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Spätes Sequel: "Twisters" wirbelt durch die Kinos

Um den schwächelnden Kinomarkt zu retten, setzten die Studios auf Fortsetzungen zu 80er- und 90er-Jahre-Hits. "Twisters" knüpft hier nahtlos an. Ab sofort im Kino.

Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones) und Social-Media-Star Tyler Owens (Glen Powell) Auge in Auge mit dem aufziehenden Sturm
Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones) und Social-Media-Star Tyler Owens (Glen Powell) Auge in Auge mit dem aufziehenden Sturm
Warner Bros.
Newsflix Redaktion
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Im Original, "Twister", das auch schon wieder 28 Jahre alt ist, jagten Helen Hunt und Bill Paxton die schlimmsten Tornados, um ihnen wissenschaftliche Erkenntnisse abzuringen und brachten dabei auch ihre eigentlich bereits gescheiterte Ehe wieder ins Lot. Ende gut, alles gut, könnte man sagen, eine Fortsetzung drängte sich nicht gerade auf. Dass jetzt dennoch ein zweiter Teil mit dem schön weiterführenden Titel "Twisters" entstanden ist, war längst keine Selbstverständlichkeit – es gäbe unzählige andere Filme aus jener Ära, die sich mehr für eine Fortsetzung empfehlen. Andererseits darf man "Twisters" getrost als Glücksfall bezeichnen, der tatsächlich ordentlich frischen Wind in die heimischen Kinos bringt.

Hollywood liebt Fortsetzungen Dabei sind Sequels, Prequels etc. natürlich längst keine Neuigkeit, gerade das moderne Blockbuster-Kino lebt davon: Spielt ein Film genug Geld ein, fackeln Filmstudios in der Regel nicht lange, um so bald wie möglich einen zweiten (oder dritten …) Teil nachzuschießen. Die filmische Qualität ist da in den wenigsten Fällen das Hauptaugenmerk. Noch weiter getrieben wird das Prinzip mit Reihen wie "Mission: Impossible", "Scream" oder "The Conjuring", wo die Cashcow bis zur Erschöpfung gemolken wird.

"Top Gun: Maverick" als Game Changer Diese typischen Fortsetzungen erscheinen in der Regel in zeitlicher Nähe zum Original. Logisch: Das Publikum des vorangegangenen Teils soll gehalten werden und sich noch gut an den Film erinnern können. Anders machte das der Blockbuster "Top Gun: Maverick". Der Originalfilm "Top Gun" erschien bereits 1986, das Sequel, nach mehrmaliger Pandemie-bedingter Verschiebung, erst 36 Jahre später, im Jahr 2022.

Raufen sich zusammen: Kate und Tyler im Angesicht des Hurrikans
Raufen sich zusammen: Kate und Tyler im Angesicht des Hurrikans
Warner Bros.

Zweifel und Skepsis Davor hatte sich in der Branche große Skepsis breit gemacht, ob ein solches Unterfangen, einen Kultfilm von vor über 30 Jahren "aufzuwärmen" - noch dazu mit dem gleichen, sichtlich gealterten Hauptdarsteller - gelingen kann. Hinzu kamen Befürchtungen von Fans des Originals, dass ihr Lieblingsfilm "zerstört" werden würde. Tom Cruise und sein Regisseur von Teil 2, Joseph Kosinski, straften jedoch alle Zweifler Lügen, der Film gilt inzwischen als einer der besten Mainstream-Filme der letzten 10, 15 Jahre.

Nostalgie-Welle Wie das immer bei großen finanziellen Erfolgen ist, ließen die Nachahmer nicht lange auf sich warten. Im Fahrwasser von "Top Gun: Maverick" entstanden u.a. "Ghostbusters: Legacy" oder zuletzt "Beverly Hills Cop: Axel F" und "Mad Max: Fury Road". "Alien: Romulus" und "Gladiator 2" erscheinen noch dieses Jahr. Und auch der Amazon Prime-Hit "Road House", wenngleich ein Reboot und kein Sequel, reiht sich charakterlich in die Riege dieser Filme ein, die die Nostalgie-Welle reiten.

Schon schön: Tyler Owens (Glen Powell) beim Wet-T-Shirt-Contest für Cowboys
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Warner Bros.

Fliegende Kühe Nun kommt also "Twisters", die späte Fortsetzung von "Twister". Der Katastrophenfilm aus dem Jahr 1996 von Regisseur Jan de Bont, nach seinem Hit "Speed" damals ein sehr gefragter Mann in Hollywood, spielte zwar ordentliche 500 Millionen Dollar ein, wurde aber von der Kritik mit eher mäßigen Bewertungen bedacht. In Erinnerung blieben trotzdem die für damalige Verhältnisse atemberaubenden Aufnahmen von Wirbelstürmen, das Bild einer fliegenden Kuh wurde geradezu ikonisch. Da sah man über erzählerische Schwächen gerne hinweg.

Darum geht's in "Twisters" Im Zentrum des eigenständigen Sequels steht Kate Cooper (Daisy Edgar-Jones), die mit ihrer Crew Jagd auf Tornados macht, um ein experimentelles Forschungsprojekt zu testen, das Tornados zum "Zusammenfallen" bringen soll. Bei einem tragischen Unfall in einem Riesentornado verlieren drei ihrer Freunde das Leben, nur sie und Javi (Anthony Ramos) überleben. Traumatisiert lässt Kate das Stürmejagen bleiben und verdingt sich in der Wetterforschung.

Fun, fun, fun: Der Social-Media-Sturmjäger mit seinen Fans
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Überlebenskampf im Auge des Sturms Fünf Jahre später trifft sie das erste Mal seit langem wieder auf Javi, der sie davon überzeugen will, ihn beim Einsatz einer neuen Tornado-Tracking-Methode zu unterstützen, die ertesten soll. Gemeinsam reisen sie nach Oklahoma, wo sie auf den selbsternannten "Tornado Twister" Tyler Owens treffen (gespielt von Glen Powell, eine weitere Parallele zu "Top Gun: Maverick", der derzeit auch mit "A Killer Romance" in den heimischen Kinos vertreten ist). Owens ist Social Media-Star, doch als die Wirbelstürme immer größer werden, wird aus Spaß Ernst und die grundverschiedenen Kate und Tyler müssen ihre Kräfte bündeln.

Atemberaubender Actionfilm Wenngleich der Plot nicht sonderlich innovativ klingt, funktioniert er einwandfrei: Das liegt an der geerdeten Erzählweise, aber auch der Regie von Lee Isaac Chung. Dem bisher eher für Independent-Autorenfilme ("Minari") bekannten US-Regisseur gelingt so ein ähnliches Kunststück wie den Machern von "Top Gun: Maverick": Ein atemberaubender Actionfilm mit tollen Bildern, der die besseren Elemente des Originals übernimmt und das Setting vorsichtig modernisiert, ohne aufdringlich zu wirken. Ein erstklassiger Unterhaltungsfilm, der sich atmosphärisch und erzählerisch am 90er-US-Kino orientiert - was hier ein Kompliment ist.

Gut festhalten! Lily (Sasha Lane), Tylers Drohnenpilotin, wird von ihrem Boss (Glen Powell) vor dem Hurrikan bewahrt
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Warner Bros.

Viele Parallelen Wenn man sich die Produktionsdaten genauer anschaut, findet man noch einen Anknüpfungspunkt zu "Top Gun: Maverick": Die Story zu "Twisters" stammt nämlich aus der Feder von "Top Gun"-Regisseur Joseph Kosinski. So überrascht es auch wenig, dass der Film eine eindeutige Verwandtschaft zu dem Flieger-Spektakel aufweist. Er erreicht zwar nicht dessen Qualität und Virtuosität, wird aber sehr wahrscheinlich trotzdem DER Sommer-Blockbuster des Jahres werden. Und das zurecht, da er sich auf die Stärken des US-Kinos besinnt, auch vor etwas Pathos nicht zurückschreckt und nicht um jeden Preis neu, hip und modern sein will.

Fazit So hat der Film für alle was zu bieten: Action, Spannung, eine interessante Erzählung, tolle Bilder und sympathische Figuren. Und etwas Romantik, inmitten des Sturms. Hier macht man mit einem Kinobesuch nichts falsch. Und ganz nebenbei übertrifft "Twisters" auch noch locker das Original.

"Twisters", USA 2024, 123 Minuten, ab sofort im Kino

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