covid-19

Soll ich mich jetzt eigentlich gegen Corona impfen lassen?

Diese Frage treibt derzeit hunderttausende Österreicher um. Wer sich unbedingt impfen lassen sollte (und wer nicht muss), welche Virus-Variante gerade wütet und wie gefährlich sie werden kann. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Etwa 7 bis 12 Tage dauert es, ehe sich nach einer Coronaschutzimpfung Antikörper bilden, die vor der Infektion schützen
Etwa 7 bis 12 Tage dauert es, ehe sich nach einer Coronaschutzimpfung Antikörper bilden, die vor der Infektion schützen
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Newsflix Redaktion
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Keine Frage wird derzeit häufiger gestellt: "Lässt du dich heuer wieder impfen?" Und die wenigsten Menschen wissen bereits, wie sie sich entscheiden werden. Die Pandemie war nie wirklich weg, das Thema außerhalb der Betroffenen von Long Covid aber schon. Zu schön war es, nicht mehr ständig mit dieser Krankheit konfrontiert zu werden.

Gegen Corona impfen? Schon wieder? Dementsprechend hat auch kaum jemand bisher ernsthaft darüber nachgedacht, ob er sich seine dritte, vierte oder gar fünfte Impfung gegen die Virusinfektion abholt. Dumm nur: Während wir uns eine Erholungspause gegönnt haben, war das Virus fleißig. Und für Viren bedeutet das, dass sie sich weiterentwickeln, mutieren, ihr Erscheinungsbild verändern. Um uns und unser Immunsystem pünktlich zum Beginn der kalten Jahreszeit vor neue Herausforderungen zu stellen.

Neue Corona-Variante Und so haben wir es in diesem Herbst mit einer neuen Corona-Untervariante aus der Omikron-Familie zu tun, die von den Wissenschaftern XEC getauft wurde. In Deutschland sind derzeit 25 Prozent der Neuinfektionen auf diese neue Virus-Variante zurückzuführen, in Österreich sind es bereits jetzt zwischen 30 und 40 Prozent, wie die neuesten Daten aus dem österreichweiten Abwasser-Monitoring ergeben haben. Tendenz rasch steigend.

Die jüngste Coronavirus-Variante heißt XEC und ich hoch ansteckend
Die jüngste Coronavirus-Variante heißt XEC und ich hoch ansteckend
Michael Bihlmayer / ChromOrange / picturedesk.com

XEC ist stark ansteckend, … Denn XEC ist, soweit man das bereits sagen kann, extrem hoch ansteckend. Und zwar noch etwas stärker als die vorangegangenen Virus-Varianten. Deshalb ist es eher eine Frage von Wochen als von Monaten, bis XEC in Österreich vorherrschend ist. Das ist die schlechte Nachricht.

… aber wohl nicht gefährlicher als seine Vorgänger Die gute: Es deutet bisher nichts darauf hin, dass XEC öfters schwere Krankheitsverläufe nach sich zieht, als seine Vorgänger. Und: Die derzeit eingesetzten Anti-Corona-Impfstoffe können, so die Erkenntnis der Fachleute, auch das XEC-Virus gut abdecken und schützen somit auch vor dieser Variante gut. Was man über die aktuelle Corona-Situation wissen muss, ob man sich impfen lassen soll – die wichtigsten Antworten zur Covid-Gefahr im Winter 2024/25:

Was weiß man über die neueste Virus-Variante?
Sie heißt XEC, stammt aus der Omikron-Virusfamilie, breitet sich gerade rasant in ganz Europa aus und hat sich offenbar besser an die Anforderungen und Gegebenheiten angepasst als ihre Vorgänger. Das bedeutet, dass man sich mit XEC noch einmal ein wenig leichter anstecken kann als mit den Vorgänger-Varianten. Allerdings bedeutet das zum Glück nicht automatisch, dass es mehr schwere Krankheitsverläufe mit XEC geben muss. Wie es derzeit aussieht, scheint XEC etwa genauso gefährlich zu sein wie seine Vorgänger.

Impfpass mit Corona-Einträgen. Mittlerweile gibt es auch einen. digitalen Impfpass
Impfpass mit Corona-Einträgen. Mittlerweile gibt es auch einen. digitalen Impfpass
Jürgen Schott / ChromOrange / picturedesk.com

Wie dominant ist die neue XEC-Virusvariante in Österreich bereits?
Derzeit geschehen bereits zwischen 30 und 40 Prozent aller Covid-Infektionen in Österreich mit der neuen XEC-Variante. Da diese nach den gegenwärtigen Erkenntnissen sehr hoch ansteckend ist, wird sie wohl bereits in wenigen Wochen die mit Abstand dominanteste Virus-Variante in Österreich (wenn sie es nicht schon ist) und wahrscheinlich in ganz Europa sein.

Wie viele Corona-Patienten gibt es derzeit in Österreich?
Wie viele Menschen sich derzeit mit Corona angesteckt haben, lässt sich unmöglich sagen, da die Krankheit seit Ende Juni 2023 nicht mehr meldepflichtig ist. Das bedeutet, dass man auch keine Tests mehr machen muss, um eine Infektion zu bestätigen oder auszuschließen. Wahrscheinlich haben in den vergangenen 15 Monaten zigtausende Österreicher eine Corona-Infektion durchgemacht, ohne es überhaupt zu wissen, da die Symptome ja meistens sehr stark einem grippalen Infekt ähneln.

Wie weiß man dann, wie die aktuelle Infektionslage in Österreich ist?
Über das so genannte Abwasser-Monitoring. Dabei werden aus mittlerweile 48 Kläranlagen in ganz Österreich regelmäßig Abwasserproben entnommen und auf ihre Viruslast hin untersucht. Denn der menschliche Körper scheidet permanent über den Stoffwechsel auch Viren und Bakterien aus. Aus der Menge an ausgeschiedenen Coronaviren in den Abwässern lässt sich hochrechnen, wie viele Menschen in dieser jeweiligen Region gerade eine Coronavirusinfektion durchmachen, ganz gleich, ob sie selbst das überhaupt bemerken oder nicht. So lassen sich relativ genau die Entwicklungen nachvollziehen und Trendprognosen anstellen.

Das Abwasser-Monitoring erfolgt über Proben, die in insgesamt 48 Kläranlagen in ganz Österreich gezogen werden
Das Abwasser-Monitoring erfolgt über Proben, die in insgesamt 48 Kläranlagen in ganz Österreich gezogen werden
Sandra Pfeil / OTS

Und was sagt das Abwasser-Monitoring derzeit aus?
Die Zahl der Infektionen steigt seit Wochen an, wobei es zuletzt zu einem Abflachen der Kurve gekommen ist, wenn auch auf recht hohem Niveau. Derzeit ist die Infektions-Dichte in Österreich etwa so hoch wie zuletzt im Jänner 2024.

Wie viele Menschen werden derzeit im Krankenhäusern behandelt?
Die jüngsten vollständigen Zahlen dazu stammen aus der letzten September-Woche. Demnach waren zwischen 23. und 29. September 695 Personen aufgrund einer Covid-Infektion in Spitalspflege, davon mussten 21 auf der Intensivstation behandelt werden. Auch hier ist seit Wochen eine merkbare Steigerung zu verzeichnen. Zuletzt waren in der letzten Dezember-Woche 2023 so viele Menschen aufgrund einer Covid-Infektion im Krankenhaus.

Weshalb gehen die Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit immer nach oben?
Weil es das Virus kalt mag, vereinfacht ausgedrückt. Es sind mehrere Faktoren, die die Infektionszahlen im Herbst und Winter nach oben schnellen lassen. Die Kälte stabilisiert einige Viren, so auch das Corona-Virus. Das bedeutet, dass es länger in der Luft oder auf Oberflächen überleben kann, um einen Wirt zu finden. Dazu kommt, das die Kälte draußen und die trockenen Luft in den Innenräumen unser Immunsystem schwächen und die Schleimhäute aufnahmefähiger für Viren machen. Und wir verbringen mehr Zeit in Innenräumen, was die Aufnahme von virenbelasteten Aerosolen erleichtert.

Corona-Impfstoffentwicklung im Labor. Die Vakzine werden alljährlich an die dominanten Virus-Varianten angepasst
Corona-Impfstoffentwicklung im Labor. Die Vakzine werden alljährlich an die dominanten Virus-Varianten angepasst
Matej Kastelic / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Bedeutet das, dass man sich heuer wieder impfen lassen soll?
Von offizieller Seite heißt es, dass eine Coronaschutzimpfung "allen empfohlen wird, die das Risiko eines möglichen schweren Krankheitsverlaufs durch eine Corona-Infektion, sowie das Risiko möglicher Langzeitfolgen reduzieren möchten". Es wird auch darauf hingewiesen, dass man mit einer Schutzimpfung gleichzeitig vulnerable, also besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen besser vor einer Infektion bewahren kann und gleichzeitig das Gesundheitssystem unseres Landes entlastet.

Ab welchem Alter kann man Kinder impfen lassen?
Grundsätzlich sind die Impfstoffe für alle Menschen ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen. Die österreichischen Gesundheitsbehörden empfehlen Schutzimpfungen für alle Kinder unter fünf Jahren, die in Kindergärten und anderen Gemeinschaftseinrichtungen betreut werden. Sowie für alle jene Kinder, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 haben, etwa aufgrund von chronischen Erkrankungen oder einer Immunsuppression. Damit ist eine entweder vom Körper selbst veranlasste (etwa durch eine Krankheit) oder eine medizinisch notwendige Unterdrückung des körpereigenen Immunsystems gemeint. Für Kinder wird die Menge an verwendetem Impfstoff an ihr Körpergewicht angepasst.

Wie ist die Empfehlung für alle Kinder ab 5?
Kinder von 5 bis 11 Jahren können ebenfalls jederzeit geimpft werden. Auch hier wird die Impfung explizit empfohlen für all jene Kinder, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19 haben, etwa wegen einer chronischen Erkrankung oder wegen Immunsuppression. Auch für diese Kinder wird die Impfstoffmenge an ihr Körpergewicht angepasst.

Kommt wieder eine Maskenpflicht? Gesundheitsexperten gehen nicht davon aus, raten aber vor allem Menschen aus Risikogruppen, in belebten Situationen eine Schutzmaske zu tragen
Kommt wieder eine Maskenpflicht? Gesundheitsexperten gehen nicht davon aus, raten aber vor allem Menschen aus Risikogruppen, in belebten Situationen eine Schutzmaske zu tragen
Hans Ringhofer / picturedesk.com

Und für Jugendliche und Erwachsene?
Die Impfung ist jedem empfohlen, der das Risiko eines möglichen schweren Krankheitsverlaufs durch eine Corona-Infektion, sowie das Risiko möglicher Langzeitfolgen reduzieren möchte.

Wer sollte sich besser impfen lassen?
Alle Personen ab 60 Jahren, Schwangere, Personen mit bestimmten chronischen Erkrankungen wie etwa Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck, COPD, chronische Herz- oder Nierenbeschwerden, Personen mit Trisomie 21, mit Immundefekten oder immunsupprimierender Therapie, HIV-Infektion, Organ- oder Knochenmarkstransplantation sowie Autoimmunerkrankungen. Außerdem Gesundheitspersonal, Personen in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Alten- und Pflegeheime) sowie Personen mit intellektuellen oder körperlichen Behinderungen in und außerhalb von Betreuungseinrichtungen.

Warum sind die Impf-Empfehlungen nicht in allen Ländern gleich?
Es gibt nur ein paar Unterschiede. So empfehlen zwar auch die deutschen Gesundheitsbehörden, genauso wie in Österreich, eine jährliche Schutzimpfung idealerweise im Herbst für alle Personen ab 60. Doch in der Schweiz wird die Altersgrenze für eine unbedingte Impf-Empfehlung erst bei 65 Jahren gezogen. Nach der Einschätzung des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit ist das Risiko von Personen unter 65 und ohne gesundheitliche Risikofaktoren, schwer an Covid zu erkranken, sehr gering.

Auch dem Gesundheits- und Pflegepersonal wird in der Schweiz generell keine Impfung empfohlen. Es wird diesen Personen jedoch vollkommen freigestellt, sich dennoch impfen zu lassen, wenn ihnen das sicherer erscheint.

Genügt eine Auffrischungsimpfung?
Ja, eine Auffrischungsimpfung mit einem der aktuell verwendeten Impfstoffe genügt. Seit der letzten Corona-Schutzimpfung oder Corona-Infektion sollten mindestens sechs, idealerweise 12 Monate vergangen sein (dazu müsste man natürlich wissen, ob man infiziert war). Nur bei bestimmten Risikogruppen (Personen über 60 oder mit bestimmten Vorerkrankungen) kann es sinnvoll sein, bereits vier Monate nach einer Schutzimpfung oder einer Infektion abermals zu impfen. Das muss aber auf jeden Fall mit einem Arzt besprochen werden.

Die bereits klassischen Selbsttests für daheim können auch weiterhin verwendet werden – so lange sie nicht abgelaufen sind. Danach ist dem jeweiligen Ergebnis nicht mehr hundertprozentig zu vertrauen
Die bereits klassischen Selbsttests für daheim können auch weiterhin verwendet werden – so lange sie nicht abgelaufen sind. Danach ist dem jeweiligen Ergebnis nicht mehr hundertprozentig zu vertrauen
Jens Kalaene / dpa / picturedesk.com

Wenn ich noch nie eine Corona-Schutzimpfung hatte, brauche ich dann mehr Impfungen?
Nein, mit den aktuellen Impfstoffen genügt auch in diesem Fall eine Impfung. Schwerwiegend immungeschwächte bzw. stark immunsupprimierte Personen benötigen gesonderte Impfschemata und müssen das unbedingt mit ihrem Arzt besprechen.

Wo bekomme ich eine Corona-Schutzimpfung?
Es gibt in allen Bundesländern Impfangebote der Behörden, außerdem bieten zahlreiche Hausärzte eine Covid-19-Impfung an. Einen kompletten Überblick über alle öffentlichen Impfangebote in Österreich finden Sie hier. Achtung: Man muss sich immer für eine Coronaschutzimpfung anmelden, einfach in einem Impfzentrum vorbeikommen ist nicht möglich.

Was kostet die Schutzimpfung?
Gar nichts, sie ist für alle Bürger kostenlos.

An wen wende ich mich, wenn ich Beratung benötige oder spezielle Fragen habe?
Erste Anlaufstelle sollte immer der eigene Hausarzt sein, denn er kennt die individuelle Krankengeschichte am besten. Dazu bieten alle Bundesländer eigene Informationsstellen für alle Arten von Fragen. Und auf der Seite des Gesundheitsministeriums gibt es ebenfalls zahlreiche informative Links zum Thema.

Herbstzeit ist nicht nur Corona-, sondern auch Grippezeit. Mediziner raten dazu, die beiden Schutzimpfungen gleich zu kombinieren
Herbstzeit ist nicht nur Corona-, sondern auch Grippezeit. Mediziner raten dazu, die beiden Schutzimpfungen gleich zu kombinieren
Ole Berg-Rusten / NTB / picturedesk.com

Welche Impfstoffe werden in Österreich verwendet?
"Aktuelle Impfungen erfolgen mit den angepassten JN.1-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, da diese den besten Schutz vor verbreiteten Varianten bieten und nach dem Impfplan Österreich 2023/24 empfohlen sind", schreibt etwa die Stadt Wien auf ihrer Impfservice-Seite. Und weiter: "Diese JN.1-angepassten Impfstoffe von BioNTech/Pfizer sind monovalente Impfstoffe, die Schutz sowohl vor älteren Varianten und besonders vor der Omikron-Subvariante JN.1 bietet. Sie sind EU-weit zugelassen. Diese Impfstoffe wurden speziell für die SARS-CoV-2 Omikron-Subvariante JN.1 entwickelt, um einen noch effektiveren Schutz vor Infektion und Erkrankung zubieten."

Schützen diese Impfstoffe auch vor der neuen XEC-Variante?
Laut Gesundheitsexperten ja, da alle aktuell in Österreich vorkommenden Virus-Varianten aus der Omikron-Virusfamilie stammen und sich die Oberflächenmerkmale der einzelnen Virus-Varianten dadurch nicht so stark voneinander unterscheiden. Diese Oberflächenmerkmale der Viren sind aber das Hauptangriffsziel der Impfstoffe, um eine Infektion zu verhindern. Insofern sollte hier bei XEC, laut Expertensicht, etwa die gleiche Wirksamkeit vorhanden sein.

Wie rasch tritt der Impfschutz ein?
Etwa 7 bis 12 Tage nach der Impfung bilden sich Antikörper auf den Schleimhäuten und in den Atemwegen, die das Risiko einer Infektion um 50 bis 70 Prozent reduzieren. Dieser Schutzmechanismus hält etwa drei Monate lang an und verschwindet danach wieder. Der Schutz vor schweren Covid-Krankheitsverläufen hält etwa 1 Jahr lang an.

Kann ich mich auch gleichzeitig mit der Coronaschutzimpfung gegen Grippe impfen lassen?
Ja, das ist grundsätzlich möglich. Studien haben gezeigt, dass die gleichzeitige Impfung mit verschiedenen Impfstoffen gut vertragen wird und das Immunsystem stimuliert. Es wird empfohlen, dass Personen aus der Risikogruppe sich gleichzeitig gegen Corona und Grippe impfen lassen. Älteren Personen wird zusätzlich auch eine Impfung gegen RSV empfohlen, das ist ein weiteres Virus, das schwere Atemwegserkrankungen verursacht. Möchte man mehrere Impfungen gleichzeitig erhalten, sollte man das trotzdem vorab mit einem Hausarzt besprechen und auch bei der Impf-Anmeldung deponieren.

Akt. Uhr
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