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"To the Moon": War die Mondlandung doch ein Fake?

USA Ende der 1960er: Eine Marketingspezialistin soll den Amerikanern den geplanten Flug zum Mond schmackhaft machen – gegen den Willen des NASA-Verantwortlichen. Derzeit im Kino.

Marketingspezialistin Kelly Jones (Scarlett Johansson) soll den Amerikanern "den Mond verkaufen", NASA-Mann Cole Davis (Channing Tatum) hat so seine Probleme damit: Die Neo-Screwball Comedy "To the Moon" läuft derzeit in den österreichischen Kinos und bald auf Apple TV+
Marketingspezialistin Kelly Jones (Scarlett Johansson) soll den Amerikanern "den Mond verkaufen", NASA-Mann Cole Davis (Channing Tatum) hat so seine Probleme damit: Die Neo-Screwball Comedy "To the Moon" läuft derzeit in den österreichischen Kinos und bald auf Apple TV+
Sony Pictures
Newsflix Redaktion
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Es gibt einige Parallelen zwischen den USA in den späten 1960ern und den USA heute: Das Land ist in der Krise, konfrontiert mit vielfältigen globalen Herausforderungen. Und es gibt einen maßgeblichen Politiker, der es mit der Moral nicht ganz so genau nimmt – damals war das Präsident Richard Nixon, heute ist es Ex- und Vielleicht-bald-wieder-Präsident Donald Trump.

Wettlauf zum Mond Während aber heute der "gemeinsame Feind" fehlt und das Land primär mit sich selbst im Clinch liegt, hatten damals das Ideal des "American Dream" und der in einem "Kalten Krieg" ausgefochtene Kampf "gegen das Böse" – also die Sowjetunion – noch eine einigende Zugkraft. Hinzu kam ein technologisches Wettrüsten mit den Russen, das in der Frage gipfelte, welche Großmacht zuerst einen Mann auf den Mond bringt. Die Antwort darauf sollte auch symbolische Wirkung nach innen und nach außen haben – und ist der Motor der elegant-charmanten Neo-Screwball Comedy "To the Moon", die derzeit in den heimischen Kinos zu sehen ist.

"Ein großer Schritt für die Menschheit" Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt: Die USA schossen 1969 als erste Nation Neil Armstrong und seine Kollegen Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins auf die große Reise zum Erdtrabanten. Armstrong und Aldrin hüpften auf der Mondoberfläche herum, die dabei vor den Kameras wirkungsvoll platzierte amerikanische Flagge war Höhepunkt des Triumphes und der Selbstbestätigung der USA als Weltmacht Nummer 1.

Oder war doch alles ein Fake? Doch bereits damals kamen (inzwischen hinlänglich widerlegte) Verschwörungstheorien über eine gefälschte Landung auf, die nicht im Weltall, sondern in einem Filmstudio stattgefunden haben soll. Hier setzt "To the Moon" an, der eine fiktive, alternative und sehr amüsante Version der Geschichte der Mondlandung erzählt.

Augen nach oben! Cole Davis (Channing Tatum) und Henry Smalls (Ray Romano) im Kontrollraum des Space Centers der NASA in Houston, Texas
Augen nach oben! Cole Davis (Channing Tatum) und Henry Smalls (Ray Romano) im Kontrollraum des Space Centers der NASA in Houston, Texas
Sony Pictures

Mondlandung als PR-Show Im Zentrum des Films von Regisseur Greg Berlanti (sein Coming-of-Age-Drama "Love, Simon" von 2018 erhielt hervorragende Kritiken) stehen der Korea-Kriegsveteran und nunmehrige Direktor des NASA-Space Centers in Houston, Cole Davis (Channing Tatum) und die Werbefachfrau Kelly Jones (Scarlett Johansson), die nach einigen Fehlschlägen der NASA von der Regierung beauftragt wird, den Amerikanern die anstehende Mondlandung schmackhaft zu machen ("Sell the moon!").

Vielerlei Knistern Nach einem zufälligen ersten Kennenlernen der beiden in einem Diner, bei dem es bereits ordentlich zu knistern beginnt (und das nicht nur, weil das Tischtuch Feuer fängt), verläuft das zweite Aufeinandertreffen zwischen Cole und Kelly komplett konträr: Denn die selbstbewusste und smarte Karrierefrau taucht mit ihrer Assistentin unerwartet bei der NASA auf. Der Auftrag dafür kam vom undurchsichtigen Regierungsagenten Moe Berkus (Woody Harrelson) und Kelly legt auch sogleich damit los, die Mondlandung in eine riesige PR-Show umzufunktionieren.

Ihr Job ist es, den Amerikanern seinen Job zu verkaufen: Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Cole Davis (Channing Tatum) in "To The Moon"
Ihr Job ist es, den Amerikanern seinen Job zu verkaufen: Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Cole Davis (Channing Tatum) in "To The Moon"
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Gegensätze … Der wortkarge Veteran Cole ist darüber alles andere als erfreut: Denn er versteht sich als pflichtbewusster Diener seines Landes, der nur seine Mission vor Augen hat und diese zu Ende führen will. Er agiert seriös, professionell, kontrolliert - und ist damit das genaue Gegenteil der extrovertierten Kelly, der alle Mittel recht sind, um zu bekommen, was sie will.

Doris Day lässt grüßen Dass Scarlett Johansson, die hier in mancherlei Hinsicht auf den Spuren von Doris Day wandelt, das überzeugend und sexy spielen kann, überrascht wenig. Dass Channing Tatum ebenfalls eine derart nuancierte Darstellung gelingt, mit Gespür für Humor und Timing, eher schon. Jedenfalls ist mit der Etablierung der beiden gegensätzlichen Charaktere das Feld bereitet für eine klassische Screwball-Komödie, die "To the Moon" in Ansätzen auch ist.

Überrascht mit feinem komödiantischem Talent und einem Gespür für Timing und Humor: Channing Tatum als Koreakriegs-Veteran Cole Davis
Überrascht mit feinem komödiantischem Talent und einem Gespür für Timing und Humor: Channing Tatum als Koreakriegs-Veteran Cole Davis
Sony Pictures

Feiner Feel-Good-Film Regisseur Berlanti, ein geübter und vielfältig beschäftigter US-Produzent und -Regisseur, der bisher vorrangig fürs Fernsehen und Streaming tätig war, gelingt es, das Drehbuch von Rose Gilroy unterhaltsam in Szene zu setzen. Natürlich, die sich anbahnende Romanze zwischen Cole und Kelly ist nicht gänzlich frei von Klischees, ist vorhersehbar - aber so darf es bei Feel-Good-Komödien ja auch sein.

Dass sich Cole (Channing Tatum) und Kelly (Scarlett Johansson) gut leiden können, kommt wenig überraschend. Ihre Romanze ist vorhersehbar, aber nichts desto trotz charmant
Dass sich Cole (Channing Tatum) und Kelly (Scarlett Johansson) gut leiden können, kommt wenig überraschend. Ihre Romanze ist vorhersehbar, aber nichts desto trotz charmant
Sony Pictures

Mehr Rom-Com als Weltraumoper Nebenbei ist "To the Moon" auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie Mainstream-Filme anno 2024 aussehen können. Im Weltraum-Genre reiht sich "To the Moon" im soliden Mittelfeld ein. Vergleichbar in seiner Ausrichtung ist er eher mit Ron Howards "Apollo 13", wenngleich weniger dramatisch, oder mit Ridley Scotts "Der Marsianer", jedoch deutlich weniger virtuos gestaltet. Mit anspruchsvolleren Space-Filmen wie "Arrival", "Interstellar" oder Stanley Kubricks unerreichtem Meisterwerk "2001: Odyssee im Weltraum" hat er freilich recht wenig zu tun. Macht aber nichts, hier geht es mehr um Sentiment als Intellekt.

Politik als PR-Geschäft Neben der Liebelei zwischen den beiden Protagonisten ist das Hauptthema des Films natürlich die Mondlandung. Und diese Geschichte erzählt "To the Moon" auf recht kreative und – wie erwähnt – alternative Art: Nach dem tragischen Scheitern von Apollo 1 – während eines Tests kam es zu einem Brand in der Kapsel, bei dem alle drei Astronauten ums Leben kamen – ist ein Erfolg der Mission "Mann am Mond" für die US-Regierung von immanenter Bedeutung. So wichtig, dass man auf die Idee kommt, "zur Sicherheit" eine Version der Mondlandung im Studio zu drehen – für den Fall, dass bei der echten Mondlandung nicht alles glatt läuft.

Scheitern verboten! Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Cole Davis (Channing Tatum) wissen, was auf dem Spiel steht
Scheitern verboten! Kelly Jones (Scarlett Johansson) und Cole Davis (Channing Tatum) wissen, was auf dem Spiel steht
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Kubrick lässt grüßen Ob es solche Überlegungen damals tatsächlich gegeben haben mag, sei dahingestellt. Völlig an den Haaren herbeigezogen ist die Idee jedenfalls nicht. Denn bereits kurz nach der Mondlandung gab es allerlei Gerüchte, dass es bei dem Weltraum-Coup nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Und jahrzehntelang hielt sich das Gerücht, Star-Regisseur Stanley Kubrick persönlich hätte die Mondlandungs-Clips im Auftrag der US-Regierung am Set von "2001: Odyssee im Weltraum" gedreht. 2002 erschien sogar eine Mockumentary (also eine fiktionale Dokumentation) mit dem Titel "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond", die dieses Thema aufgreift.

Verschwörungen wohin man schaut Geheimdienstmann Moe Berkus beauftragt deshalb Kelly mit der Produktion eines gefakten Mondlandungs-Films, wofür sie einen befreundeten Werbe-Regisseur (etwas übertrieben als "Gay-Diva" von Jim Rash dargestellt) engagiert. Dass auch die Macher von "To The Moon" von der Kubrick-Story gehört haben, wird spätestens dann klar, als Kelly mit der Arbeit ihres Regisseurs unzufrieden ist und flucht: "Wir hätten Kubrick nehmen sollen." Doch der Fake-Film kommt doch noch zustande und obwohl die reale Besatzung der Apollo 11 einen realen Film am realen Mond dreht, verlangt Agent Berkus, die gefälschte Version im TV auszustrahlen. Denn nichts darf schief gehen, die Bilder sind wichtiger als die realen Ereignisse.

Cole Davis (Channing Tatum), Geheimdienstmann Moe Berkus (Woody Harrelson) und Kelly Jones (Scarlett Johansson) haben eine kleine Meinungsverschiedenheit
Cole Davis (Channing Tatum), Geheimdienstmann Moe Berkus (Woody Harrelson) und Kelly Jones (Scarlett Johansson) haben eine kleine Meinungsverschiedenheit
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So, liebe Kelly, jetzt musst du dich entscheiden Als jedoch der integre Cole Wind davon bekommt, rast er vor Wut, ist tief enttäuscht von Kelly und beendet die Romanze mit ihr jäh. Nun liegt es also bei ihr, sich für "das Richtige" zu entscheiden und nicht mehr vor dem Chaos, das sie mitverursacht hat, davonzulaufen. Eine klassische dramaturgische Aufforderung zur Charakterentwicklung, deren Ergebnis sich dann auch darauf auswirken wird, ob aus der Liebelei doch noch eine große Liebe werden kann …

Den Humor und die Durchsetzungsfähigkeit von Doris Day, den Schönheitsfleck von Marilyn Monroe: Scarlett Johansson als Marketing-Expertin Kelly Jones
Den Humor und die Durchsetzungsfähigkeit von Doris Day, den Schönheitsfleck von Marilyn Monroe: Scarlett Johansson als Marketing-Expertin Kelly Jones
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Fazit Ob die Marketing-Lady erkennt, was "das Richtige" ist und wie die Geschichte mit der gefakten Mondlandung letztlich ausgeht, kann man derzeit in den heimischen Kinos sehen – und zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Co-produzierenden Streamingdienst Apple TV+. Aber egal ob gleich oder später: Anschauen lohnt sich in jedem Fall, denn "To the Moon" ist ein positives Beispiel für mit Herz gemachte Mainstream-Filmunterhaltung, die sich auf die Tugenden des Mediums besinnt.

"To The Moon", USA 2024, 133 Minuten, im Kino

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