Die Trump-Versteherin: Das steht im Melania-Buch

Sie musste schon bisher nicht darben. Vor rund zwei Monaten legten die Trumps ihre Finanzen offen, so ist das in den USA Pflicht. Seither weiß die Welt, dass Melania Trump (54) für eine Rede bis zu 237.000 Dollar erhält. Dass sie in New York Immobilien besitzt, die bis zu einer Million Dollar wert sind. Dass sie in Ljubljana (Slowenien) Mieteinnahmen von bis zu 50.000 Dollar im Jahr erzielt, sich am Sparbuch 250.000 Dollar befinden. Und dass sie mit NFTs 330.607 Dollar verdient hat – sie bietet die digitalen Kunstwerke auf ihrer Webseite an.

Nun könnte das Familienvermögen noch wachsen, denn am Dienstag erschienen die Memoiren der früheren First Lady. Sie waren schon vorab ein Bestseller. "Melania" lag vor Erscheinen auf Platz 2 der Amazon-Charts, und das obwohl das Werk von der Kritik eher zerrissen wird. Eine "dreiste Weißwaschung" nennt die "New York Times" das Buch. Und weil manche Absätze mit einem großen M beginnen, fragt die Zeitung: Ist das ein Buch oder ein Geschirrtuch? Was Sie über Buch und Melania wissen sollten:

Was kostet das Buch?
Es hat als Hardcover 256 Seiten und kostet stolze 40,08 Euro und das in der billigsten Version. Das Buch ist schlicht schwarz, zu lesen gibt es allein den Titel "Melania".

Wann erschien "Melania"?
Weltweit am Dienstag, dem 8. Oktober, in englischer Sprache. Die Paperback-Version folgt am 22. Oktober und hat 304 Seiten.

Wie wird das Buch vermarktet?
Vor allem von Melania selbst und das sehr geschickt. Auf ihrer Webseite gibt es das Buch in drei Preisklassen zu bestellen. Als Einsteiger-Version für 40 Dollar, als "Signed Memoir" mit ihrer Unterschrift für 150 Dollar und als "Collector's Edition" mit Unterschrift und Fotos für 250 Dollar. Am 11. September veröffentlichte Melania auf ihrer Homepage ein Werbevideo für das Buch und verknüpfte das mit ein paar Verschwörungstheorien über das Attentat an ihrem Ehemann.

Welcher Verlag steckt hinter dem Buch?
Es wird von Skyhorse Books veröffentlicht, einem in den USA durchaus umstrittenen Verlag, gegründet 2006 von Anwalt Tony Lyons. Die "NZZ" nannte ihn einmal den "Verleger der Geächteten". Lyons druckte Werke von Wahlleugnern, Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern wie Robert F. Kennedy Jr., Trump-Anwalt Alan Dershowitz sowie nicht weniger als 35 Bücher über die Ermordung von JFK.

Warum wählte Melania diesen Verlag?
Weil er zwar klein ist, aber viel Wind um Neuerscheinungen machen kann. Außerdem gehört Skyhorse Books zu den aufstrebenden Verlagen der USA. Die Bücher werden vom Branchenriesen Simon & Schuster vertrieben, das garantiert flächendeckende Präsenz in den Läden und dort in guten Lagen.

Wer ist Melania überhaupt?
Die Ehefrau von Donald Trump (78) und Mutter des gemeinsamen Sohnes Barron (18). Sie wurde am 26. April 1970 als Melanija Knavs in Novo Mesto, Slowenien, geboren. Melanija war Model, zog 1996 nach New York und heiratete Trump 2005. Sie war erst die zweite First Lady in der Geschichte der USA, die aus dem Ausland stammt (die erste war Louisa Catherine Adams, in England geborene Ehefrau von John Quincy Adams, US-Präsident von 1825 bis 1829) und die erste, die eingebürgert wurde.

Worum geht es nun in ihren Memoiren?
Schwer zu erraten, um ihr Leben. Die Kindheit, den Modeljob, der sie nach New York führte, das erste Treffen mit Trump, die Zeit im Weißen Haus, ihre Charity-Arbeit. Vor allem aber stellt sie sich bis auf wenige Ausnahmen hinter ihren Ehemann.

Kommt Österreich in dem Buch vor?
Ja, eine lange Episode beschäftigt sich mit ihrer Familie in Slowenien, die im Zweiten Weltkrieg nach Österreich "verschleppt" worden sein soll und danach ins Heimatdorf Raka zurückkehrte. Hier soll Anton Ulčnik, ihr Großvater mütterlicherseits, die regional bekannte Sorte Raka-Zwiebel angebaut haben. Laut "Daily Beast", das Auszüge aus den Memoiren veröffentlichte, betrieb Melanias Opa lange Zeit den größten Anbau in Raka. Melanias Mutter Amalija, die dieses Jahr starb, war Österreicherin.

Stammt Melania aus einfachen Verhältnissen?
Das liest sich im Buch nicht so. Es gab Reisen zur Formel 1, Skiurlaub in den Alpen, einen Besuch bei einem Elton-John-Konzert, sie und ihre Schwester Ines (56) hatten ein Kindermädchen. Es gab eine teure Autosammlung, vom Ford Mustang über deutsche BMWs bis zu einer Reihe Mercedes.

Wann und wie wurde sie zum Model?
Schon mit sechs Jahren. Es folgte eine Karriere durch internationale Magazine. Mit 26, kommt sie nach New York. Sie trägt eine Halskette ihrer Familie mit den eingravierten deutschen Worten "Ich liebe dich". Der Höhepunkt der Model-Karriere: "Mein überlebensgroßes Bild auf einer Plakatwand am Times Square".

Schreibt sie im Buch über ihre Nacktfotos?
Ja, sie nennt sie eine "Kunstform". Im Vorfeld des Buches hatte sie das Thema selbst aufgegriffen. Am 18. September tauchte auf "X" plötzlich ein Video auf, in dem Melania alte Nacktbilder aus ihrer Model-Zeit verteidigt, ohne überhaupt aktuell deswegen angegriffen worden zu sein. "Warum stehe ich mit Stolz hinter meiner Arbeit als Nacktmodel?", fragte sie sich ungefragt selbst. Warum stellen Medien die Feier des menschlichen Körpers infrage? Dann tauchte sie tief in historische Nacktdarstellungen in der Kunst ab.

Aber was hat es mit den Nacktfotos auf sich?
Sie waren im Wahlkampf 2016 tatsächlich ein Thema (nicht wegen der Bilder, sondern weil sie bei der Entstehung kein Arbeitsvisum hatte und mit Trump noch nicht verheiratet war). Es handelt sich um Aufnahmen für die britische Ausgabe des Magazins "GQ", die im Jahr 2000 gemacht wurden.

Wo wurden die Bilder gemacht?
Sie wurden in der damaligen Privatmaschine von Trump fotografiert, einer umgebauten Boeing 727. Melania trägt Handschellen, Diamanten, zu sehen ist auch eine Chrompistole. Sie sei ganz scharf darauf gewesen, die Bilderserie zu machen, erinnert sich Herausgeber Dylan Jones. "Donald Trump bat außerdem darum, dass die Fotos in sein Büro geliefert werden. Wir rahmten das Cover und eine Auswahl von Abzügen ein und schickten sie, so schnell wir konnten."

Wie beschreibt sie im Buch das Verhältnis zur Trump-Familie?
Melania beschäftigt sich vorrangig mit Ivanka Trump. Im ersten Wahlkampf traten die beiden als Einheit auf, tatsächlich sei das Verhältnis "oft angespannt" gewesen. Ivanka sei sehr ehrgeizig und einflussreich. "Sie wollte als die wahre First Lady gesehen werden", schreibt Melania. Sie haben sich von ihr im Weißen Haus oft  an den Rand gedrängt fühlte.

Wie lernte sie Trump kennen?
Im September 1998 auf der New York Fashion Week im VIP-Bereich des inzwischen aufgelösten "Kit Kat Klubs". Trump war eigentlich mit "einer attraktiven Blondine" da, aber seine Augen seien "voller Neugier und Interesse" für sie gewesen. Er holt sie in einem schwarzen Mercedes zum ersten Date ab, fährt auf sein Anwesen in Bedford. Auf sie wirkt die Verabredung wie ein Geschäftstermin, schreibt sie und schweift dann ab. "Autofahren gibt mir Freiheit, die ich immer sehr schätze."

Warum wurde ihr Sohn Barron gemobbt?
Sie nennt ihn "Mini Donald". Kurz nach der Wahl 2016 postete die Komikerin Rosie O'Donnell ein Video und behauptete fälschlich, Barron habe Autismus. Er war damals 10 Jahre alt. sie entschuldigte sich, aber Melania berichtet nun, dass Barron längere Zeit Online-Mobbing ausgesetzt war. Deshalb engagiere sie sich jetzt in der "Be Best"-Initiative für das Wohlergehen von Kindern.

Gibt es viel Belangloses im Buch?
Oh ja. Dass sie sich auf die Amtseinführung 2017 mit "starkem Espresso und einem leichten Obstfrühstück" vorbereitete, dass sie eine Hautpflegelinie mit "den verjüngenden Eigenschaften von Kaviar" geplant hatte. Die "New York Times" rätselt über Sätze wie diesen: "Zu wissen, dass ich notfalls auf eigenen Beinen stehen kann, gibt mir großes Selbstvertrauen bei allem, was ich tue."

Warum schlug sie Donalds Hand aus?
Die Bilder gingen 2017 um die Welt. Bei einem Besuch in Israel greift Donald Trump nach der Hand seiner Frau, sie lässt ihn abblitzen. Alles harmlos, meint sie jetzt, der rote Teppich sei einfach nicht breit genug für alle vier Personen gewesen, um nebeneinander zu gehen.

Wie sieht sie den Sturm auf das Kapitol 2021?
Grundsätzlich wie ihr Mann. Nach den Präsidentschaftswahlen war am 6. Jänner 2021 ein Mob ins Kapitol eingedrungen. Melanie wiederholt nun die Verschwörungstheorie, die Wahl, bei der ihr Mann nur Zweiter wurde, sei manipuliert gewesen ("die Medien, die großen Technologieunternehmen und der 'tiefe Staat'"). Außerdem wäre sie zu diesem Zeitpunkt mit Renovierungsarbeiten im Weißen Haus beschäftigt gewesen.

Geht es auch um den Porno-Skandal?
Nein. 2016 hatte Trump eine Affäre mit dem Porno-Model Stormy Daniels (hier mehr dazu nachlesen). Melania geht auf seine Affären nicht ein. Lieber erzählt sie, wie sie Trump in Kenntnis setzte, dass er (wieder) Vater wird. Sie tanzte zu Elton John im Wohnzimmer, machte das Abendessen fertig und sagte aufgeregt: "Du wirst Papa."

Hat Melania wirklich eine Brieffreundschaft mit König Charles?
Sie behauptet ja, der englische Hof kommentiert Derartiges grundsätzlich nicht. Laut "New York Times" würde Melania Trump einen "ständigen Briefwechsel" mit dem Monarchen führen. Sie tausche "bis heute Briefe mit König Charles aus", schreibt sie im Buch.

Und wie war das mit der Queen?
Der britische Bestseller-Autor Craig Brown schildert in seinem Buch "A Voyage Around the Queen" auch die Treffen von Elisabeth II. mit US-Präsident Trump. Sie fand ihn "unhöflich" (hier mehr dazu). Bei Melania liest sich das anders. Sie erzählt, wie ihr die Queen auf Schloss Windsor Tee einschenkte, die Corgis zu ihren Füßen. Die Königin habe ihr ein silbernes Kästchen mit Intarsien aus Rosen, Disteln und Kleeblättern geschenkt, das "Deckenmotiv" einer der Räume des Buckingham-Palasts und gleichzeitig die Symbole von England, Schottland und Irland.

Wie findet Trump das Buch?
Offiziell super. Melania ist seine dritte Ehefrau, er betrog sie mit Pornostar Stormy Daniels, während sie daheim schwanger war. Vielleicht ist er deshalb auf der Amazon-Seite zum Buch besonders überschwänglich, dort wird er so zitiert: "Melania ist mein Fels und mein Fundament und ohne sie an meiner Seite wäre ich nicht der Mann, der ich heute bin."

Wie ist das aktuelle Verhältnis der beiden?
Im Wahlkampf 2016 für die erste Präsidentschaft spielte Melania eine bedeutsame Rolle. Sie war häufig an der Seite ihres Mannes zu sehen. Diesmal fällt sie weitgehend aus. Am Parteitag der Republikaner im Juli in Milwaukee tauchte sie am letzten Tag aber überraschend auf und wurde heftig akklamiert. Über das gemeinsame Foto des Paares witzelten anschließend viele. Melania und Donald hätten sich geküsst wie Schildkröten, hieß es.

Warum sorgte ihr Buch vorab für Aufsehen?
Weil im britischen "Guardian" die ersten Passagen veröffentlicht wurden. Darin geht es um das Thema Abtreibung, das im US-Wahlkampf derzeit eine große Rolle spielt. Melania spricht sich nämlich klar für das Recht auf Abtreibung aus und liegt damit auf Linie von Trump-Konkurrentin Kamala Harris.

Was schreibt Melania im Buch?
"Warum sollte jemand anderes als die Frau selbst die Macht haben, zu bestimmen, was sie mit ihrem eigenen Körper macht? Das Grundrecht einer Frau auf individuelle Freiheit, auf ihr eigenes Leben, gibt ihr die Autorität, ihre Schwangerschaft abzubrechen, wenn sie es wünscht", schreibt die ehemalige First Lady. Und weiter: "Das Recht einer Frau einzuschränken, selbst zu entscheiden, ob sie eine ungewollte Schwangerschaft abbrechen möchte, ist dasselbe, als würde man ihr die Kontrolle über ihren eigenen Körper verweigern. Diese Überzeugung habe ich mein ganzes Erwachsenenleben lang mit mir herumgetragen."

Wie begründet sie das Recht auf Abtreibung?
Melania zählt im Buch laut "Guardian" einige "legitime Gründe" auf, die für einen Abbruch sprechen: Eine Gefährdung des Lebens der Mutter, Vergewaltigung oder Inzest, sowie "ein angeborener Geburtsfehler plus schwere gesundheitliche Probleme".

Warum bittet sie im Buch um "Mitgefühl"?
"Wenn junge Frauen mit einer ungewollten Schwangerschaft konfrontiert werden, erleben sie häufig Gefühle der Isolation und erheblichen Stress. Ich bin wie die meisten Amerikaner für die Anforderung, dass Jugendliche vor einer Abtreibung die Zustimmung der Eltern einholen müssen. Mir ist klar, dass dies nicht immer möglich ist ... Das kulturelle Stigma, das mit Abtreibung verbunden ist, muss aufgehoben werden", schreibt die ehemalige First Lady.

Warum empfinden manche den Moment der Veröffentlichung als heikel?
Weil Donald Trump gegensätzlicher Meinung ist und sich gerade erst festgelegt hatte: Im Falle seiner Wiederwahl ins Weiße Haus würde er ein nationales Abtreibungsverbot mit seinem Veto blockieren.

Worum geht es im Abtreibungsstreit eigentlich?
1973 hatte der Supreme Court, also das Oberste Gericht der USA, eine Grundsatzentscheidung getroffen, bekannt als der Fall "Roe v. Wade". Die Höchstrichter erlaubten eine Abtreibung mindestens bis zur Lebensfähigkeit des Fötus - etwa bis zur 24. Woche. Ein weiteres Urteil aus 1992 bestärkte die Rechtssprechung.

Was ist jetzt anders?
Der Supreme Court ist inzwischen konservativ dominiert. Am 24. Juni 2022 kippte das Höchstgericht mit fünf zu vier Stimmen das landesweite Recht auf Abtreibung ("Dobbs v. Jackson"). Nach Ansicht der Richterinnen und Richter gewähre die US-Verfassung "kein Recht auf Abtreibung". Ob Schwangerschaftsabbrüche erlaubt oder verboten sind, entscheiden nun die Bundesstaaten in Eigenregie. In 14 Bundesstaaten sind Abtreibungen mittlerweile verboten, in 11 nur mehr eingeschränkt möglich. Die Hälfte der 50 Bundesstaaten hat somit inzwischen restriktive Gesetze erlassen.

Was hat das nun mit dem Ehepaar Trump zu tun?
In den USA gibt es derzeit kein landesweites Abtreibungsgesetz, es fehlt also eine überregionale Regelung, was erlaubt und was verboten ist. Donald Trump will als Präsident ein landesweites Gesetz blockieren und die Entscheidung den Bundesstaaten überlassen (die oft ein Verbot erlassen), Melania Trump tritt für eine landesweite Abtreibungs-Erlaubnis ein.

Warum ist das für die US-Wahl relevant?
Weil es die Republikaner angreifbar macht. Die Demokraten könnten sich in ihrer Abtreibungspolitik auf die ehemalige First Lady berufen und einen Keil zwischen das Ehepaar treiben.

Ist das die einzige Meinungsverschiedenheit?
Fast. Im Buch thematisiert Melania laut "Guardian" auch die Einwanderungspolitik. Da sei sie in einigen Aspekten anderer Meinung als ihr Mann gewesen, nicht zuletzt, weil sie selbst eine Immigrantin sei, schreibt sie. Aber: "Gelegentliche politische Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und meinem Mann sind Teil unserer Beziehung, aber ich war der Meinung, dass es besser sei, sie privat zu klären, als ihn öffentlich herauszufordern."

Vielleicht schlussfolgert die "New York Times" deshalb: Melanias Meinungen kommen sehr ähnlich daher wie die ihres Mannes, sie tragen nur Haute Couture.