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Neues von "Game of Thrones": Die Drachen fliegen wieder
Für die zweite Staffel des GoT-Prequels "House of the Dragon" wurde mehr Geld denn je aufgewendet. Ob sich so neue Fans für die Saga gewinnen lassen, ist fraglich. Ab 17. Juni auf Sky.
Zugegeben, "House of the Dragon" hatte keinen leichten Start. Die Nachfolgeserie von Game of Thrones", die als Prequel, also als Vorgeschichte zu "GoT" angelegt ist, musste sich von Beginn an mit viel Kritik auseinandersetzen: Weniger politisch als "GoT", weniger wuchtiges Königsdrama nach Shakespeare'schem Vorbild, weniger komplex und gewagt, weniger Schlachten, kurz: einfach weniger spannend als "Game of Thrones", die Fantasy-Über-Serie schlechthin.
Den Fans gefällt's Andererseits: In Fan-Kreisen kam die knapp 200 Jahre vor den Ereignissen der ersten "GoT"-Staffel spielende Serie über den Aufstieg des Hauses Targaryen keineswegs schlecht an. Die erste Folge von "House of the Dragon", die im August 2022 am US-Kanal HBO und im deutschsprachigen Raum bei Sky ausgestrahlt wurde, sahen seinerzeit knapp zehn Millionen Menschen. Damit war es die erfolgreichste HBO-Serien-Premiere aller Zeiten. Und nur wenige Tage später wurde bereits eine zweite Staffel in Auftrag gegeben.
Staffel 2 mit acht Folgen Die feiert nun am 17. Juni ihre deutschsprachige Premiere, nachdem sie in den USA bereits einen Tag früher gestartet ist. Die erste Folge von "House of the Dragon", Staffel 2, ist bei Sky zu sehen, im Wochenrhythmus kommt bis inklusive 5. August jeden Montag eine weitere Folge dazu.
Worum geht es bei "House of the Dragon"? Die Serie erzählt die Vorgeschichte des Hauses Targaryen, eines der zahlreichen Geschlechter, die in "Game of Thrones" knapp 200 Jahre später eine Rolle spielen. In diesem trägt sich ein Erbfolgekrieg zu, der später (als zu jener Zeit, in der "GoT" spielt) als "Tanz der Drachen" bezeichnet werden wird und den langsamen Niedergang des Hauses Targaryen einleitete.
Grün vs. Schwarz Der Krieg wird nach dem Tod von König Viserys Targaryen zwischen zwei Seiten seiner Familie geführt: auf der einen Seite steht seine Tochter Rhaenyra, die Viserys Bruder (also ihren Onkel) Daemon geheiratet hat. Auf der anderen Seite die Kinder von Viserys zweiter Frau, Königin Alicent Hohenturm, deren und Viserys’ erster Sohn Aegon zum neuen König gekrönt wird. Die beiden Seiten, zu deren wichtigsten Waffen fliegende Kampfdrachen gehören, die von den besten Kriegern geritten werden, werden als "die Schwarzen" (also alle um Rhaenyra und ihren Mann Daemon) und "die Grünen" (alle um Königin Alicent und ihren Sohn Aegon) bezeichnet – nach den heraldischen Farben der Häuser Targaryen und Hohenturm.
Das passiert in Staffel 2 (Achtung, Spoiler!) Wer die erste Staffel von "House of the Dragon" noch nicht komplett gesehen hat, sollte diesen Absatz überspringen. Am Ende von Staffel 1 stirbt Rhaenyras Sohn Lucerys im Drachenkampf gegen seinen Widersacher Aemond, dem Lucerys einige Zeit zuvor ein Auge ausgestochen hatte. Rhaenyra sinnt verständlicherweise auf Rache. Wie diese aussieht, darum geht es in Staffel 2 – und zwar auf typische "House of the Dragon"-Art. Soll heißen: Es treten noch mehr Protagonisten auf als in Staffel 1, die Verstrickungen werden immer unübersichtlicher und es wird jede Chance genützt, die Kampfdrachen zu satteln und eindrucksvoll über Schlachtfelder oder pittoreske Burgen zu fliegen.
Mega-Budget Etwa 20 Millionen Dollar, so hört man, ließ sich HBO jede einzelne Folge der zweiten Staffel kosten. Das Geld ging einerseits in einen riesigen Cast und ebenso viele Locations, andererseits in unzählige computergenerierte Szenen, die vor allem die feuerspeienden Drachen und deren Flüge eindrucksvoll darzustellen vermögen. Ungeachtet dessen wird sich vermutlich auch Staffel 2 – wie auch bereits die Premierenstaffel – schwer tun, den Erfolg von "Game of Thrones" zu wiederholen oder gar neue Fans an das Fantasy-Franchise (wie derartige, inhaltlich zusammenhängende Serien im Hollywood-Sprech genannt werden) heranzuführen.
Der Funke springt nicht über Dafür gibt es mehrere Gründe. "Game of Thrones" war, zum einen, in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Die 2011 gestartete Serien-Umsetzung der ausufernden Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" des US-Autors George R. R. Martin war beinahe ebenso umfangreich, komplex und vielschichtig wie die Buchvorlage. Vor allem die ersten Staffeln (insgesamt erschienen von "GoT" acht Staffeln mit gesamt 73 Episoden) folgten dabei den Büchern sehr werkgetreu – so etwas lieben die Fans.
Meilenstein im Serien-Business Dazu kommt, dass "Game of Thrones" mit zahlreichen ungeschriebenen Regeln des Serien-Geschäfts brach. Es war nicht nur extrem komplex aufgebaut, sondern auch in seiner Darstellung von Handlungen und Personen sehr differenziert und über weite Strecken unvorhersehbar. Es gab immer wieder Todesfälle auch von wichtigen Protagonisten, es gab überraschend viel Nacktheit, durchaus progressive Elemente unter den Protagonisten und der "Drachen-Anteil", also der Fantasy-Aspekt in der Serie, blieb über weite Strecken im Hintergrund.
Weniger Fantasy, mehr Shakespeare "GoT" war mehr eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung von der Wucht eines Shakespeare-Dramas denn eine Fantasy-Serie. Und wem diese Teile der Handlung nicht interessieren, der kann sie einfach ausblenden und sie Story "funktioniert" dennoch hervorragend und ist packend und frisch. Nicht umsonst gilt die Produktionsfirma HBO seit vielen Jahrzehnten als d e r Erneuerer der modernen Serienlandschaft. Meilensteine wie "Die Sopranos", "True Detective", "Succession", "The Wire" oder "Boardwalk Empire" wurden von HBO in Auftrag gegeben und gelten als Klassiker in ihren Genres.
59 Emmys für "Game of Thrones" Lohn der Anstrengungen: "Game of Thrones" erhielt über acht Saisonen insgesamt 59 Emmys (wie die Fernseh-Oscars in Hollywood heißen) bei 163 Nominierungen. Keine Serie wurde öfter ausgezeichnet. Die Latte für "House of the Dragon" liegt also gehörig hoch – und es sieht derzeit nicht so aus, als könnte die Serie diese überspringen. Das Prequel ist von der Inszenierung her eher konventionell und lässt die kreative Wucht des Vorgängers vermissen. Die Motivationen der handelnden Personen sind wesentlich weniger vielfältig und progressiv. Und vor allem Neueinsteiger in die Welt von "House of the Dragon" werden sich anfangs schwer tun, die Charaktere zu unterscheiden, da sich viele der Protagonisten sehr ähnlich sehen – und die einander stark ähnelnden Namen helfen da auch nicht wirklich weiter.
Staffel 3 und 4 sollen kommen Doch der kommerzielle Erfolg von "House of the Dragon" scheint zu passen. Wie man hört, wird bereits an den Staffeln 3 und 4 gebastelt, das offizielle Okay für die Fortsetzungen scheint nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Und auch die Abrufe halten offensichtlich, was sich HBO verspricht. Es sieht also so aus, als würden die Kampfdrachen noch geraume Zeit die Lüfte (un-)sicher machen.
"House of the Dragon", Staffel 2, USA 2024, 8 Folgen, Folge 1 ab 17. Juni auf Sky, danach bis 5. August jeden Montag eine weitere Folge