Die Besten des Jahres

Diese Filme kamen 2024 ziemlich lässig daher

Starke Frauen, beinharte Kämpfer, grantelnde Lehrer und überraschend viele Serienmörder: Die besten Spielfilme des Jahres 2024 (in Kino und Streaming) haben es ganz schön in sich. Welche in Erinnerung bleiben werden – und wo man sie jetzt noch sehen kann.

So geht lässig: Die Sex-Workerin Anora (Mikey Madison, 3. v. r.) mit ihrem Oligarchen-Sohn Ivan (Mark Eydelshteyn 4. v. r.) und seinen Buddies: der Cannes-Siegerfilm "Anora" gehört zu den besten Streifen des Jahres 2024
So geht lässig: Die Sex-Workerin Anora (Mikey Madison, 3. v. r.) mit ihrem Oligarchen-Sohn Ivan (Mark Eydelshteyn 4. v. r.) und seinen Buddies: der Cannes-Siegerfilm "Anora" gehört zu den besten Streifen des Jahres 2024
Universal Pictures
Christian Klosz
Akt. Uhr
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Trotz Kinokrise und eine durch die Autoren- und Schauspieler-Streiks im Jahr 2023 gezeichnete Filmlandschaft gab es auch im ablaufenden Jahr 2024 zahlreiche Filme, die auf unterschiedlichste Art und Weise zu überzeugen wussten. Egal ob von etablierten Filmemachern aus Hollywood und Europa oder ganz neuen Stimmen, gleich ob kunstvoller Autorenfilm, Genrefilm, Indie-Drama oder Satire: Diese 10 Filme, die bei uns im Jahr 2024 erstmals liefen (ob im Kino oder Streaming), sollte man als Filmliebhaber gesehen haben.

"The Holdovers" von Alexander Payne

Ungleiches Trio: Angus (Dominic Sessa), Mary (Da’Vine Joy Randolph) und Geschichtslehrer Paul (Paul Giamatti) sind über die Weihnachtsfeiertage in der High School "gestrandet"
Ungleiches Trio: Angus (Dominic Sessa), Mary (Da’Vine Joy Randolph) und Geschichtslehrer Paul (Paul Giamatti) sind über die Weihnachtsfeiertage in der High School "gestrandet"
2023 FOCUS FEATURES LLC. ALL RIGHTS RESERVED

Worum geht's 1970: Geschichtslehrer Paul Hunham (Paul Giamatti) wird dazu verdonnert, die über die Weihnachtsferien dagebliebenen Schüler der privaten Barton High School zu beaufsichtigen. Der alleinstehende middle-aged-man hatte sich die Feiertage allerdings etwas anders vorgestellt und wollte das Fest bei der Lektüre seines geliebten Marc Aurel, mit Mystery-Krimis und mit Whiskey verbringen. Aber auch bei den sogenannten "Holdovers", den "Zurückgelassenen", sorgt Hunhams Anwesenheit für wenig Begeisterung, da der vor allem durch seine Strenge und seinen Zynismus bekannt ist und sie sogar über die Feiertage zum Lernen verdonnern will.

Als einige der Jugendlichen schließlich doch noch abgeholt werden, sind es neben Hunham nur mehr der 17-jährige Rebell Angus Tully (Dominic Sessa) und die afroamerikanische Leiterin der Cafeteria, Mary (Da’Vine Joy Randolph), die gemeinsam in Barton "feststecken". Doch zwischen dem ungleichen Trio bildet sich langsam eine Freundschaft, eine Verbindung, eine Ersatzfamilie, die den jeweils anderen bei wichtigen, persönlichen Entwicklungsschritten begleitet.

Man nähert sich langsam an: Freundschaft und ihr Entstehen ist ein zentrales Thema in "The Holdovers"
Man nähert sich langsam an: Freundschaft und ihr Entstehen ist ein zentrales Thema in "The Holdovers"
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Weshalb es sich lohnt Für seinen Film wählte Regisseur Alexander Payne einen bemerkenswerten, völlig anachronistischen Zugang, sowohl bei der Umsetzung der Erzählung, als auch in Bezug auf den Stil: "The Holdovers" spielt nicht nur 1970, er sieht auch aus, fühlt sich an wie ein Film aus dieser Zeit. Neben Atmosphäre und Drehbuch sind es die Darstellerleistungen, die das Resultat so sehenswert machen: Alle drei Hauptcharaktere sind grandios gespielt, jede Leistung ist für sich genommen bemerkenswert. Das zentrale Thema das Films – Freundschaft – ist dabei so unprätentiös wie wichtig.

So gelingt dem Regisseur nicht weniger als der Film des Jahres: Ein fast aus der Zeit gefallenes Beispiel für klassisches Filmemachen mit einem Herz für "Außenseiter", das sich auf die essentiellen Bestanteile des Mediums besinnt. Und ganz nebenbei ist "The Holdovers" auch ein wunderbarer "Weihnachtsfilm".

"The Holdovers", USA 2023, 133 Minuten, aktuell zur Flatrate auf Sky X, als VOD u.a. auf Amazon Prime sowie auf DVD/BR

"La Chimera" von Alice Rohrwacher

Der junge britische Archäologe Arthur (Josh O’Connor) führt seine neuen italienischen Freunde zu vergrabenen antiken Schätzen
Der junge britische Archäologe Arthur (Josh O’Connor) führt seine neuen italienischen Freunde zu vergrabenen antiken Schätzen
Stadtkino

Worum geht's Die Toskana in den 1980ern: Unter Anleitung des jungen britischen Archäologen Arthur (Josh O’Connor), den der Tod seiner Geliebten nach Italien verschlagen hatte, suchen, finden und plündern die Tombaroli, eine Gruppe von Grabdieben, antike Ruhesstätten und verscherbeln die dort gefundenen Kostbarkeiten an Kunsthändler. Als Arthur, ein zielloser Drifter, die junge Sängerin Italia (Carol Duarte) kennenlernt, beginnt er, seinen Lebenswandel zu hinterfragen.

Durch einen Glücksfund stößt die Gang auf eine besonders reiche Grabkammer, die die Erfüllung ihrer Träume sein sollte. Doch die Polizei und andere Grabräuber sind ihnen dicht auf den Fersen – und der Fund endet im Desaster für alle Beteiligten.

Das Leben feiern: "La Chimera" ist Märchen, Liebesfilm, Gesellschaftsporträt und Drama in einem
Das Leben feiern: "La Chimera" ist Märchen, Liebesfilm, Gesellschaftsporträt und Drama in einem
Stadtkino

Weshalb es sich lohnt Der neue Film von Alice Rohrwacher ("Glücklich wie Lazzaro"), einer der aufstrebenden "Stars" des europäischen Autorenfilms der letzten Jahre, ist eine kunstvoll gestaltete, filmische Reise mit mythischen Aspekten. Es ist beeindruckend und faszinierend, mit welcher Kreativität und hohen technischen Fertigkeit "La Chimera" umgesetzt ist. Das Resultat ist ein überragend schöner Film, der Ethnografie, Märchen, Liebesfilm, Gesellschaftsporträt und Drama in einem ist.

"La Chimera", Italien / Frankreich / Schweiz 2023, 130 Minuten, aktuell als VOD u.a. auf Amazon Prime, Apple TV, MUBI sowie auf DVD

"Anora" von Sean Baker

Worum geht's Anora aus Brooklyn, genannt Annie (Mikey Madison), ist Sex-Workerin und verdient sich ihr Geld mit Lap-Dances, Escort-Services und Sex gegen Bezahlung. Als der so schwerreiche wie verwöhnt-dekadente russische Oligarchen-Sohn Ivan (Mark Eydelshteyn) "Exklusivdienste" für eine Woche verlangt, sieht Annie bereits ihr eigenes Pretty Woman-Märchen wahr werden: Sie fühlt sich zu dem lebenslustigen und unbeschwerten jungen Mann hingezogen, aus Geschäft wird Gefühl, zumindest für sie.

Liebe? Für Anora (Mikey Madison) auf jeden Fall, für Oligarchen-Sohn Ivan (Mark Eydelshteyn) eher weniger
Liebe? Für Anora (Mikey Madison) auf jeden Fall, für Oligarchen-Sohn Ivan (Mark Eydelshteyn) eher weniger
Universal Pictures

Der Traum scheint Wirklichkeit zu werden, denn Ivan fragt sie nach einem spontanen Impuls, ob sie ihn heiraten will. Dass es doch nur ein zuckersüßer Traum war, erkennt Annie spätestens, als Ivans Eltern die Annulierung der Ehe verlangen und sie in ein düsteren Strudel aus Ereignissen gesogen wird, der all ihre Hoffnungen brutal zermalmt.

Weshalb es sich lohnt Der Cannes-Siegerfilm 2024 etablierte Regisseur Sean Baker endgültig als einen der bedeutendsten US-Autorenfilmer der Gegenwart, der es schafft, detaillierte Milieu-Studien von den Rändern der Gesellschaft mit universellen Fragen und Unterhaltungswert zu verbinden. Während das erste Drittel von "Anora" ein immersiver Bilderrausch ist, erinnert der Rest an Scorseses Mafia-Milieustudien – in Brooklyn und in der armenisch-russischen Halbwelt spielend, aber ebenso rasant. Dezent platzierter Humor lockert die an sich tragische Geschichte auf, Mikey Madison legt eine grandiose Performance hin. Und das berührende Finale wirkt nach.

"Anora", USA 2024, 139 Minuten, aktuell im Kino

"Road House" von Doug Liman

Ex-UFC-Kämpfer Dalton (Jake Gyllenhaal) weiß aus Erfahrung, wo es wirklich weh tut
Ex-UFC-Kämpfer Dalton (Jake Gyllenhaal) weiß aus Erfahrung, wo es wirklich weh tut
Laura Radford/Prime Video

Worum geht's Der ehemalige UFC-Kämpfer Dalton (Jake Gyllenhaal) versucht auf den malerischen Florida Keys, den Dämonen seiner Vergangenheit zu entfliehen. Als er von Frankie (Jessica Williams), der Besitzerin der Strandbar "Road House", als Türsteher angeheuert wird, warten die Probleme allerdings bereits vor ebenjener Tür: Dalton gerät in einen Gangkonflikt, seine erhoffte Auszeit endet jäh im Chaos, das sich mit der Ankunft des verrückten Auftragskillers Knox (Conor McGregor) zu einem veritablen Desaster auswächst.

Knox (Conor McGregor, der auch im echten Leben als Mixed Martial Arts-Recke in der UFC erfolgreich ist) macht Dalton in "Road House" das Leben schwer
Knox (Conor McGregor, der auch im echten Leben als Mixed Martial Arts-Recke in der UFC erfolgreich ist) macht Dalton in "Road House" das Leben schwer
Laura Radford/Prime Video

Weshalb es sich lohnt Das filmische "Guilty Pleasure" des Jahres: Doug Liman gelang das seltene Kunststück, mit seiner eigenständigen Neuverfilmung des Klassikers aus dem Jahr 1989 (damals mit Patrick Swayze) ganz verschiedene Publikums-Fraktionen zufriedenzustellen. Und vor allem eines: Grandios zu unterhalten. Tempo und Witz, ein malerisches Setting, dichte Atmosphäre und der Soundtrack machen "Road House" zu einem Genuss, bei dem man nicht zu viel nachdenken sollte. Hirn aus, Film ab!

"Road House", USA 2024, 121 Minuten, aktuell auf Amazon Prime

"Trap: No Way Out" von M. Night Shyamalan

"Was ist mein Dad (Josh Hartnett) doch für ein toller Dad!" Wenn Töchterchen Riley (Ariel Donoghue) wüsste, was Papa daheim im Keller so treibt …
"Was ist mein Dad (Josh Hartnett) doch für ein toller Dad!" Wenn Töchterchen Riley (Ariel Donoghue) wüsste, was Papa daheim im Keller so treibt …
Warner Bros. Ent. All Rights Reserved

Worum geht's Cooper (Josh Hartnett) begleitet seine Teenager-Tochter (Ariel Donoghue) zum Konzert ihrer Lieblingssängerin. Die Show findet allerdings nicht nur auf der Bühne statt: Das ganze Konzert ist eine inszenierte Mausefalle der Polizei, um einen gefährlichen Serienmörder zu schnappen. Als Cooper davon Wind bekommt, hat er ein Problem: Denn er ist der Killer, nach dem gesucht wird.

Das Konzert der Sängerin Lady Raven (Saleka Shyamalan, die Tochter des Regisseurs) ist eine riesige Falle für einen Serienkiller: "Trap: No Way Out"
Das Konzert der Sängerin Lady Raven (Saleka Shyamalan, die Tochter des Regisseurs) ist eine riesige Falle für einen Serienkiller: "Trap: No Way Out"
Warner Bros. Ent. All Rights Reserved

Weshalb es sich lohnt M. Night Shyamalan-Film sind manchmal toll und manchmal Mist, aber nie langweilig, denn der Regisseur überrascht mit jedem seiner Werke aufs Neue. Man weiß nie, was einen erwartet, sein Output ist so Twist-reich wie seine Filme. "Trap" ist einer seiner besten, auf jeden Fall aber einer seiner unterhaltsamsten Filme seit Jahren, der ausgiebig klar erkennbare Vorbilder (wie Brian de Palmas "Spiel auf Zeit") zitiert – und in einem furiosen Twist-Gewitter endet.

"Trap: No Way Out", USA 2024, 106 Minuten, aktuell als VOD u.a. auf Amazon Prime, Apple TV und im Sky Store sowie auf DVD/BR/4K

"Rebel Ridge" von Jeremy Saulnier

Das hatte sich Terry (Aaron Pierre) alles doch ein bisschen anders vorgestellt. Aber der Mann ist nicht umsonst ein Ex-Marine
Das hatte sich Terry (Aaron Pierre) alles doch ein bisschen anders vorgestellt. Aber der Mann ist nicht umsonst ein Ex-Marine
Allyson Riggs/Netflix

Worum geht's Der Ex-Marine Terry Richmond (Aaron Pierre) radelt im Kaff Shelby Springs Richtung Gericht, um für seinen Cousin die Kaution zu stellen, als ihn zwei Cops über den Haufen fahren und ihm das Geld abnehmen, das sie (latenter Rassismus wegen seiner schwarzen Hautfarbe wird spürbar) für illegales Drogengeld halten.

Auf dem Revier trifft Richmond auf den alteingesessenen Chief Sandy Burnne (Don Johnson), der ihm einen Tauschhandel vorschlägt. Dass er dabei hintergangen wird, merkt er erst zu spät: Er ist in ein Hornissennest aus jahrelanger Polizei-Korruption geraten, als dessen Drahtzieher Burnne fungiert, der keine Skrupel kennt, den Status Quo zu verteidigen. Wild entschlossen stellt sich Richmond nicht nur Burnne entgegen, sondern will das gesamte Korruptionsnetz auffliegen lassen, koste es was es wolle.

Gibt de Bösewicht unheimlich gut: Alt-Star Don Johnson (l.) als Chief Sandy Burnne
Gibt de Bösewicht unheimlich gut: Alt-Star Don Johnson (l.) als Chief Sandy Burnne
Courtesy of Netflix

Weshalb es sich lohnt "Rebel Ridge" ist der Action-Slow-Burner des Jahres: Der Film folgt einer klaren (Neo-)Western-Struktur, spielt typischerweise in einer amerikanischen Kleinstadt, präsentiert einen grimmigen Bösewicht, überzeugend gespielt von Don Johnson. Und einen schweigsamen (Anti-)Helden (Pierre), der sich dem Unrecht allein in den Weg stellt (Clint Eastwood lässt grüßen!). Tolle Action und vor allem das großartiges Pacing offenbaren bestechend präzises Handwerk in der Umsetzung. Ein Beispiel, wie zeitgemäße Modernisierung und Bewusstsein für Filmgeschichte Hand in Hand gehen können.

"Rebel Ridge", USA 2024, 131 Minuten, aktuell auf Netflix

"Ezra – Eine Familiengeschichte" von Tony Goldwyn

Vater und Sohn gehen auf einen Road Trip: Max (Bobby Cannavale) und Ezra (William Fitzgerald)
Vater und Sohn gehen auf einen Road Trip: Max (Bobby Cannavale) und Ezra (William Fitzgerald)
Cara Howe

Worum geht's Der Teenager Ezra Bernal (William Fitzgerald) leidet an Asperger-Autismus, Berührungen mag er nicht, Kleinigkeiten bringen ihn aus dem Konzept. Zugleich hat er ein geniales Gedächtnis und ist hochintelligent. Nach dem nächsten Schulverweis sind Ezras (geschiedene) Eltern Max (Bobby Cannavale) und Jenna (Rose Byrne) nahe der Verzweiflung.

Als Ezra eines Abends in einen Unfall verwickelt wird, werden ihm im Spital Tabletten verschrieben und er soll in eine Sonderschule geschickt werden. Da seinem Papa das gar nicht schmeckt, "entführt" er Ezra kurzerhand und fährt mit ihm auf und davon. Dieses dramatische Wirrwarr an Ereignissen mündet in einen Road Trip, bei dem sich Ezra und Max näher kommen und lernen, sich gegenseitig besser zu verstehen. Und bei dem Max erkennen muss, dass er seinem Sohn vielleicht viel ähnlicher ist, als er vermutet hatte.

Großvater Stan (Robert de Niro) und Mama Jenna (Rose Byrne) "Ezra – Eine Familiengeschichte"
Großvater Stan (Robert de Niro) und Mama Jenna (Rose Byrne) "Ezra – Eine Familiengeschichte"
John Baer

Weshalb es sich lohnt "Ezra – Eine Familiengeschichte" ist wohl das Indie-Drama des Jahres und erzählt eine herzergreifende Geschichte, die von Erfahrungen des Drehbuchautors Tony Spiridakis mit seinem eigenen, autistischen Sohn inspiriert ist. Die Qualitäten des Films sind vielfältig, am bemerkenswertesten ist aber die Sensibilität und Empathie, mit der er vorgeht.

Einen großen Beitrag dazu leisten auch die Darsteller, die durchwegs überzeugen. Das wahre Highlight ist aber das Vater-Sohn-Gespann Bobby Cannavale – William Fitzgerald: Die beiden spielen einfach großartig, die Chemie zwischen ihnen ist in jeder Szene greifbar. Umso bemerkenswerter ist das, weil es für Fitzgerald sein Film-Debüt ist. Und er ist übrigens selbst Autist.

"Ezra – Eine Familiengeschichte", USA 2023, 101 Minuten, ab 9. Januar 2025 als VOD auf Amazon Prime

"LaRoy, Texas" von Shane Atkinson

Der Möchtegern-Detektiv Skip (Steve Zahn) setzt eine mörderische Lawine in Gang
Der Möchtegern-Detektiv Skip (Steve Zahn) setzt eine mörderische Lawine in Gang
Elly Films

Worum geht's Der depressive Nobody Ray (John Magaro) erfährt von Möchtegern-Schnüffler Skip (Steve Zahn), dass ihn seine Frau betrügt. Ray will davon erst nichts hören und fügt sich seinem Schicksal als Loser, als er plötzlich durch eine Verwechslung als Auftragsmörder angeheuert wird. Nachdem er durch einen weiteren Zufall den Mord auch noch ausführt, gerät er in ein eng verzweigtes Netz aus Intrigen, Verstrickungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, das sich über das halbe (fiktive) Kaff LaRoy, Texas spannt.

Vom Loser und Nobody zum Auftragskiller: Ray (John Magaro) in "LaRoy, Texas"
Vom Loser und Nobody zum Auftragskiller: Ray (John Magaro) in "LaRoy, Texas"
Elly Films

Weshalb es sich lohnt Autor und Regisseur Shane Atkinson gelang mit seinem Regiedebüt (übrigens aus Österreich co-produziert!) etwas, woran viele rezente US-Filme scheitern: Gerahmt von einem klaren Genre-Korsett, ein originäres Werk mit eindeutiger Stilistik und Handschrift zu schaffen, das nicht nur technisch und dramaturgisch hervorragend umgesetzt ist, sondern auch herrlich unterhält. "LaRoy, Texas" ist ein klassischer "Neo-Western", lebt von einem wendungsreichen Drehbuch, seinem düsteren, schwarzen Humor, der Südstaaten-Atmosphäre und der Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Und nicht zuletzt von einem tollen Soundtrack.

"LaRoy, Texas", USA/Frankreich/Österreich 2023, 110 Minuten, aktuell als VOD auf cineplexx.at

"Joker: Folie à Deux" von Todd Phillips

Menage a gaga: Joaquin Phoenix als Arthur Fleck vulgo Joker und Lady Gaga als die spätere Harley Quinn
Menage a gaga: Joaquin Phoenix als Arthur Fleck vulgo Joker und Lady Gaga als die spätere Harley Quinn
IMAGO/Landmark Media

Worum geht's Arthur Fleck / Joker (Joaquin Phoenix) wartet nach den in Ereignissen in Teil 1 im Knast auf seinen Prozess. Dort wird er von Wärtern misshandelt, findet aber mit der ebenso verrückten Harleen Quinzel (Lady Gaga) seine Seelenverwandte, die fortan als "Miss Joker" auftritt. Die Gerichtsverhandlung, in der sich der Joker selbst vertritt, wird auch zur Verhandlung darüber, ob und inwieweit Jokers Handeln legitim war, wie viel Wahnsinn eine Gesellschaft verträgt und welchen Beitrag sie zur Schöpfung der Monster, die sie bedrohen, leistet.

"Joker: Folie à Deux" wurde von Fans lange erwartet und entwickelte sich zu einem der umstrittensten Filme des Jahres
"Joker: Folie à Deux" wurde von Fans lange erwartet und entwickelte sich zu einem der umstrittensten Filme des Jahres
WARNER BROS. / Courtesy Album

Weshalb es sich lohnt Weil "Joker 2" genau das nicht ist, was alle erwartet haben. Da der Film mit allen Erwartungen bricht, sogar den selbst aufgebauten, ist er ein Schlag ins Gesicht des Publikums, des produzierenden Studios und der Franchise-Filmemacherei generell.

Die teils wütenden Reaktionen von Fans des ersten Teils, die die Figur Joker heimlich oder offen verehrt haben, als "einer, der es endlich mal allen zeigt" und sich nun ertappt und vor den Kopf gestoßen fühlen, bestätigen Regisseur Todd Phillips in seinem kompromisslos-subversiven Unterfangen. "Joker 2" floppte zwar an den Kinokassen, wird sich aber in den kommenden Jahren als wichtiger Beitrag zur Diskussion darüber, was Film(-kunst) kann, soll und will, etablieren.

"Joker: Folie à Deux", USA 2024, 138 Minuten, aktuell als VOD u.a. auf Amazon Prime und Apple TV sowie ab 2. Januar 2025 auf DVD/BR/4K

"Amerikanische Fiktion" von Cord Jefferson

Uni-Lehrer Monk (Jeffrey Wright, Mitte) hat genug von der "woken Heuchelei", eckt damit aber beim Establishment nur an
Uni-Lehrer Monk (Jeffrey Wright, Mitte) hat genug von der "woken Heuchelei", eckt damit aber beim Establishment nur an
©MGM / Everett Collection / picturedesk.com

Worum geht's Der respektierte, aber wenig erfolgreiche Schriftsteller und Uni-Lehrer Monk (Jeffrey Wright) hat genug von den identitätspolitischen Sensibilitäten seiner Studenten und der "woken Heuchelei", mit der das Kultur-Establishement "schwarze Werke" feiert. Zum Trotz und zur Provokation schreibt er unter Pseudonym ein Buch namens "My Pafology", das nur so von "schwarzen" Klischees trieft. Doch Überraschung: Das Werk wird zum Bestseller, der unbekannte Autor zum Star. Und auch Hollywood steht bald vor der Tür. Der so. in einen Gewissenskonflikt geratene Autor muss daher eine Entscheidung treffen.

Haben es nicht leicht: die Brüder Monk (Jeffrey Wright) und Clifford (Sterling K. Brown) in "Amerikanische Fiktion"
Haben es nicht leicht: die Brüder Monk (Jeffrey Wright) und Clifford (Sterling K. Brown) in "Amerikanische Fiktion"
©MGM / Everett Collection / picturedesk.com

Weshalb es sich lohnt Regisseur Cord Jefferson legt ein beindruckendes Debüt hin, das sich kritisch und (selbst-)ironisch mit den Auswüchsen von politischer Korrektheit und Identitätspolitik auseinandersetzt und auch autobiografische Züge enthält. Die Meta-Satire baut auf ein tolles, wendungsreiches Drehbuch (ebenfalls von Jefferson, Oscar!) und einen überzeugenden Jeffrey Wright, der als zynisch-verbitterter Protagonist glänzt.

"Amerikanische Fiktion", USA 2023, 117 Minuten, aktuell auf Amazon Prime in OV

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