niki glattauer
In der Mittelschule ist man 10 Prozent Lehrer und 90 Prozent Sozialarbeiter
Auch wenn es der Bildungsminister anders sieht: Österreichweit fehlen hunderte Lehrer. Aber fast noch schlimmer: Es gibt immer weniger Lehrer-Stellen, wo wirklich das Lehren im Mittelpunkt steht. Bestandsaufnahme von Niki Glattauer.
Erste Schulwoche – und wie prophezeit, rundherum viel Chaos: kaum eine Schule mit ausreichend Personal; Eltern, die mit zwei, drei Kindern in Direktionen auftauchen, ohne dass die Schulbehörde, geschweige denn die Schulleitungen diese am Radar gehabt hätten; Junglehrer*, die sich falsch eingesetzt fühlen und das Schuljahr bereits mit einer prallen Ladung Frust beginnen. Bezeichnend der Kommentar eines MS-Direktors am Rande einer Buchpräsentation (Christian Klar, "Was ist los in unseren Schulen?", Seifert-Verlag): "Es ist so besch …, dass man schon in der ersten Woche wieder alles hinhauen möchte." Nachsatz: "Wenn da nicht die Kinder wären …"
Beispiele gefällig? Im Süden Wiens weiß eine Volksschuldirektorin nicht, wie sie ihre 3c mit 27 Kindern besetzen soll und reduziert den Unterricht zum Ärger der Eltern auf "vorläufig 1 Stunde pro Tag". Im Norden Wiens fragt ein Elternverein, wie viele und welche Kinder genau denn nun in die Containerklassen kämen, die man im Sommer auf die Schulwiese geklotzt hat – und kriegt bis heute keine befriedigende Antwort.
Aus St. Pölten schreibt mir eine Jung-Lehrerin mit frischem Bachelor, dass sie in all den Jahren ihrer Ausbildung "noch nie eine MS von innen gesehen" hat und jetzt – "surprise, surprise!" – in einer Brennpunkt-MS "klassenführend" eingesetzt wird, "noch dazu inoffiziell, weil ungesetzlich". "Für 25 Halbwüchsige, von denen zwei Deutsch können. Dafür hat mir, es war', glaub ich, ein Tschetschene, schon am ersten Tag voller Stolz sein Messer gezeigt."
Da nutzt der beste Kurs nichts Die Lehrerin und Referentin Jasmina Z., 47, die an der Pädagogischen Hochschule Wien-Favoriten "Einstiegs"-Kurse für Jung-Lehrerinnen hält, kommentiert solche Geschichten mit zustimmendem Achselzucken. Ich treffe sie Ende August in der Mensa der PH. Eben hat sie rund 20 fertig ausgebildeten Lehrerinnen, die seit 2. September erstmals in Mittelschul-Klassen stehen, drei Stunden "Professionsbewusstsein" (so heißt dieser Abschnitt ihres Kurses) zu vermitteln versucht. Es ist Teil 2 eines Kurses mit dem Namen "Induktionsphase", der für alle Jung-Lehrerinnen verpflichtend ist und sich über das gesamte erste Schuljahr erstreckt.
Studium ohne Praxis Jasmina Z. spart nicht mit harten Worten: "Jetzt, wo ich mitkriege, wie an der Uni ausgebildet wird, wundert mich nichts mehr. Es gibt so gut wie keine Praxis, ein Curriculum, das mit der Realität in unseren MS nichts zu tun hat, vermittelt von Professoren, die teilweise noch nie in einer Mittelschulklasse gestanden sind – da entsteht bei den Lehramtsstudenten ein völlig falsches Lehrerbild – ich verstehe, dass viele schon nach ein paar Monaten frustriert das Handtuch werfen." Darüber, wie sie ihren Mentees den Frust zu nehmen versucht, später mehr.
Alles im Griff – mit falschen Zahlen "Oben" gibt man sich gelassen. Bildungsminister Martin Polaschek, zu Schulbeginn auf den Personalnotstand angesprochen, ins Ö1-Mikro: Man habe die Situation im Griff. "Nur noch für 100 Stellen fehlen Lehrer." Der Nachweis, dass diese Zahl nicht stimmen kann, bedarf keiner großen Recherche: Allein Oberösterreich hat in der letzten Ferienwoche 301 offene Stellen im Pflichtschulbereich ausgeschrieben (siehe hier), davon 85 Prozent in Teilzeit. Laut Bildungsdirektor Alfred Klampfer entspreche das 45 sogenannten Vollzeitäquivalenten (= volle Lehrverpflichtungen). Kärnten meldete zur gleichen Zeit 95 offene Planstellen (61 an Volksschulen, 28 an Mittelschulen, fünf an Fachberufsschulen und eine an der Heilstättenschule in Klagenfurt (siehe hier). In Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg das gleiche Bild: Nicht 100 Lehrer fehlen, es sind fünf- bis zehnmal so viele.
In Wien redet die Gewerkschaft Tacheles Thomas Krebs, Christgewerkschafter: "Nach unserer Einschätzung gibt es in Wien keine einzige Pflichtschule, in der so viele Lehrer stehen, wie wirklich nötig wären. Ja, die Klassen haben bis Ende des Monats vermutlich alle eine klassenführende Person – indem man Gruppen und Klassen zusammenlegt, die Deutschförderklassen anfüllt, Begleitlehrer aus Integrationsklassen abzieht, Lehrerinnen mit kleinen Kindern zu Vollzeit überredet und vielen anderen Mehrdienstleistungen und Überstunden aufzwingt."
Front vs. Reißbrett Krebs erzählt hier von der Front. Andere klingen eher nach Reißbrett. 8.000 Voll- und Teilzeitstellen seien heuer ausgeschrieben worden, erklärte Minister Polaschek in einem Interview zu Schulbeginn, das entspreche rund 5.600 "Vollzeitäquivalenten". "Ein Großteil" habe inzwischen besetzt werden können, was auch seiner Aktion "Klasse Job" zu verdanken sei, die dem System für das kommende Jahr 500 Quereinsteiger gebracht habe. Polaschek gibt den schwarzen Peter lieber weiter: Wo es zu wenig Lehrer gebe, müssten nun eben "die Schulleitungen mit unterschiedlichen Maßnahmen im Personalmanagement tätig werden". "Danke für den guten Tipp, Herr Minister!", werden sich nicht wenige Schulleiterinnen denken.
Man nütze die Not Unterstützung auf dem Feldherrenhügel bekam Polaschek vom Vorsitzenden der Zertifizierungskommission für Quereinsteiger, KommR. Univ.-Prof. Mag. Dr. Andreas Schnider. Der sagte, es habe mehr Bewerbungen gegeben als erwartet, daher habe man, um die Qualität zu wahren, auch nicht jeden aufgenommen. Und dann: "Wir nützen die Not und machen sie zur Chance." Dieser Satz hallt nach.
In Wien sind zuletzt 500 gegangen In den rund 5.700 Schulen Österreichs sieht man jedenfalls mehr Not als Chance. Bis 2030 geht ein Drittel der momentan knapp 125.000 Lehrerinnen in Pension – allein in Wien sind innerhalb der letzten 12 Monate 500 Personen aus dem Dienst geschieden, wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr zu Schulbeginn bekanntgab. Dafür wächst die Zahl der Schüler – aktuell rund 1,15 Millionen – quasi im Wochentakt.
Zuzug noch immer 3-stellig 400 vor allem syrische und afghanische Kinder kamen heuer seit Jahresbeginn jeden Monat dazu. Auch im Sommer gab es keinen Stopp, noch immer sind die Zahlen dreistellig. Wo aber landen diese Kinder? Zu 90 Prozent in Wien. Und dort zu nahezu 100 Prozent in den ohnehin überforderten und überfrachteten Volks- und Mittelschulen, in denen sich die Schülerzahl in den letzten zwei Schuljahren um satte 12.000 auf nunmehr logistisch kaum noch zu bewältigende 127.000 erhöht hat, ein Anstieg um 10 Prozent gegenüber 23/24.
45 "Container-Klassen" Um die alle unterzubringen, wurden für heuer 137 neue Klassenräume aus dem Boden gestampft. Darunter 45 sogenannte Container-Klassen, die in den Flächenbezirken auf dem Gelände von fünf Schulen und gegen teils energischen Widerstand eingesessener Eltern (MS Kagran, GTVS Rittingergasse in Floridsdorf) ihren "Betrieb" aufgenommen haben. Zusätzlich wurden "Orientierungsklassen" eingerichtet.
10 "Orientierungsklassen"! Mit 10 solchen Klassen hat man das Schuljahr 2024/25 begonnen. Sie dienen nun als Vorbild für die Neustrukturierung des Deutsch-Förder-Unterrichts, die Minister Polaschek – endlich! – eingeleitet hat. Künftig sollen Kinder in einem Vorschul-Setting Deutsch (sowie die nötigen Verhaltenskodizes) lernen – und erst dann in reguläre Klassen kommen, wenn sie dem Unterricht tatsächlich folgen können.
Eine Quereinsteigerin packt aus Wobei man auch in Wien ohne Quereinsteiger nicht mehr auskommt. Rund 120 sollen am 2. September ihre Arbeit aufgenommen haben (genaue Zahlen gibt es noch nicht). Quereinsteiger, wie die 36-jährige Paula Pechmann, die vor drei Jahren spätberufen über die Organisation "Teach for Austria" an einer Wiener MS gelandet ist, wo sie unter anderem Englisch und Deutsch unterrichtet. Für "Alle Welt", das "Magazin der päpstlichen Missionswerke in Österreich" (Ausgabe Juli/August) schrieb sie zum akuten Lehrermangel einen Kommentar, der einer Abrechnung gleichkommt.
Fünf Laptops für 48 Lehrer "(…) So wenig Wertschätzung habe ich bei keinem anderen Arbeitgeber je erhalten … Von der Bildungsdirektion erhalte ich regelmäßig e-Mails ohne Anrede und Gruß (…) Für die Mäntel der Lehrer gibt es nicht einmal Haken zum Aufhängen. Die werden im Lehrerzimmer, welches für 30 Arbeitsplätze konzipiert wurde und mittlerweile 50 beherbergt, über den Sessel geworfen. Auf den 1m²-Tischen stapeln sich Heftberge und Unterrichtsmaterial. Fünf Laptops und zwei Drucker sind die IT-Ausstattung für das gesamte 48-köpfige Kollegium."
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Fleiß wird nicht belohnt "Ein arbiträres Dienstrecht führt dazu, dass die Kollegin, deren Unterrichtsvorbereitung darin besteht, ein 20 Jahre altes totkopiertes Arbeitsblatt ein weiteres Mal zu kopieren, unter Umständen € 100,- mehr pro Monat verdient als der Kollege, der jede Stunde für verschiedene Leistungsniveaus differenziert, der Projektwochen ins Leben ruft und Ausflüge organisiert."
"Keine interessiert, was ich tu'" "Mein Unterricht wurde in fast drei Jahren von der Leitung nie hospitiert. Was ich mache, scheint also de facto egal zu sein, solange es keine Beschwerden gibt (…) Obwohl ich das Glück habe, eine unglaublich motivierte Vorgesetzte zu haben, die ihren Arbeitstag um 5 Uhr früh beginnt und erst beendet, wenn alles erledigt ist, fehlt ihr die Zeit, alle Lehrkräfte wenigstens ein-bis zwei Mal im Jahr im Unterricht zu beobachten und ihnen ein Feedback zu geben." Tja. Wenn man mich fragt, das Dokument einer Bankrotterklärung.
Sozialarbeiter statt Lehrer Zurück in die Mensa der PH, wo die PH-Referentin Jasmina Z. die Schilderungen Paula Pechmanns vorbehaltlos bestätigt. "Die Jungen kommen in eine Schule und niemand kümmert sich um sie. Ganz arm sind die, die in ein Gymnasium wollten, aber jetzt in eine Mittelschule müssen. Ausgebildet wurden sie im Bestimmen von Satzgliedern, dem Werk Elfriede Jelineks und dem Schneiden von Hyperbeln – und dann sind sie plötzlich nur '10-Prozent-Lehrer', denn zu 90 Prozent sind sie Sozialarbeiter."
Baby schreit, Schüler schläft Mit Geschichten aus dem Schulalltag versuche sie, die angehenden Lehrer auf ihre "Induktionsphase" – eine Art einjährige Probezeit, in der sie unter Schutz und Beobachtung der Schulleitung stehen sollten – vorzubereiten. "Es wird Sie niemand beobachten, denn niemand wird Zeit für Sie haben", sage sie ihren Schützlingen. Und gebe Beispiele aus der eigenen Praxis: "Wenn ein Kind plötzlich jeden Vormittag nur schläft und dazwischen patzige Antworten gibt, beginnen Sie keinen Krieg, sondern versuchen Sie herauszufinden, warum. Ich hatte einen solchen Buben. Tagelang hat er herumgedrückt, bis es irgendwann aus ihm herausgeplatzt ist: Frau Lehrerin, meine Mutter hat vor ein paar Wochen das neue Baby zu mir ins Bett gegeben. Es schläft jetzt bei mir. Es schreit aber die ganze Nacht."
Zum ersten Mal Kuh Jasmina Z.: "Wir haben Kinder, denen wir aus eigener Tasche die Projekttage finanzieren, weil sie sonst aus Wien nicht herauskämen – und mit Wien meine ich Wohnung, Schule, Hof, Käfig. Mehr kennen diese Kinder oft nicht von Österreich. Uns geht das Herz auf, wenn ein solches Kind zum ersten Mal auf einer Blumenwiese eine richtige Kuh sieht oder im Winter eine verschneite Rodelpiste oder bei einem Sonnenuntergang über einer Alm vor Begeisterung zum Handy greift, um das zu fotografieren. Denn diese Kinder werden eines Tages Eltern und werden den eigenen Kindern später nur zeigen können, was wir Lehrer ihnen jetzt zeigen."
Nur 1 Paar Schuhe Oder: "Ich hatte einen Buben, 13 Jahre alt, der im Freien im Käfig immer nur in Socken Fußball gespielt hat. Als ich ihn gezwungen habe, die Schuhe anzuziehen, um seine Füße zu schützen, hat er sich geweigert mitzuspielen. Er war durch nichts zu bewegen weiterzuspielen. Sein bester Freund hat mich später ins Vertrauen gezogen: Frau Lehrerin, er hat nur diese Schuhe. Wenn sie beim Fußballspielen kaputt gehen, hat er überhaupt keine mehr und sein Vater wird wütend auf ihn sein."
Praxis – 15 Minuten zuschauen Vielen ihrer Studenten sehe sie dennoch die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Sie wollen unterrichten – Stoff, ein Fach, das Fach, in dem sie ausgebildet wurden: Französisch, Russisch, Kunst, Biologie. Deswegen haben sie ein Lehramt gemacht. Sie wollten ins Gymnasium – jetzt müssten sie in die Mittelschule. Eine Mittelschule, auf die sie nie vorbereitet wurden. Die sie in der Regel überhaupt nicht kennen. "Die Praxis im Rahmen der vierjährigen Ausbildung beschränkt sich auf fünf selbst gehaltene Stunden – zumeist in einer AHS – und eine Orientierungsphase, in der sie anderen Lehrern an fünf Tagen 15 Minuten lang zuschauen dürfen."
Gym oder privat Sie werden also, so Jasmina Z., ins sprichwörtliche kalte Wasser gestoßen. Sofern sie nicht untergehen – sprich aufgeben – , wollen die meisten zumindest aus diesem Wasser so schnell wie möglich wieder heraus. Sie vermindern ihre Lehrverpflichtung, machen ihren Master und wechseln in die ruhigeren Gewässer der Gymnasien oder Privatschulen.
Mit 6 nicht um 10 Uhr schlafen gehen Ins selbe Horn stieß eine Lehrerin mit dem Inkognito-Namen Elisabeth jüngst im "Standard". Die Mittdreißigerin unterrichtet seit sieben Jahren, aktuell in einer Volksschule in Wien. Lange mache sie es nicht mehr, sagt sie, denn in einer Mittelschule habe der Beruf mit Wissensvermittlung nur noch am Rande zu tun. Ein großer Teil sei erzieherische Arbeit. Oft müsse sie mit Eltern und Kindern diskutieren, dass "Hausübungen wichtig sind, dass Gewalt nicht in Ordnung ist oder dass die Kinder mit sechs Jahren nicht erst um zehn Uhr schlafen gehen sollten."
Ausbildung leider nein "Man ist nicht für das gewappnet, was in der Klasse auf einen zukommt." Auf "Konfliktmanagement, Wertevermittlung oder aufeinander treffende Religionen" werde man so gut wie gar nicht vorbereitet. In der Klasse würden dann die "Kulturen aufeinander clashen". In der Schule, in der sie zuletzt unterrichtet habe, habe es Klassen gegeben, in denen "80 Prozent der Kinder nicht Deutsch als Muttersprache" hatten. "Das kann man allein nicht abdecken. Das, was von einem da gefordert wird, kann man nicht leisten", sagt Elisabeth. Die nächste Bankrotterklärung.
Wer kann, bleibt auf dem Land Der rote Lehrergewerkschafter Thomas Bulant sieht vor allem Wien in einer schwierigen Situation. "Wien als Zentrum der Republik hat schon immer viele Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Bundesländern beschäftigt", sagt Bulant. Das sei auch daran gelegen, dass viele in ihrem Heimatort keinen Job bekommen hätten. Mittlerweile sei der Lehrermangel aber auch in den anderen Bundesländern aufgeschlagen. "Warum soll sich jetzt jemand, der einen Job in der Nachbargemeinde angeboten bekommt, die Pendlerei nach Wien antun?"
Würden alle Vollzeit arbeiten … Und dann ganz lapidar ein Satz, der auch von mir stammen könnte, bzw. oft genug in meiner Kolumne zu lesen war: "Würden freilich alle, die in einer Wiener Schule starten, eine 100-prozentige Lehrverpflichtung eingehen, hätten wir genug Lehrerinnen und Lehrer."
1200 Euro Schmerzensgeld Ein Ansatz zur Lösung des Lehrernotstands, dem offenbar wieder einmal nur die NEOS politisch Nachdruck verleihen. Sie fordern in ihrem aktuellen Wahlprogramm jährlich 1200,– Euro mehr für jede Pädagogin, die bereit ist, (wieder) Vollzeit zu arbeiten. Hintergrund: An die 50.000 unserer rund 120.000 Lehrerinnen haben eine sogenannte halbe oder verminderte Lehrverpflichtung. Heißt: sie stehen 18, 11, nicht wenige sogar nur 6 Stunden pro Woche (!) in der Klasse, Tendenz seit Jahren steigend. In keinem anderen Beruf arbeitet jeder Zweite – entgegen den Wünschen des Arbeitgebers! – nur Teilzeit.
Auch das muss einmal ausgesprochen werden. Ausgesprochen. Und angegangen.
* Wie immer verwende ich die männliche und weibliche Form willkürlich wechselnd, alle anderen sind jeweils freundlich mit gemeint
Nikolaus "Niki" Glattauer, geboren 1959 in der Schweiz, lebt als Journalist und Autor in Wien. Er arbeitete von 1998 an 25 Jahre lang als Lehrer, zuletzt war er Direktor eines "Inklusiven Schulzentrums" in Wien-Meidling. Sein erstes Buch zum Thema Bildung, "Der engagierte Lehrer und seine Feinde", erschien 2010