Neue Studie
Warum Joggen zornig macht (und Yoga besser ist)
Eine Runde laufen, um Dampf abzulassen? Das ist keine so gute Idee, wie nun eine neue Studie ermittelte.
Ein paar Menschen müssen jetzt ganz stark sein. Andere, die noch gar nicht begonnen haben, aber natürlich unmittelbar davor stehen, haben dafür eine Ausrede mehr. Eine neue Studie räumt nun mit dem Glauben auf, Joggen mache stets glücklich, zufrieden und baue Stress ab. Das muss nicht sein, urteilen die Autoren. Oft sei sogar das Gegenteil der Fall.
1,8 Millionen rennen Laufen ist in Österreich ein Volkssport, und das schon seit einiger Zeit. Nach dem Boom in den neunziger Jahren zeigt sich die Zahl der Jogger seither stabil. Das "Institut für Freizeitforschung und Tourismus" lässt regelmäßig erheben, wie es bei den Österreicherinnen und Österreichern so läuft. 15 Prozent, also rund eine Million Menschen, schnüren sich zumindest einmal in der Woche die Laufschuhe, zwölf Prozent tun das gelegentlich, macht weitere 800.000. Die Läufernation Österreich hat also 1,8 Millionen Einwohner.
Gut, aber … Es mag gute Gründe geben, warum man sich auf den Weg macht, es lässt sich so Gewicht reduzieren, es hat positive Auswirkungen auf Immunsystem und Herz, trainiert den Körper, sorgt für mehr Wohlbefinden. Ob Joggen immer auch der Seele hilft, darf jedoch bezweifelt werden. Menschen, die losrennen, weil sie sich buchstäblich den Ärger von der Seele laufen wollen, tun sich keinen Gefallen.
Nur ein Mythos "Ich denke, es ist wirklich wichtig, mit dem Mythos aufzuräumen, dass man Dampf abblassen sollte, wenn man wütend ist", sagt Professor Brad Bushman, Psychologe an der Ohio State University der "Times". "Dem Ärger Luft zu machen, das hört sich vielleicht wie eine gute Idee an, aber es gibt nicht den Hauch eines wissenschaftlichen Beweises, der diese 'Katharsis-Theorie' stützt."
10.000 nahmen teil Zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kam jetzt eine Studie, für die die Ergebnisse von mehr als 150 früheren Untersuchungen mit gesamt über 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewertet wurden. Dabei zeigte sich: Aktivitäten, welche die "physiologische Erregung" erhöhten, wie Laufen oder das Schlagen auf einen Sandsack, richteten wenig Gutes an, wenn es um die Bewältigung von Wut ging. Einige Strategien, insbesondere das Joggen, schienen diese sogar noch schlimmer zu machen. Die Ergebnisse der Studie werden in der Zeitschrift "Clinical Psychology Review" veröffentlicht.
Erregung muss runtergefahren werden "Um Wut zu reduzieren ist es besser, sich an Aktivitäten zu beteiligen, die das Erregungsniveau verringern", so Psychologe Bushman zur "Times". "Auch wenn es der Volksmeinung widersprechen mag, ist selbst ein Lauf keine effektive Strategie, weil er das Erregungsniveau erhöht und am Ende kontraproduktiv ist."
Durchgeführt wurde die Studie von Dr. Sophie Kjærvik. Sie promovierte an der Ohio State University und forscht nun in Sachen Gewaltprävention an der Viriginia Commonwealth University in Richmond. Sie sei von der wachsenden Popularität von "Wuträumen" inspiriert worden, sagt sie. Dabei werden Menschen ermutigt, Dinge wie Geschirr und Elektronik zu zerschlagen, um so ihren Ärger zu verarbeiten. Sophie Kjærvik: "Ich wollte diese ganze Theorie entlarven."
Ballspiele bauen Stress ab Die Forscherin untersuchte, was "erregungssteigernde Aktivitäten" wie das Einschlagen auf einen Sandsack, Joggen, Radfahren oder Schwimmen mit Menschen anstellen, und wie das im Gegenzug bei "erregungsverringernden Aktivitäten" wie tiefes Atmen, Meditation oder Yoga ausschaut. Tatsächlich zeigte sich, dass alles, was für Entspannung sorgt, egal ob Meditation oder Yoga, Wut abbauen kann. Beim Sport zeigte sich ein differenziertes Bild. Joggen war am ehesten dazu geeignet, den Zorn noch zu steigern, Ballspiele hingegeben hatten eine erregungverringernde Wirkung.
Warum das so ist, wurde nicht untersucht. Vielleicht hatten das Forschungsteam eine Verabredung zum Joggen.