"Borderlands"

Wie zwei Hollywood-Legenden ein Videospiel adeln

In Eli Roths seichter Videospiel-Adaption "Borderlands" brillieren die Oscar-Preisträgerinnen und Hollywood-Ikonen Cate Blanchett und Jamie Lee Curtis. Aktuell im Kino.

Bunte Truppe: In der Videospielverfilmung "Borderlands" muss eine intergalaktische diverse Gang eine geheimnisvolle Gruft auf dem Planeten Pandora finden
Bunte Truppe: In der Videospielverfilmung "Borderlands" muss eine intergalaktische diverse Gang eine geheimnisvolle Gruft auf dem Planeten Pandora finden
Lionsgate
Newsflix Redaktion
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Das Medium Film lebte seit jeher von Adaptionen anderer Stoffe: Klassischerweise bietet sich die Literatur als reicher Fundus an, insbesondere in der Anfangszeit des Kinos war das so – und im Grunde ist ja jeder Film eine Übersetzung eines vorher geschriebenen Drehbuchs ins Bewegtbild-Format. Später kamen etwa Comics als beliebte Ideenquellen hinzu, gipfelnd im Superhelden-Hype. Und noch ein wenig später schließlich Videospiele.

Finanzielle Kalkulation Dabei ist die Qualität von Videospielverfilmungen klassischerweise eher mau, um es vorsichtig zu formulieren. Sie basieren meist auf finanziellen Kalkulationen von Filmstudios, die den Bekanntheitsgrad einer Games-Marke nutzen wollen, um das affine Publikum auch vor die Kinoleinwände oder die Fernseher zu locken. Inzwischen gibt es sogar zwei "Angry Birds"-Filme, adaptiert von einem Handyspiel, bei dem man lustige, explodierende Vögel durch die Gegend schießt.

Der Planet Pandora ist gleichsam ein heruntergekommener Abenteuerspielplatz für die Glücksritter-Truppe von der Erde
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Lionsgate

Space-Western "Borderlands" ist ein erstmals 2009 erschienenes Ego-Shooter-Rollenspiel, das dem Genre des Space-Western zugeordnet wird. Seither wurden mehrere Fortsetzungen und Updates für den PC und diverse Spielekonsolen veröffentlicht. Spieler schlüpfen dabei in einen der Charaktere und versuchen sich als "Vault Hunter" (zu übersetzen etwa mit "Gruftjäger") auf dem gefährlichen Planeten Pandora. Dort müssen sie eine geheime Gruft suchen und finden.

Verschiebung Dieses Spiel wurde nun von Schauspieler (z.B. "Inglorious Basterds") und Regisseur (u.a. "Hostel") Eli Roth als Film adaptiert, auch für das Drehbuch zeichnet er (gemeinsam mit Joe Crumble) verantwortlich. Die Dreharbeiten fanden bereits Anfang 2021 in Budapest statt, mussten aber aufgrund der Corona-Lage unterbrochen werden, 2023 fanden Nachdrehs statt. Eigentlich hätte "Borderlands" bereits 2022 im Kino landen sollen.

Der heimliche Star von "Borderlands": Der Android Claptrap wird im englischen Original von Jack Black gesprochen und hat viele menschliche Eigenschaften
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Beachtlicher Cast Zum bemerkenswerten Cast zählen die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett (Beste Nebendarstellerin 2005 in "The Aviator", Beste Hauptdarstellerin 2014 in "Blue Jasmine"), der Comedian Kevin Hart und die Filmikonen Jamie Lee Curtis (ebenfalls Oscar-Preisträgerin als Beste Nebendarstellerin 2023 in "Everything Everywhere All At Once") und Gina Gershon, während Jack Black den (animierten) Roboter Claptrap synchronisiert, der so etwas wie eine Mischung aus R2-D2 (aus "Star Wars") und Wall-E darstellt (im Deutschen übrigens von Chris Tall eingesprochen). Ergänzt werden sie durch Ariana Greenblatt, Edgar Ramirez und den deutsch-rumänischen Schauspieler Florian Munteanu.

Audiovisueller Jahrmarktrummel Blanchett spielt die Kopfgeldjägerin Lilith, die im Auftrag des Bösewichts Atlas (Edgar Ramirez) nach Pandora reisen und dort dessen Tochter Tiny Tina (Ariana Greenblatt) ausfindig machen soll. Wobei die Handlung bei derartigem Popcorn-Pop-Kino – zudem eine Videospielverfilmung – ohnehin völlig zweitrangig ist. Und so lässt sich "Borderlands" als dramaturgisch nur lose zusammengehaltene Abfolge von technisch einwandfrei inszenierten Action-Sequenzen beschreiben, die als audiovisueller "Vergnügungspark" (Zitat Martin Scorsese) gar nicht schlecht funktioniert.

Junges Zielpublikum Regisseur Eli Roth hatte dabei wohl ein ähnliches Zielpublikum im Kopf wie bei seinem sehenswerten Kinder-/Jugendfilm "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" (2018), ein echter Geheimtipp, bei dem übrigens ebenfalls Cate Blanchett und Jack Black zwei der Hauptrollen übernahmen. Dabei erreicht "Borderlands" natürlich nie dessen Qualität, weil ihm schlicht die Handlung fehlt. Trotzdem hat der Film auch positive Qualitäten vorzuweisen.

Jamie Lee Curtis als Wissenschafterin Tannis und Ariana Greenblatt als Tiny Tina, die es für eine Gruppe von Glücksrittern aufzuspüren gilt
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Ironischer Humor Zum einen wäre da eben Cate Blanchett, eine der besten Darstellerinnen der Gegenwart, die aus der dürftigen Ausgangslage das Beste macht. Sie legt Lilith als "weiblichen Macho" an, der bereits alles gesehen hat und entsprechend cool und abgeklärt agiert. Irgendwann darf sie sogar Danny Glover aus der "Lethal Weapon"-Reihe zitieren: "I'm getting too old for this shit." Überhaupt zählt der Humor zu den bekömmlichsten Zutaten von "Borderlands" – wenig überraschend, da Regisseur Roth da ein sehr gutes Gespür hat und viele seiner Filme mit einer gewissen Ironie unterlegt (so auch zuletzt "Thanksgiving").

Bunte Ausstattung Der humoristische Höhepunkt ist Jack Black als Roboter Claptrap, der mit seinen Sprüchen immer wieder für Schmunzeln sorgt. Gina Gershon hingegen fällt vor allem durch ihr ausladendes Dekolletee auf, während Jamie Lee Curtis als nerdige Wissenschafterin eher unauffällig agiert. Ansonsten fällt die bunte Ausstattung ins Auge, auch ganz Vergnügungspark-like, die versucht, die Videospiel-Welt lebendig werden zu lassen.

Sympathischer Reinfall "Borderlands" unterscheidet sich in seinem grundlegenden Charakter nicht groß von vielen rezenten Superheldenfilmen – mit dem Unterschied, dass er sich selbst nicht so ernst nimmt. Das macht ihn irgendwie sympathisch. Trotzdem muss man Roths Film alles in allem wohl einen Reinfall nennen, da er jegliche Substanz vermissen lässt. Über 100 Millionen Dollar wurden dafür ausgegeben, er wird seine Produktionskosten wohl nicht wieder einspielen. Was genau Roth an dem Stoff gereizt hat, ist schwer zu sagen. Vielleicht mag er das Videospiel, vielleicht stimmte das Geld. Oder er wollte einfach etwas Neues ausprobieren. An die Qualität seines sonstigen Outputs kann "Borderlands" jedenfalls nicht anschließen. Und eingefleischte Roth-Fans werden mitunter recht enttäuscht zurück bleiben.

Die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett fragt sich im Lauf der Handlung oft selbst, wie sie in diesen Film geraten konnte. Doch das Ergebnis überzeugt
Die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett fragt sich im Lauf der Handlung oft selbst, wie sie in diesen Film geraten konnte. Doch das Ergebnis überzeugt
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Fazit Sehr durchwachsen – so muss man "Borderlands" beschreiben. Der Film sieht nicht viel anders aus und fühlt sich nicht anders an wie die meisten Superhelden-Franchise-Filme der letzten Jahre (mit einer guten Portion Selbstironie aufgefettet), und große inhaltliche Qualität durfte man von einer Videospiel-Adaption ohnehin nicht erwarten. Andererseits macht Cate Blanchett ihre Sache recht gut und an Humor fehlt es dem Film auch nicht. Die vielen Komplett-Verrisse sind gehörig übertrieben. Wer auf der Suche nach einem intellektuell kaum anspruchsvollen Unterhaltungsfilm für zwischendurch ist, wird hier fündig. Wer Anspruch sucht, nicht. Aber Arthouse-Fans kämen wohl sowieso nicht auf die Idee, sich einem Film wie "Borderlands" freiwillig auszusetzen.

"Borderlands", USA 2024, 102 Minuten, derzeit in den österreichischen Kinos

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