"Wolfs" im Streaming
Brad Pitt und George Clooney als alternde Wölfe mit Biss
16 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit, standen die Buddies wieder gemeinsam vor der Kamera. Der Film ist zwar kein Reißer, aber die Chemie zwischen Clooney und Pitt passt. Ab sofort auf Apple TV+.
Wie alle Menschen altern auch Hollywood-Stars, auch wenn man es ihnen manchmal weniger ansieht. Ob nun der Chirurg nachgeholfen hat oder nicht - Schauspieler wollen und müssen präsentabel bleiben, ihr Aussehen ist ihr Kapital. Nicht jeder in der Filmbranche schafft diese Transition, da mit fortgeschrittenem Alter natürlich auch andere Rollen zur Auswahl stehen – und manche eben nicht mehr.
Zahn der Zeit An Brad Pitt und George Clooney scheint der Zahn der Zeit wenig zu nagen, zumindest rein äußerlich: Beide sind inzwischen jenseits der 60, was man ihnen aber absolut nicht ansieht. Clooney ist zwar ergraut, das war er aber schon mit Mitte 30, er geht gut und gern immer noch für Anfang 50 durch. Und Pitt könnte auch Mitte 40 sein. Trotzdem: Die jugendlichen Schönlinge können sie nicht mehr spielen, soviel Glaubwürdigkeit und Realitätssinn hat selbst Hollywood. Was also tun?
Zwei alternde Fixer John Watts, vor allem als Regisseur der letzten Spiderman-Filme bekannt, hatte da eine Idee: Den beiden alternden Superstars Rollen auf den Leib zu schreiben – als alternde "Fixer", die sich darum kümmern, (kriminelle) Probleme aller Art verschwinden zu lassen. Ein solches Problem bekommt eine New Yorker Bezirksanwältin, bekannt ist nur ihr Vorname, Margaret (Amy Ryan), als ein junger Bursche, den sie zu sich aufs Hotelzimmer mitgenommen hatte, plötzlich regungslos am Boden liegt.
Ein Problem wird weggezaubert Einen Skandal dieser Art kann sie sich nicht leisten in ihrer Position, selbst wenn sie nichts damit zun gehabt haben will. Sie ruft eine "geheime Nummer" an, die ihr einst jemand gesteckt hatte für solche ausweglosen Fälle. Am anderen Ende hebt eine unbekannte Stimme ab, Margaret erzählt, ihr junger Gast sei auf dem Bett herumgehüpft, gefallen, habe sich den Kopf an Glas gestoßen. Die Stimme rät ihr, ruhig zu bleiben, die zur Stimme gehörende Person würde bald vorbeikommen und sich um die Sache kümmern und sie verschwinden lassen.
"Alles normal" Kurz danach steht "Jack" (George Clooney) vor der Hotelzimmertür, Margaret zeigt ihm den blutüberströmten Körper ihres jugendlichen Gastes. Er zieht sich Handschuhe über und beginnt mit den "Aufräumarbeiten", während sie ihre Tochter anrufen solle, ihr sagen, dass alles OK sei, sie bald heim kommen würde. Alles soll wirken wie immer. Da klopft es plötzlich erneut an der Tür.
Zusammenarbeit wider Willen Davor steht "Nick" (Brad Pitt), der offenbar den selben Auftrag bekam wie Clooney, nur von der Hotelbesitzerin, die den Namen ihres Unternehmens nicht mit dubiosen Leichen verbunden wissen möchte. Widerwillig müssen sie, deren echte Namen wir übrigens bis zum Schluss nicht erfahren, zusammenarbeiten, das Durcheinander aufräumen, das Problem wegmachen. Was zu allerlei Spannungen zwischen den beiden einsamen Wölfen, die sonst nur alleine arbeiten, führt.
Chemie und Ironie Das ist also die Ausgangslage von "Wolfs": Nicht sonderlich kreativ und innovativ, bietet sie zumindest in der ersten Hälfte des Films guten Nährboden für die Chemie zwischen Clooney und Pitt, die man auch aus den "Ocean's"-Filmen kennt. Die Dialoge, der Humor sind von (Selbst-)Ironie und Sarkasmus geprägt, gerade in Bezug auf das Alter(n). Man spürt, dass die beiden alternden Buben, um und für die dieser Film konstruiert wurde, sich gut verstehen und Spaß an ihrer Zusammenarbeit hatten.
Spannungsloser Leerlauf Mit Fortgang der Geschichte spürt man aber auch, dass das Drehbuch von Watts äußerst dünn ist. Gerade in der zweiten Hälfte des an sich nicht sonderlich langen Films (knapp über 100 Minuten) stellt sich immer mehr Leerlauf ein, die zwischen den Protagonisten hin und her fliegenden verbalen Spitzen wiederholen sich zunehmend und werden langweilig, "Wolfs" verliert sich im leidlich spannenden, mäandernden Zusteuern auf ein Finale, dessen Ausgang bereits früh zu erahnen ist.
Dünner Stoff Das zentrale Problem von Watts' Komödie ist, dass der Stoff einfach nicht für einen Spielfilm reicht: Zwei in die Jahre gekommenen Hollywood-Stars beim verbalen Ping-Pong zuzuschauen ist zwar recht nett und eine Weile lang amüsant, aber nach einer guten Stunde hat sich dieses Handlungselement endgültig erschöpft. Der Plot hätte den einen oder anderen Twist benötigt. Oder vielleicht besser als Mini-Serie funktioniert, in der die beiden als Fixer-Paar einen Fall pro Folge zu lösen haben.
Mittel zum Zweck Da hilft es auch wenig, dass sich der vermeintliche Tote (Austin Abrams) bald als doch nicht ganz so tot herausstellt und die drei in eine Drogentransport-Geschichte geraten. Komisch ist auch, dass man Amy Ryans Figur nach dem Anfang, der durch ihre Präsenz geprägt ist, in der zweiten Hälfte gar nicht mehr sieht, nichts über ihr weiteres Schicksal erfährt. Der Eindruck verfestigt sich, dass ihre Figur lediglich dramaturgisches Mittel zum Zweck war, um für Clooney und Pitt das Spielfeld zu eröffnen.
Vehikel für Pitt und Clooney "Wolfs" ist kein schlechter Film, aber es ist einfach zu offensichtlich, dass er nur als Vehikel für seine beiden Stars dienen soll, um sie in eine neue Ära ihres Schaffens überzuführen. Dass die Macher, Darsteller und das Produktionsstudio Apple bereits über eine Fortsetzung nachdenken, ist übertrieben optimistisch. Auch wenn es zeitweise unterhaltsam ist, Pitt und Clooney gemeinsam bei der Arbeit vor der Kamera zuzusehen: Mehr davon bitte nicht. Zumindest nicht so.
Fazit So bleibt am Ende der fade Beigeschmack der Belanglosigkeit, der das Werk durchzieht. Wenn man böse sein will, kann man den Film als ein auf anderthalb Stunden aufgeblasenes Oscarpräsentations-Video bezeichnen. Ist man gnädiger, als unterhaltsame Action-Komödie mit dünnem Inhalt. So oder so: In die Filmgeschichte wird "Wolfs" nicht eingehen.
"Wolfs", USA 2024, 108 Minuten, ab sofort auf Apple TV+