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Eine Star-Journalistin und die Sünden ihrer Vergangenheit

In der neuen Streaming-Mini-Serie "Disclaimer" droht Cate Blanchetts heile Upperclass-Familienwelt auseinander zu brechen. Regie dabei führte Oscar-Gewinner Alfonso Cuaron. Ab sofort auf Apple TV+.

Ein geheimnisvolles Buch in der Post erschüttert das Leben von Starjournalistin Catherine Ravenscroft (Cate Blanchett) nachhaltig: die neue Mini-Serie "Disclaimer", ab 11. Oktober auf Apple TV+
Ein geheimnisvolles Buch in der Post erschüttert das Leben von Starjournalistin Catherine Ravenscroft (Cate Blanchett) nachhaltig: die neue Mini-Serie "Disclaimer", ab 11. Oktober auf Apple TV+
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Newsflix Redaktion
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Früher trennte man audio-visuelle Inhalte strikt nach zwei Kategorien: Filme und Serien. Erstere waren das "ernstere" Format, das mitunter über reine Unterhaltungszwecke hinausging, zweitere liefen im Fernsehen und dienten zu allererst genau dieser (leichten) Unterhaltung. Serien wurden mit technisch geringerem Aufwand gemacht, und das sah man auch, sie wurden en masse produziert, die Fernsehsender bestellten oft 20 oder mehr Episoden pro Staffel. Und es gab kaum "seriöse Filmemacher", die sich in die Serienwelt verirrten (Ausnahmen wie David Lynch mit "Twins Peaks" bestätigten die Regel).

Verschmelzung der Formate Spätestens mit dem Siegeszug der Streaming-Anbieter kam es zu einer zunehmenden Verschmelzung und Überlagerung der beiden Formate, die auch mit dem Charakter des Streamings zu tun hatte: Fernsehsender mussten wöchentliche "Slots" mit Programm füllen, da bot sich jeweils die selbe Uhrzeit an, um das Publikum mittels Gewöhnungseffekt zu halten. Im Streaming gelten andere Regeln: Ob eine Serie nun 3, 6, 8 oder 20 Folgen hat, ist nicht mehr so wichtig (zumal nach wie vor in vielen Fällen alle Episoden einer Serie gleichzeitig veröffentlicht werden).

Anfangs ist noch alles pipifein: Catherine Ravenscroft (Cate Blanchett) und ihr reicher Ehemann Robert (Sacha Baron Cohen)
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Verändertes Konsumverhalten Auch die Art und Weise, wie Inhalte konsumiert werden, hat sich verändert: Das Publikum schaut meist alles auf einmal ("Binge-Watching"). Und wenn nicht, dann am liebsten zeitlich flexibel und auf keinen Fall zu fixen, vorgegebenen Zeiten. Zudem hatten und haben geringere Produktionskosten und technische Fortschritte in Bezug auf die Cinematographie Einfluss darauf, dass (Mini-)Serien heute "wie Filme" gedreht werden können.

Zerstückelte Langfilme Diese neuen Formate, die sich irgendwo zwischen erzählerischer Kurz- und Langform platzieren, haben mit klassischen Serien nur noch wenig gemein, weder von ihrer Machart, noch bezüglich der Dramaturgie. Oft kann man sie am treffendsten als "zerstückelte Langfilme" beschreiben. Durch diese neuen Möglichkeiten stieg auch das Interesse klassischer "Autorenfilmer", sich in dem Bereich zu probieren: Martin Scorsese, Guillermo del Toro, David Fincher, Peter Berg, Alex Garland - sie alle drehten und kreierten in den letzten Jahren teils sehr sehenswerte Serien.

Mini-Serie vom Oscar-Gewinner Nun widmet sich auch der mexikanische Filmemacher und Oscar-Gewinner Alfonso Cuaron ("Gravity", "Roma") dem Serienformat. Für ihn ist es nicht das erste Mal - so versuchte er sich bereits vor zehn Jahren mit "Believe" an einer Fantasy-Serie, allerdings wenig erfolgreich. "Disclaimer" ist nun eine Mini-Serie mit 7 Folgen, ab heute sind die ersten beiden bei Apple TV+ zu streamen. Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Renee Knight (auf Deutsch erschienen unter dem Titel "Deadline"), Cuaron selbst schrieb das Drehbuch.

Psycho-Thriller "Disclaimer" ist ein klassischer psychologischer Thriller, ein in Rückblenden erzähltes Puzzle, in dessen Zentrum die erfolgreiche Journalistin Catherine Ravenscroft (Cate Blanchett) steht: Eben noch wurde sie wieder einmal mit einem Preis für ihre Arbeit ausgezeichnet, doch ein in der Post gefundenes Päckchen droht ihr nach außen perfekt scheinendes Leben mit reichem Ehemann (Sacha Baron Cohen), riesigem Haus und jeder Menge Prestige und Einfluss auf den Kopf zu stellen.

Absender des ominösen Buches ist der Witwer und ehemalige Lehrer Stephen Brigstocke (Kevin Kline). Was weiß er über Catherine?
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Kleines Buch mit großer Sprengkraft In dem Päckchen befindet sich ein kleines Büchlein, billig produziert und gedruckt. Doch als Catherine die ersten Seiten aufschlägt, überkommt sie der Schock: Das Buch handelt offenbar von ihr, genauer von einer Zeit ihres Lebens, die sie seit zwei Jahrzehnten mit aller Macht zu begraben versucht. Es geht um eine Affäre. Und um einen tragischen Unfall, in den sie verwickelt war. Von all dem wusste bisher niemand in ihrem "neuen Leben" etwas.

Rätselhaftes Mosaik Das Publikum bekommt diese Informationen nur Stück für Stück präsentiert und muss sich so manches selbst zusammenreimen. So auch, dass hinter der existenzbedrohenden Postsendung der pensionierte Privatschullehrer Stephen Brigstocke (Kevin Kline) steckt und dass er der Vater eines in die tragischen Vorkommnisse verwickelten jungen Mannes ist. Was genau damals geschah, wird übrigens in den beiden bereits veröffentlichten Episoden nicht verraten.

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Drohender Kollaps Catherine verfällt in Panik, will wissen, woher das Buch kommt (das weiß vorerst nur das Publikum), will seine Verbreitung verhindern, da es ihre Karriere zerstören könnte. Doch nicht nur ihre Karriere steht vor dem Ruin: Brigstocke schickt weitere Exemplare an Catherines Mann und an ihren Sohn, der sowieso nicht gut auf sie zu sprechen ist. Die mühevoll aufgebaute, gutbürgerlische Existenz steht vor dem Kollaps - und das Publikum darf in "Disclaimer" Folge für Folge live dabei sein.

Stilistisch beeindruckend Während die Serie dramaturgisch mit diversen Kniffen spielt, um die Handlung so rätselhaft und spannend wie möglich zu halten, beeindruckt sie stilistisch durch große Handwerkskunst: Das ist angesichts der Tatsache, dass Cuaron selbst die Regie bei allen Folgen übernahm, wenig überraschend – "Disclaimer" sieht aus wie ein hochwertiger Kinofilm. Und Apple TV+ zeichnet sich einmal mehr als der Streamingdienst mit den qualitativ ansprechendsten Inhalten aus. Man veröffentlicht nicht oft etwas. Aber wenn, kann sich das Publikum fast sicher sein, dass das Resultat sehenswert ist.

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Betörende Cate Blanchett, überzeugender Kevin Kline Betörend ist auch die Leistung von Cate Blanchett, die wohl die Idealbesetzung für diese Rolle war: Sie zeigt, dass sie zurecht zu den besten Darstellerinnen ihrer Generation gezählt wird. Auch Kevin Kline, in den letzten Jahren selten zu sehen und wenn, dann oft in kleinen Nebenrollen, überzeugt als verschrobener, schwer durchschaubarer "Sprengmeister" der Ravenscroft'schen Existenz. Eine Fehlbesetzung hingegen ist Sacha Baron Cohen, bei dem man auch in seinen ernsten Rollen den "Borat" nie wirklich aus dem Kopf kriegt.

Fazit Insgesamt tut das aber wenig zur Sache: Der Serienstart ist gelungen. Die Frage bleibt eher, ob "Disclaimer" seine Spannung über alle 7 Folgen wird halten können. Oder ob das anspruchsvolle dramaturgische Konzept in sich zusammenfallen wird, so wie es mit Catherine Ravenscrofts Leben zu passieren droht. Das Publikum wird in den wöchentlich veröffentlichten weiteren Folgen mehr erfahren. Zumindest hier bleibt AppleTV+ dem klassischen Serienformat treu.

"Disclaimer", USA, Großbritannien, Mini-Serie mit 7 Episoden à ca. 50 Minuten, Apple TV+, die ersten beiden Episoden sind bereits verfügbar, ab 18. 10. folgt jede Woche eine weitere Episode

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