neu im kino

"Deadpool & Wolverine": Gewaltorgie mit Augenzwinkern

Das Team-Up der Marvel-Publikumslieblinge bringt ultra-brutale Action, Sarkasmus ohne Ende und eine reichlich wirre Handlung – aber die interessiert ohnedies kaum wen. Ab jetzt im Kino.

Ab 25. Juli in den österreichischen Kinos: "Deadpool & Wolverine" mit Ryan Reynolds und Hugh Jackman
Ab 25. Juli in den österreichischen Kinos: "Deadpool & Wolverine" mit Ryan Reynolds und Hugh Jackman
Walt Disney Company / 20th Century Studios
Newsflix Redaktion
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Wer das moderne Hollywood verstehen will, muss seine beiden wichtigsten Grundsätze kennen:
1. Wenn etwas am Ende Geld verdient hat, dann war es ein Erfolg.
2. War es ein Erfolg, dann macht man es noch einmal.

Auf diesen beiden Säulen baut die Filmmetropole seit Jahrzehnten ihr wichtigstes und einträglichstes Geschäftsmodell auf. Unzählige "Franchises", also Filmserien, zeigen eindrucksvoll, wie viel Geld sich auf diese Weise verdienen lässt. Und das mit Abstand erfolgreichste "Franchise" ist jenes des "Marvel Cinematic Universe" (MCU), eine mittlerweile selbst für Fans nur mehr schwer überschaubare Vielzahl an unterschiedlichen Filmen und Serien mit den verschiedensten Helden aus Marvel-Comics, die in immer neuen Konstellationen und auf verschiedenen Zeitebenen ihre Abenteuer erleben.

Fast 30 Milliarden Dollar Bislang wurden im Rahmen des MCU 33 Filme umgesetzt, die alles in allem weltweit 29,7 Milliarden Dollar eingespielt haben. Doch zuletzt strauchelte das "Franchise" deutlich, die letzten Filme aus dem MCU, "The Marvels" und "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" (beide 2023 erschienen) blieben hinter den Erwartungen der Konzernmutter, der Walt Disney Company, zurück. "The Marvels" war sogar finanziell der bislang schlechteste Film im gesamten MCU.

Ladys and Gentlemen: Mr. Wolverine und Mr. Deadpool!
Ladys and Gentlemen: Mr. Wolverine und Mr. Deadpool!
Walt Disney Company / 20th Century Studios

Neustart mit zwei alten Bekannten Das soll "Deadpool & Wolverine" jetzt wieder ausbügeln. Der 34. MCU-Film, der seit dem 25. Juli in den österreichischen Kinos läuft, ist ein Team-Up zweier alter Bekannter aus dem Marvel-Universum. Deadpool, dargestellt von Ryan Reynolds, hatte bereits zwei Filmauftritte (2016 und 2018), die beide aufgrund ihrer Machart von Fans wie Kritik begeistert aufgenommen wurden. Und Wolverine (dargestellt von Hugh Jackman), der eigentlich ein Mitglied der Superhelden-Gruppe X-Men ist, war bereits neun Mal im Kino zu sehen (von 2000 bis 2017), ehe er im letzten Film, "Logan", den Heldentod sterben durfte. Egal, er ist zurück (dazu später mehr) und die beiden kämpfen, töten, kabbeln und kalauern sich durch 128 anarchistisch-brutale Filmminuten.

Worum geht es? Wer diese Frage mit "als ob das tatsächlich relevant ist" beantwortet, hat wahrscheinlich recht. Denn im Grunde ist "Deadpool & Wolverine" eine mehr als zwei Stunden lange Action- und Gewalt-Orgie, die von sarkastischen, lakonischen oder schlicht alle Regeln des Anstands verletzenden Sprüchen begleitet wird. Um das alles irgendwie zusammen zu halten, gibt es dennoch eine Story, in der Deadpool (nunmehr Autoverkäufer) zum Weltenretter werden möchte, deshalb Wolverine (der aber  2017 gestorben ist) finden und dafür durch diverse Marvel-Universen reisen muss, um schließlich einen parallel existierenden Wolverine als Partner anzuwerben.

Im Grunde ist alles egal Dann töten sich die beiden in irrwitzigen Action-Kampfszenen vielfach gegenseitig (was aber ohne Folgen bleibt, weil sie aufgrund ihrer Genetik alle Verletzungen sofort ausheilen können) bis sie erkennen, dass das überhaupt keinen Sinn hat, und werden schließlich von einer "Multiversumspolizei" in eine unwirtliche Wüstenwelt verbannt, wo sie diverse andere, in Ungnade gefallene Marvel-Charaktere treffen. Hä? genau. Aber am Ende, soviel sei verraten, wird die Welt wieder einmal gerettet.

Außer gekämpft und getötet wird in "Deadpool & Wolverine" vor allem gekämpft und getötet
Außer gekämpft und getötet wird in "Deadpool & Wolverine" vor allem gekämpft und getötet
Walt Disney Company / 20th Century Studios

The Charme is gone Als Deadpool 2016 erstmals das Licht der Kinoleinwand erblickte, war er gewissermaßen ein Outlaw unter all den braven Marvel-Superhelden. Charakterlich ambivalent, in seiner Motivation streng egoistisch und im Maß der Gewaltanwendung ultra-brutal, hatte er dennoch für jeden zerschmetterten Körper einen flotten Spruch auf den Lippen. Kongenial dargestellt wurde Deadpool vom sympathischen Kanadier Ryan Reynolds, und um die Verschmelzung von Schauspieler und Rolle perfekt zu machen, wendete sich Reynolds im Film immer wieder direkt ans Publikum und kommentierte dies und das. Die Fans liebten es.

Die Spandex-Jungs All das macht Reynolds auch dieses Mal wieder, sogar noch exzessiver – aber der Charme des ersten Mals ist verflogen. Das liegt vor allem an Wolverine, der sich nach seiner Wiederauferstehung (oder Wiedereinführung oder was auch immer) ebenso grimmig und grollend durchs Leben tötet wie in allen Filmen davor. Als gegenseitige Stichwortgeber funktionieren die Jungs in ihren gelben bzw. roten Spandex-Kostümen hervorragend und man merkt in jeder Szene, dass sie Chemie zwischen den beiden absolut stimmt. Aber von Charme oder gar Augenzwinkern ist nicht mehr viel zu spüren. Vielmehr ist es Marvel as usual, könnte man sagen.

Auch zahlreiche Nebenfiguren aus den ersten beiden "Deadpool"-Teilen haben wieder ihren Auftritt
Auch zahlreiche Nebenfiguren aus den ersten beiden "Deadpool"-Teilen haben wieder ihren Auftritt
Walt Disney Company / 20th Century Studios

Neuankömmlinge im MCU Dabei sind beide Charaktere eigentlich Neuankömmlinge im offiziellen Marvel-Universum, obwohl die Figuren mit zu den ältesten der Marvel-Belegschaft gehören. Wolverine wurde bereits 1974 für die Marvel Comics geschaffen, Deadpool trat 1991 das erste Mal in einem Marvel-Comic auf. Doch mit Beginn der Bestrebungen des Comic-Verlages in den 1990er-Jahren, seine Helden auch auf die Kinoleinwand zu bringen, wurden Lizenzen an diverse Filmfirmen vergeben.

Erster Film bereits im Jahr 2000 So sicherte sich Columbia Pictures die Verfilmungsrechte an Spider-Man (erster Film 2002 mit Tobey Maguire), während 20th Century Fox die Rechte an den X-Men kaufte und bereits ab 2000 Filme über das Superheldenteam produzierte – u.a. mit dem damals noch unbekannten Hugh Jackman als sinistrer Superheld Wolverine. Insgesamt 13 Filme drehte 20th Century Fox mit Marvel-Charakteren, darunter auch die beiden ersten Deadpool-Filme. 2019 wurde das Studio schließlich an Disney verkauft.

Einer der heimlichen Stars des Films: Hundedame Peggy als Dogpool
Einer der heimlichen Stars des Films: Hundedame Peggy als Dogpool
Walt Disney Company / 20th Century Studios

Disney will alles Mit der Übernahme bekam Disney schließlich auch die letzten Marvel-Figuren, an denen man noch nicht die Verfilmungsrechte hatte, unter seine Fittiche. Darunter eben auch die beiden Publikumslieblinge Wolverine und Deadpool. Und da der Marvel-Supertanker aktuell eben gerade ein wenig schlingert, kam nichts gelegener, als die beiden Sympathieträger zu vereinen und mit 200 Millionen Dollar Budget einen Mega-Haudrauf-Film zu zimmern. Zum Vergleich: Die beiden ersten "Deadpool"-Filme hatten gemeinsam ein Budget von etwa 150 Millionen Dollar.

Wie es mit dem MCU weitergeht? Für Disney war das MCU bislang so gut wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Es ist nicht zu erwarten, dass sich der "Mäuse-Konzern", unter dessen Dach mittlerweile auch "Star Wars" oder Pixar daheim sind und weiter prosperieren, von einigen schwächeren Einspielergebnissen einschüchtern lässt. Aktuell sind derzeit zehn weitere Filme unter dem Dach des Marvel Cinematic Universe geplant, alleine 2025 sollen vier Filme erscheinen ("Captain America: Brave New World", "Thunderbolts", "Die fantastischen Vier" und "Blade"). Und wenn die Deadpool-Wolverine-Kombination beim Publikum gut ankommt, wird es auch hier sicher bald weiteren Nachschub geben. Ob mit oder ohne einer echten Story, ist da auch schon egal.

"Deadpool & Wolverine", USA 2024, 128 Minuten, derzeit im Kino

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