Stadtentwicklung

Wo Wien nun ein zweites "Goldenes Quartier" bekommen soll

Das ehemalige Handelsgericht in der Riemergasse wird – nach 20 Jahren Leerstand – doch noch ein Luxushotel. Die Umgebung des Hauses soll zudem massiv aufgewertet werden.

Die Jakobergasse in Wien 1: Das neue Luxushotel "Mandarin Oriental" ist auf der rechten Seite der Gasse zu sehen. Die Umgestaltung der Straßenzüge, wie sie nach den Vorstellungen der aktuellen Besitzer der Hotelimmobilie aussehen könnte, erinnert stark an das Goldene Quartier, auch die umliegenden Geschäfte sollen demnach aufgewertet werden
Die Jakobergasse in Wien 1: Das neue Luxushotel "Mandarin Oriental" ist auf der rechten Seite der Gasse zu sehen. Die Umgestaltung der Straßenzüge, wie sie nach den Vorstellungen der aktuellen Besitzer der Hotelimmobilie aussehen könnte, erinnert stark an das Goldene Quartier, auch die umliegenden Geschäfte sollen demnach aufgewertet werden
Brisen Group
Newsflix Redaktion
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Nach zwei Jahrzehnten im Dornröschenschlaf wird das ehemalige Handelsgericht in der Riemergasse in Wien 1 nun doch noch in ein Luxushotel umgebaut – entsprechende Pläne kursieren beinahe so lange, wie das riesige Haus jetzt leer steht,  aber es blieb die meiste Zeit über bei Ankündigungen. Mit dem Betrieb des Hauses, das im Sommer 2025 eröffnen soll, wurde die in Hongkong ansässige Luxusgruppe "Mandarin Oriental" betraut.

Auch 25 "Residenzen" , wie der neudeutsche Name für gehobene Eigentumswohnungen lautet, sind im Dachgeschoß des Gebäudes geplant. Und die Umgebung des Hauses soll, so der Wunsch des aktuellen Eigentümers, ebenfalls aufgewertet und optisch wie inhaltlich an das Goldene Quartier, ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts gelegen, angepasst werden. Ob Letzteres tatsächlich gelingen wird, ist allerdings noch Gegenstand von Verhandlungen.

Das geplante "Mandarin Oriental" samt Residenzen im 1. Bezirk. Diese computeranimierte Ansicht zeigt das Gebäude von der Jakobergasse aus gesehen, die Perspektive täuscht ein wenig, denn die einspurige Jakobergasse ist keine zehn Meter breit
Das geplante "Mandarin Oriental" samt Residenzen im 1. Bezirk. Diese computeranimierte Ansicht zeigt das Gebäude von der Jakobergasse aus gesehen, die Perspektive täuscht ein wenig, denn die einspurige Jakobergasse ist keine zehn Meter breit
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Gewaltiger Jugendstilbau Die Geschichte des zwischen 1906 und 1908 nach Plänen des Architekten Alfred Keller in Anlehnung an den Jugendstil errichteten Gebäudes verlief beinahe 100 Jahre lang sehr unaufgeregt. Bereits 1912 wurden mehrere Gerichte hier angesiedelt und überdauerten zwei Weltkriege und die Nazi-Diktatur. Bis zuletzt waren das Handelsgericht Wien sowie das Bezirksgericht Innere Stadt in dem gewaltigen Gebäude untergebracht. Mit der Übersiedlung der beiden Gerichte in den neuen City Tower bei Wien Mitte wurde der Weg frei für einen Verkauf samt weiterführender "Entwicklung" der riesigen, denkmalgeschützten Immobilie (das sechsstöckige Gebäude steht auf einer Grundfläche von fast 2.400 Quadratmetern).

So kennen viele Wiener das ehemalige Handelsgericht an der Adresse Riemergasse 7: Mehr als 15 Jahre lang bewegte sich hier nur im Grundbuch etwas
So kennen viele Wiener das ehemalige Handelsgericht an der Adresse Riemergasse 7: Mehr als 15 Jahre lang bewegte sich hier nur im Grundbuch etwas
FOLTIN Jindrich / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Vom Spekulationsobjekt … Bereits im Jahr 2004 gab es erste Medienberichte, dass schon bald ein Luxushotel an der Adresse entstehen würde. Damals herrschte in Wien ein regelrechter Luxushotel-Boom, so gut wie jeder internationale Hotelkonzern hatte die Stadt auf dem Radar und zahlreiche ehemalige Amts- oder Firmengebäude in zentraler Lage wurden seinerzeit in hochwertige Bettenburgen umgewandelt. Auch das Haus Riemergasse 7 sollte renoviert und zur Edelabsteige werden, der Hotelkonzern "Four Seasons" war damals höchst interessiert an dieser Idee. Doch es blieb bei der Idee, außer einiger Eigentümerwechsel tat sich an der Adresse nichts, das Haus fiel in einen jahrelangen Dornröschenschlaf.

… zum Prunkstück Im Herbst 2016 erwarb schließlich die in Genf ansässige Investmentgesellschaft Brisen Group die Immobilie mit dem Ziel, das Gebäude tatsächlich in ein Luxushotel umzuwandeln. 2018 präsentierte Brisen-Boss Dimitry Vallen, ein gebürtiger Russe, der seit Jahrzehnten in London lebt, seine Pläne: Luxushotel, dazu Privatresidenzen, ein Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro, das alles bezugsfertig bis spätestens Ende 2021.

Was lange währt Die Corona-Pandemie und ihre Unwägbarkeiten sorgten zwar noch für einigen Sand im Getriebe, doch die grundsätzliche Richtung wurde von Brisen beibehalten. Seit vielen Monaten schon wird an der Adresse massiv gearbeitet, das gesamte Gebäude ist eingeschalt, es herrscht reger Betrieb wohin man schaut. Vor wenigen Tagen wurde nun Dachgleiche gefeiert – und Dimitry Vallen und seine Ehefrau Edita präsentierten den aktuellen Zwischenstand und gaben einen neuen Eröffnungstermin bekannt.

Das geplante Luxushotel "Mandarin Oriental": Links die Zedlitzgasse, die den Ring mit dem Stephansplatz verbindet. Der Haupteingang des Hotels mit seinen 138 Zimmern und Suiten ist an der Adresse Riemergasse 7 (Bildmitte). Die obersten zwei Stockwerke samt Dachterrassen sind für die insgesamt 25 privaten Residenzen reserviert.
Das geplante Luxushotel "Mandarin Oriental": Links die Zedlitzgasse, die den Ring mit dem Stephansplatz verbindet. Der Haupteingang des Hotels mit seinen 138 Zimmern und Suiten ist an der Adresse Riemergasse 7 (Bildmitte). Die obersten zwei Stockwerke samt Dachterrassen sind für die insgesamt 25 privaten Residenzen reserviert.
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Mandarin Oriental" kommt Das Luxushotel – es wird der Fünfstern-Kategorie angehören – soll über 138 Zimmer und Suiten verfügen, außerdem sind ein Restaurant und eine Bar, ein Spa mit Pool und Fitnessbereich sowie diverse Veranstaltungsräume bis hin zu einem Ballsaal geplant. Betrieben wird das Hotel von der renommierten, in Hongkong ansässigen Gruppe "Mandarin Oriental", die im deutschsprachigen Raum bereits Häuser in München, Zürich und Luzern sowie weitere Hotels an fast 40 High-Class-Destinationen weltweit betreibt.

    Der Eingang zu den Privatresidenzen in der Jakobergasse
    Der Eingang zu den Privatresidenzen in der Jakobergasse
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    25 Privat-Residenzen, die meisten sind bereits verkauft Die obersten zwei Geschoße des Gebäudes werden in insgesamt 25 Privatresidenzen mit teils großzügigen Terrassen umgebaut. Zwischen 80 und 300 Quadratmeter groß werden diese Luxusapartments sein, 65 Prozent der insgesamt 25 Residenzen seien bereits verkauft (vornehmlich an Deutsche und Österreicher), für die restlichen gäbe es 250 Interessenten. Welche Preise für die High-End-Wohnungen aufgerufen werden, möchte der Immobilieneigentümer nicht kommunizieren. Aber er weist darauf hin, dass alle Residenz-Besitzer sämtliche Hotel-Angebote mit benutzen können – in dieser Preiskategorie kann solch ein Zuckerl schon einmal den Unterschied ausmachen.

    So wird der Blick auf den Steffl von den Dachterrassen der Privatresidenzen aussehen
    So wird der Blick auf den Steffl von den Dachterrassen der Privatresidenzen aussehen
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    Eröffnung Sommer 2025 (?) Was den Baufortschritt betrifft, so gibt sich Dimitry Vallen zuversichtlich, dass das Hotel im Sommer 2025 eröffnen wird. Ein optimistischer Zeitplan angesichts des aktuellen Standes. Damit er eingehalten werden kann, werken derzeit gut 250 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle. Und auch die Investitionssumme hat offenbar nochmals einen Sprung nach oben gemacht: 220 Millionen Euro würden bis zur Fertigstellung des Hauses insgesamt investiert, so die Bauherren.

    Umfeld-Gentrifizierung Spannend wird auch noch, wie sehr das unmittelbare Umfeld des Hauses in die Umgestaltungsarbeiten mit einbezogen werden kann. Geht es nach den Vorstellungen der Bauherren, dann sollten alle Gassen rund um das Hotel, also die Zedlitzgasse (sie führt vom Ring zum Stephansplatz), die Riemergasse (hier liegt der Haupteingang des Hotels) und die Jakobergasse komplett neu gestaltet werden. Die Computer-Renderings mit den Bildern des fertigen Hotels geben Aufschluss darüber, wie das aussehen soll:

    Welche Änderungen es rund um das neue "Mandarin Oriental" geben soll

    • Demnach sollten die drei Gassen einen neuen Straßenbelag bekommen, nämlich ein edles Steinpflaster, wie es bereits im Goldenen Quartier und jüngst auch in der verkehrsberuhigten und aufgehübschten Herrengasse umgesetzt worden ist.
    • Auch soll es großzügige Begrünungen der Straßenzüge rund ums Hotel geben – aktuell ist hier kein einziger Baum, Strauch und kein Stück Wiese, wer Natur sehen möchte, muss zur Ringstraße und zum nahen Stadtpark wandern.
    • Zahlreiche Parkplätze in den drei Gassen müssten in diesem Fall dann weichen, einerseits für die Begrünungen, andererseits für Flanier- und Schanigarten-Zonen, wie sie ebenfalls in den Renderings zu sehen sind.
    • Und last but not least sollen angeblich Gespräche mit den Geschäftsleuten und Gastronomen der umliegenden Betriebe geführt werden, damit diese ihr Angebot dem High-Class-Anspruch des Hotels anpassen können – auch hier könnte das Goldene Quartier als Vorbild dienen, wo das "Park Hyatt Hotel" (die ehemalige "Länderbank"-Zentrale) von zahlreichen Luxusboutiquen und internationalen Edelmarken umrahmt wird.

    Wien hat das letzte Wort Vor allem für die straßenbaulichen Änderungen bedarf es allerdings der Zustimmung der Stadt Wien. Bislang war nicht zu erfahren, wie man im Rathaus über die Ideen der Investoren denkt und welche der Änderungen tatsächlich Aussicht auf Umsetzung haben. Und auch für einige Geschäftsleute der umliegenden Immobilien könnte der Wunsch nach Gentrifizierung ein Problem darstellen. Denn anders als rund ums Goldene Quartier, ist der Bereich rund um das Luxushotel bislang eher von mittelpreisigen Gastronomie- und Geschäftsangeboten geprägt gewesen, was eine durchaus sinnvolle Ergänzung zu den ohnedies immer höherpreisigeren Angeboten einige hundert Meter weiter stadteinwärts darstellt. Man wird sehen.

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