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Happy ohne Taylor: Wie 20.000 Swifties die Albertina stürmten
Welthauptstadt der Kultur, 2.0: Dass Wien Oper "kann", weiß man. Dass die Metropole aber auch ein junges Pop-Publikum zu entertainen versteht, hat sie nun der ganzen Welt bewiesen.
Deswegen ist keiner von ihnen nach Wien gekommen. Aber gut möglich, dass genau deswegen viele demnächst wiederkommen werden.
Gestrandete Swifties Insgesamt 200.000 Menschen wollten die drei Taylor-Swift-Konzerte vergangene Woche in Wien besuchen. Zigtausende Fans reisten dafür eigens an, viele sogar aus Übersee. Nach der kurzfristigen Absage aller drei Auftritte und der zwischenzeitlichen Entwarnung durch die Polizei, dass die mutmaßlichen Täter einkassiert worden seien und keinerlei Gefahr mehr bestünde, lautete die primäre Frage: Wie beschäftigt man tausende in Wien gestrandete und schwer enttäuschte Swifties so, dass sie ihren Aufenthalt trotzdem in guter Erinnerung behalten? Richtige Antwort: Man zeigt, was die Stadt sonst noch so zu bieten hat.
Zeigen, was man hat Und so wurde für tausende Swifties der Konzert-Marathon kurzerhand in eine komprimierte Wien-Woche umgewandelt. Mit Entertainment fast rund um die Uhr für alle Konzertkartenbesitzer, von kostenlosen Museumsbesuchen und vergünstigten Freibad-Angeboten über Gratis-Geschenke in diversen Shops bis zu unzähligen Clubs und Lokalen mit eigens zugeschnittenen Taylor-Themenabenden.
Singen und Schauen Ein Angebot, das von den Swifties dankend angenommen wurde. Wenn sie nicht zu gemeinsamen Singalongs in der Innenstadt oder der mittlerweile weltberühmten Corneliusgasse im 6. Bezirk spontan zusammenfanden, wurde die Stadt besichtigt. Mit Abstand am beliebtesten: die Albertina, mittlerweile längst zum internationalen Vorzeige-Museum Nummer 1 avanciert. 20.000 Swifties kamen hierher, um sich durch die diversen Sammlungen zu staunen.
Die beliebtesten Ziele der Swifties in Wien
- Die Albertina und ihre Dependence, die Albertina Modern, wurden binnen dreieinhalb Tagen von insgesamt 20.000 Swifties besucht.
- Das Haus der Musik begrüßte knapp 2.800 Swifties
- Das Mozarthaus Vienna zählte 2.700 Gäste aus der Swiftie-Community
- Das KunstHausWien im 3. Bezirk hatte 1.600 Swift-Fans zu Gast
- Das Mumok im MuseumsQuartier gewährte knapp 900 Swifties kostenlos Zutritt
- Das MAK zählte knapp 700 Gäste, ebenso wie das Jüdische Museum
- Dazu kommen tausende Badende in den Wiener Freibädern – hier hatten Konzertkartenbesitzer entweder freien Zutritt (Stadionbad), oder bekamen ermäßigten Eintritt (alle anderen Bäder der Stadt Wien)
"Swiftienna" wurde geboren Lohn der Mühen: Aus trauernden Swifties wurden fröhliche Swifties – und die trugen ihr Stimmungshoch zigtausendfach in die Social-Media-Welt hinaus. Nicht einmal 24 Stunden nach Bekanntwerden der islamistischen Anschlagspläne sprach weltweit niemand mehr über die bärtigen Wirrköpfe, sondern nur mehr über den Swiftie-Hype in Wien. Videos von den singenden Fans am Stephansplatz und von einem spontanen Heiratsantrag in der Menge (siehe Instagram-Link unten) gingen viral, Medien rund um den Globus coverten das Swiftie-Lebensgefühl in der Stadt und erklärten Wien kurzerhand zu "Swiftienna". Und dass Taylor Swift sich bis dahin mit keinem Wort an ihre treuen Fans wandte, war fast schon egal.
Wien "geht viral" Bei Wien Tourismus, wo man bereits Mittwochabend, unmittelbar nach der Absage der Konzerte, damit begonnen hatte, nach möglichen kostenlosen Alternativprogrammen für die Swifties zu suchen, hat man den unmittelbaren medialen Impact der vergangenen Tage analysiert. Ergebnis: Wien war in denen vergangenen Tagen weltweit in aller Munde.
Die digitalen Auswirkungen des Swiftie-Hypes in Wien
- Insgesamt 90.000 Online-Erwähnungen weltweit zählte man bis Montag Vormittag, der Grundtenor der allermeisten Storys war, wie sich die Stadt um das Wohl der gestrandeten Swifties gekümmert hat. "So tröstete Wien die Swifties" schreib etwa die deutsche "FAZ", und "Die Zeit" ergänzte: "Thank you, Swiftienna!"
- Videos von den Singalongs in der Innenstadt wurden weltweit gezeigt, viele US-TV-Sender führten Interviews mit jungen Amerikanerinnen, die eigens für die Konzerte nach Wien geflogen waren und nun über die gute Stimmung in der Stadt berichteten.
- Die Social-Media-Kanäle von Wien Tourismus waren mit einem regelrechten Hype konfrontiert, nachdem die ersten Fan-Videos aus Wien gepostet wurden. Eine Reichweite von drei Millionen sowie über 200.000 Likes plattformübergreifend zeigen das riesige Interesse an der Stadt, dass durch die positive Berichterstattung laufend angefacht wurde.
- Vor allem über den Instagram-Kanal von Wien Tourismus wurde ab Donnerstag zudem versucht, die Swifties in Wien miteinander zu verbinden und über die Aktivitäten in der Stadt zu informieren.
- Und eine laufend aktualisierte Seite auf der Homepage der Tourismus-Profis mit dem Überblick über sämtliche Angebote für Swifties wurde zwischen Donnerstag und Sonntag weit über 100.000 Mal aufgerufen.
Wo ist Taylor? So flexibel und geschickt die Stadt Wien mit dieser Situation umgegangen ist, so unverständlich erscheint immer mehr Bobachtern das (Nicht-)Verhalten von Taylor Swift selbst in der ganzen Sache. Bis Montag abends meldete sich die Sängerin nicht zu Wort oder kommentierte auf anderem Weg die Vorgänge in Wien. Für viele ihrer Hardcore-Fans nach wie vor kein Problem, die vielzitierte innige Beziehung zu ihren Fans wird dadurch allerdings doch zunehmend in Zweifel gezogen. Man darf gespannt sein, ob sie bei ihren geplanten fünf Auftritten in London (ab Donnerstag, dem 15. August), Stellung beziehen wird.
Wieviel Geld bekommen VIP-Karten-Besitzer? Ungeklärt scheint auch noch zu sein, wieviel Geld VIP-Karten-Besitzer rückerstattet bekommen. Es gab neben den normalen Konzerttickets auch VIP-Packages in diversen Größen zu kaufen. Bei diesen bekam man zum Konzertticket auch ein Paket mit Merchandise-Artikeln (Poster, Postkarten, Pins, Schlüsselanhänger oder Tote Bags) zugesendet.
Die meisten Käufer solcher Packages sollten ihre VIP-Boxen längst bekommen haben, einige sind nach wie vor unterwegs bzw. trudeln erst jetzt langsam ein, wie man von VIP-Käufern hört. Ob diese nun auch den vollen Kaufpreis (inkl. Aufpreis für die Merchandise-Artikel) rückerstattet bekommen, oder Abschläge für die Produkte in Kauf nehmen müssen, wird sich erst zeigen.