Video zeigt UNglück
"Wenn das passiert, hat das Schiff keine Chance mehr"
7 Tote im Tornado. Unglück? Ein Mordkomplott? Der Untergang der Segeljacht "Bayesian" des Hightech-Milliardärs Mike Lynch gibt Rätsel auf. Ein österreichischer Jacht-Experte erklärt, was wahrscheinlich passiert ist.
Eine Luxuskreuzfahrt für einen eingeschworenen Kreis von zwölf engen Vertrauten, einige davon aus der internationalen Finanzwelt.
Eine millionenteure Mega-Jacht, die binnen Minuten in einem apokalyptischen Sturm vor Sizilien untergeht, während alle anderen Schiffe in ihrer Umgebung unversehrt bleiben.
Mittlerweile sechs Tote – darunter auch der Besitzer des Schiffes, ein Selfmade-Milliardär und Hightech-Genie, das nach jahrelangem Prozess erst vor wenigen Wochen vom Verdacht des Betrugs beim Verkauf seiner Firma freigesprochen worden ist – und ein Mensch, der noch vermisst wird, siw 18-jährige Tochter von Lynch.
Ein Ex-Kompagnon und Mitangeklagter des Milliardärs, der keine 48 Stunden vor dem tragischen Schiffsunglück beim Joggen von einem Auto angefahren und getötet wird.
Ein Schiff, das in 50 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund liegt und in das die Retter dennoch mehr als zwei Tage lang nicht vordringen konnten, um nach den Vermissten zu suchen.
Thriller-Plot wird Realität Was klingt, wie dem Laptop eines überambitionierten Thriller-Autors entsprungen, ist allerdings tatsächlich geschehen, hält seit zwei Tagen vor allem die britische Öffentlichkeit in Atem und lässt im Internet die Verschwörungstheorien nur so ins Kraut schießen. Was Sie über das Rätsel der gesunkenen Jacht und ihres milliardenschweren Besitzers wissen müssen, wie es vermutlich zu dem Unglück gekommen ist und wie wahrscheinlich eine Verschwörung ist – hier die Antworten:
Was ist geschehen?
In den frühen Morgenstunden des 19. August tobte an der Nordküste Siziliens ein schweres Unwetter. Die Luxus-Segeljacht "Bayesian" ankerte zu diesem Zeitpunkt vor dem kleinen Städtchen Porticello, keine 15 Kilometer östlich von Palermo gelegen. Das 56 Meter lange Schiff mit dem knapp 73 Meter hohen Aluminiummast (der höchste jemals verbaute aus Aluminium) und einem Tiefgang von knapp unter 10 Metern war schlicht zu groß, um in das kleine Hafenbecken von Porticello einzulaufen. Also ankerte man einige hundert Meter draußen am Meer. Kurz nach vier Uhr früh kam es zu einem heftigen Unwetter, möglicherweise bildete sich ein Tornado, der das Schiff binnen Minuten zum Kentern brachte und sinken ließ, während alle anderen Schiffe in der Umgebung unversehrt blieben.
Wie viele Menschen waren an Bord? Und wer konnte sich retten?
Es waren zwölf Passagiere und zehn Besatzungsmitglieder an Bord der "Bayesian". 15 Menschen gelang es, von Bord zu gehen, sie wurden vom Kapitän eines anderen Segelschiffes, dem Deutschen Karsten Borner, aufgenommen. Der aus Kanada stammende Koch der Jacht, Recaldo Thomas, wurde ins Meer gespült und kam ums Leben. Sechs Menschen galten mehr als zwei Tage lang als vermisst, mittlerweile konnten fünf der sechs Vermissten tot geborgen werden – darunter auch der Eigentümer des Schiffs, der britische Geschäftsmann Mike Lynch. Man geht davon aus, dass sie im Bauch des Schiffes eingeschlossen wurden und keine Chance mehr hatten, es vor dem Sinken zu verlassen.
Wem gehört die "Bayesian"?
Besitzer des Schiffes war der britische Hightech-Unternehmer und Selfmade-Milliardär Mike Lynch, eine schillernde Figur im Wirtschaftsleben der Insel. Lynch, 59, wurde als "britischer Bill Gates" bezeichnet. Er gründete die Softwarefirma "Autonomy", die 2011 für knapp zehn Milliarden Euro an den US-Riesen Hewlett Packard verkauft wurde.
Doch Hewlett Packard verklagte Lynch und seinen Finanzchef Steve Chamberlain wegen Betruges, man fühlte sich über den finanziellen Zustand des Unternehmens getäuscht. Der Prozess dauerte viele Jahre, Lynch selbst stand ein Jahr lang unter Hausarrest. Erst im Juni 2024 entschied ein Geschworenengericht in San Francisco überraschend auf Freispruch für Lynch und Chamberlain. Hewlett Packard musste 8,8 Milliarden Dollar abschreiben, der Kauf von "Autonomy" gilt als eine der größten Übernahme-Pleiten im Silicon Valley.
Wer war bei Mike Lynch auf der Jacht?
Die Mittelmeer-Kreuzfahrt sollte einen Schlussstrich unter das Kapitel "Autonomy" ziehen und gleichzeitig ein Dankeschön für die Unterstützung in den Prozess-Jahren sein. Lynch lud dazu Familie, Freunde und Unterstützer auf seine Jacht ein. Vertraute berichteten in britischen Medien, dass der Tech-Milliardär eine ganz besondere Beziehung zu seinem Schiff hatte, in seinem Büro hatte er zahlreiche Fotos sowie ein Modell der "Bayesian" stehen. Der Törn sollte für den Milliardär die Rückkehr ins Leben symbolisieren.
Hatten die Vermissten eine Überlebenschance?
Zwei Tage lang wurden die Rettungskräfte nicht müde zu betonen, dass die geringe Chance bestanden hätte, dass Lufteinschlüsse in der versunkenen Jacht den Menschen ein Überleben hätten ermöglichen können.
Doch bis Mittwochnachmittag war es den Tauchern nicht gelungen, einen Weg ins Innere des Schiffs zu finden, da zahlreiche schwere Möbelstücke, die beim Untergang herumgeschleudert wurden, den Weg zu den Kabinen versperren. Dazu kommt, dass es den Tauchern aufgrund der Tiefe nur möglich ist, für jeweils zwölf Minuten in den Schiff vorzudringen, ehe sie wieder zurück an die Oberfläche müssen. Es wurde deshalb nach Angaben der Feuerwehr ein Loch in den Schiffsrumpf geschnitten, um zu den Kabinen, wo man die Vermissten vermutete, zu gelangen. Im Laufe des Mittwochnachmittag wurden fünf Personen aus dem Schiffsrumpf tot geborgen, die inzwischen auch bereits identifiziert worden sind.
Wer sind die sechs bisher gefundenen Toten
- Mike Lynch, 59 – Selfmade-Milliardär und Hightech-Guru, die "britische Antwort auf Bill Gates"
- Jonathan Bloomer, 70 – der britische Vorstandsvorsitzende des Bankhauses Morgan Stanley International
- Judy Bloomer, 71 – Frau von Jonathan und Schirmherrin einer Krebshilfeorganisation
- Christopher Morvillo, 59 – ein amerikanischer Anwalt, der die Verteidigung Lynchs vor Gericht in San Francisco koordinierte
- Neda Morvillo, 57 – Christopher Morvillos Ehefrau, eine New Yorker Schmuckdesignerin
- Recaldo Thomas, 58 – der Schiffskoch der "Bayesian", er wurde bei dem Unglück offenbar von Bord gespült und tot aus dem Meer geborgen
- Hannah Lynch, 18 – die Tochter von Mike Lynch und seiner Frau Angela Bacares, wird indes nach wie vor vermisst. Hannah hatte eben erst Matura gemacht und sollte in Oxford studieren. Ihre Mutter schaffte es in der Unglücksnacht an Deck und konnte gerettet werden. Die Retter gehen davon aus, dass sich Hannahs Leichnam ebenfalls noch an Bord des Schiffes befindet, Überlebenschance besteht jedoch de facto keine mehr
Wie konnte sich das Schiff so rasch mit Wasser füllen?
Nach übereinstimmenden Aussagen, sank die "Bayesian" binnen Minuten. Aber wie konnte ein so großes Schiff in so kurzer Zeit mit so viel Wasser volllaufen, dass es unterging? Diese Frage wird derzeit mit am heißesten diskutiert. Nicht zuletzt auch von Konstrukteuren, denn die planen ihre Schiffe logischerweise so, dass diese selbst bei Wassereinbruch möglichst lange an der Oberfläche bleiben, um Rettungsmaßnahmen zu ermöglichen und ein Szenario, wie das aktuelle zu vermeiden.
Schiff "unsinkbar"? Giovanni Costantino, Geschäftsführer des Luxuswerft-Konglomerats "The Italian Sea Group", zu dem auch der Erbauer der "Bayesian", die toskanische Werft Perini Navi, gehört, äußerte sich inzwischen erstmals zu dem tragischen Unglück. Seiner Meinung nach könnte das Unglück auf eine Reihe menschlicher Fehler zurückzuführen sein. Schiffe wie die "Bayesian" hält Costantino demnach eigentlich für "unsinkbar". "Das Schiff ist gesunken, weil es Wasser aufgenommen hat", so Costantino. "Woher? Das müssen die Ermittler sagen", erklärte er beim italienischen Fernsehsender RAI.
Die italienische Staatsanwaltschaft hat mittlerweile ebenso Ermittlungen zu dem Unglück aufgenommen wie die britische Marine Accident Investigation Branch (MAIB), die vier Inspektoren an die Unglücksstelle entsandt hat, um eine "vorläufige Einschätzung" vorzunehmen. Die MAIB untersucht den Vorfall, da die "Bayesian" unter britischer Flagge fuhr.
Was wurde aus Lynchs Mitangeklagten, dem Ex-Finanzchef von "Autonomy", Steve Chamberlain?
Er wurde keine 48 Stunden vor dem Schiffsunglück beim Joggen in Cambridge von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Die örtliche Polizei beeilte sich mitzuteilen, dass die 49-jährige Lenkerin des Fahrzeuges, mit dem Chamberlain umgefahren wurde, an der Unfallstelle verblieben sei und keine Haftgründe vorlägen. Gleichzeitig werde aber nach weiteren Zeugen für den Unfall gesucht. Dass beide in den USA angeklagten und letztlich freigesprochenen Manager innerhalb von nicht einmal zwei Tagen (mutmaßlich) ums Leben kommen, ist schon ein außerordentlicher Zufall.
Das Netz überschlägt sich mit Verschwörungstheorien
Fragen über Fragen also, und bis jetzt haben die Behörden kaum schlüssige Antworten darauf liefern können. Und so wundert es wenig, dass auf Social Media keine 24 Stunden nach dem tragischen Schiffsunglück die Foren bereits übergingen mit den unterschiedlichsten Verschwörungstheorien: Weshalb das Schiff so rasch gesunken sei, wie die beiden Unglücksfälle zusammenhingen, was das alles mit dem Prozess in den USA zu tun habe.
Antworten von einem Austro-Experten Dabei gebe es für die meisten offenen Punkte, die den Untergang der "Bayesian" betreffen, relativ einfache und logische Erklärungen, meint der österreichische Jacht-Experte Florian Zimmermann. Er ist mit seinem Unternehmen "Promare" darauf spezialisiert, Wert- und Unfallgutachten für Versicherungen und Privatleute zu erstellen. Selbst gelernter Bootsbauer und Pazifiksegler, hat er aufgrund der bekannten Faktenlage eine relativ klare Vorstellung davon, was beim "Bayesian"-Unglück vor Sizilien wirklich passiert sein könnte.
Österreichischer Jacht-Experte über die mögliche Unglücks-Ursache der "Bayesian"
Dem Hersteller des Schiffs, der italienischen Werft Perini Navi in Viareggio in der Toskana, stellt Florian Zimmermann grundsätzlich ein gutes Zeugnis aus: "Das ist eine renommierte Luxuswerft, die wissen schon, was sie tun." Die "Bayesian" sei dort 2008 vom Stapel gelaufen, 2020 erhielt das 56 Meter lange Schiff eine umfangreiche Überarbeitung. Zudem sei es auf der Isle of Man registriert und müsse sich dadurch an strenge Regeln punkto Betrieb und Ausrüstung halten.
Herr Zimmermann, was ist mit der "Bayesian" passiert, dass sie so rasch gesunken ist?
"Es gibt einige wahrscheinliche Möglichkeiten. Das Schiff ist ja vor Anker gelegen. Wenn jetzt hohe Windgeschwindigkeiten auftreten, dann beginnt so ein Schiff, sich vor dem Anker quer zu legen. Dadurch entsteht noch mehr Winddruck an Mast und Rigg (das ist der gesamte Aufbau rund um den Mast, also alle Kabel usw., Anm.). Und bei sehr hohen Windgeschwindigkeiten kann es durchaus sein, dass sich das Schiff in einem Winkel neigt, für den es nicht gebaut ist. Diese Perini hat noch dazu ein hinteres Cockpit, das tiefer liegt als die Deckebene. Und wenn sich das Schiff über einen gewissen ungesunden Winkel neigt, dann läuft das Wasser ungebremst ins Schiff. In solch einem Fall kann ein Schiff binnen Minuten untergehen."
Wie funktioniert das im Detail?
"Wenn Schiffe vor Anker liegen, drehen sie sich mit der Nase in den Wind. Man muss sich das vorstellen wie bei einer Fahne – das Schiff hängt am Anker wie die Fahne am Fahnenmast. Und es dreht sich mit dem Wind, wobei es immer leicht hin und her schwenkt, von links nach rechts und zurück. Es bleibt nicht starr stehen, sondern bewegt sich vor dem Anker, wie man das nennt."
"Wenn eine hohe Windgeschwindigkeit auftritt, wird diese Bewegung heftiger und das Schiff beginnt sich auch stärker zu neigen, es krängt, sagt man dazu. Laienhaft ausgedrückt: Es legt sich auf die Seite, bis es zum Totpunkt kommt, dann richtet es sich auf und legt sich auf die andere Seite. Bei wirklich hohen Windstärken kann jetzt noch dazukommen, dass der Anker zu rutschen beginnt. Dann gibt es keinen Totpunkt mehr, weil der Anker das Schiff nicht mehr halten kann, sondern es fährt quer zum Wind und treibt ab. Auch das könnte hier eingetreten sein."
Gibt es theoretisch eine Alternative?
"Es wäre auch möglich, dass es zu viel Druck in die Rigg bekommen und sich deshalb so sehr geneigt hat, dass das Wasser über die Bootskante eingestiegen ist – das wäre eine weitere mögliche Erklärung dafür, dass es so schnell gegangen ist. Und noch schlimmer ist es eben, wenn der Anker nicht mehr hält und sich das Schiff quer zum Wind stellt. Wenn das zusammenkommt, hat das Schiff eigentlich keine Chance mehr. Es legt sich mit dem Rigg nach Lee. Es hat zwar eine Kielflosse mit einem starken Gegengewicht, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der Druck zu viel wird und das Schiff sich so sehr auf die Seite legt, dass Wasser über die Deckkante eindringen und über eine Luke oder eine Tür ins Innere des Schiffs gelangt, oder eben etwa in den Cockpit-Bereich. Beim Segeln wird das nicht passieren, aber in einem Orkan oder bei einem Tornado mit unnatürlich hohen Windgeschwindigkeiten ist das Schiff dieser Belastung nicht gewachsen und es kann sehr schnell zu einem sehr großen Wassereintritt kommen."
Es soll sich im Fall der "Bayesian" um einen Tornado gehandelt haben, der plötzlich aufgetreten ist und auch nicht sehr lange gedauert hat. Kann es wirklich sein, dass bei einer so kurzen Belastung so viel Wasser eintritt, dass das Schiff untergeht?
"Das ist schwer zu beantworten, weil ich zu wenig darüber weiß, was in diesem Fall tatsächlich passiert ist. Wenn es durch den Winddruck und die Krängung passiert sein sollte, was sehr wahrscheinlich ist, dann ist das Schiff deshalb auch untergegangen. Das kann binnen Minuten passieren, vor allem, wenn es durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in Schräglage gehalten wird. Außerdem: Was sollte es sonst gewesen sein? Es fehlt jeder Hinweis, dass das Schiff auf einen Felsen geprallt ist, der ein Loch in den Rumpf geschlagen haben könnte."
Es soll auch der Mast gebrochen sein – kann das überhaupt sein? Es geht immerhin um einen 73 Meter hohen Aluminiummast.
"Ja, durchaus, irgendwann ist die Kraft, die einwirkt, einfach zu hoch. Dann reißt eines dieser seitlichen Kabel – in der Fachsprache Wanten genannt – und der Mast hat keine Stabilisierung mehr. Meistens bricht er dann in der Mitte, weil die Unterwanten noch halten. Ob das die Krängung noch einmal verstärkt haben könnte, ist seriös nicht zu sagen, aber theoretisch möglich ist es natürlich."
Wir sprechen hier von einer viele Millionen teuren Segeljacht – sollten da derartige Schwachstellen nicht baulich so weit wie möglich ausgeschlossen werden können?
"Im aktuellen Fall sind sicher zwei oder drei Ereignisse zusammengekommen, die nicht vorhersehbar gewesen sind. Man kann leider nicht jedes Risiko ausschließen."
Die Taucher berichten, dass das Schiff in knapp 50 Meter Tiefe seitlich liegt – ist das normal?
"Das ist vollkommen klar, weil das Schiff ja einen Kiel hat auf der Unterseite, deshalb kann es nicht aufrecht stehen, sondern legt sich auf die Seite."
Berichtet wird weiters, dass im Inneren des Schiffes so viele Möbel kreuz und quer liegen, dass es den Tauchern nicht möglich gewesen sei, zu den Kabinen vorzudringen, in denen die sechs noch vermissten Personen vermutet wurden …
"Bei Jachten dieser Größenordnung ist das Mobiliar nicht fix, Sofas, Sessel oder Tische stehen frei und können natürlich verrutschen. Auch der Druck des eindringenden Wassers kann zahlreiche Gegenstände verschieben. Es ist also sehr wahrscheinlich, das da innen alles verstellt ist."
Auf Social Media gibt es unzählige, teils krude Verschwörungstheorien. Und viele Menschen fragen sich, ob hier wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Gibt es aus Sachverständigensicht Faktoren, wo Sie sagen, das ist komisch?
"Nein. Die bisher bekannten Fakten sprechen eindeutig für einen Unfall und eine tragische Verkettung unglücklicher Umstände. Aber noch einmal: Alles, was ich hier sage, ist hypothetisch und basiert einzig auf den Berichten aus den Medien. Aber die Tatsachen bleiben: Wie sich Schiffe unter derartigen Umständen verhalten, dass Schiffe wie diese Perini nur für gewisse Neigungswinkel gebaut sind. Und wenn der überschritten wird, kann so ein Schiff sehr schnell sinken. Das kann ich aufgrund bekannter Fotos und Daten sowie der Bauart des Schiffes schon sagen. Und das geht nicht mit einem kräftigen Windstoß, dafür ist die Werft zu professionell und das Schiff zu gut konstruiert. Da war ein übernatürlich starker Winddruck da sowie weitere Faktoren, die das Unglück passieren haben lassen."
Der Kapitän rechtfertigt sich damit, dass er sagt, man "habe das nicht kommen sehen". Ist das plausibel, dass solch eine extreme Wettersituation tatsächlich so schnell auftritt?
"Ja, das sind so genannte Gewitter-Superzellen, die binnen Minuten auftreten können und völlig unvorhersehbar sind. So ein Schiff hält eine normale Gewitterfront mit 50 Knoten Wind schon aus. Aber wenn der Wind noch stärker wird, wird es unvorhersehbar!
Wurden hier andere Fehler gemacht?
"Grundsätzlich ist ein Schiff wie dieses dafür gebaut, um damit um die Welt zu segeln. Dazu kommen sehr strikte Vorschriften seitens der britischen Behörden – wie die Crew ausgebildet sein muss, welche Sicherheitsausstattung das Schiff haben muss, da wird nichts dem Zufall überlassen und ist sehr seriös."
Wäre die Sache eventuell anders ausgegangen, wenn es keine Segel-, sondern eine Motorjacht gewesen wäre?
"Eine Motorjacht hat zwar keine Rigg, aber dafür auch nicht so eine große und schwere Kielflosse als Gegengewicht. Die wäre genauso in Schwierigkeiten gekommen."
Die Geschichte wurde zuletzt am 22. 8. um 12.15 Uhr aktualisiert