amy winehouse

13 Jahre nach ihrem Tod: Was taugt Amys Kino-Bio?

Zu früh? Zu geschmacklos? Fans protestieren gegen den Film, der das kurze, wilde Leben der Londoner Musik-Ikone nochmals Revue passieren lässt. Ab Donnerstag im Kino.

Die junge Amy (Marisa Abela) findet langsam zu ihrem Style, Sixties-Look und Mörder-Stimme inklusive. Der neue Film "Back to Black" erzählt ihre (viel zu kurze) Lebensgeschichte.
Die junge Amy (Marisa Abela) findet langsam zu ihrem Style, Sixties-Look und Mörder-Stimme inklusive. Der neue Film "Back to Black" erzählt ihre (viel zu kurze) Lebensgeschichte.
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Newsflix Redaktion
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Das Wichtigste stellt sie gleich zu Beginn des Films klar: "Ich bin kein Spice Girl!"

Nein, das ist sie definitiv nicht, nichts an ihr war jemals gekünstelt, gecastet oder gescripted. Eine authentischere Sängerin als die am 14. September 1983 in London geborene Amy Jade Winehouse hatte die Welt lange nicht gesehen. Keine zehn Jahre dauerte ihre Karriere, von 2002 bis zu ihrem frühen Tod mit 27 am 23. Juli 2011. Sie war geprägt von künstlerischen Höhenflügen und privaten Abstürzen, von Auszeichnungen und Zusammenbrüchen. Jetzt zeichnet eine neue Film-Biographie das Leben des tragischen Wunderkindes nach. "Back to Black" ist ab Donnerstag im Kino zu sehen.

Amys Weg Der Film, bei dem die britische Regisseurin Sam Taylor-Johnson Regie geführt hat (sie hat auch den ersten Teil der Sex-Saga "50 Shades of Grey" inszeniert), erzählt chronologisch die künstlerische Entwicklung einer der wichtigsten Interpretinnen des frühen 21. Jahrhunderts nach. Von den musikalischen Einflüssen, die Amy Winehouse prägten – einige Onkel mütterlicherseits waren Jazzmusiker – über ihre erste eigene Gitarre mit 14 bis zu ihrer Rolle als Erste Sängerin des National Youth Jazz Orchestra, die sie mit 16 übernahm. Die ersten Auftritte mit eigenen Songs, die Entdeckung, die erste CD im Jahr 2003, die sofort bombig einschlug.

Die Menschen ihres Lebens Der Film legt großes Augenmerk auf die persönlichen Beziehungen, die Amy Winehouse prägten und die entscheidend für ihren Lebensweg gewesen sind. Zu ihrer Großmutter Cynthia, ihrem Vater Mitch, einem Londoner Taxifahrer – und zum Sänger Blake Fielder-Civil, in den sich die junge Amy Winehouse Hals über Kopf verliebt.

Faible für Bad Boys Sie lässt sich seinen Namen über ihrem Herzen tätowieren, er den ihren hinter einem Ohr. Sie legt ihm ihre Welt zu Füßen, er betrügt sie mit seiner Ex, zu der er zwischenzeitlich auch zurückkehrt und so Amys Herz bricht. Sie bräuchte Stabilität, um mit ihrem sehr sorglosen Alkoholumgang besser klarzukommen, er führt sie an harte Drogen heran.

Absturz auf Raten Was folgte war ein jahrelanger sukzessiver Absturz, kurzzeitig immer wieder unterbrochen von Aufenthalten in Kliniken und Entziehungsanstalten, schrecklich aus dem Ruder gelaufenen Auftritten, kurzen künstlerischen Höhenflügen – ihr zweites und auch letztes Album "Back to Black", das auch den Titel des Films vorgab, gewann fünf Grammys, mehr erreichte keine britische Künstlerin vor ihr – und immer wieder Alkohol- und Drogenexzessen. Ihren Freund Blake heiratete sie schließlich, das konnte den Absturz aber nicht bremsen, vermutlich eher im Gegenteil. Am 23. Juli 2011 wurde Amy Winehouse von ihrem Bodyguard tot in ihrem Bett aufgefunden. Die Obduktion ergab, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes mehr als vier Promille Alkohol im Blut hatte.

Das neueste Mitglied im "Club 27" Bald nach ihrem tragischen Tod wurde Amy Winehouse als jüngstes Mitglied zum so genannten "Club 27"gezählt, jener virtuellen Vereinigung stilprägender Künstler, die alle im Alter von 27 Jahren starben – zu den berühmtesten Mitgliedern des "Club 27" gehören Rolling-Stones-Gründungsmitglied Brian Jones, Gitarrist Jimi Hendrix, Doors-Frontman Jim Morrison, die Sängerin Janis Joplin und Nirvana-Gründer Kurt Cobain – und nun eben auch Amy Winehouse.

Amys künstlerischer Einfluss Doch wesentlich bedeutsamer als dieser Fan-Kult ist der Einfluss, den Amy Winehouse auf die ihr nachfolgende Künstlerinnen-Generation ausübte. So sind Stars wie Adele, Lady Gaga, Duffy oder Billie Eilish in ihrer Entwicklung eindeutig von Amy Winehouse und ihrer markanten Art der Interpretation beeinflusst worden.

    Start als Solokünstlerin mit Gitarre: Ihr exzentrisches Äußeres mit Bienenstockfrisur und Lidstrich legte sich Amy Winehouse (Marisa Abela) erst später zu
    Start als Solokünstlerin mit Gitarre: Ihr exzentrisches Äußeres mit Bienenstockfrisur und Lidstrich legte sich Amy Winehouse (Marisa Abela) erst später zu
    Studio Canal
    1/8

    Der Film Als Amy Winehouse brilliert die junge Britin Marisa Abela, die auf den Inseln als TV-Darstellerin große Popularität genießt. Aus dem restlichen Cast sticht vor allem der britische Charakterdarsteller Eddie Marsan heraus, der Amys Vater Mitch spielt und ihm eine sympathische Freundlichkeit gibt. Besonders gelungen dargestellt ist einerseits die Verwandlung von Amy vom braven Schoolgirl zur Rockröhre im ikonischen Sixties-Style mit Bienenstock-Frisur und dicken Lidschattenstrichen.

    Marisa singt Amy Und auch die Gesangs-Parts bekommt Amy-Darstellerin Marisa Abela mit Fortdauer des Films immer besser hin. Denn anders als ursprünglich geplant, kommen im Soundtrack keine originalen Amy-Winehouse-Konserven zum Einsatz, sondern singt die Schauspielerin alle Stücke selbst – und bekommt dabei die Eigenheiten von Amys Gesang, ihre Art der Phrasierung und Aussprche bestimmter Wörter, ausgesprochen gut hin.

    Viele Fans hassen den Film Doch auch wenn der Streifen bislang gute Kritiken erhielt, stößt er bei Hardcore-Fans der Sängerin auf pure Ablehnung. Und auch einige britische Medien schlossen sich dem Film-Bashing an. Als Begründung wird argumentiert, dass einerseits noch viel zu wenig Zeit seit dem Tod der Künstlerin vergangen ist und vielen Zusehern noch die teils wirklich schlimmen Auftritte unter Alkohol-und Drogeneinfluss in Erinnerung geblieben sind. Und deshalb gebe es keinen vernünftigen Grund, diesen Film jetzt schon zu veröffentlichen, außer die Versuchung, noch einmal kräftig Kasse zu machen mit Amys tragischem Leben.

    Böser Daddy? Und ein zweiter Ansatz der Kritik ist die Darstellung von Amys Vater Mitch im Film, die ausschließlich freundlich und positiv ist. Im wahren Leben, so argumentieren Fans, sei Mitch Winehouse eine der treibenden Kräfte gewesen, die seine Tochter immer weiter zu Auftritten gedrängt hätten, auch wenn diese vielmehr Ruhe, Abgeschiedenheit und Therapie benötigt hätte. Und auch nach Amys Tod hätte Mitch Winehouse kaum eine Gelegenheit ausgelassen, aus seinem toten Kind noch Kapital zu schlagen - und in diesem Lichte sei auch der Film zu sehen.

    Wie auch immer Unterm Strich ist "Back to Black" ein sorgfältig recherchiertes, gut inszeniertes und mitreißendes Stück Musikgeschichte, das seinen Zweck erfüllt, einen Einblick in das Leben dieser außergewöhnlichen Interpretin zu geben. Und wer noch tiefer in das tragische Schicksal der Sängerin eintauchen möchte, dem sei der Oscar-gekrönte Dokumentarfilm "Amy" von Asif Kapadia aus dem Jahr 2015 ans Herz gelegt. Danach bleibt kaum mehr eine Frage über das Leben der Amy Winehouse offen.

    "Back to Black", USA, GB 2024, 122 Minuten, ab 11. April im Kino

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