noch einmal die Nase zu pudern.

Die Hände des Bundespräsidenten und des FPÖ-Vorsitzenden fanden dann pünktlich um 13 Uhr zueinander. "Hallo", sagte Alexander Van der Bellen, als er aus der Tapetentür trat, "Grüß Gott", antwortete Herbert Kickl, und als sich die Fotografen einen zweiten Handschlag wünschten, schob er ein "Griaß inan" nach.

Das hatte ich länger nicht gehört, es dürfte aber zur selben Wortfamilie gehören wie "Griaß enk" oder "Griaß eich".

Der Dialog der beiden entwickelte sich vor den Kameras nicht mehr in großer Opulenz weiter. Van der Bellen nahm die Hände in die Höhe, winkte und sagte "danke für ihr Interesse", dann marschierte er Richtung Tapetentür los.

"Griaß inan", sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Gibt es eigentlich auch ein "Griaß außn"?
"Griaß inan", sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Gibt es eigentlich auch ein "Griaß außn"?
Picturedesk

Er merkte gar nicht, dass ihm Kickl nicht nachging, sondern sich zuerst Aktentasche und eine blaue Schatulle bringen ließ. Die mit der Eule drin, dem Geschenk für Van der Bellen. Die Vorgänge bekamen endlich ihre Symbolik.

Weil sich Karl Nehammer nicht vorstellen konnte, eine Regierung mit Kickl einzugehen, und sich Andreas Babler nicht vorstellen konnte, überhaupt nur an der FPÖ anzustreifen, war der Tag schnell gelaufen. Die Vorsitzenden von ÖVP und SPÖ, die danach ihre Aufwartung machten, hatten keine Geschenke mitgebracht, aber es gereichte ihnen nicht zum Schaden.

Am Dienstag lud die Hofburg knapp nach 9 Uhr zum Medien-Rendezvous mit Van der Bellen ein. Der Bundespräsident hatte sich gegenüber den drei Parteichefs am Vortag bedeckt gehalten, wie seine Entscheidung ausfallen würde.

Van der Bellen redete rund acht Minuten lang, sehr priesterlich. Pater Bellen sprach vom Bedarf nach einer "handlungsfähigen, stabilen, integren Regierung", erläuterte das Patt – keiner wolle mit Kickl, Kickl wiederum nicht ohne Kickl – und erteilte schließlich Karl Nehammer den Auftrag zur Bildung einer Regierung "so rasch wie machbar".

Diese Machbarkeitsstudie soll mit der SPÖ erstellt werden, einen dritten Partner erwähnte Pater Bellen nicht. Das holte Karl Nehammer drei Stunden später in einem Statement nach. Er nahm den Auftrag zur Bildung einer Regierung in "aller Redlichkeit und Ernsthaftigkeit" an. Es werde aber "einen dritten Partner brauchen", um eine stabile Mehrheit zu gewährleisten, sagte der Kanzler.

Die Kickl-Eule für den Bundespräsidenten findet übrigens im Keller der Hofburg ihre letzte Ruhestätte. Dort werden die eingesammelten Geschenke aus der ganzen Welt gelagert, viele Karrieren gehen hier zu Ende.

Wurm im Parlament: Bei der Aufstellung kam es zu einer Schiebung
Wurm im Parlament: Bei der Aufstellung kam es zu einer Schiebung
Helmut Graf

23. Oktober Im Parlament ist der Wurm drin

An seinem letzten Arbeitstag ließ Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka gestern zwei Skulpturen von Erwin Wurm ins Parlament liefern. Im Alleingang. Kosten: 240.000 Euro plus Umsatzsteuer.

Am gestrigen Mittwoch fuhr am Vormittag ein Lastwagen der Firma "Kunsttrans" auf der Rampe des Parlaments vor. Das Logistik-Unternehmen ist auf den Transport von Gemälden und Skulpturen spezialisiert.

Im Laderaum des LKW befanden sich diesmal zwei Arbeiten von Erwin Wurm aus der Serie "Skins". Beide Exponate sind je vier Meter hoch, zu sehen sind einmal zwei Beine und einmal ein Bein, das in eine Hand übergeht.

Die zwei Skulpturen wurden bis Mittag vor der Säulenhalle aufgestellt und für die ideale Platzierung ein paar Mal hin und her gerückt. Erst stand das Bein-Bein rechts und das Arm-Bein links, dann wurden die Standorte getauscht. Denn die Exponate waren gekommen, um zu bleiben. Wolfgang Sobotka hat sie im Namen des Parlaments angekauft. Zum Stückpreis von 120.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer.

Als Nationalratspräsident konnte Wolfgang Sobotka auch ohne göttlichen Beistand anschaffen, was er wollte
Als Nationalratspräsident konnte Wolfgang Sobotka auch ohne göttlichen Beistand anschaffen, was er wollte
Helmut Graf

Es sind nicht die Kunstwerke, die im Nachgang für Debatten sorgen könnten. Erwin Wurm ist ein international anerkannter Könner, findet regelmäßig Aufnahme in Ranglisten der weltweit bedeutendsten Kunstschaffenden, seine Arbeiten lassen viele schmunzeln. Die Albertina Modern widmet ihm bis zum 9. März 2025 eine "Retrospektive zum 70. Geburtstag".

Für Kopfschütteln sorgt vielmehr die Art und Weise, wie Bein-Bein und Arm-Bein ins Hohe Haus kamen. Im Sololauf.

"Diese beiden Skulpturen wurden über Entscheidung und mit Vertragszeichnung 22. Oktober 2024 durch den amtierenden Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka .... angekauft und ... und nach Vorgaben des Präsidenten an der Stelle vor der Säulenhalle platziert," schreibt die Parlamentsdirektion. "Der Ankauf dieser Skulpturen ist vom formalen Entscheidungsrahmen eines Nationalratspräsidenten umfasst."

Heute wird eine neue "Präsidiale" gewählt, auch der Nachfolger von Wolfgang Sobotka. Wie der künftige Präsident mit den Skulpturen umgeht, ist ihm überlassen.

Ende der Sobotkaiade: Am Ende standen "Hand-Fuß" und "Fuß-Fuß" dort, wo sie hingehören
Ende der Sobotkaiade: Am Ende standen "Hand-Fuß" und "Fuß-Fuß" dort, wo sie hingehören
Helmut Graf

25. Oktober Die Sondierungen beginnen mit Tafelspitz und Spinat

ÖVP und SPÖ reden miteinander. Die NEOS sind noch nicht dabei.

Einen Katzensprung vom Parlament entfernt konnte am Freitag das erste Dinner for Two serviert werden. Volkspartei und Sozialdemokraten begannen mit den Sondierungsgesprächen, sie finden diesmal im Palais Epstein statt und sind nicht als schneller Wurf angelegt. Das Palais ist zur Sicherheit einmal bis Jahresende reserviert.

Das Epstein hat einen Vorteil, nämlich eine unterirdische Gangverbindung zum Hauptgebäude des Parlaments, die Türen lassen sich mit Schlüsselkarten öffnen. Deshalb gab es am Freitag hübsche Bilder der SPÖ-Delegation beim Anmarsch zu den Sondierungsgesprächen, die Volkspartei aber tauchte unter und das buchstäblich. Sie nutzte den Kellergang für die Anreise.

Durchbrüche waren am ersten Tag nicht zu erwarten, zumal noch unklar ist, wo die Wände stehen. Es war eher ein erstes Beschnuppern, viel Smalltalk, unterbrochen durch ein gemeinsames Mittagessen in einem Nebenraum. Es gab Tafelspitz mit Erdäpfeln und Spinat.

Der Kanzler absolviert nun Mini-Herbstferien, er ist von Montag bis Mittwoch auf Urlaub mit der Familie. Für Donnerstag ist die nächste Gesprächsrunde vereinbart, am 4. November soll es mit den Verhandlungen dann richtig losgehen.

Bei allem nötigen Respekt vor der Entscheidung des Bundespräsidenten: Kickl mit der Regierungsbildung zu beauftragen und ihn scheitern zu lassen, hätte jedenfalls zeitlich keinen groben Schaden angerichtet.

SPÖ-Chef Andreas Babler nimmt Kurs auf die Sondierungsgespräche
SPÖ-Chef Andreas Babler nimmt Kurs auf die Sondierungsgespräche
Picturedesk

3. November Der Schmäh mit den Herbstferien

ÖVP und SPÖ erwecken den Anschein, sofort mit Verhandlungen zu beginnen. Stimmt nur nicht.

Auch die Regierung, die es noch nicht gibt, machte Herbstferien. Sie erholte sich von den Verhandlungen, die es noch nicht gegeben hat. Weiter als nach Griechenland ging es dem Vernehmen nach aber nicht.

Es wird nicht gern gesehen, dass Politiker Urlaub machen und deshalb musste auch diesmal Geschäftstätigkeit vorgetäuscht werden. ÖVP und SPÖ hatten sich am Freitag vor einer Woche zu einem ersten Austausch getroffen.

Weil es keinen schlanken Fuß macht, Regierungsverhandlungen mit einer Pause zu beginnen, wurde der Termin 31. Oktober erfunden. Am Weltspartag wollten sich die beiden Sondierungsgruppen erneut im Palais Epstein zum Kassensturz treffen, so wurde es kundgetan. Aber das war natürlich ein Schmäh.

Es gab in der abgelaufenen Woche keine Verhandlungen der Teams. Die Sondierer von Volkspartei und Sozialdemokratie blieben aber nicht untätig. Man traf sich einzeln und das in neuer Form. Diese Zusammenkünfte bekamen auch einen Namen: "bilaterale Kaffees".

Diese "bilateralen Kaffees", also von Partei zu Partei, sollen das Eis brechen. ÖVP und SPÖ haben in den vergangenen sieben Jahren kaum miteinander geredet und wenn, dann aneinander vorbei. Es gab auch keine Notwendigkeit dafür. Die einen saßen in der Regierung, die anderen nicht.

Spiegelfechten: Bundeskanzler Karl Nehammer will jetzt nicht mehr allein mit der SPÖ reden
Spiegelfechten: Bundeskanzler Karl Nehammer will jetzt nicht mehr allein mit der SPÖ reden
Picturedesk

6. November Die ÖVP holt sich Verstärkung: die NEOS

Eine neue Regierung bis Weihnachten? Das lag für viele vor ein paar Wochen gerade noch im Bereich des Erlaubten. Ein Kompromiss zwischen "Flotte Lotte" und "nur ned hudeln". Jetzt müssen wir froh sein, wenn Karl Nehammer und Andreas Babler bis zum Christkind geklärt haben, ob sie sich überhaupt leiden können.

Am Mittwoch dieser Woche fanden sich Volkspartei und Sozialdemokratie zu ihrem zweiten Sondierungsgespräch zusammen, das eigentlich das dritte Sondierungsgespräch war, genau genommen das vierte. Aber das vierte fiel aus und das erste durfte nicht so genannt werden. Also zwei.

Es läuft "ziemlich zach" bei den Sondierungen und deshalb kam die Idee auf, den dritten möglichen Partner beizuziehen. Es ist traditionelles österreichisches Brauchtum, Angelegenheiten zu erleichtern, indem man sie erschwert.

In der Sitzung am Mittwoch machte Karl Nehammer gegen Ende hin den Vorschlag, doch mit den NEOS zu reden. Ein Teil der SPÖ-Delegation fand das gut, der andere akzeptierte zähneknirschend, dass "irgendwann in der darauffolgenden Woche" ein Gespräch geführt werde. Es wurde Geheimhaltung vereinbart.

NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger will bei den Sondierungsgesprächen jetzt Wurzeln schlagen
NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger will bei den Sondierungsgesprächen jetzt Wurzeln schlagen
Helmut Graf

Der Kanzler machte gleich im Anschluss daraus Nägel mit Köpfen. Er rief Beate Meinl-Reisinger an und lud sie für Montagvormittag ins Palais Epstein ein. Aus "nächste Woche" war der erste Tag der Woche geworden. Einen Teil der SPÖ ärgerte das, aber es war noch nichts passiert, denn der Termin war ja geheim. Noch!

Dann war auch die Geheimhaltung Geschichte. Am Freitag enthüllte "Heute" den Termin der Sondierer mit den NEOS Anfang der Woche.

Eben dieser Montag verspricht nun aber interessant zu werden. Es gibt am Vormittag ein Sechsaugen-Gespräch von Karl Nehammer mit Andreas Babler und Beate Meinl-Reisinger, knapp nach Mittag dann den regulären Sondierungstermin in der großen Runde.

Die NEOS gehen mit einigem Selbstvertrauen in den Termin. Nicht allein, weil sie den Finanzminister fordern. Es gibt zwei weitere Bedingungen, die sie auf den Tisch legen wollen. Es muss eine "rasche Entscheidung" her. Und: Sie wollen bei den Regierungsverhandlungen von Anfang an dabei sein und nicht erst gegen Ende hin eingebunden werden.

Jetzt werden endlich die Karten auf den Tisch gelegt. Nur über das Kartenspiel muss man sich noch einigen.

Moderatorin Sasa Schwarzjirg mit Medium Lori Haberkorn: Das Ende der eigenen Astro-Show im ORF sagten die Sterne den beiden nicht voraus
Moderatorin Sasa Schwarzjirg mit Medium Lori Haberkorn: Das Ende der eigenen Astro-Show im ORF sagten die Sterne den beiden nicht voraus
ORF/Hans Leitner

11. November Der ORF sieht kein Licht mehr

Am 28. September hatte die ORF-Show "Blick in die Sterne" ihre Premiere erlebt, aber das Horoskop stand offenbar nicht gut. Nach nur einer Folge wird die Sendung mit Sasa Schwarzjirg und eingestellt. Die Astrologin an ihrer Seite hatte sie so vorgestellt:

Lori Haberkorn "vereint das alte Wissen über Astrologie mit Neurowissenschaft, Business-Tools und Success-Techniken im modernen Geist." Es war ein Satz zum Sickern. Während das vor sich ging, freute sich Schwarzjirg, denn sie sagte: "Ich habe noch zwei Waagen bei mir". Die benutzte sie aber nicht, um ihr Gewicht zu ermitteln, sondern sie stellte die Waagen als Daniel Serafin und Caroline Athanasiadis vor.

Athanasiadis outete sich in der Folge als Anhängerin des Cartesischen Zweifels. Wenn das Horoskop des Tages passe, sagte die Kabarettistin, dann glaube sie daran, "und wenn's nicht passt, dann sage ich, das ist ein Schaß".

Diesen "Schaß" beschrieb Haberkorn dann als "die Grundenergie, aus der wir schöpfen können". Das mag stimmen, passiert aber vor allem, wenn die "Grundenergie" ins Freie entlassen wird.

Der "Schaß" für den ORF war, dass der Astro-Holler nicht einmal erfolgreich war. Nur 109.000 Menschen ließen sich Sternenstaub ins Gesicht blasen. Die "Bergdoktor"-Konserve davor hatte 150.000 Seher. Und frage nicht, was los ist, wenn die erfahren, dass Hans Sigl gar kein richtiger Arzt ist.

11. November Dornauer schießt einen kapitalen Bock

Am 29. September wählte Österreich einen neuen Nationalrat. Am Vortag erreichte die Spannung ihren Höhepunkt, jeder ging damit anders um. Georg Dornauer, SPÖ-Vorsitzender in Tirol und seit rund einem Jahr Landeshauptmann-Stellvertreter, entschleunigte bei der Jagd auf einen Hirsch der Güteklasse III und das weit abseits der Heimat, im befreundeten Ausland quasi.

Im Schengengebiet Steiermark werden pro Jahr rund 12.000 Stück Rotwild erlegt, etwa ein Viertel davon sind Hirsche. Ein paar werden auch im Stüblergut am Gaberl, rund 70 Kilometer westlich von Graz, über den eigenen Haufen geschossen. Renè Benko, der selbst ohne Geld erstaunlich viel Geld hat, besitzt hier ein Jagdgut.

Genau genommen hat die Laura Privatstiftung die Hand drauf, Benkos Mutter ist die Begünstigte der Stiftung. Das erklärt auch, warum der Leider-nicht-mehr-Milliardär immer noch lebt wie ein Milliardär. Mittellosigkeit kennt in Österreich eben unterschiedliche Ausprägungen.

Um das 1.270 Hektar große Stüblergut hatten sich im Dezember 2020 zwei gut Betuchte ein Bietermatch geliefert, die Murtaler Zeitung berichtete damals darüber. Dietrich Mateschitz hatte schließlich das Nachsehen, Benko schnappte sich das Gebiet, er soll dafür laut Bloomberg 30 Millionen Euro gezahlt haben.

Den Hirsch will er nicht getroffen haben, seine politische Karriere schoss Georg Dornauer aber ab
Den Hirsch will er nicht getroffen haben, seine politische Karriere schoss Georg Dornauer aber ab
Picturedesk

Am Samstag vor sechs Wochen gingen hier drei Männer auf die Pirsch, Benko, ein Tiroler Hotelier und Dornauer, für ihn war das eine heikle Angelegenheit. Denn vor fünf Jahren war dem SPÖ-Landeschef ein "Fehler" unterlaufen, wie er später eingestand. Er hatte seine Jagdwaffe im Porsche vergessen.

Das wäre jetzt etwas protzig, aber sonst nicht weiter schlimm gewesen. Der Porsche stand jedoch im Parkhaus des Innsbrucker Flughafens, das Fenster war offen, die Waffe lag geladen am Rücksitz. Dornauer war zum Parteitag von Hans Peter Doskozil ins Burgenland geflogen, er fühlte sich dort offenbar mit Gewähr ohne Gewehr sicher.

Der häufig verhaltensauffällige Tiroler Rote bekam ein unbefristetes Waffenverbot auferlegt, wollte die Flinte aber nicht für alle Zeit ins Korn werfen und stellte kürzlich den Antrag auf Aufhebung des Verbots. Der Steiermark-Ausflug könnte das Vorhaben zerschossen haben.

Das war am 28. September aber noch kein Thema. Vielleicht war Dornauer an diesem Tag auch in den Wald gegangen, um seiner SPÖ die letzten verfügbaren Wähler zuzutreiben. Belegbar ist, dass der Jagdgesellschaft ein 72 Kilo leichter Hirsch begegnete, ob er Andreas Babler zugeneigt war, oder sich eher Rudi Fußi näher sah, ist unklar. Fragen geht jetzt schwer.

Schöner wohnen: Rene Benko lebt in "seiner" Villa in Innsbruck-Igls gratis, seine Mama bekommt über 200.000 Euro Miete im Monat von der Stiftung dafür
Schöner wohnen: Rene Benko lebt in "seiner" Villa in Innsbruck-Igls gratis, seine Mama bekommt über 200.000 Euro Miete im Monat von der Stiftung dafür
Picturedesk

Denn ein Foto, veröffentlicht am Montag in der Morgenausgabe der "Kronen Zeitung", zeigt den Hirsch tot am Boden liegend. 3er-Hirsche sind zwischen einem und vier Jahren alt. Beim Exemplar, dem Dornauer auf dem Lichtbild die Stange hält, handelt es sich um einen Sechsender, er dürfte also so um die zwei Jahre alt gewesen sein.

Dornauer will ihn nicht um die Ecke gebracht haben. Er beteuert das, der Tiroler Hotelier beteuert das. Er beteuert auch, der wahre Schütze gewesen zu sein. Auch in diesem Fall kann man den Hirsch nicht mehr befragen. Kismet!

Selbst beim Hut von Dornauer brächte ein Lügendetektor-Test kaum Erkenntnisse, obwohl ihm in der Angelegenheit eine entscheidende Rolle zukommt. Dazu muss man wissen: Jäger stecken sich einen sogenannten "Beutebruch" oder "Schützenbruch" rechts in den Hut, wenn sie ein Wild erlegt haben. Nicht hinterfragen, ist einfach so.

Am "Krone"-Foto sieht man, dass Dornauer tatsächlich ein Aststück im Hut stecken hat, er will die Kopfbedeckung aber getauscht haben. Nicht mit dem Hirsch, der hat nichts zum Tauschen auf.

Es sei nicht sein Hut, sagt Dornauer, aber er hat schon viel gesagt im Leben. Warum Jäger überhaupt nach einem Abschuss die Hüte tauschen sollten, bleibt ein Rätsel. Auch die Frage, warum sich Dornauer in einer solchen verfänglichen Situation hat fotografieren lassen und nicht auf der Hut war, ist ein Mysterium.

Ob die Märchenstunde für Dornauer rechtliche Folgen hat, darf bezweifelt werden. Stand gestern Abend hatte er noch eine politische Karriere, sie dürfte aber eher der Vergangenheit zugeneigt sein.

Vielleicht meldet sich der tote Hirsch irgendwann zu Wort, beendet das unwürdige Spiel und sagt inbrünftig: "Jetzt reicht's aber!"

Die Begeisterung für eine Koalition mit den NEOS steht Nehammer und Babler noch nicht ins Gesicht geschrieben
Die Begeisterung für eine Koalition mit den NEOS steht Nehammer und Babler noch nicht ins Gesicht geschrieben
Helmut Graf

18. November Jetzt geht es los, aber richtig

ÖVP, SPÖ und NEOS haben sich endlich auf den Start von Regierungs-Verhandlungen geeinigt. Es gibt den ersten gemeinsamen Medienauftritt und eine Einigung über die Struktur.

Das "Unternehmen Bienenschwarm" nahm am Donnerstag Gestalt an. Da wurden die Regierungsverhandlungen offiziell eröffnet und das ohne viel Trallala. Dabei wäre es stimmungsvoll gewesen, wenn sich die Hobbyjäger Karl Nehammer und Andreas Babler auf die Rampe des Parlaments gestellt und in Jagdhörner geblasen hätten. Für Beate Meinl-Reisinger wäre es eine erneute Möglichkeit gewesen, innerlich den Kopf zu schütteln.

In 33 Untergruppen wird nun verhandelt, aber man darf sich das nicht vorstellen wie bei einem Le-Mans-Start. Es sprangen nicht alle gleichzeitig in die Autos. Einige Gruppen haben schon begonnen, aber die letzten fangen erst am kommenden Mittwoch an, der überwiegende Teil tagt im Parlament.

Es wurden einmal Termine bis in die zweite Dezemberwoche hinein verplant. Für den 12. Dezember hat sich die "Steuerungsgruppe" einen Zwischenbericht erbeten.

Einige der Verhandler stehen vor Mammutaufgaben. Wenn man sich alle Gruppen inklusive "Steuerung" und "Koordination" anschaut, dann waren 452 Jobs zu vergeben. Diese 452 Jobs werden nun aber von 238 Verhandlerinnen und Verhandlern übernommen, es sitzen also viele Personen in vielen Gruppen, viele sitzen sogar in sehr vielen Gruppen.

Versuch einer herzlichen Umarmung: FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek und FPÖ Chef Herbert Kickl
Versuch einer herzlichen Umarmung: FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek und FPÖ Chef Herbert Kickl
Picturedesk

24. November Die FPÖ färbt die grüne Mark blau ein

Die FPÖ gewinnt die Steiermark-Wahl uhrturmhoch. Die ÖVP, aber auch die SPÖ biedern sich ihr als Partner an. Am Ende entsteht Blau-Schwarz, what else? Schuld daran: ein Krankenhaus.

Es lässt sich nicht behaupten, dass es sich um ein Problem handelt, das über Nacht aufgetreten ist. In der Steiermark wird seit acht Jahren über die Neuordnung der Krankenhauswelt debattiert. 2016 war der "Steirische Gesundheitsplan 2035" präsentiert worden. Er sieht vor, dass es im Land in Zukunft nur mehr zehn Leitspitäler geben soll, je eines in den sieben Regionen und drei im Großraum Graz.

Es ist nur so, dass es derzeit in der Steiermark 29 Krankenhäuser gibt und man kann durchaus in der Schule einige Stunden Mathematik versäumt haben, aber trotzdem ohne viel Schwierigkeiten erkennen: 29 Spitäler sind mehr als 10 Spitäler. Es müssen also ein paar zugesperrt werden. Der Begriff wird nicht mehr gern verwendet. Statt "schließen" heißt es jetzt häufiger "optimieren".

Die Optimierung führt im Bezirk Liezen dazu, dass in der Gemeinde Stainach-Pürgg das Klinikum Stainach geplant wurde. Das Leitspital soll alle Stückerln spielen, eine "Architektur fürs Wohlbefinden" verspricht die Betreibergesellschaft. Aber sie wird nun wohl Bauherrin eines Luftschlosses.

Ah, das ist der Kuchen, von dem Kanzler Nehammer immer spricht: FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek mit Ehefrau Sabrina auf der FPÖ-Wahlfeier
Ah, das ist der Kuchen, von dem Kanzler Nehammer immer spricht: FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek mit Ehefrau Sabrina auf der FPÖ-Wahlfeier
Picturedesk

Am Luftschloss sollte ab dem nächsten Jahr gewerkt werden, die meisten Genehmigungen liegen vor. Kosten: 334 Millionen Euro. Fertigstellung: Sommer 2028. Wird es dazu kommen? Nein!

Ein "Leitspital" in Stainach-Pürgg heißt, dass drei andere Spitäler wegoptimiert werden, also zugesperrt – die Kliniken in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming. Dort wird derzeit nicht internationale Spitzenmedizin betrieben, aber die räumliche Nähe eines Spitals vermittelt der Bevölkerung das Gefühl von medizinischer Sicherheit und genau darin lag nun das Problem.

Bei der Landtagswahl in Rottenmann kam die FPÖ am Sonntag auf 63,2 Prozent. Sie legte 35,4 Prozentpunkte zu. In Bad Aussee siegten die Freiheitlichen mit 34,5 Prozent und einem Plus von 23,4 Prozentpunkten. Im Weltcup-Ort Schladming schaffte es die FPÖ auf 51 Prozent.

FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek tut es nicht leid ums Leitspital
FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek tut es nicht leid ums Leitspital
Picturedesk

Die Regierungs-Verhandler in Wien werden das als Nackenschlag wahrgenommen haben. Denn was in der Steiermark geplant war, sollte zum Muster für ganz Österreich werden. Seit Jahren ist bekannt, dass es viel zu viele Krankenhäuser im Land gibt. Sie verursachen enorme Kosten und vermitteln gleichzeitig der Bevölkerung ein trügerisches Bild von idealer Nahversorgung.

Tatsächlich werden in vielen regionalen Krankenhäusern Legionen von Operationen in viel zu geringer Anzahl durchgeführt. Es fehlt die medizinische Routine. Das Groteske: Der Bevölkerung ist das meist klar, sie lässt sich im Akutfall lieber in ein Spital in einer größeren Stadt bringen, das Krankenhaus im Ort wird trotzdem verteidigt bis zum letzten Atemzug.

Damit geht der Kopfnüsse-Jahresrückblick zu Ende, der Rest der Geschehnisse fällt unter Zeitgeschichte. Eine Regierung haben wir immer noch nicht, aber dafür ein neues Jahr. Ich darf Sie darin herzlich willkommen heißen.

Ich wünsche einen wunderbaren 1. Jänner. Bis in einer kleinen Weile!

* die jeweiligen Originaltexte sind kursiv gesetzt

Akt. Uhr
#Kopfnüsse
Newsletter
Werden Sie ein BesserWisser!
Wissen, was ist: Der Newsletter von Newsflix mit allen relevanten Themen des Tages und den Hintergründen dazu.